Frau rührt Elektrolyte in Getränk
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Elektrolyte bei Durchfall, Kater & Co.?

Von: Dr. med. Olga Reichold (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 27.09.2022 - 17:39 Uhr

Der Begriff Elektrolyte umfasst verschiedene Salze, die unser Körper zum Leben benötigt. Sie werden auch als Blutsalze bezeichnet. Besteht ein Ungleichgewicht der Blutsalze – auch Elektrolytentgleisung genannt – kann dies Folge einer Erkrankung sein und sollte in manchen Fällen behandelt werden. Im folgenden Artikel erfahren Sie mehr über die wichtigsten Elektrolyte, durch welche Symptome sich ein Elektrolytmangel äußert sowie Wissenswertes über Elektrolyte als Laborwerte. Außerdem lesen Sie hier, ob es sinnvoll ist, Elektrolyte zu kaufen und wie man Elektrolyte bei Durchfall oder einem Kater am besten zuführen kann.

Definition: Was sind Elektrolyte?

Elektrolyte oder Blutsalze sind geringe Mengen an chemischen Elementen, die für den menschlichen Körper lebensnotwendig sind. Das bekannteste Elektrolyt ist Kochsalz, das aus den Elementen Natrium und Chlorid besteht, aber auch Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphat und Eisen sind wichtige Elektrolyte. Chemisch betrachtet handelt es sich bei Elektrolyten um Ionen, also kleine geladene Teilchen, die in wässriger Lösung vorliegen.

Zu ihren Aufgaben gehört die Regulierung des Wasserhaushalts und Säuregehalts in unserem Körper, zudem werden die Stoffe für die Nerven- und Muskelfunktion benötigt. Da unser Organismus Elektrolyte nicht selbst herstellen kann, muss er sie beispielsweise über Getränke und Lebensmittel zu sich nehmen, doch auch in Form von Pulver oder Elektrolytlösungen kann man die Mineralstoffe zuführen.

Die Hormone regeln dabei den sogenannten Elektrolythaushalt, also wie die Mineralstoffe innerhalb und außerhalb der Zellen verteilt werden. Überschüssige Elektrolyte werden über die Nieren mit dem Urin, mit dem Stuhl oder beim Schwitzen wieder ausgeschieden. Da die Elektrolyte sich in ihrer Funktion und Konzentration gegenseitig beeinflussen, geraten bei einer Störung des Elektrolythaushalts oft gleich mehrere Werte aus dem Gleichgewicht.

Die wichtigsten Elektrolyte

Zu den wichtigsten Elektrolyten gehören unter anderem die Mineralstoffe Natrium, Kalium und Calcium. Im Folgenden stellen wir Ihnen diese Elektrolyte, ihre Aufgabe und die Symptome bei einem Mangel näher vor.

Natrium

Natrium ist ein Bestandteil von Kochsalz und genauso wie alle anderen Elektrolyte ein chemisches Element. Es erfüllt im Wesentlichen zwei Aufgaben: Zum einen reguliert Natrium den Wasserhaushalt zwischen den Zellen und dem Blut. Zum anderen ist es an sogenannten Aktionspotenzialen beteiligt. Dies sind geringe elektrische Ladungen im Körper, die für viele Prozesse in und an den Zellen benötigt werden, wie beispielsweise die Kommunikation von Nervenzellen. Der Normwert für die Natriumkonzentration im Blut liegt zwischen 135 und 145 mmol/l (Millimol pro Liter).

Die Ursachen eines Natriummangels (Hyponatriämie) sind vielfältig, aber selten liegt ein echter Mangel zugrunde. Vielmehr ist es meistens so, dass im Körper zu viel Wasser vorkommt und Natrium sozusagen "verdünnt" wird (im Volksmund auch "Wasservergiftung" genannt). Ein echter Natriummangel liegt beispielsweise vor, wenn Diuretika ("Wassertabletten") eingenommen wurden, die die Ausscheidung von Natrium begünstigen (Salurese) oder aber nach Erbrechen oder Durchfall. Seltenere Erkrankungen wie etwa SIADH (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion) können ebenfalls eine Hyponatriämie auslösen.

Die häufigste Ursache für einen Überschuss an Natrium (Hypernatriämie) ist Exsikkose, auch Dehydratation (Flüssigkeitsverlust) genannt. Dabei verliert der Körper durch Fieber, Schwitzen oder Verbrennungen zu viel Wasser oder aber es wird an heißen Tagen nicht genug getrunken und die Konzentration von Natrium im Blut steigt. Die übermäßige Zufuhr von Salz hat einen ähnlichen Effekt.

