Frau mit Augenkrebs bei augenärztlicher Untersuchung
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Augenkrebs – Symptome & Arten von Augentumoren

Von: Henrik Janke (Student der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 15.01.2024 - 16:12 Uhr

Der Begriff Augenkrebs wird umgangssprachlich häufig im Zusammenhang mit Dingen benutzt, die nicht schön anzusehen sind. Viele fragen sich daher zurecht "Gibt es Augenkrebs wirklich?" Ja, tatsächlich gibt es verschiedene Formen von Augenkrebs. Dazu zählen unter anderem das Retinoblastom und das Aderhautmelanom. Die verschiedenen Arten von Augentumoren unterscheiden sich auch in ihren Ursachen und Auswirkungen. In allen Fällen sind jedoch eine frühzeitige Diagnose und effektive Behandlung entscheidend. Wir stellen Ihnen die häufigsten Tumorarten, ihre Symptome sowie die diagnostischen Verfahren und therapeutischen Ansätze näher vor und bieten Ihnen einen umfassenden Einblick in die komplexe Thematik der Augentumore.

Was ist Augenkrebs?

Die Tumore des Auges stellen eine große Gruppe von Erkrankungen dar, die sowohl die äußeren als auch die inneren Strukturen des Auges betreffen können. Diese krankhaften Veränderungen können von gutartigen Wucherungen bis hin zu bösartigen Neubildungen reichen und erhebliche Auswirkungen auf die Sehkraft und das allgemeine Wohlbefinden der Betroffenen haben.

Als Augenkrebs werden dabei nur die bösartigen Formen von Augentumoren bezeichnet. Je nachdem, wo der Tumor genau liegt, unterscheidet man verschiedene Arten von Krebs, beispielsweise das Retinoblastom, das Aderhautmelanom oder das Bindehautkarzinom.

Anatomie: Wie ist das Auge aufgebaut?

Das Auge ist unser optisches Sinnesorgan, das uns die Möglichkeit gibt, die Welt um uns herum zu sehen. Die äußere Schicht des Auges wird von der Hornhaut (Cornea) gebildet, die Licht durch das Auge lässt und es dabei vor äußeren Einwirkungen schützt. Direkt dahinter befindet sich die Regenbogenhaut (Iris), die unsere Augenfarbe bestimmt. Umschlossen werden Auge und Lider von der Bindehaut (Konjunktiva), die dafür sorgt, dass das Auge reibungsfrei bewegt werden kann.

Die Pupille ist die kleine schwarz erscheinende Öffnung in der Mitte der Iris. Sie erweitert sich in dunklen Umgebungen und verengt sich in hellem Licht, um die Lichtmenge zu kontrollieren, die in das Auge gelangt. Die Linse befindet sich hinter der Iris und hilft dabei, das Licht zu fokussieren. Sie kann ihre Form und damit die Brechkraft ändern, um Objekte in der Nähe oder in der Ferne scharf zu sehen.

Die innere Rückseite des Auges wird von der Netzhaut (Retina) bedeckt, die sogenannte Fotorezeptoren enthält. Diese wandeln Licht in elektrische Signale um, die dann über den Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet werden. Dahinter liegt die Aderhaut (Choroidea), die viele Blutgefäße beherbergt. Zusammen mit der Iris und dem Ziliarkörper – der sozusagen die Aufhängung der Linse darstellt – bildet die Aderhaut die Uvea.

Der Glaskörper füllt den Raum zwischen der Linse und der Netzhaut aus und gibt dem Auge seine Form. Schließlich sind da noch die Augenmuskeln, die es uns ermöglichen, unsere Augen zu bewegen und auf Objekte zu fokussieren.

Das Auge liegt eingebettet in der Augenhöhle (Orbita), die mit Fett, Bindegewebe und Blutgefäßen ausgefüllt ist und durch Gesichtsknochen gebildet wird. Eng verknüpft mit dem Auge ist die Tränendrüse, die am oberen Außenrand der Orbita liegt.

Symptome: Wie erkennt man Augenkrebs?

Augenkrebs kann unterschiedliche Beschwerden verursachen, wobei man unterscheiden muss zwischen den allgemeinen Anzeichen, die bei allen Augentumoren auftreten können, und den spezifischen Symptomen, die charakteristisch für bestimmte Krebsarten sind.

Allgemeine Symptome von Augenkrebs sind vielfältig und treten oft auch bei anderen Augenkrankheiten auf. Dazu zählen unter anderem:

  • Augenschmerzen
  • Verschlechterung des Sehvermögens
  • Gesichtsfeldausfälle
  • Augenfehlstellungen wie Schielen (Strabismus)

Welche Augenkrebsarten es gibt, was genau dahintersteckt, wie die Behandlung erfolgt und an welchen Symptomen man sie erkennen kann, erfahren Sie im Folgenden.

Aderhautmelanom: häufigster bösartiger Tumor des Auges

Das Aderhautmelanom oder auch uveales Melanom entwickelt sich aus Pigmentzellen (Melanozyten) der Aderhaut und ist in weitestem Sinne eine Form von Hautkrebs. Es ist der häufigste Augentumor bei Erwachsenen. Neben der Aderhaut können auch Iris oder Ziliarkörper betroffen sein. Charakteristisch ist ein spätes Auftreten von Symptomen durch beispielsweise Gesichtsfeldausfälle. 

Ursachen: Warum bekommt man ein Aderhautmelanom?

Die genauen Ursachen sind noch unklar. Gesichert ist jedoch, dass es eine Reihe von Risikofaktoren gibt, die mit der Entstehung zusammenhängen. So erhöht ein heller Hauttyp das Risiko. Menschen mit heller Augenfarbe, wie zum Beispiel blauen oder grünen Augen, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko. Auch Aderhautnävi, also gutartige Tumoren der Aderhaut, können in seltenen Fällen entarten und zu einem Aderhautmelanom werden.

