Implantat oder Brücke? Besprechung beim Zahnarzt
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Implantat oder Brücke?

Von: Dr. Dr. Manfred Nilius (Zahnarzt und Facharzt für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie)
Letzte Aktualisierung: 06.11.2020 - 16:57 Uhr

Implantate und Brücken schließen unschöne Zahnlücken, wenn ein Zahn gezogen werden musste. Doch wann ist welche Lösung besser? Was hält länger: Brücke oder Implantat? Wo liegen Vor- und Nachteile beider Methoden? Und was kosten sie? Antworten darauf liefert unser Experte Dr. Dr. Manfred Nilius im Interview.

Implantat: künstliche Zahnwurzel

Zahnimplantate basieren auf künstlichen Zahnwurzeln, die operativ im Kieferknochen befestigt werden, damit auf ihnen ein Zahnersatz angebracht werden kann, beispielsweise eine Krone, Brücke oder ein herausnehmbarer Zahnersatz.

Während sich bei Trägern von Teil- und Vollprothesen aufgrund einer falschen Belastung häufig der Kieferknochen zurückbildet und es so zu Instabilität kommt, sind Zahnimplantate wie ein eigener Zahn im Knochen fest verankert. Die kleinen künstlichen Wurzeln aus Titan oder Zirkonoxid bieten den darauf befestigten Kronen oder Brücken sicheren Halt und den Patienten somit einen perfekten Biss. "Keine Methode ersetzt fehlende Zähne so natürlich und unauffällig", betont Kiefer- und Gesichts-Chirurg Dr. Dr. Manfred Nilius.

Mithilfe modernster Computertechnik berechnet der Implantologe auf den Millimeter genau Position, Winkel und Größe des optimalen Implantats und pflanzt es anschließend exakt dort ein, wo ursprünglich die Wurzel des verlorenen Zahnes steckte.

Brücke: Überbrückung von Zahnlücken

Um Zahnlücken zu schließen, ist die festsitzende Brücke eine bewährte Methode, dabei gibt es verschiedene Arten von Brücken. Die Zahnbrücke besteht in der Regel aus Metall, das mit zahnfarbener Keramik verblendet wird. Kleinere Ausführungen werden häufig ganz aus Hochleistungskeramiken hergestellt, die auch hohen Kaukräften im Bereich der Seitenzähne standhalten. Ihren Namen trägt die Brücke, weil sie eine Zahnlücke überbrückt, indem sie an den benachbarten Zähnen befestigt wird.

Neben einem Brückenglied, das die Lücke überspannt, sind zwei Ankerkronen notwendig, die auf die Zähne links und rechts der Lücke gesetzt werden. Zuvor müssen die Zähne allerdings wie bei einer normalen Krone abgeschliffen werden. Dank stabiler Metallgerüste können auch mehrere fehlende Zähne überbrückt werden. Brücken der neuen Generation bestehen aus Biokeramik und können computerassistiert gefräst werden.

Oft werden beide Varianten, Brücke und Implantat, kombiniert, sodass auf nur vier oder sechs Implantaten ganze Zahnreihen von bis zu zwölf Zähnen ersetzt werden können.

Implantat oder Brücke? Experte Dr. Dr. Nilius im Interview

Was Sie schon immer über Brücken und Implantate wissen wollten und was Sie darüber hinaus noch wissen sollten, erfahren Sie im Folgenden. Der Experte Dr. Dr. Manfred Nilius beantwortet die häufigsten Fragen zum Thema.

Wann ist ein Implantat besonders sinnvoll?

Mithilfe eines Implantats ist auch dort eine feste Verankerung möglich, wo keine natürliche zur Verfügung steht. Der Vorteil: Das Abschleifen gesunder Zähne ist überflüssig, da die Implantate direkt im Kiefer und nicht an den Zahnwänden befestigt werden wie bei einer Brücke.

In welchen Fällen ist eine Brücke nach wie vor die bessere Lösung?

Eine Brücke ist erste Wahl, wenn auch beide Nachbarzähne angegriffen sind. Denn in diesem Fall werden sie ohne zusätzliche Kosten optisch mitversorgt.

Wann sollte man prinzipiell auf ein Implantat verzichten?

