Frau mit Lungenembolie im Krankenhaus
© Getty Images/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Lungenembolie: Ursachen, Therapie & Heilungsdauer

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.10.2023 - 16:27 Uhr

Bei einer Lungenembolie wird der Blutfluss in einer Lungenarterie durch deren vollständige oder teilweise Blockade behindert. Dies kann schwerwiegende gesundheitliche Beschwerden auslösen und im schlimmsten Fall einen Herzstillstand zur Folge haben. Liegt eine Lungenembolie vor, muss also schnellstens eine ärztliche Behandlung erfolgen. Welche Ursachen stecken hinter einer Lungenembolie, was für Behandlungen gibt es und mit welcher Heilungsdauer kann man rechnen?

Was ist eine Lungenembolie?

Bei einer Lungenembolie wird eine Substanz in eine oder mehrere Lungenarterien eingeschwemmt und kann diese so verstopfen. Dadurch kann weniger Blut durch die Arterien in die Lunge gelangen, weshalb dieses nicht ausreichend mit Sauerstoff angereichert wird. Zusätzlich staut sich Blut zurück und es erhöht sich der Druck in den Lungengefäßen. Gegen diesen Druck muss die rechte Herzhälfte, die normalerweise das Blut vom Herzen in Richtung der Lunge pumpt, verstärkt arbeiten (Rechtsherzbelastung).

In der Folge fällt der Blutdruck ab, die Organe werden nicht mehr richtig durchblutet und dem Körper fehlt Sauerstoff. Dieser Zustand kann leicht lebensbedrohlich werden.

Welche Ursachen stecken hinter einer Lungenembolie?

Das sauerstoffarme Blut aus dem Körper wird vom Herz in die großen und kleinen Arterien der Lungenstrombahn transportiert. In diesen wird es zu den Lungenbläschen gebracht, wo es wieder mit Sauerstoff angereichert wird.

Manchmal werden dabei aber auch gefährliche Partikel in Richtung der Lunge transportiert: meist Teile von Blutgerinnseln aus einer Thrombose in den Becken- oder Beinvenen, aber auch – sehr viel seltener – Fett, zum Beispiel nach einer Operation am Knochen, Luftblasen durch eine Infusion, Tumorzellen oder Fruchtwasser, das während der Geburt in den mütterlichen Kreislauf gelangt.

Diese Substanzen können steckenbleiben und das entsprechende Gefäß verstopfen. Diese Verstopfungen können einseitig oder auch beidseitig auftreten.

Wie beginnt eine Lungenembolie?

Oft gehen einer großen Embolie mehrere kleine voraus, die sich durch Anzeichen wie kurzzeitige Schwindelanfälle, Herzstolpern und Herzrasen bemerkbar machen. Auch Atemnot ist möglich, je nach Ausmaß der Embolie entweder nur bei Belastung oder auch in Ruhe.

Treten daneben Anzeichen einer Venenthrombose auf (ein geschwollenes, warmes Bein mit Spannungsgefühl oder Schmerzen), sollte auch bei diesen leichteren Symptomen dringend der Notruf verständigt werden.

Diese Anzeichen weisen auf eine Lungenembolie hin!

Lungenembolie: weitere Anzeichen

Die Ausprägung der Symptome einer Lungenembolie variiert je nach Anzahl und Größe der betroffenen Lungenarterien und abhängig davon, wie schnell sich diese verschließen.

Zu den typischen Symptomen einer Lungenembolie gehören:

  • leichte Luftnot bis hin zu starken Atembeschwerden
  • (blutiger) Husten
  • Brustschmerzen
  • Beklemmungsgefühl
  • Todesangst
  • Herzrasen
  • Schocksymptome wie Bewusstseinsverlust und Herz-Kreislauf-Stillstand

Wie wird die Diagnose Lungenembolie gestellt?

Bei der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und der körperlichen Untersuchung wird – neben dem Erfragen der aktuellen Beschwerden – vor allem nach Risikofaktoren und Anzeichen für eine Thrombose gefahndet. Als Orientierung dient dabei der sogenannte Wells-Score.

