Mann mit Phimose (Vorhautverengung)
© Getty Images/Nuttawan Jayawan

Phimose (Vorhautverengung) bei Kindern und Erwachsenen

Von: Dr. med. Jana Wittkowski (Ärztin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 30.08.2023 - 10:46 Uhr

Phimose ist der Fachbegriff für eine Verengung der Vorhaut am Penis, die sich dadurch nicht über die Eichel zurückschieben lässt. Bei Babys und Kindern ist eine Phimose ein ganz normaler Zustand – meist löst sich die Vorhaut im Laufe der Jahre von allein. Doch auch bei Erwachsenen kann eine solche Vorhautverengung entstehen. Welche Ursachen für eine Phimose bei Kindern und Erwachsenen gibt es, wie läuft die Behandlung mit Salben und wann ist eine OP notwendig?

Was ist eine Phimose?

Eine Phimose bezeichnet eine Vorhautverengung, durch die sich die Vorhaut nicht (absolute Phimose) oder nur unvollständig beziehungsweise erschwert (relative Phimose) über die Eichel zurückziehen lässt.

Man unterscheidet die primäre und die sekundäre Phimose. Bei der primären Phimose handelt es sich um eine seit der Geburt bestehende Vorhautverengung, die sich bis zum Erwachsenenalter nicht von allein zurückgebildet hat. Die sekundäre Phimose kann als Folge von Erkrankungen, wie einer Eichelentzündung oder durch Verletzungen der Vorhaut, bei der es zu Rissen und/oder Narben kommt, entstehen.

Vorhautverengung bei Kindern häufig

96 Prozent aller männlichen Neugeborenen kommen mit einer Phimose zur Welt. Dies liegt daran, dass während der Entwicklung des Babys im Mutterleib die Eichel und die Vorhaut noch miteinander verbunden sind. Auch wenn die Trennung bereits während der Schwangerschaft beginnt, ist dieser Prozess meist bis zur Geburt nicht abgeschlossen. Es besteht dann also immer noch eine Vorhautverklebung. Diese Verklebung sorgt dafür, dass die Öffnung der Vorhaut sehr eng ist, weshalb diese nicht über die Eichel gezogen werden kann. Dies ist die eigentliche Phimose.

Generell kann es sehr lange dauern, bis sich die Verklebung löst und man die Vorhaut zumindest weitgehend zurückstreifen kann. Bei etwa 50 Prozent der betroffenen Kinder ist dies mit sieben Jahren der Fall. Bis zum zehnten Lebensjahr sind es circa zwei Drittel. Bei acht Prozent der 13-Jährigen liegt noch eine Phimose vor. In den meisten Fällen verschwindet diese im Laufe der Pubertät von selbst: Nur noch bei einem Prozent der Männer ist die Beschwerde nach Abschluss der Pubertät noch vorhanden.

Verschiedene Ursachen für Phimose

Warum es zu einer primären Phimose kommt, bei der sich die seit der Geburt bestehende Vorhautverengung nicht zurückbildet, ist nicht bekannt. Für eine sekundäre, also später auftretende, Phimose kann es jedoch verschiedene Auslöser geben.

Lichen sclerosus als Ursache

Eine Ursache für eine sekundäre Phimose kann die Erkrankung Lichen sclerosus sein. Diese tritt besonders häufig erstmals im Grundschulalter auf, kann aber grundsätzlich auch bei einem erwachsenen Mann zum ersten Mal vorkommen.

Die chronisch-entzündliche Hauterkrankung kann unter anderem den Genitalbereich befallen und bei Jungen und Männern zu einer Verhornung und Verhärtung der Vorhaut führen. Zudem kommt es zu Juckreiz, Brennen und geröteter Haut. Weitere Anzeichen eines Lichen sclerosus sind weißliche, harte Hauterhebungen, die an Rücken, Hals und Genitalien auftreten.

Die Erkrankung kann meist durch eine Kortisonsalbe behandelt werden. Kortisonhaltige Cremes kommen bei Phimose eher nicht zum Einsatz, da die Wirkstoffe aus Salben von der Haut besser aufgenommen werden können. Salben haben einen höheren Fettgehalt als Cremes, die dafür einen höheren Anteil an Wasser beinhalten.

