Sterben im Hospiz

Sterbender Patient im Hospiz
© maxlkt

Der Umgang mit dem Tod und dem Prozess des Sterbens erfährt in der deutschen Gesellschaft durch die Hospizarbeit ein langsames Umdenken. Die Auseinandersetzung mit dem Abschied vom Leben fällt vielen Menschen schwer; der Gedanke an das Ende wird weit weggeschoben. Denn das Thema "Sterben" ist mit Angst und Furcht besetzt, und die Vorstellung, in einem Krankenhausbett umgeben von Apparaten und Schläuchen zu sterben ist für die meisten Menschen schrecklich.

Ein häufiger Wunsch: zu Hause sterben

Viele Menschen möchten zu Hause, in ihrer vertrauten Umgebung sterben. Diesem Wunsch wird inzwischen mit der ambulanten Hospizarbeit Rechnung getragen, wenngleich nur bei circa 5 Prozent der rund 200.000 unheilbar Kranken. Ist die Pflege und Sterbebegleitung in der eigenen Wohnung nicht mehr möglich, sind stationäre Hospize eine Alternative. Hier werden Sterbende gepflegt und auf ihrem letzten Weg begleitet.

Die Geschichte der Hospize

Die Anfänge an sich sind alt und lassen sich auf den Beginn des Christentums im Römischen Reich zurückdatieren. Reisende, Kranke, Bedürftige und Sterbende wurden aufgenommen und versorgt. Im Mittelalter ging diese Aufgabe auf die christlichen Orden über, die auch eigene Hospize gründeten. Im 19. Jahrhundert wurde die Idee vor allem in Frankreich und England wiederaufgenommen. 

In der Bundesrepublik ist die Hospizbewegung dagegen noch sehr jung. Erst 1986 nahm das erste Hospiz in Deutschland offiziell seine Arbeit auf. Begleitet wurde die Entwicklung der stationären Hospize von der Einrichtung so genannter palliativer Stationen in Krankenhäusern bundesweit. Auf diesen Stationen werden Patienten mit fortgeschrittenen, nicht heilbaren Erkrankungen versorgt.

Mittlerweile gibt es bundesweit etwa 300 Palliativstationen. Dabei steht neben der Schmerztherapie die Erhaltung der maximal möglichen Lebensqualität im Vordergrund. Der erste Lehrstuhl für Palliativmedizin wurde 1999 an der Universitätsklinik Bonn eingerichtet: Seitdem ist dieses medizinische Fachgebiet auch als Forschungsgebiet etabliert.

Was ist eigentlich Hospizarbeit?

Im Vordergrund der Hospizarbeit stehen sterbende Menschen und ihre Angehörige mit allen ihren Bedürfnissen, Wünschen und Rechten. Die Hospizarbeit – ob ambulant oder stationär – basiert auf folgenden Schwerpunkten:

  • die spirituelle Begleitung, die sowohl dem Sterbenden als auch seinen Angehörigen zugute kommt und dabei hilft, die Erfahrung des Todes zu begreifen.
  • die psychosoziale Begleitung mit der emotionalen Unterstützung der Beteiligten. Oft stehen im Angesicht des nahenden Todes noch unbewältigte Konflikte aus – diese Konflikte zu lösen oder zu akzeptieren, dass sie nicht mehr bearbeitet werden können, kostet viel emotionale Kraft.
  • die palliative Pflege wie auch die palliative Medizin behandeln Schmerzen und Begleiterscheinungen der Erkrankung des Sterbenden und bemühen sich um die Verbesserung der Lebensqualität an der Schwelle zum Tod.

In Deutschland gibt es inzwischen 1.500 ambulante Hospizdienste und 235 stationäre Hospize. 

Wer trägt die Kosten?

Die Finanzierung der ambulanten und stationären Hospizarbeit ist erst seit 2002 durch die Krankenkassen und die Pflegeversicherung etabliert. Zunächst war jedoch nur der ambulante Hospizdienst für den Patienten kostenfrei. Seit 2009 sind auch Patienten im stationären Hospiz von sämtlichen Kosten befreit.

Zu circa 90 Prozent werden die Aufenthaltskosten von Krankenkasse und Pflegeversicherung getragen, für den Rest kommt das Hospiz auf. Daher bleiben die Hospize auf Spenden und Fördergelder angewiesen.