Erste Hinweise auf eine Embolie können sich zudem beim Abhören von Herz und Lunge ergeben. Auch das Messen des Pulses und des Blutdrucks kann hilfreich sein.

Mögliche Laboruntersuchungen umfassen vor allem:

  • die Blutgase zur Überprüfung der Sauerstoffversorgung (und damit des Schweregrads der möglichen Embolie)
  • die Gerinnungswerte, die Hinweise auf bestimmte Risikofaktoren geben
  • die D-Dimere, deren Erhöhung eine verstärkte Aktivität der Fibrinolyse, also des Abbaus von Blutgerinnseln, anzeigt

Eine Ultraschalluntersuchung kann Hinweise auf die Belastung der rechten Herzkammer geben; manchmal lässt sich auch ein großes Gerinnsel zeigen. Auch ein Ultraschall der Beine oder des Beckens kann bei Verdacht auf eine Bein- oder Beckenvenenthrombose durchgeführt werden.

Mit der Lungenszintigrafie, bei der radioaktive markierte Substanzen gespritzt werden, lassen sich Durchblutung und Belüftung der Lunge einschätzen und ins Verhältnis setzen. Bestimmte Bilder sprechen für eine Lungenembolie, erlauben aber keine definitive Diagnose.

Dafür besser geeignet ist die CT-Angiografie, bei der ein Röntgenkontrastmittel in die Vene gespritzt und dessen Anreicherung in den Gefäßen dargestellt wird.

Eine normale Röntgenuntersuchung der Lunge und ein EKG sind eher unspezifisch und verstärken allenfalls den Verdacht oder schließen andere Ursachen aus.

Erste Hilfe bei Lungenembolie

Eine Lungenembolie muss immer im Krankenhaus behandelt werden. Treten zu Hause typische Symptome einer Lungenembolie wie Atemnot und Brustschmerzen auf, sollte deshalb sofort der Notruf verständigt und die betroffene Person in eine halbsitzende Position mit hochgelagertem Oberkörper gebracht werden. Dadurch wird der Blutfluss durch die Venen zum Herzen vermindert, das Herz wird entlastet.

Als Basismaßnahme der Therapie werden Schmerz- und Beruhigungsmittel sowie Sauerstoff verabreicht, eventuell auch kreislaufstabilisierende Substanzen.

Zudem bestimmt das medizinische Personal bei stabilen Patient*innen mithilfe eines sogenannten validierten klinischen Scores (sPESI) mögliche Risiken und anhand derer das weitere Vorgehen. Dazu werden unter anderem Blutdruck, Atemfrequenz und Temperatur gemessen sowie bekannte Vorerkrankungen und das Alter abgefragt.

Behandlung mit Medikamenten

Kleinere Gerinnsel kann der Körper selbst auflösen, bei größeren muss eventuell künstlich nachgeholfen werden. Um zu verhindern, dass das Blutgerinnsel weiter anwächst oder neue Gerinnsel entstehen, werden gerinnungshemmende Medikamente wie Heparin intravenös verabreicht. Diese blutverdünnenden Mittel werden auch Antikoagulanzien genannt.

Parallel dazu wird eine Lungenembolie-Therapie mit gerinnungshemmenden Tabletten begonnen, die je nach vorliegenden Vorerkrankungen und Risikofaktoren für drei bis sechs Monate oder auch lebenslang genommen werden müssen. Diese Mittel bezeichnet man als direkte orale Antikoagulanzien (DOAK), den generellen Einsatz von Antikoagulanzien zur Behandlung oder Vorbeugung von Erkrankungen im Rahmen einer langfristigen Therapie Antikoagulation.

Zu den möglichen Nebenwirkungen dieser Behandlung zählt ein erhöhtes Blutungsrisiko, das unterschiedliche Bereiche, wie den Magen-Darm-Trakt oder das Muskelgewebe, betreffen kann.

Vitamin-K-Antagonisten als Alternative

Als Alternative zu den DOAK können Vitamin-K-Antagonisten eingesetzt werden. Diese kommen jedoch nur zur Anwendung, wenn Beschwerden durch den Einsatz von DOAK auftreten oder wenn bestimmte Erkrankungen vorliegen, die gegen die Nutzung der Arzneimittel sprechen. Dazu gehören beispielsweise das Antiphospholipid-Syndrom oder eine Mitralstenose.

