Glomerulonephritis: Verknüpfung der humoralen u. zellulären Faktoren, die an der Basalmembran zur Entzündung führen. [534]
© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.
Glomerulonephritis: Verteilungsmuster der Erkrankung (modifiziert nach Classen, Diehl, Kochsiek). [53]
© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.
Typ | Ursache | Befund | Prognose |
Minimal-Change-Nephritis | vermutlich durch T-Zellen vermittelt | nephrotisches Syndrom | meist spontane Heilung; sonst Behandlung mit Kortikoiden |
membranöse Glomerulonephritis (perimembranöse Glomerulonephritis) | Immunkomplexe im Blut (z.B. bei Medikamenten, Viren, Tumoren u.a.) | nephrotisches Syndrom, evtl. Hämaturie | insg. sehr gut, wenn medik. Ther. frühzeitig begonnen |
membranoproliferative Glomerulonephritis (mesangiokapilläre Glomerulonephritis) | Typ I: im Blut zirkulierende Immunkomplexe Typ II: Autoantikörper gegen Komplement-Konvertase | nephrotisches Syndrom, evtl. Hämaturie | mehr als die Hälfte der Betroffenen entwickelt nach 5 Jahren ein dialysepflichtiges Nierenversagen |
endokapilläre Glomerulonephritis (exsudativ-proliferative, postinfektiöse Glomerulonephritis) | meist im Anschluss an Streptokokkeninfektion | akut auftretende Hämaturie, Proteinurie | insgesamt sehr gut, 80% heilen ohne Folgen aus; sonst Übergang in mesangioproliferative Glomerulonephritis mit Nierenversagen |
mesangioproliferative Glomerulonephritis | Folge der endokapillären Glomerulonephritis, begleitend bei Systemerkrankungen | Hämaturie, Proteinurie | gut, selten Übergang in chronisches Nierenversagen |
extrakapilläre Glomerulonephritis (diffuse Halbmond- Glomerulonephritis) | Immunkomplexe im Blut oder Autoantikörper gegen die Basalmembran der Glomeruli; häufig bei Systemerkrankungen | Hämaturie, Proteinurie | rasch fortschreitend, nach wenigen Monaten dialysepflichtiges Nierenversagen |
Glomerulonephritis: Formen, Ursachen, Befund u. Verlauf.
© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.
beidseitige entzündliche Nierenerkrankung, die zunächst diffus oder herdförmig an den Nierenkörperchen (Glomeruli) abläuft. Sie führt dort zu einer Schädigung der Filtermembran mit Protein- u. Hämaturie. Eine G. kann kurz u. heftig (akute G.), rasch fortschreitend (rapid progressive G.) oder langsam bzw. schleichend (chronische G.) verlaufen und ist nach der Pyelonephritis zweithäufigste Ursache der chron. Niereninsuffizienz. Ätiol. u. Klassifik.: Die Vorgänge im Einzelnen sind bei den meisten G. nicht geklärt, bekannt sind jedoch verschiedene zugrunde liegende Mechanismen, bei denen immer das Immunsystem beteiligt ist. a) Die weitaus größte Gruppe ist dadurch gekennzeichnet, dass sich Immunkomplexe bilden, die an den Glomeruli Entzündungsreaktionen verursachen. Diese Antigen-Antikörper-Komplexe können als Folge anderer Krankheiten (z.B. Streptokokkeninfekt, Lupus erythematodes, Periarteriitis nodosa, Purpura rheumatica) durch gegen Bakterienantigene gebildete Antikörper entstehen, im Blut zirkulieren u. sich an den Nierenkörperchen ablagern. Dort setzen sie eine Reihe schädigender Mechanismen (s. Schema) in Gang. Sie können in Gewebsproben (nach Nierenbiopsie) durch Immunfluoreszenz an der Basalmembran als körnchenförmige Ablagerungen von Immunglobulinen u. Komplementfaktoren nachgewiesen werden (Immunkomplex-Typ der G. b) Seltener (ca. 5%) wird eine G. durch Autoantikörper gegen die Basalmembran des Glomerulus verursacht, die