Entzündungen und Narben als Ursache bei Erwachsenen

Eine neu aufgetretene Phimose im Erwachsenenalter ist häufig auf Vernarbungen der Vorhaut zurückzuführen, die durch wiederkehrende Entzündungen der Eichel und der Vorhaut (Balanoposthitis) entstehen können. Neben Lichen sclerosus können unter anderem Infektionen mit Pilzen oder seltener Viren sowie Kontakt- oder Arzneimittelallergien eine Balanoposthitis begünstigen.

Auch durch Verletzungen der Vorhaut – etwa durch gewaltsames Zurückstreifen – können Narben entstehen. Daher sollte eine Dehnung der Vorhaut immer nur sehr vorsichtig durchgeführt werden.

Erwachsene mit einer Phimose sollten zudem auf Diabetes mellitus untersucht werden. Denn Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für Entzündungen – insbesondere im Genitalbereich – wodurch eine Phimose begünstigt wird.

Wie erkennt man eine Vorhautverengung?

Wichtigstes Symptom einer Phimose ist eine nicht oder schwierig zurückschiebbare Vorhaut. Bei einer absoluten Phimose sind die Eichel und gegebenenfalls die Harnröhrenöffnung dann nicht sichtbar. Ist die Vorhaut teilweise zurückschiebbar, kann dies schmerzhaft sein.

Bei Jugendlichen und Erwachsenen können unter Umständen auch Schmerzen bei der Erektion, beim Geschlechtsverkehr oder bei der Selbstbefriedigung auftreten.

Bei Kindern kann es darüber hinaus beim Wasserlassen zur kurzzeitigen Ansammlung von Urin unter der Vorhaut kommen. Dies liegt daran, dass der Urin je nach Ausmaß der Verengung nicht so schnell abfließen kann. Die Vorhaut bläht sich dann ballonartig auf. Gesundheitlich bedenklich ist das nicht, sofern dabei keine Schmerzen auftreten oder Symptome wie eine gestörte Entleerung der Blase oder Inkontinenz vorkommen. Nur in extrem seltenen Fällen kann es durch eine Phimose zu einem Harnstau kommen.

Wann sollte man eine Phimose behandeln?

Wenn keine Beschwerden oder Komplikationen auftreten, muss eine primäre Phimose bei Kindern und Jugendlichen nach neueren Empfehlungen nicht behandelt werden. Lediglich wenn es zu Symptomen wie Schmerzen (beim Wasserlassen) oder häufigen Entzündungen der Vorhaut kommt, sollte eine Vorhautverengung therapiert werden. Diese abwartende Vorgehensweise hat sich in den letzten Jahren vermehrt durchgesetzt. Generell gibt es aber unterschiedliche Bewertungen, weshalb es auch Mediziner*innen gibt, die eine frühere Behandlung empfehlen.

Eine verengte Vorhaut im Erwachsenenalter sowie eine sekundäre Phimose sollten auch behandelt werden, wenn keine gesundheitlichen Beschwerden vorliegen.

Was passiert, wenn eine Phimose nicht behandelt wird?

In einigen Fällen kommt es durch die Phimose zu häufigen Entzündungen der Vorhaut und der Eichel. Diese können dadurch bedingt werden, dass eine Phimose die Intimhygiene erschwert: Unter der Vorhaut kann sich eine Mischung aus Drüsensekret und abgestorbenen Hautzellen (sogenanntes Smegma) ansammeln, was einen idealen Nährboden für Bakterien bildet. Auch wiederkehrende Harnwegsinfekte können dann durch die vermehrte Ansammlung von Bakterien auftreten.

Notfall Paraphimose

Auch eine Paraphimose ("Spanischer Kragen") kann als Komplikation einer Phimose auftreten. Eine Paraphimose bezeichnet die Einklemmung der Vorhaut hinter der Eichel, die dadurch abgeschnürt wird. Ursache ist meist das gewaltsame Zurückziehen der Vorhaut, die sich durch die Verengung nicht wieder nach vorne schieben lässt. Es bildet sich ein Schnürring, der den Blutabfluss behindert. Dies äußert sich dann durch eine geschwollene, bläulich-rote Penisspitze und starke Schmerzen.