Bei Diabetes, Leukämie, Herzerkrankungen oder schweren Störungen des Immunsystems sind Implantate nur eingeschränkt zu empfehlen. Das Gleiche gilt bei bestimmten Medikamenten oder Drogenabhängigkeit. In diesen Fällen ist zuvor unbedingt ein Gespräch mit dem Hausarzt erforderlich.

Wo liegen die spezifischen Nachteile beider Methoden?

Implantate: In der Regel sind die Kosten höher als bei herkömmlichen Brücken. Außerdem muss – wenn auch nur minimalinvasiv – in den Kieferknochen gebohrt werden. Im Oberkiefer ist auf die Nasennebenhöhle zu achten. Im seitlichen Unterkieferbereich gilt es die Gefühlsnerven zu schonen.

Brücken: Diese werden von Patienten oft eher als Fremdkörper empfunden. Sie können verrutschen und wackeln und bieten nicht einen so festen Sitz wie die im Knochen fest verankerten Implantate. Oft muss sehr viel Zahnsubstanz geopfert werden, um eine schönen neue Krone fertigen zu können. Bei Brücken mit Metallgerüst schimmert zudem oft der dunkle Kronenrand durch die Schleimhaut.

Gibt es Risiken?

Implantate: Es können Wundheilungsstörungen eintreten. Bei Rauchern ist die Erfolgsquote von derzeit etwa 98,8 Prozent deutlich verringert. Ernsthafte Risiken sind nicht bekannt.

Brücke: Es kann zu Zahnnervschädigung mit anschließender Nerventfernung und Zahnverfärbung kommen. Ein Verlust des Zahnes und damit der Verlust der gesamten Brücke ist möglich. Darüber hinaus können Hygieneprobleme unter den Brückengliedern auftreten, da die Reinigung schwierig ist.

Können Implantate Allergien auslösen?

Statt herkömmlicher Materialien wie Gold und Stahl werden inzwischen vermehrt "sanftere" Materialien wie "Zirkonoxid"-Keramik für den Implantataufbau verwendet. Damit ist das Problem der nicht selten auftretenden Metallunverträglichkeit vom Tisch. Und auch optisch spricht einiges für die Implantate als Alternative: Der bei Implantaten früher häufige Grauschimmer ist garantiert kein Thema mehr.

Wie lange halten moderne Implantate und Brücken?

Implantate: Bei richtiger Pflege halten sie ein Leben lang.

Brücken: 15 Jahre und länger.

Wie wird der Zahnersatz "verankert"?

Implantate: Ein Skalpell ist bei modernen Methoden überflüssig. Statt die Schleimhäute aufzuschneiden, stanzen Implantologen Löcher. Recht neu ist die "Korkenzieher-Methode". Spezielle Lasertechnik und ein korkenzieherähnliches Gewinde ermöglichen die Verankerung des Implantats mit einer einzigen, nur zwei Millimeter winzigen Bohrung. Der Vorteil für den Patienten: Die Wunde verheilt schneller, Schwellungen und Schmerzen werden erheblich reduziert.

Brücken: Neben einem Brückenglied, das die Lücke überspannt, werden als Halterung zwei Ankerkronen auf die Zähne links und rechts der Lücke gesetzt.

Ist auch bei wenig Knochensubstanz ein Implantat möglich?

In der Regel bietet der Kieferknochen einer Zahnlücke ausreichende Substanz für ein Implantat mit Keramik-Aufbau. Ist das nicht der Fall, so kann der fehlende Knochen mit künstlichen Ersatzmaterialien und/oder körpereigenem Gewebe aufgebaut werden.

Wie viel kostet der Zahnersatz?

Implantate: 1.500 bis 2.500 Euro kostet das Implantat, plus Aufbau und Zahnkrone.
Brücken: ab 1.500 Euro.

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Bezahlt die Kasse einen Teil der Kosten?

Ja, bei der Brücke werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen. Bei Implantaten trägt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten in der Regel nicht. Oftmals zahlen die Kassen jedoch einen Festzuschuss in Höhe der Regelversorgung. Sprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt vorab über die Kosten und den Heil- und Kostenplan.

Worauf sollte ich bei der Arztwahl achten?

Entscheidet man sich für ein Implantat, so sollte der Kieferchirurg oder Zahnarzt eine Weiterbildung zum Implantologen vorweisen können.