Frau leidet an Bulimie
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Bulimie – Symptome, Ursachen und Therapie

Von: Dr. med. Julia Völker (Ärztin und Journalistin)
Letzte Aktualisierung: 19.03.2020 - 15:38 Uhr

Essstörungen wie Bulimie betreffen vor allem Menschen in der westlichen Welt. Essstörungen können mit Unter-, Normal- oder Übergewicht einhergehen. Bulimie betrifft vor allem junge Frauen. Trotz großer gesundheitlicher Gefahren und hohen Leidensdrucks bleibt die Bulimie häufig über lange Zeit unentdeckt. Deshalb ist es wichtig, mehr über Hintergründe der Krankheit, die Symptome der Bulimie und über entsprechende Therapieempfehlungen zu erfahren.

Was ist Bulimie?

Bulimie ist eine Essstörung. Bulimie beschreibt eine Krankheit, bei der vermehrt Essanfälle und häufig bewusst herbeigeführtes Erbrechen von Nahrung auftreten. Gemäß fachlicher Definition nennt sich die Krankheit Bulimia nervosa. Im Deutschen ist für die Bulimie auch der Begriff Ess-Brech-Sucht geläufig.

Weitere Essstörungen sind die Magersucht, auch unter dem Namen Anorexie oder Anorexia nervosa bekannt, und die Binge-Eating-Störung (Esssucht). Eine atypische Bulimia nervosa liegt dann vor, wenn nicht alle Kriterien zur Diagnose der Bulimie zutreffen.

Was sind Anzeichen von Bulimie?

Typische Symptome der Bulimie sind Erbrechen und Ess- oder Fressattacken. Bei manchen Betroffenen kommt es zwischenzeitlich auch zu Gewichtsverlust und Abnehmen. Häufig ist dies aufgrund der Essanfälle aber nicht der Fall, sodass ein Kriterium für die Bulimie ein normaler oder erhöhter BMI ist (BMI > 17,5).

Liegt der BMI hingegen unter 17,5 und wird gleichzeitig mithilfe von Erbrechen oder Medikamenten versucht abzunehmen, handelte es sich um eine atypische Anorexie.

Folgen von Bulimie

Bei Bulimie entstehen wegen des Erbrechens häufig auch säurebedingte Beschwerden im Mund. So kann es im Mund-Rachenraum zu wunden oder entzündeten Stellen kommen und der Zahnschmelz angegriffen werden. Wie sich die Zähne schützen lassen, sollte im individuellen Fall mit dem behandelnden Zahnarzt besprochen werden.

Weil beim Verzicht auf Nahrungsmittel und beim Erbrechen wichtige Nährstoffe verloren gehen können, tritt bei von Essstörungen Betroffenen gehäuft Haarausfall auf.

Kriterien zum Stellen der Diagnose

Für die Diagnose Bulimie sind folgende Kriterien und Symptome maßgeblich:

  • häufige Essanfälle (mindestens zwei pro Woche über drei Monate oder länger)
  • Essanfälle meist im Geheimen und allein
  • Gier nach Essen und andauernde Beschäftigung mit dem Thema Essen
  • Vermeiden von Gewichtszunahme durch: selbst induziertes Erbrechen oder Missbrauch von Abführmitteln, Diuretika oder Schilddrüsenmedikamenten
  • in der Selbstwahrnehmung wird der eigene Körper als zu dick eingestuft

Was macht Bulimie mit dem Körper?

Durch das häufige Erbrechen verliert der Körper viel Säure. Um dennoch genug Magensäure zu produzieren, werden dem Blut wichtige Salze entzogen. Das kann im Extremfall so weit gehen, dass der Salzhaushalt des Blutes durcheinandergerät. Dadurch entsteht die Gefahr von Herzrhythmusstörungen.

Um solche lebensgefährliche Komplikationen der Bulimie zu vermeiden, sind ärztliche Blutkontrollen, vor allem mit Blick auf den Kaliumwert im Blut, notwendig.

Ursachen: Was kann Bulimie verursachen?

Der Erkrankungsgipfel, also die größte Anzahl der Fälle, liegt in der Altersgruppe zwischen 18 und 35 Jahren. Abweichungen sind jedoch möglich, sodass Bulimie auch in anderen Altersgruppen auftreten kann.

