Bewegungsschmerz - Formen und Entstehungsmechanismen
Muskelverspannungen, Haltungsschäden und Verschleißerkrankungen. Über 20 Millionen Menschen in Deutschland klagen über teilweise chronische Rückenschmerzen.
Ursachen für Rückenschmerzen
Angeborene Fehlbildungen der Wirbelsäule, ein Beckenschief-
stand, eine unbemerkte Beinverkürzung, Hohlkreuz, Senkfüße oder Entwicklungsstörungen im Kindes- und Jugendalter können Ursachen für Rückenschmerzen sein. Die Folge sind:
- Muskelverspannungen,
- Haltungsschäden und
- Verschleißerscheinungen an den Wirbelknochen und den Bandscheiben.
Bei einem Bandscheibenvorfall wird der Faserring der Bandscheibe brüchig und Teile des Gallertkerns treten aus.
Ein Bandscheibenvorfall kann an jeder Stelle der Wirbelsäule auftreten, am häufigsten jedoch im stark belasteten Lenden-
bereich. Ein erhöhtes Risiko besteht bei angeborener Schwäche des Bandscheibenapparates und Bindegewebes sowie bei Verkrümmungen der Wirbelsäule.
Auch ein zu enger Wirbelkanal, eine so genannte Spinalkanalstenose, kann zu chronischen Schmerzen führen. Das gilt gleichfalls für die Skoliose, eine dauerhafte (angeborene oder erworbene) Krümmung der Wirbelsäule. Letztere wird, wie z.B. auch die Spondylarthritis (Morbus Bechterew), oft durch eine Spondylodese (operative Wirbelsäulenversteifung) behandelt.
Rückenschmerzen durch Arthrose
Bei Arthrosen handelt es sich um die häufigsten Gelenkerkrankungen. Sie beruhen auf Störungen der hyalinen Gelenkknorpelmatrix. Nach anfänglich erhöhtem Knorpelmetabolismus nehmen Zellgehalt und Dicke des Gelenkknorpels ab. Es kommt schließlich zu einer Sklerose (Knochenverdichtung), Zystenbildung und am Gelenkrand zu Randwülsten.
Der Gelenkknorpel selbst ist zwar nicht innerviert, mögliche Schmerzquellen sind jedoch u.a. der unter dem Knorpel liegende (subchondrale) Knochen, das Knochenmark (erhöhter Druck) und eine Kapseldehnung bei Gelenkinstabilität. Wie auch bei anderen Gelenkerkrankungen führen entzündliche Reaktionen zur Aktivierung von Schmerz-Rezeptoren (Nozizeptoren), wodurch es zu einer zentralen neuronalen Übererregbarkeit und Ausdehnung der schmerzhaften Areale kommt.
Häufig betroffen sind die Hüfte (Coxarthrose), das Knie (Gonarthrose) und die Wirbelsäule unter Beteiligung von Wirbelkörpern, Bandscheiben (Spondylose) und kleinen Wirbelgelenken (Spondylarthrose).
Verschleißerscheinungen und ihre Folgen
Schätzungen zufolge leiden in Deutschland etwa 12 Millionen Menschen unter rheumatischen Beschwerden. Meist handelt es sich um Verschleißerscheinungen an Wirbelsäule und Gelenken, die zu Schmerzen und Einschränkungen der Beweglichkeit führen und die letztlich in einer ausgeprägten Gelenkarthrose münden können. Auch Veränderungen an Muskeln, Sehnen und Sehnenscheiden sowie an Bindegewebe und Schleimbeuteln können starke Beschwerden verursachen.
Sowohl Kinder als auch Erwachsene sind von entzündlichem Gelenkrheuma betroffen, der chronischen Polyarthritis oder rheumatoiden Arthritis. Der Beginn dieser in Schüben verlaufenden Krankheit ist schleichend. Nach ersten Schmerzen und Schwellungen der Gelenke verdickt sich die Haut, die das Gelenk (Synovia) auskleidet und setzt Botenstoffe frei, die Entzündungen fördern. Das Gelenk schwillt weiter an, durch chronische Entzündungen wird zunächst der Gelenkknorpel, später auch der Knochen zerstört.
Die Folge sind Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Gelenkfehlstellungen. Oft bilden sich Rheumaknoten an den Streckseiten der Gelenke aus. Die Krankheit gehört zu den Autoimmunerkrankungen, d.h. der Körper bildet Abwehrstoffe gegen körpereigene Substanzen. Dies führt zu Gelenkentzündungen, erklärt aber auch die teilweise Mitbeteiligung der Haut und innerer Organe.
Osteoporose - Schwund an Knochenmasse
Bei der Osteoporose, auch Knochenschwund genannt, handelt es sich mit ca. 6 Millionen Betroffenen um die häufigste Knochenkrankheit in Deutschland. Etwa 18 Prozent aller Frauen und 8 Prozent der Männer im Alter von über 40 Jahren leiden unter Osteoporose. Jede dritte Frau über 60 Jahren ist davon betroffen. Unter Osteoporose versteht man einen kontinuierlichen Schwund an Knochenmasse, weil das normale Gleichgewicht von Knochenaufbau- und -abbau nicht mehr besteht und der Abbau überwiegt.
Anzeichen einer Osteoporose sind starke Rückenschmerzen bei Belastung sowie in fortgesetztem Stadium auch in Ruhe. Bei ausgeprägter Minderung der Knochensubstanz kann es zu Knochenbrüchen kommen. Am häufigsten (80 - 90 Prozent) sind die so genannten "primären" Formen der Osteoporose (ohne sonstige Grunderkrankung), während die "sekundären" Formen im Rahmen oder als Folge einer anderen Krankheit (z.B. Diabetes mellitus, Hormonstörungen) oder auch nach Kortisoneinnahme auftreten.
Quellen:
Gesundheit in Wort und Bild: Rückenschmerzen, Wort und Bild Verlag, München, 1995
F. Becher, E. Keck, RHEUMA: Erkennen. Behandeln, Herder-Verlag, Freiburg, 1993
H.W. Minne, Th. von Holst (Hrsg.), Deutsches Grünes Kreuz und Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. (BfO), Osteoporose - Fragen und Antworten, Verlag im Kilian, 2000
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