Diagnostik: Wie diagnostiziert man ein Aderhautmelanom?

Bei Verdacht führt der*die Augenarzt*Augenärztin eine Spiegelung des Augenhintergrunds (Funduskopie) durch. Dort lässt sich eine orangefarbene Schwellung in Verbindung mit einer Netzhautablösung erkennen.

Verlauf: Wie schnell wächst ein Aderhautmelanom?

Aderhautmelanome können über viele Jahre unbemerkt im Auge wachsen. Häufig treten Symptome erst spät auf. Die potenziell gefährlichste Komplikation für den Verlauf der Erkrankung ist die Ausstreuung der Tumorzellen (Metastasierung). Sehr häufig kommt es bei der Krebsart zu Lebermetastasen.

Therapie: Wie behandelt man ein Aderhautmelanom?

Eine bedeutende Therapieoption ist die Brachytherapie, eine Sonderform der Strahlentherapie. Dabei werden kleine radioaktive Seeds (kleine Strahlungsquellen) auf die betroffene Stelle aufgebracht und der Tumor effektiv bestrahlt. Ist der Tumor besonders groß, kann auch eine chirurgische Entfernung des gesamten Augapfels vonnöten sein. Neuere Entwicklungen führten in den letzten Jahren zu Immuntherapien, die über spezifische Proteine den Tumor direkt angreifen können.

Prognose: Ist ein Aderhautmelanom heilbar?

Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei über 70 Prozent. Die tatsächliche Lebenserwartung hängt jedoch sehr stark davon ab, wie groß der Tumor gewachsen ist, ob er sich auf Nerven, Augenmuskeln und andere Strukturen ausgebreitet hat und ob sich bereits Fernmetastasen gebildet haben.

Retinoblastom: Augenkrebs im Kindesalter

Das Retinoblastom ist ein Tumor der Netzhaut. Er ist insgesamt selten, aber bei Kindern der häufigste Tumor des Auges. Er entsteht meist vor dem dritten Lebensjahr.

Ursachen: Wie entsteht ein Retinoblastom?

Der Entstehung des Netzhauttumors liegt eine Mutation im RB1-Gen zugrunde. Dabei handelt es sich um ein Protein, das gezielt die Entartung von Zellen unterdrückt.

Diagnostik: Wie erkennt man ein Retinoblastom?

Nach einer ausführlichen Anamnese (Arzt-Patient-Gespräch) geben in der Regel bereits die Symptome einen Hinweis auf das Vorliegen eines Retinoblastoms. Typisch sind ein Schielen, ein verschlechtertes Sehvermögen sowie sogenannte Katzenaugen (Leukokorie). Dabei erscheint die Pupille weißlich.

Augenärztlich lässt sich durch Spiegelung des Auges (Ophthalmoskopie) und gleichzeitige Beleuchtung der sogenannte Brückner-Test durchführen: Normalerweise lässt sich ein rotes Aufleuchten beider Pupillen erkennen. Liegt eine Erkrankung vor, so ist dies nicht der Fall. Neben weiteren augenärztlichen Untersuchungen ist vor allem die genetische Beratung wichtig, um die zugrundeliegende Mutation feststellen zu können.

Therapie: Wie behandelt man ein Retinoblastom?

Die Therapie des Retinoblastoms ist sehr komplex und nur spezialisierten Zentren vorbehalten. Dabei greift man auf verschiedene Konzepte der Tumortherapie zurück und erstellt einen individuellen Behandlungsplan für jede*n Patient*in.

Die Lebenserwartung hängt von einer frühen Diagnostik und Therapie ab. Bereits metastasierte Retinoblastome haben eine schlechte Prognose.

Weitere Formen von Augenkrebs

Neben den eben vorgestellten Arten gibt es noch seltenere Tumore des Auges: 

  • Bindehautkarzinom: Bei dieser Krebserkrankung handelt es sich um einen bösartigen (malignen) Tumor der Konjunktiva.
  • Bindehautlymphom: Dieser bösartige Bindehauttumor entsteht häufig im Unterlid durch chronische Infektion. 
  • Tumore der Tränendrüse: Tumore der Tränendrüse können gut- oder bösartig sein und fallen durch Schwellungen und Schmerzen am Außenrand der Augenhöhle sowie Sehstörungen auf. 
  • Rhabdomyosarkom: Dies ist ein bösartiger Tumor des Bindegewebes der Augenhöhle, der vermehrt im Kindesalter auftritt.
  • Lidtumor: Lidtumore sind Hauttumore, die am oberen oder unteren Augenlid auftreten können. Sie umfassen gutartigen Geschwulste wie Warzen (Papillome) oder Blutschwämmchen, aber auch maligne Tumorarten wie Hautkrebs oder Talgdrüsenkarzinome.

FAQ: Prognose bei Augenkrebs

Augentumore sind sehr ernstzunehmende Erkrankungen, die sofort behandelt werden sollten. In schweren Fällen droht ein Verlust des Auges. Lebensbedrohlich ist der Tumor selbst häufig nicht, jedoch besteht die Gefahr der Metastasierung in andere Organe, welche bei Organversagen zum Tod führen können.

Viele Formen des Augenkrebses können geheilt werden. Die Heilungschancen werden bestimmt von der Art und Größe des Tumors sowie dem Grad der Metastasierung.

Bei frühzeitiger Diagnose und Therapie lassen sich die meisten Formen von Augentumoren gut behandeln. Selbst ohne vollständige Heilung ist ein Leben mit Augenkrebs möglich. Abhängig ist dies unter anderem von Art und Größe des Tumors sowie davon, ob und wo sich Metastasen gebildet haben.

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