sich streng linear an die Membran binden u. zu deren Schädigung führen (Anti-Basalmembran-Antikörper-Nephritis sowie Anti-GBM-Nephritis; auch isoliert als rasch fortschreitende extrakapilläre Glomerulonephritis). c) Weitere Formen der Glomerulonephritis werden über aktivierte T-Zellen oder Komplement verursacht. Es existiert eine Vielzahl verschiedener G., die sich diesen Mechanismen unterordnen lassen, aber im Einzelnen sehr unterschiedlich verlaufen, unterschiedliche mikroskopisch sichtbare Veränderungen zeigen, verschieden behandelt werden u. sich hinsichtlich der Progn. unterscheiden (s. Tab., Abb.). Auf der anderen Seite kann eine G. vorwiegend als Nierenerkrankung (primäre G.) oder als sekundäre G. begleitend bei Systemerkrankungen (z.B. Kollagenose, Goodpasture-Syndrom, Alport-Syndrom) ablaufen, wobei wiederum das breite Spektrum der Verlaufsformen abgedeckt werden kann. Klinik: häufig keine subjektiven Beschwerden. Auftreten können Proteinurie, Hämaturie, Ausscheidung von Harnzylindern, Oligurie, Hypertonie, Ödeme, Nierenschmerzen, evtl. nephrotisches Syndrom. Ther.: abhängig vom Typ der G. Behandlung der Grunderkrankung, daneben evtl. Antihypertonika, Kortikoide, Immunsuppressiva. Bei Niereninsuffizienz Nierenersatzverfahren.
- G., akute
G. mit kurzer Anamnese u. heftigem Verlauf, meist als G., endokapilläre... (mehr) - G., chronische
Latenzstadium einer G. Führt langsam zu Niereninsuffizienz u. doppelseitiger... (mehr) - G., diffuse endokapillär-proliferative
histologisch definierte Glomerulonephritisform mit Mesangiumzellproliferation... (mehr) - G., diffuse extrakapilläre
histologisch definierte Glomerulonephritisform, gekennzeichnet durch extrakapilläre... (mehr) - G., diffuse membranoproliferative
histologisch definierte Glomerulonephritisform, gekennzeichnet durch Kapillarwandverdickung... (mehr) - G., diffuse sklerosierende
histologisch definierte Glomerulonephritisform, gekennzeichnet durch ausgedehnte... (mehr) - G., endokapilläre
Glomerulonephritis mit typischem Befund nach Streptokokkeninfektion... (mehr) - G., extrakapilläre
G., rapid progressive... (mehr) - G., fokal-segmental sklerosierende
zur Glomerulosklerose führende Glomerulonephritis mit fokalem Befall einzelner... (mehr) - G., hämorrhagische
akute G. mit Hämaturie, meist ohne Proteinurie u. Hypertonie... (mehr) - G., hypokomplementämische
Form der G. ohne bestimmte morphologische Ausprägung, die sich durch besondere... (mehr) - G., IgA-Typ
Sonderform der mesangialen G. Immunhistologisch nachgewiesene IgA-Ablagerungen... (mehr) - G., membranöse
typische Form der G. vom Immunkomplex-Typ mit Verdickung der Basalmembran... (mehr) - G., membranoproliferative
G. mit Bildung einer Membran zwischen Endothel u. unveränderter Basalmembran... (mehr) - G., mesangiale
G. mit Proliferation der Mesangiumzellen... (mehr) - G., minimal proliferierende interkapilläre
glomeruläre Minimalveränderungen... (mehr) - G., perimembranöse
G. membranöse... (mehr) - G., postanginöse
Glomerulonephritisform mit etwa 1–3 Wochen nach Abklingen einer Streptokokken-Angina... (mehr) - G., proliferative
Sammelbez... (mehr) - G., rapid progressive
G. mit Entwicklung einer Niereninsuffizienz innerhalb weniger Wochen (bis... (mehr) - G., rekurrierende
Wiederauftreten einer G. in der transplantierten Niere, wenn der Empfänger... (mehr) - G., sklerosierende
zur Glomerulosklerose führende G. (mehr) - G., thrombokapilläre
Löhlein-Herdnephritis... (mehr)