Hände einer Frau mit Rhizarthrose
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Wie man Rhizarthrose angemessen behandelt

Von: Dr. med. Gerlind Souza-Offtermatt (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 07.08.2018 - 13:15 Uhr

Die Rhizarthrose ist eine Arthrose des Daumensattelgelenks. Das Daumensattelgelenk oder auch einfach Sattelgelenk befindet sich an der Basis des Daumens; es wird gebildet vom sattelförmigen, zur Handwurzel gehörenden Vielecksbein und der Basis des ersten Mittelhandknochens, der wie ein Reiter auf dem Sattel sitzt. Die weite, schlaffe Kapsel des Gelenks gibt dem Sattelgelenk die Bewegungsfreiheit eines Kugelgelenks, wodurch der Daumen den anderen Fingern gegenübergestellt und nach außen abgespreizt werden kann. Durch die starke Beanspruchung des Gelenks ist es zu erklären, dass sich das Gelenk abnutzt und eine Arthrose entsteht (Rhizarthrose).

Rhizarthrose: eine häufige Erkrankung

Die Rhizarthrose ist die häufigste Finger- und Handgelenksarthrose und betrifft Männer und bevorzugt Frauen im Alter ab 50 Jahren. Hormonelle Einflüsse spielen eine Rolle, aber auch genetische Faktoren, denn eine familiäre Häufung ist eindeutig festzustellen.

Mechanische Überbelastung des Daumensattelgelenks, seltener eine rheumatische Erkrankung (chronische Polyarthritis) oder schlecht verheilte Fraktur mit Gelenkbeteiligung können dann zu erhöhtem Verschleiß des Gelenkknorpels führen und Ursache der Arthrose sein.

Treten zusätzlich weitere Fingergelenksarthrosen auf, spricht man von einer Polyarthrose.

Entstehung einer Rhizarthrose

Wie bei anderen Arthrosen kommt es allmählich bei hoher Belastung des Gelenks oder Vorschädigung zu einer Veränderung der Knorpelsubstanz mit Rissbildung und zunehmendem Knorpelabbau. Als Begleitreaktion der Gelenkkapsel entsteht eine entzündliche Gelenkreizung mit Gelenkerguss, der wiederum den Knorpelabbau fördert.

Wenn schließlich der Knorpel fast gänzlich abgebaut ist, reibt Knochen auf Knochen, eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung ist die Folge. Durch Umbauprozesse des Knochens entstehen knöcherne Anbauten (Osteophyten) und es kommt zu Verdickung des Knochens in Gelenknähe mit Verschmälerung des Gelenkspalts.

Symptome: Schmerzen und verminderte Kraft

Im Vordergrund der Beschwerden stehen Schmerzen, die im unteren Bereich des Daumenballens am Übergang zur Handwurzel lokalisiert sind. Im Anfangsstadium machen sich die Schmerzen hauptsächlich bei Belastung bemerkbar, beispielsweise beim Öffnen von Schraubverschlüssen oder Auswringen von Putzlappen. Bei diesen alltäglichen Tätigkeiten fällt auch die verringerte Kraft beim Greifen auf.

Zudem ist auch eine Schwellung im Bereich des Sattelgelenks erkennbar und mehr und mehr fällt auf, dass der Daumen sich weniger abspreizen lässt. Der Daumen liegt herangezogen (in Adduktion) und ist leicht gebeugt.

Das Röntgenbild klärt die Diagnose

Bei der ärztlichen Untersuchung zeigt sich eine Auswölbung des Sattelgelenks und Fehlstellung nach hinten; die Abspreizung des Daumens ist eingeschränkt. Eindeutig geklärt ist die Diagnose einer Arthrose des Daumensattelgelenks dann durch das Röntgenbild, das einen verschmälerten Gelenkspalt zeigt.

Der Röntgenologe unterscheidet vier Stadien der Rhizarthrose je nach Ausmaß der Fehlstellung des Gelenks und des Gelenkverschleißes, der sich an den knöchernen Anbauten und der Breite des Gelenkspalts zeigt.

