Arthritis, rheumatoide: Die Synovialmembran ist geschwollen u. entzündlich infiltriert (Granulationsgewebe mit neutrophilen Granulozyten, Lymphozyten, Plasmazellen, Makrophagen, Mastzellen, Lymphfollikeln). Die Synovialzellen sind hyperplastisch. Das Granulationsgewebe bedeckt als Pannus den Gelenkknorpel u. führt zu Knorpelschädigung. Nach Einwachsen in den subchondralen Knochen kann es zusätzlich zu einer Knochenzerstörung kommen. [53]
© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.
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Morgensteifigkeit in u. um die Gelenke, Dauer mindestens 1 Std. vor maximaler Besserung -
Weichteilschwellung (Arthritis) von 3 oder mehr Gelenken -
Schwellung (Arthritis) der proximalen interphalangealen, metakarpophalangealenoder Handgelenke -
symmetrische Schwellung (Arthritis) -
Rheumaknoten -
nachweisbarer Rheumafaktor -
im Röntgenbild Erosionen u./oder gelenknahe Osteoporose in Finger- oder Handgelenk |
Dauer der ersten vier Symptome mindestens 6 Wochen. Sichere Diagnose bei vier oder mehr Kriterien |
Arthritis, rheumatoide: diagnostische Kriterien (American College of Rheumatology, 1987). [89]
© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.
Arthritischronische Systemerkrankung des Bindegewebes, die vorwiegend die Gelenke bei möglicher systemischer u. extraartikulärer Manifestation befällt und zu Deformierungen sowie Bewegungseinschränkungen führt. Häufiger bei Frauen (50% vor dem 45. Lj.) als bei Männern (3:1). Ätiol.: Ursache ungeklärt, diskutiert werden Immunpathogenese, infektiöse Ursachen, z.B. Bakterien, Mykoplasmen, genetische Faktoren. Klinik: meist schleichender Beginn an den kleinen Gelenken, symmetrisch nach proximal fortschreitend, manchmal auch akute Rheumatoidarthritis in großen Gelenken, z.B. Kniegelenk. Unterschiedlich stark ausgeprägte Symptome der Arthritis: meist Schwellung, Schmerz, Bewegungseinschränkung. Beginn als Synovialitis, Ausprägung eines Pannus, dann Knorpel- u. Knochen-, damit auch Gelenkzerstörungen mit Fehlstellungen (Ulnardeviation, Knopfloch- u. Schwanenhalsdeformität), nicht selten Versteifung. Extraartikuläre Symptome: Atrophie der Mm. interossei, Tenosynovialitis, Tendinitis, Bursitis, rheumatoide Granulome. Viszerale Beteiligung: Herz (Myokardbeteiligung durch Rheumaknoten, nekrotisierende Arteriitis; Perikarditis), Gefäße (diffuse Arteriitis, vasomotorische Störungen, Raynaud-Krankheit); Lunge bzw. Pleura (Fibrose, Pleuritis sicca sive exsudativa), Nieren (meist in Form von Arzneimittelnebenwirkungen, Immunkomplexnephritis), Nerven (Kompressionssyndrome, insbesondere Karpaltunnelsyndrom, auch z.B. bei atlantoaxialer Dislokation), Blut (Anämie, Leuko- u. Thrombozytopenie, meist Therapiefolge), Augen (Uveitis). Diagn.: Laborbefunde: bei aktiver Entzündung Akute-Phase-Reaktionen positiv, Nachweis des Rheumafaktors in 60–90%, antinukleäre Faktoren in ca. 20%; pathologische Veränderungen in der Synovia. Röntgenbefunde: gelenknahe Osteopenie, Gelenkspaltverschmälerung, subchondrale Zysten, fibröse Usuren, dann ossäre Ankylosierung, Fehlstellungen, Subluxationen, Deviation. Hilfe bei diagnostischer Sicherung u. zur Klassifizierung der rheumatoiden Arthritis durch ACR-Kriterien (s. Tab.). Zur Beurteilung des Schweregrades Entwicklung röntgenmorphologischer Stadien S I–IV und Grade der funktionellen Insuffizienz (F0–III) sowie der Aktivität (A0–3). Ther.: s.u. Antirheumatica. Sonderformen: Felty-Syndrom, Silikoarthritis (Caplan-Colinet-Syndrom), Arthritis mutilans, Besonderheiten im Kindesalter: Still(-Chauffard)-Syndrom, juvenile Arthritis. Als eigene Entitäten abzugrenzen: Sjögren-Syndrom (1), Arthritis psoriatica.