Mann mit Reiserucksack hat Bauchweh wegen Montezumas Rache
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Was ist Montezumas Rache?

Von: Olga Tschesnokowa (Biologin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 15.11.2021 - 18:11 Uhr

Montezumas Rache ist eine der häufigsten Reiseerkrankungen, bei der die Verdauung ordentlich durcheinander gerät. Der Durchfall, der jede dritte Person auf Fernreisen erwischt, wird meist durch die Erreger Escherichia coli oder Campylobacter hervorgerufen. Die Regel: "Cook it, boil it, peel it or forget it" (koch es, schäl' es oder vergiss es) hilft, sich vor dem unliebsamen Reisedurchfall zu schützen. Wenn es Sie trotzdem erwischt hat, sollten Sie auf Ihre Reiseapotheke zurückgreifen und unbedingt reichlich trinken, um dem Flüssigkeitsverlust entgegenzuwirken. Bei länger andauernden Durchfällen sollte an eine bakterielle und virale Infektion gedacht und ärztlicher Rat gesucht werden.

Ursachen von Reisedurchfall

Um Reisedurchfall auszulösen, genügt oftmals schon ungewohnt scharfes oder fettiges Essen. Ebenso kann der Reisestress oder der Klimawechsel im Reiseland auf den Magen schlagen. Zudem kann die Reisediarrhoe durch Krankheitserreger wie das Darmbakterium Escherichia coli, Salmonellen, Shigellen oder Campylobacter-Keime ausgelöst werden. Eine solche Darminfektion auf Reisen wird auch als Montezumas Rache bezeichnet.

Die Bakterien können bei mangelnden Hygienebedingungen über das Wasser, Lebensmittel oder auch Tiere übertragen werden. Weitere Ursachen von Durchfall stellen Viren (zum Beispiel der Norovirus oder Rotaviren) dar. Die Viren werden über den Stuhl oder Erbrochenes ausgeschieden und fäkal-oral direkt von Mensch zu Mensch, über Gegenstände oder ebenfalls über verschmutze Lebensmitteln und verunreinigtes Wasser übertragen.

In seltenen Fällen verursachen Parasiten wie Würmer oder Amöben (Entamoeba histolytica) Reisedurchfall.

Montezumas Rache: Typische Symptome

Bei Reisedurchfall treten die ersten Symptome nach einer Inkubationszeit von einigen Stunden bis zu mehreren Tage nach dem ersten Kontakt mit den Erregern auf. Typisch ist, dass die Betroffenen drei Mal täglich oder häufiger einen wässrigen und ungeformten Stuhlgang haben. Daneben können weitere Symptome wie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Blähungen auftreten.

Die Symptome, die durch Reisestress oder ungewohntes Essen bedingt sind, fallen meist milder aus als bei infektiösen Reisedurchfall durch Erkrankungen.

Wie kann Reisedurchfall behandelt werden?

Bei Durchfallerkrankungen verliert der Körper viel Flüssigkeit. Um den Wasserhaushalt sowie den Elektrolythaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen, sollten dem Körper viel Tee, verdünnte Säfte, Gemüsebrühe oder Suppen zugeführt werden. Auch leichte Kost wie Zwieback, Banane, Salzgebäck oder geriebener Apfel bietet sich zur Behandlung von Montezumas Rache an. Darüber hinaus beruhigt auch die Einnahme von Heilerde den Darm, da schädliche Bakterien gebunden und ausgeschieden werden.

Auf fetthaltige Lebensmittel sollte in der Zeit der Erkrankung dagegen verzichtet werden. Auch das Hausmittel Cola mit Salzstangen taugt nicht als Heilmittel bei Reisedurchfall. Das Koffein in der Cola regt nämlich die Darmtätigkeit weiter an und kann so zu einer Verschlechterung der Symptome führen. Außerdem ruft der enthaltene Zucker einen weiteren Flüssigkeitsverlust im Darm hervor.

Medikamente für die Reiseapotheke

Was in keiner Reiseapotheke gegen Reisediarrhoe fehlen sollte, sind Medikamente mit dem Wirkstoff Loperamid. Der Wirkstoff wirkt als Opium-Abkömmling gezielt auf die Darmtätigkeit und setzt diese herab, sodass der Darm für einige Zeit ruhig gestellt wird. Allerdings können sich die Krankheitserreger dadurch besser im Darm vermehren. Daher ist von einer längeren Einnahme dieses Wirkstoffes unbedingt abzuraten. Wer aber beispielsweise auf einer längeren Busfahrt keine Möglichkeit hat, zur Toilette zu gehen, kann so seinen Durchfall kurzzeitig stoppen.