Da eine Sattelgelenkarthrose oftmals gemeinsam mit einem Karpaltunnelsyndrom auftritt, sollte bei nächtlichen Schmerzen und Taubheitsgefühl zusätzlich eine nervenärztliche Untersuchung stattfinden.

Ruhigstellung und Entzündungshemmung

Eine Heilung einer Rhizarthrose ist nicht möglich, wohl aber eine Linderung der Beschwerden und Besserung der Beweglichkeit. Im Vordergrund der konservativen Behandlung steht, den Entzündungsprozess im Gelenk zu stoppen.

Dazu gehört die Schonung und Ruhigstellung des Gelenks mit Tapen und speziellen Schienen (Orthesen), die bei Belastung und nachts getragen werden, Gabe von entzündungshemmenden und schmerzstillenden Antirheumatika (NSAR) und physikalische Therapie.

Dies geschieht durch:

Bei stärkeren Beschwerden können Injektionen von Lokalanästhetika oder Cortison eine längere Linderung der Beschwerden herbeiführen; man sollte allerdings sparsam mit solchen Einspritzungen in das Gelenk umgehen, da die Gefahr von Infektionen gegeben ist.

Operation bei anhaltenden Beschwerden

Sprechen die Beschwerden auf diese Maßnahmen nicht an oder ist im benachbarten Daumengrundgelenk schon eine Überstreckung festzustellen, sollte man an eine Operation denken. Hier stehen verschiedene Verfahren zur Wahl, die im Folgenden im Detail vorgestellt werden:

  • Resektions-Suspensionsarthroplastik
  • Künstliches Sattelgelenk (Prothese)
  • Arthroskopie

Resektions-Suspensionsarthroplastik

Bei diesem gängigsten und bewährten OP-Verfahren wird das Vieleck (Trapezium) entfernt und anschließend zur Füllung des Hohlraums und besseren Stabilität ein Teil der angrenzenden Handgelenksbeugesehne mit dem Mittelhandknochen des Daumens verbunden.

Die etwa einstündige Operation verfügt über gute bis sehr gute Ergebnisse in Langzeitstudien. Sie wird entweder in Vollnarkose oder mit Betäubung des Arm-Nervengeflechts (Plexusanästhesie) durchgeführt. Die Nachbehandlung besteht in Ruhigstellung mit einer Gipsschiene für zwei Wochen und anschließender Versorgung mit Daumenbandage für vier Wochen.

Dann erfolgt über sechs Wochen die Mobilisierung durch Physiotherapie und Ergotherapie. Nach circa drei bis sechs Monaten besteht für gewöhnlich wieder die alte Kraft und Beweglichkeit, meist ohne Schmerzen.

Künstliches Sattelgelenk (Prothese)

Für die Implantation besteht die Auswahl zwischen Teil- und Komplettprothesen aus Kunststoff, Silikon oder Metall. Die Ruhigstellung dauert in diesem Fall nur vier Wochen, bevor die physiotherapeutische Nachbehandlung beginnen kann.

Der Nachteil dieses Verfahrens liegt allerdings in der Gefahr der Lockerung oder Bruch der Prothese, auch ist der Zeitraum für eine endgültige Bewertung noch zu gering.

Arthroskopie bei Rhizarthrose

Im Anfangsstadium der Rhizarthrose lässt sich der Entzündungsprozess im Gelenk stoppen, indem man bei einer Arthroskopie Entzündungsgewebe abträgt und die Gelenkfläche glättet. Gleichzeitig können die ableitenden Schmerzfasern durchtrennt werden, so dass die Schmerzwahrnehmung vermindert ist.

Die umfangreichere Resektions- Suspensionsarthroplastik lässt sich dadurch noch um einige Jahre hinausschieben, denn gänzlich beseitigen lässt sich die Rhizarthrose mit dieser Maßnahme meist nicht.