Thrombolyse in schweren Fällen

Handelt es sich um eine schwere Lungenembolie, muss das Blutgerinnsel aufgelöst werden. Diese Therapieform nennt sich Lyse-Therapie oder auch Thrombolyse. Dazu werden spezielle Medikamente, die sogenannten Fibrinolytika (auch Thrombolytika), direkt in die betroffene Vene gespritzt.

Fibrine sind ein wichtiger Bestandteil der Blutgerinnung. Die Proteine werden durch die Fibrinolytika gespalten, das Blutgerinnsel löst sich auf. Da solche Medikamente verstärkt die Blutungsneigung anderer Organe erhöhen, werden sie in der Regel nur eingesetzt, wenn aufgrund der Lungenembolie starke Störungen des Herz-Kreislauf-Systems oder ein Herz- oder Atemstillstand vorliegen.

Behandlung durch mechanische Eingriffe

Alternativ zur Gabe von Medikamenten kann das verstopfte Gefäß mit einem eingebrachten Katheter wieder durchgängig gemacht werden. Dazu wird der Katheter in das betroffene Lungengefäß eingeführt und der Thrombus dann zerkleinert. Zugleich kann ein gerinnungshemmender Wirkstoff über den Katheter verabreicht werden. Man bezeichnet diese Therapiemethode als kathetergestützte Thrombolyse.

Sind alle anderen Behandlungsoptionen fehlgeschlagen, bleibt auch noch der Versuch, das Gerinnsel chirurgisch im Rahmen einer Operation zu entfernen. Diese Operation wird als Thrombendarteriektomie bezeichnet. Dabei wird die betroffene Arterie freigelegt und das Blutgerinnsel entfernt.

Bettruhe bei Lungenembolie?

Bettruhe wurde bei Lungenembolie in der Vergangenheit zum Teil verordnet, sollte nach erfolgreicher Behandlung aber nicht eingehalten werden, da Immobilität das Risiko von Thrombosen erhöhen kann. Sobald es gesundheitlich möglich ist, sollten man sich also wieder körperlich betätigen.

Wie schnell stirbt man bei einer Lungenembolie?

Die Lungenembolie ist eine gefährliche Krankheit – auch bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung beträgt die Sterblichkeitsrate noch immer ein bis vier Prozent. Bei einer schweren Lungenembolie liegt das Sterberisiko deutlich höher und die Erkrankung kann sehr schnell einen tödlichen Verlauf nehmen: Etwa 90 Prozent der Personen mit schwerer Lungenembolie sterben innerhalb der ersten zwei Stunden nach Auftreten der Symptome.

Letztendlich führt eine schwere Lungenembolie unbehandelt nicht zum Ersticken, wie häufig angenommen wird, sondern zu Herzversagen.

Heilungsdauer und Spätfolgen bei Lungenembolie

Überlebt die betroffene Person, liegt die Heilungsdauer bei etwa vier Wochen, denn in dieser Zeit kann das körpereigene System die Blutgerinnsel meist abbauen. In der Regel müssen Betroffene noch einige Zeit nach der Akutbehandlung im Krankenhaus bleiben. Dadurch wird sichergestellt, dass der Kreislauf stabil ist und die Therapie mit blutgerinnenden Medikamenten auch längerfristig vertragen wird.

Das Leben nach einer Lungenembolie kann schwierig sein: Bei etwa der Hälfte der betroffenen Personen treten Spätfolgen, wie anhaltende Probleme mit der Atmung (Dyspnoe) und Erschöpfung, auf. Zudem können bisweilen der durch das Ereignis möglicherweise ausgelöste Schreck sowie Ängste vor einem erneuten Auftreten der Erkrankung die Psyche belasten. Dann kann es sinnvoll sein, sich psychologische Hilfe zu suchen oder Rat in einer Selbsthilfegruppe zu suchen.

Bei etwa zweieinhalb bis fünf Prozent der Patient*innen kommt es zudem zu einem Rezidiv, also zu erneuten Venenthrombosen oder Lungenembolien. Deshalb müssen oftmals wie oben beschrieben vorbeugend Medikamente eingenommen werden.