Sterbebegleitung zu Hause

Die Versorgung sterbenskranker Menschen zu Hause ist für die Angehörigen keine leichte Aufgabe. Zu den emotionalen Belastungen kommen körperliche Anstrengungen und die völlige Veränderung des bisher gewohnten Alltages. Mit einigen Vorbereitungen und der Unterstützung eines ambulanten Hospizdienstes lässt sich diese Aufgabe leichter bewältigen:

  • Wer einen Sterbenden zu Hause pflegt, der braucht dafür kein besonderes Zimmer. Ein vertrautes Zimmer oder ein Raum mit einer gemütlichen Atmosphäre sind dafür ausreichend.
  • Hilfreich ist ein geeignetes Pflegebett, das eventuell von der Krankenkasse ausgeliehen werden kann. Dort sollte auch nach einer sogenannten Dekubitus-Matratze gefragt werden, die dass Wundliegen verhindert.
  • Verbands-, Pflege- und Verbrauchsmaterialien sollten ebenso leicht greifbar und verfügbar sein wie Kissen zur Lagerung und geeignete Decken.
  • Die Einrichtung einer Waschgelegenheit oder aber ein Rollstuhl muss den räumlichen Gegebenheiten angepasst werden.

Wer Angehörige oder Freunde zu Hause pflegt, nimmt eine große Verantwortung auf sich – letztlich auch für sich selbst. Das eigene emotionale und physische Befinden muss ernst genommen werden, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Vielfach ziehen sich Freunde und Bekannte zurück, die soziale Isolation – bedingt auch durch die zeitliche und räumliche Anbindung an den Sterbenden – kann sehr groß werden.

Es hilft, vorher Besuche zu organisieren, den Einkauf und die Versorgung des Alltags zu überdenken und für sich selbst auch einen Ansprechpartner und Begleiter zu finden.

Vorbereitung auf die schwere Zeit

Wird ein Sterbender aus dem Krankenhaus entlassen, sollte vorher Kontakt mit dem Krankenhaus-Sozialdienst und dem Hausarzt aufgenommen werden.

Im gemeinsamen Gespräch sollten alle anstehenden Aufgaben besprochen und besonders auch die Schmerztherapie geklärt werden. Der Hausarzt muss verstehen und akzeptieren, dass der Sterbende keine lebensverlängernden Maßnahmen wünscht. Bei der Suche nach einem ambulanten Hospizdienst helfen der Sozialdienst des Krankenhauses, die Wohlfahrtseinrichtungen der Kirchen und die Krankenkassen.

Die Mitarbeiter der ambulanten Hospizdienste arbeiten in der Regel ehrenamtlich und sind durch besondere Kurse auf ihre Aufgaben vorbereitet worden. Ihr Augenmerk richtet sich vor allem auf das emotionale Wohlbefinden des Sterbenden und der Menschen in seiner Umgebung. Sie tragen durch Nähe und Einfühlung Ängste mit und begleiten die Trauer- und Verlustarbeit.

Stationäre Hospize

Stationäre Hospize sind kleine, familiäre Einrichtungen, die sich um die palliative Versorgung Sterbender kümmern. Das bedeutet, dass rund um die Uhr qualifizierte Krankenpflege geleistet wird, die von ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt wird. Das Hospiz ist in die ärztliche Betreuung vor Ort eingebunden. Die medizinische Betreuung übernimmt in der Regel der Hausarzt. Sozialarbeiter, Psychologen und Altenpfleger betreuen den Sterbenden und seine Angehörigen.

Das Kinderhospiz

Eine besondere Einrichtung sind Kinderhospize. Hier werden nicht nur die kleinen Patienten, sondern auch ihre Eltern und Geschwister betreut. Der Betreuungsaufwand ist hier besonders groß: Es muss Platz und Wohnraum für die Familien geben, die emotionale und psychosoziale Betreuung der gesamten Familie muss ebenso gewährleistet sein wie die palliative Betreuung des kleinen Patienten.

Freizeitaktivitäten und schulische Verpflichtungen der begleitenden Geschwister müssen berücksichtigt werden. Aber auch Spiel, Spaß und Lachen sollen trotz allem Kummer nicht zu kurz kommen. Die Kinderhospizarbeit ist eine sogenannte "Entlastungspflege", eine Kurzzeitpflege als "Urlaub" für Kind und Eltern.

In manchen Kinderhospizen sind auch Aufenthalte mehrmals im Jahr möglich. Zum Beispiel im Kinderhospiz Balthasar in Olpe: Es ist das erste Kinderhospiz in Deutschland, das unter der Leitlinie "Ein zweites Zuhause für die ganze Familie" auch vierwöchige Aufenthalte mehrmals im Jahr ermöglicht. Derzeit gibt es in Deutschland insgesamt 14 stationäre Kinderhospize und mehr als 100 ambulante Kinderhospizdienste.

Aktualisiert: 21.02.2017

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