Vitamin B1.
© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.
Vitamin

wasserlösliches, hitze-, alkali- u. O2-labiles Vitamin. Natürliches Vork. in Getreide (Keimling, Hülle), Hülsenfrüchten, tier. Leber, Muskelfleisch, Hefe; wird auch ernährungsabhängig im Darm mikrobiell synthetisiert. Stoffwechsel: Vit. B1 ist unentbehrlich für den Kohlenhydratstoffwechsel: als „Cocarboxylase“ prosthet. Gruppe in Enzymen für Pyruvatdecarboxylierung, Bildung von Acetyl-CoA, von Bernsteinsäure im Krebs-Zyklus; außerdem beteiligt an der Acetylcholin-Bildung. Wird weder gespeichert noch als Überangebot resorbiert; wird v.a. in der Leber in Pyrophosphatform (Coenzym) überführt u. in der Niere dephosphoryliert (Harnexkretion 50 μg/24 Std. als freies u. als Sulfatester). Bei Vitamin-B1-Mangel infolge Minderangebots oder Resorptionsstörung Blockade der Transketolasereaktion in Erythrozyten mit Anstieg der Pentosephosphate auf 3fache Normwerte, erhöhter Pyruvat- u. Lactatblutspiegel, vermind. Harnexkretion. Es kommt zu Magen-Darm-Beschwerden, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Gewichtsverlust, Tachykardie (im EKG: kleines T), Wasserhaushaltsstörung, neurol. Symptomen (periphere Lähmungen, Hypo- bis Atonien, Konzentrationsschwäche, evtl. Depression), bei schwerer Ausprägung Beriberi, beim Alkoholiker Wernicke-Pseudoenzephalitis, Korsakow-Syndrom, Delir. Als Therapie orale Tagesgaben von 20–30 mg B1. – Als Vitamin-B1-Antagonisten die „Antivitamine“ Amprolium, 2-Methylthio- u. Oxypyrithiamin sowie natürl. „Thiaminasen“, Zimtsäure-Derivate etc.