Wirkt sich eine Lungenembolie auf die Lebenserwartung aus?

Sowohl die gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Spätfolgen als auch ein Wiederauftreten der Erkrankung können sich auf die Lebenserwartung auswirken. Der Verlauf nach Behandlung einer Lungenembolie kann aber von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. Eine allgemeingültige Aussage über die Lebenserwartung nach einer Lungenembolie ist also nicht möglich.

Risikofaktoren: Wer neigt zu Lungenembolie?

Beinvenenthrombosen, die häufigsten Auslöser einer Lungenembolie, entstehen häufig durch drei verschiedene Faktoren: eine Verringerung der Fließgeschwindigkeit des Blutes (beispielsweise bei fehlender Bewegung), Verletzungen oder Entzündungen in den Venen sowie eine stärkere Gerinnungsneigung des Blutes. Diese wird beispielsweise durch hormonelle Veränderungen oder bestimmte Erkrankungen beeinflusst.

Unter anderem folgende Personengruppen sind deshalb einem höheren Risiko ausgesetzt, eine Lungenembolie zu erleiden:

  • Bettlägerige und immobile Menschen, auch nach einer Operation 
  • Personen mit Krampfadern oder mit Lungen- oder Herzerkrankungen 
  • übergewichtige Menschen 
  • Raucher*innen
  • Frauen/Personen, die die Antibabypille einnehmen oder eine Hormonersatztherapie erhalten
  • Drogenabhängige, die sich ihr Suchtmittel spritzen
  • Schwangere

Daneben gibt es einige Krankheiten, bei denen die Gerinnungsneigung des Blutes erhöht ist, so zum Beispiel chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Diabetes mellitus und manche bösartigen Tumoren.

Auch genetische Faktoren, wie Störungen der Hämostase (Blutstillung), können ein erhöhtes Thrombose-Risiko mit sich bringen. Diese Personen sind beispielsweise bei Langstreckenflügen – bei denen man lange in einer Position sitzt, bei der Beinvenen abgeknickt sind – besonders gefährdet.

Maßnahmen zur Verhinderung einer Lungenembolie

Die Langzeitgabe von Antikoagulanzien ist eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung weiterer Thrombosen und Embolien. In bestimmten Fällen kann man auch in die Pfortader ein Drahtgeflecht (Cava-Schirmchen) einbringen, das als eine Art Filter die Thromben im Blutstrom abfangen soll, bevor sie in die Lunge gelangen.

Darüber hinaus gibt unterschiedliche Maßnahmen und Verhaltensweisen, mit denen man dem erneuten Auftreten einer Thrombose vorbeugen kann:

  • Tragen Sie regelmäßig Kompressionsstrümpfen, die verschrieben und genau angepasst werden sollten.
  • Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit (kein Alkohol).
  • Bewegen Sie häufig Beine und Füße. Passende gymnastische Übungen können durch ärztliches oder therapeutisches Personal gezeigt werden.
  • Auch Krankengymnastik zur Verbesserung der Lungenfunktion, beispielsweise in Form einer Reha-Behandlung, kann angebracht sein.
  • Reduzieren Sie nach Möglichkeit Risikofaktoren, wie Rauchen, Bewegungsmangel oder die Einnahme der Pille als Verhütungsmittel.

Vor langen Flugreisen (insbesondere bei mehr als sechs Stunden Dauer) sollte mit dem*der Hausarzt*Hausärztin besprochen werden, ob eine vorbeugende Gabe zum Beispiel von Heparin sinnvoll ist.

Frau mit Atemnot greift sich an Brustkorb
Dyspnoe: Was steckt hinter Atemnot?
Dyspnoe: Was steckt hinter Atemnot?
Thrombose am Fuß
So erkennt man eine Thrombose rechtzeitig
So erkennt man eine Thrombose rechtzeitig
Frau mit Atemnot durch Lungenödem
Lungenödem: Symptome & Ursachen von Wasser in der Lunge
Lungenödem: Symptome & Ursachen von Wasser in der Lunge