Petechien
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Petechien: Thrombose-Signal nach Impfung?

Von: Alexandra Maul (News-Redakteurin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 22.10.2021 - 12:09 Uhr

Petechien sind Einblutungen in die Haut, die als kleine rote Punkte erscheinen und oftmals mit Ausschlag oder einer anderen Hauterkrankung verwechselt werden. Die Hauteinblutungen können verschiedene Ursachen haben. Unter anderem kann eine Blutgerinnungsstörung infolge einer Corona-Impfung mit Vaxzevria®, dem COVID-19-Impstoff von AstraZeneca, dahinterstecken. Die seltene Nebenwirkung kann eine gefährliche Sinusvenenthrombose zur Folge haben. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät daher, nach der Impfung besonders auf Warnsignale des Körpers zu achten, um rechtzeitig reagieren zu können. Erfahren Sie, wie Sie Petechien erkennen, warum diese ein wichtiges Warnsignal für eine Thrombose sein können und welche weiteren Ursachen infrage kommen. 

Petechien erkennen: So geht's

Wie sehen die Einblutungen in der Haut aus? Die stecknadelkopfgroßen Punkte kommen meist in Ansammlungen vor und erinnern an einen kleinen Bluterguss, da sie weder jucken, noch Schmerzen verursachen. Die punktförmigen Hauteinblutungen erscheinen anfangs rötlich-violett, später bräunlich. Sie können die Haut oder Schleimhaut betreffen – oft erscheinen sie an Armen oder Beinen, am Bauch oder Po oder beispielsweise im Mund oder der Innenseite der Augenlider.

So unterscheiden Sie Petechien von einer Hauterkrankung oder einem Ausschlag: Üben Sie mit einem Glasspatel oder einem durchsichtigen Trinkglas Druck auf die betroffene Hautpartie aus. Ein Ausschlag verschwindet durch den Druck, während Petechien weiterhin gut zu sehen sind.

Bei Petechien kann das Blut nicht weggedrückt werden, da dieses aus den Kapillaren austritt und sich in der Haut sammelt. Beim Ausschlag hingegen ist das Blut noch im Gefäß, durch Drücken verschwindet die Rötung.

Sind Petechien normal?

Petechien sind keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom. Daher gilt es stets, die Ursache der Kapillarblutungen festzustellen. Oft ist diese harmlos und die Petechien verschwinden nach einigen Tagen von selbst wieder.

Zu diesen harmlosen Ursachen zählen beispielsweise mechanische Traumata durch Druck auf die Haut oder Reibung – etwa durch Kratzen, den reibenden Träger eines schweren Gepäckstücks oder drückende Schuhe. In seltenen Fällen können auch starkes Husten oder Erbrechen sowie eine Entbindung oder eine Kopfverletzung Petechien auslösen.

Auch als Nebenwirkung von Medikamenten können Petechien auftreten, zum Beispiel bei bestimmten Blutverdünnern, Schmerzmitteln, antiepileptischen Mitteln oder Antibiotika.

Petechien können aber auch Warnsignal einer ernstzunehmenden Krankheit sein. Mögliche Auslöser sind etwa Erkrankungen wie eine Pneumokokken- oder Meningokokken-Infektion, eine Mandelentzündung, Zytomegalie, Amyloidose, Scharlach oder Pfeiffersches Drüsenfieber. Ebenso können Gefäßverletzungen oder -entzündungen wie bei einer Vaskulitis oder deren Unterform Purpura Schönlein-Henoch sowie das Ehlers-Danlos-Syndrom die Hauteinblutungen verursachen. Bei einer Leukämie können Petechien zu den ersten Anzeichen gehören.

Die Ursache der Petechien sollte unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Dies gilt ganz besonders, wenn zusätzliche Symptome auftreten.

Petechien: Warnsignal für Blutgerinnungsstörung

Oftmals entstehen Petechien im Zusammenhang mit einer Blutgerinnungsstörung. Besonders ein Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten) kann zu den punktförmigen Einblutungen führen, da kleinste Blutgefäße nicht mehr ausreichend abgedichtet werden können. Es kommt zu kleinen Einblutungen der umliegenden Hautpartien.

Folge des Blutplättchen-Mangels (Thrombozytopenie) ist eine erhöhte Blutungsneigung, diese äußert sich durch folgende Symptome:

Ein solcher Mangel an Blutblättchen kann viele verschiedene Gründe haben. Diese reichen von einer Anämie (Blutarmut) infolge eines Vitamin- oder Eisenmangels bis hin zu Schädigungen des Knochenmarks durch eine Leukämie oder andere Erkrankungen.

Die Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT)

Ein Blutplättchen-Mangel kann auch in Verbindung mit dem Gerinnungshemmer Heparin auftreten. Dieser wird meist als Thrombose-Prophylaxe nach Verletzungen und Operationen verwendet. In seltenen Fällen kommt es dadurch aber zu einer Thrombozytopenie.

Nach Verabreichung des Heparins sinkt die Anzahl der Thrombozyten ein wenig ab, nach wenigen Tagen kehrt die Thrombozytenzahl selbstständig in den Normalzustand zurück und die Behandlung kann fortgeführt werden. Man spricht hierbei vom Typ 1 der Heparin-induzierten Thrombozytopenie.

Typ 2 der HIT ist deutlicher gefährlicher: Das Heparin führt hierbei zu einer Autoimmunreaktion: Es werden Antikörper gebildet, was zu einer Aktivierung der Thrombozyten führt und die Gerinnselbildung fördert. Damit steigt die Gefahr von Thrombosen und Durchblutungsstörungen. Je nach Gefäß und Ausprägung kann dies lebensbedrohliche Konsequenzen haben.

COVID-19-Impfung: Thrombozytopenie möglich

Nach Untersuchungen von Blutproben zum Zusammenhang von Sinusvenenthrombosen (Thrombosen der Hirnvenen) nach der AstraZeneca-Impfung gehen Forscher*innen davon aus, dass eine Thrombozytopenie ebenfalls durch die Corona-Impfung ausgelöst werden kann. Diese kann – ähnlich wie bei der Heparin-induzierten Thrombozytopenie Typ 2 – zu einer Autoimmunreaktion führen und schwerwiegende Folgen wie Lungenembolien und Sinusvenenthrombosen nach sich ziehen.

Geimpfte Personen sollten deshalb vier bis 16 Tage nach der Impfung auf entsprechende Symptome achten und bei Problemen und Auffälligkeiten ärztlichen Rat suchen. Nach Überprüfung der Thrombozytenzahl kann eine Behandlung eingeleitet werden. Grundsätzlich erfolgt die Therapie bei Petechien immer abhängig von der jeweiligen Ursache.

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