Die Ursachen für die Bulimie sind im jeweiligen Einzelfall sehr individuell. Die Frage "Wie bekommt man Bulimie?" ist daher nicht immer gleich zu beantworten. So wie bei anderen Essstörungen (Anorexie, Binge-Eating-Störung) sind die Auslöser vielfältig und von mehreren Faktoren abhängig.

Die Ursache ist meist ein Zusammenspiel von genetischer Veranlagung und Umweltbedingungen. Genetisch scheint der Botenstoff Serotonin eine Rolle zu spielen. Als ein Beispiel für Umweltbedingungen kann das Schlankheitsideal unserer Gesellschaft genannt werden. In manchen Fällen sind auch Traumatisierungen in der Vorgeschichte der Betroffenen zu finden. In einigen Fällen bestehen gleichzeitig Probleme in der Emotionsregulation mit häufigen Stimmungsschwankungen.

Bulimie: Wer ist gefährdet? Wer ist betroffen?

Es gibt keinen Test, der zeigen kann, wie hoch das Risiko ist, an Bulimie zu erkranken. Aber generell scheinen Essstörungen häufiger in der westlichen Welt, in der ein Nahrungsmittelüberschuss herrscht, aufzutreten. Ein erhöhtes Risiko, an einer Essstörung zu erkranken, scheinen folgende Berufsgruppen aufzuweisen:

  • Models
  • Balletttänzer/innen
  • Flugbegleiter/innen
  • Athleten/innen

Diese können beruflich oft einem Schlankheitsdruck ausgesetzt sein.

Zudem tritt die Bulimie gehäuft im Zusammenhang mit anderen psychischen Erkrankungen auf.

Wer diagnostiziert Bulimie?

Essstörungen werden entweder von einem Arzt, meist einem Psychiater oder einem Psychotherapeuten, diagnostiziert. Meist stellt ein Arzt die Erstdiagnose und überweist den Betroffenen dann an einen Psychotherapeuten.

Wer behandelt Bulimie?

Zur Behandlung der Bulimie ist eine Psychotherapie nötig. Diese wird meist von einem psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten durchgeführt. Mithilfe von kontinuierlicher, ärztlich und psychotherapeutisch geleiteter Therapie lässt sich die Bulimie am besten behandeln.

Hier lernen Betroffene auch, was und wann zum Besiegen der Bulimie am besten gegessen werden sollte. Wichtig sind vor allem Tagesstruktur und strukturiertes Essen.

In manchen therapieresistenten Fällen hilft bei Bulimie zudem eine medikamentöse Therapie, zum Beispiel in Form des Antidepressivums Fluoxetin, einem Selektiven Serotonin Wiederaufnahmehemmer (SSRI).

Erkrankt an Bulimie: Wer hilft?

Da die Bulimie häufig auch starke negative Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit hat, sollte generell eine ärztliche Mitbehandlung erfolgen. Auch Selbsthilfegruppen oder Angehörigengruppen können eine gute Hilfe in der Therapie sein. Dort können ausgetauschte Tipps und der Zusammenhalt der Gruppe vor Rückfällen schützen.

Blogs und Foren sind zur Selbsthilfe hingegen nicht zu empfehlen, weil diese nicht von Fachpersonal begleitet werden.

Was tun zur Selbsthilfe?

Problematisch im Rahmen einer Bulimie ist insbesondere langes Hungern über mehrere Stunden, das typisch für Bulimie ist. Langer Verzicht auf Nahrung erhöht die Anfälligkeit für Essanfälle: Nach Hungerperioden ist das Verlangen nach Nahrung irgendwann so groß, dass ein Essanfall kaum noch abzuwenden ist.

Auf den nächsten Essanfall folgt dann erneut eine Hungerperiode zur Strafe und mit dem Ziel, abzunehmen. Dies programmiert dann den nächsten Essanfall vor und ist ein Teufelskreis, der die Bulimie aufrechterhält.

Was tun? Eine regelmäßige und strukturierte Nahrungsaufnahme ist entscheidend. Das beugt Essanfällen vor und hilft, ein gesundes Gewicht zu halten.

Was kommt nach der Bulimie?

Häufig brauchen Betroffene sehr lange, bis sie sich Hilfe suchen, weil das Thema Essstörung für sie sehr schambehaftet ist. Nach einer erfolgreichen Therapie bleiben viele Patienten symptomfrei.

Andere Betroffene erreichen symptomfreie Intervalle im Wechsel mit Rückfällen. Eine dritte Gruppe benötigt bei Fortbestehen der Symptome der Bulimie langfristig therapeutische Unterstützung.