Eine Paraphimose ist ein Notfall, der umgehend ärztlich behandelt werden muss, da ansonsten Gewebeschäden entstehen können. Der*die Urologe*Urologin wird dann versuchen, die Paraphimose per Hand zu beheben – bei starken Schmerzen kann hierfür gegebenenfalls eine Narkose bei Betroffenen eingesetzt werden. Lässt sich die Paraphimose so nicht lösen, wird meist ein kleiner Einschnitt der Vorhaut durchgeführt.

Behandlung der Phimose durch Salbe und Dehnung

Bei einem Kind oder Jugendlichen mit unkompliziertem Verlauf der Erkrankung kann man die Phimose nach ärztlicher Rücksprache meist selbst behandeln. Hierbei wird über vier bis acht Wochen zweimal täglich eine kortisonhaltige Salbe mit Wirkstoffen wie Betamethason oder Fluticason-Propionat auf den Vorhautring aufgetragen.

Etwa nach zwei bis drei Wochen können die Eltern (oder je nach Alter der Betroffene selbst) damit beginnen, die Vorhaut vorsichtig zu dehnen und versuchen, sie zurückzuschieben. Vermeiden Sie bei der Dehntherapie jedoch auf jeden Fall ein gewaltsames Zurückziehen, da es dadurch zu Einrissen der Vorhaut oder im schlimmsten Fall zu einer Abschnürung der Eichel durch die verengte Vorhaut kommen kann.

Teilweise kann sich die Vorhaut nach einiger Zeit wieder verengen, sodass dann eine Wiederholung der Therapie notwendig wird. In der Regel wird diese Form der Behandlung aber nicht häufiger als zweimal angewendet. Schlägt sie dann nicht an, kann eine Operation sinnvoll sein.

Phimose: OP in manchen Fällen unumgänglich

Nach aktueller Leitlinie kann selbst bei komplizierteren Krankheitsverläufen, wie einer Narbenbildung durch Lichen sclerosus, zunächst versucht werden, die Beschwerden ohne Operation zu heilen. Führt diese Behandlung jedoch nicht zum Erfolg oder kommt es zu Komplikationen, wird meist eine Operation notwendig.

Ein bestimmtes Alter, ab wann man eine Phimose operieren sollte, gibt es nicht. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation wird individuell je nach Beschwerden und Krankheitsbild getroffen.

Operation: Beschneidung oder Vorhautplastik

Bei der Operation einer Phimose stehen verschiedene Verfahren zur Auswahl: Am häufigsten wird eine Beschneidung (Zirkumzision) durchgeführt, bei der die Vorhaut entweder vollständig oder teilweise entfernt wird. Dies ist davon abhängig, ob die verengte Stelle weiter hinten oder weiter vorne am Penis sitzt. Sitzt sie weit vorne, kann eine teilweise Entfernung ausreichend sein. Werden Teile der Vorhaut erhalten, kann unter Umständen erneut eine Phimose auftreten (Rezidiv).

Eine andere Möglichkeit mit Erhaltung der Vorhaut ist eine sogenannte Vorhautplastik: Dabei wird die Vorhaut mehrfach längs eingeschnitten und erweitert vernäht. Hier besteht jedoch wie bei der teilweisen Zirkumzision das erhöhte Risiko eines erneuten Auftretens der Phimose nach der OP durch Narbenbildung. Insgesamt liegt dieses Risiko bei beiden erhaltenden OP-Methoden bei etwa 11 bis 20 Prozent.

Alle Arten von Eingriffen werden in der Regel bei Kindern in einer kurzen Vollnarkose durchgeführt – bei Erwachsenen ist auch eine Operation in lokaler Betäubung möglich. 
Mögliche Nebenwirkungen der Phimose-OP sind bei etwa fünf Prozent der operierten Personen Blutergüsse am Penis. Noch seltener kommt es zu Beschwerden wie Entzündungen, Nachblutungen oder Empfindungsstörungen.

Können Hausmittel bei einer Vorhautverengung helfen?

Ein manchmal angewendetes Hausmittel bei Phimosen ist das Einweichen des Penis in warmem Salzwasser. Dies soll dazu beitragen, die Vorhaut leichter zurückschieben zu können. Wissenschaftlich belegt ist die Wirksamkeit dieses Hausmittels aber nicht. Um Verletzungen der Vorhaut zu vermeiden, sollte man also in keinem Fall versuchen, diese nach der Behandlung mit Salzwasser gewaltsam zurückzuschieben.

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