Wichtige Mineralstoffe und Salze, die aufgrund des Flüssigkeitsverlusts bei einer Reisediarrhoe verloren gehen, können mithilfe von Elektrolyt-Präparaten wieder ersetzt werden. Die Elektrolyt-Präparate sind entweder in Form von Pulver, Tabletten oder als Rehydrationslösung in Apotheken erhältlich. Dabei wird das Pulver-Präparat in Wasser oder Tee gelöst und in flüssiger Form eingenommen. Achten Sie darauf, nur abgekochtes Leitungswasser oder in Flaschen gekauftes Mineralwasser zu verwenden, da in vielen Ländern das Leitungswasser ein häufiger Auslöser des Reisedurchfalls sein kann.

Ebenfalls hilfreich bei Reisedurchfall können Hefetabletten sein. Sie enthalten Pilze (Saccharomyzeten), welche die Ausbreitung von Bakterien im Darm verhindern und die natürliche Darmflora wieder herstellen. Kohletabletten sind ebenfalls beliebte Mittel gegen Durchfall, da sie Giftstoffe binden können. Beide Hausmittel sollten jedoch nicht bei Durchfall mit Fieber oder blutigem Durchfall angewendet werden.

Reisedurchfall: Wann zum Arzt?

Die meisten Formen des Reisedurchfalls sind harmlos und dauern nur wenige Tage an. Bei längerer Dauer und zusätzlichen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Erbrechen, Fieber oder Blut im Stuhl steckt möglicherweise eine ernstzunehmende Infektion oder sogar eine Lebensmittelvergiftung hinter den Beschwerden. In solchen Fällen sollte zur Behandlung dringend ärztliche Hilfe gesucht werden.

Schwere Formen von Darminfektionen werden durch Gifte hervorgerufen, welche die Darmwand angreifen. Häufig sind dann Bakterien der Auslöser und es ist eine Behandlung mit Antibiotika nötig. Generell sollte bei schweren Verläufen immer ärztlicher Rat zur richtigen Behandlung eingeholt werden.

Ebenso sollten Sie bei trockenen Schleimhäuten, Schwindel und großer Erschöpfung ärztliche Hilfe suchen. Diese Symptome können nämlich auf eine Austrocknung hindeuten. Falls es nötig ist, kann diese mit einer Infusion behandelt werden.

Auch bei Kindern, schwangeren Frauen, älteren oder immungeschwächten Menschen sollte Reisedurchfall immer ärztlich abgeklärt werden.

Montezumas Rache vorbeugen: 7 Tipps!

Da die häufigste Ursache von Reisedurchfall Bakterien sind, sollte auf Reisen in exotische Länder das Motto "Cook it, boil it, peel it or forget it" als Vorbeugungsmaßnahme gegen Montezumas Rache berücksichtigt werden:

  1. Während der Reisezeit sollte auf Leitungswasser, Eiswürfel sowie auf offene Getränke und fertige Salate verzichtet werden.
  2. Mit großer Vorsicht sollten außerdem Eier und Hühnerfleisch genossen werden, da diese mitunter mit Salmonellen belastet sein könnten.
  3. Besonders bei Reisen in warme Regionen wie einige Gebiete von Afrika, Südostasien und Mittel- und Südamerika ist das Abkochen von Wasser vor der Einnahme genauso ratsam wie das Verwenden von Flaschenwasser für die Mundhygiene.
  4. Das Essen sollte immer heiß und gar sein, denn lauwarmes Essen ist ein geeignetes Milieu für Bakterien.
  5. Außerdem sollte darauf geachtet werden, Obst und Gemüse vor dem Verzehr zu schälen.
  6. Verzichten Sie auf Lebensmittel, die an Straßenständen verkauft werden.
  7. Auch bei Tiefkühlkost und Milchprodukten ist Vorsicht geboten.

Woher kommt der Begriff Montezumas Rache?

Der Begriff geht auf die Geschichte des Aztekenkönigs Montezuma zurück, der Anfang des 16. Jahrhunderts in Tenochtitlán (im heutigen Mexiko) regierte. Als er im Zuge der Eroberung Tenochtitláns durch spanische Eroberer gefangengenommen und getötet wurde, sprach er angeblich kurz vor seinem Tod einen Fluch aus, der Eindringlingen in seinem Land seine Rache androhte.

Zunächst wurde der Begriff Montezumas Rache scherzhaft für Reisedurchfälle bei Touristen in Mittelamerika verwendet, mittlerweile wird er jedoch auch für Reisedurchfall in anderen Ländern genutzt.

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