Sowohl Hypernatriämie als auch Hyponatriämie zeigen sich in zahlreichen neurologischen Symptomen wie etwa:

  • Verwirrtheit
  • Schwindel
  • zu starke Muskelreflexe
  • Krampfanfälle
  • Übelkeit und Erbrechen
  • im schlimmsten Fall Koma

Natriumentgleisungen von unter 120 mmol/l oder über 160 mmol/l müssen immer auf der Intensivstation behandelt werden. Dort wird sehr langsam entweder Natrium zugeführt oder mit Wasser verdünnt, bis der Laborwert wieder im Normbereich liegt. Anschließend wird die Ursache der Entgleisung behandelt. Auf keinen Fall sollte man selbst versuchen, mit Hausmitteln das Natrium zu regulieren, da bei einem zu schnellen Abfall oder Anstieg schwere Hirnschäden drohen.

Kalium

Kalium ist ein Elektrolyt, das ebenfalls an der Wasserregulation und der Ausbildung von Aktionspotential beteiligt ist. So spielt es beispielsweise bei der Kontraktion von Muskeln eine Rolle. Außerdem reguliert es den Säure-Basen-Haushalt mit. Der Normwert für den Kaliumgehalt im Blut liegt zwischen 3,5 mmol/l und 5,2 mmol/l. Kalium kommt klassischerweise in Lebensmitteln wie Bananen, Orangen, Aprikosen, Feigen und Fleisch vor.

Ein Mangel an Kalium wird Hypokaliämie genannt und kann folgende Ursachen haben:

Aber auch die Einnahme von Medikamenten wie etwa Cortisol, Diuretika, einigen Antibiotika oder Anti-Pilzmitteln und Insulin können einen niedrigen Kaliumspiegel auslösen.

Zu viel Kalium hingegen (Hyperkaliämie) kann das Resultat sein von Nierenerkrankungen, Hormonstörungen, der Einnahme diverser Medikamente, hyperglykämischem Koma (Schock durch zu hohen Blutzucker) oder vom Zerfall von zu vielen Zellen bei einer Chemotherapie (Tumorlysesyndrom).

Die Therapie der Hypokaliämie ist eine vorsichtige Gabe von Kalium, bei der Hyperkaliämie hängt die Therapie von der Schwere der Entgleisung ab. Bei leichten Fällen stellt man sicher, dass ausreichend Wasser im Körper vorhanden ist – bei mittelschweren und schweren Fällen reicht die Therapie von der Gabe von sogenannten Salz-Austauscherharzen bis hin zur Hämodialyse.

Sowohl bei Kaliummangel als auch bei Kaliumüberschuss können Muskellähmungen und Herzrhythmusstörungen bis zum Herzstillstand auftreten. Daher ist auch bei symptomatischen Kaliumentgleisungen von Selbstmedikation und Hausmitteln dringend abzuraten.

Calcium

Calcium ist der im menschlichen Körper am häufigsten vorkommende Mineralstoff, jedoch sind 99 Prozent davon im Knochen gebunden. Doch auch für die Übertragung von Signalen, etwa zur Muskelkontraktion, wird es benötigt. Der Normwert für den Calciumspiegel im Blut liegt zwischen 2,20 mmol/l und 2,65 mmol/l. Calcium kommt vor allem in Milchprodukten und in grünem Gemüse vor.

Der Mangel an Calcium wird als Hypokalzämie bezeichnet und kann hormonelle Störungen, Medikamenteneinnahme, eine Nierenschädigung, Hyperventilation oder eine fortgeschrittene Bauchspeicheldrüsenentzündung als Ursache haben.

Hyperkalzämie oder der Überschuss an Calcium wird in den meisten Fällen durch den primären Hyperparathyreoidismus, eine Hormonstörung, ausgelöst. Daneben können Krebserkrankungen oder Medikamente für den Überschuss verantwortlich sein.

Ein Mangel oder Überschuss an Calcium kann zahlreiche Symptome mit sich bringen, wie etwa Übelkeit, Erbrechen, epileptische Anfälle, Herzrhythmusstörungen, gesteigerte Muskelreflexe sowie psychische Auffälligkeiten.

Bei Calciummangel wird Calcium gegeben, bei einem Calciumüberschuss wird das Calcium je nach Schwere mit unterschiedlichen Medikamenten und Maßnahmen reduziert. In extremen Fällen wird das Calcium mithilfe einer Dialyse aus dem Körper geschwemmt.

Elektrolyte kaufen – ist das sinnvoll?

In Apotheken und Drogerien gibt es zahlreiche Produkte mit Elektrolytmischungen für Kinder und Erwachsene zu kaufen. Sie werden beispielsweise in Form von Tabletten oder Pulver (zur Herstellung elektrolythaltiger Getränke) angeboten. Auch mit speziellen Brausetabletten lässt sich eine solche Elektrolytlösung zum Trinken einfach selber machen. Diese Produkte sollen etwa nach Durchfall und Erbrechen, nach zu viel Alkohol oder nach dem Sport helfen, den Verlust an Elektrolyten auszugleichen.

In der Regel nehmen wir mit der Nahrung allerdings ausreichend Elektrolyte zu uns. Ein tatsächlicher Mangel ist daher selten – zu viel des vermeintlich Guten kann jedoch den empfindlichen Elektrolythaushalt durcheinanderbringen und zu Elektrolytstörungen führen. Im Folgenden erfahren Sie, wann die zusätzliche Einnahme von Elektrolyten wirklich sinnvoll ist und welche Alternativen es zu Produkten aus der Apotheke gibt.

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Wann sollte man Elektrolyte nehmen?

Der menschliche Körper ist meistens relativ gut darin, den Haushalt verschiedener Elektrolyte selbst zu regulieren. Unterschiedliche, hochkomplexe Mechanismen tragen dazu bei, die Blutsalze in einem sehr engen Rahmen und einem ausgewogenen Gleichgewicht zu halten. Daher ist es bei einer gesunden, symptomfreien Person sehr unwahrscheinlich, dass ein behandlungsbedürftiger Elektrolytmangel vorliegt. Es ist ganz im Gegenteil davon abzuraten, mit Tabletten selbst zu versuchen, einen vermeintlichen Elektrolytmangel auszugleichen, da dies schwere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann. Sofern keine (hormonellen) Vorerkrankungen bestehen, sollte eine gesunde und ausgewogene Ernährung ausreichend sein, um stabile Elektrolytspiegel im Normbereich zu haben.

Wenn man hingegen erbrochen hat oder Durchfall hatte, kann das "Auffüllen" der so verlorengegangenen Elektrolyte ratsam sein. In solchen Fällen ist es empfehlenswert, eine leicht gesalzene Hühnerbrühe oder eine Elektrolytmischung aus der Apotheke zu sich zu nehmen, da dies sowohl Elektrolyte als auch Flüssigkeit zuführt. Insbesondere Kinder können von diesem einfachen Mittel gut profitieren.

Hilft Elektrolytzufuhr gegen einen Kater?

Ein Kater nach zu viel Alkohol entsteht hauptsächlich durch eine Dehydratation, also einen Wassermangel im Körper. Liegt lediglich Kopfweh vor, sollten eine großzügige Flüssigkeitszufuhr mit Tee oder Wasser und Ruhe ausreichend sein, damit der Körper regenerieren kann. Wurde zusätzlich erbrochen, ist eine leicht gesalzene Suppe oder Hühnerbrühe ein geeignetes Mittel. Dies lässt den Kater zwar nicht verschwinden, lindert aber die Symptome.

Helfen Elektrolyte bei Magen-Darm-Beschwerden?

In begrenztem Maße können Elektrolyte gegen Verstopfung helfen. Besteht diese bereits seit einigen Tagen, so können kaliumhaltige Lebensmittel wie etwa Trockenfrüchte Abhilfe schaffen.

Sind Elektrolyte nach dem Sport sinnvoll?

Bei leichtem und moderatem Sport ist es nicht notwendig, Elektrolyte zu sich zu nehmen. Wurde allerdings sehr viel geschwitzt, ist es ratsam, mit Hausmitteln oder nicht-verschreibungspflichtigen Elektrolyten aus der Drogerie oder Apotheke den Salzverlust durch das Schwitzen wieder auszugleichen.

Wie merkt man, wenn man zu wenig Elektrolyte hat?

Grundsätzlich sind eine gesunde Ernährung und eine ausreichende Wasserzufuhr für einen ausgewogenen Elektrolytspiegel förderlich. Sollten Sie jedoch seit längerer Zeit oder sehr starke Symptome wie Magen-Darm-Beschwerden, neurologische oder psychische Auffälligkeiten, unangemessenen Durst oder subjektive Herzbeschwerden bei sich bemerken, sollten Sie dringend ärztlichen Rat suchen.

Bei Verdacht auf einen Elektrolytmangel erfolgt eine Untersuchung der Urin- oder Blutwerte im Labor. Der*die Arzt*Ärztin wird nicht nur in den Laborwerten die Elektrolytentgleisung erkennen, sondern auch die Ursache finden und beheben können. So können bei Bedarf beispielsweise die fehlenden Elektrolyte mithilfe von Tabletten oder sogar Infusionen zugeführt werden.