Augenuntersuchung beim Augenarzt
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Augenuntersuchungen: Tests und Untersuchungen

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 28.12.2020 - 18:27 Uhr

Die Augen sind ein komplexes System, welches uns das Sehen von Formen, Farben und vielem mehr ermöglicht. Doch bei etwa der Hälfte der Bevölkerung ist die Sehkraft beeinträchtigt. Dann können verschiedene Methoden der Untersuchung helfen, die Ursachen zu ermitteln. Welche Möglichkeiten der Augenuntersuchung gibt es und wann kommt welche Methode zum Einsatz?

Sehstörungen, Juckreiz und Rötung: Wann zum Augenarzt?

Eine Reihe von Beschwerden kann zum Besuch beim Augenarzt führen. Oft sind es akute Symptome wie Tränen und Rötung, Lichtscheu, Juckreiz oder Schmerzen, aber auch Trockenheit und plötzliche oder schleichend auftretende Sehstörungen kommen häufig vor. Bei Kindern ist Schielen eine der Hauptursachen für den Augenarztbesuch.

Zu den Erkrankungen des Auges gehören Entzündungen und Infektionen, Veränderungen der Gefäße oder der Netzhaut, Tumoren, Verletzungen und Mitbeteiligung der Augen bei anderen Krankheiten wie einem Bluthochdruck. Vielfach lassen sich die Ursachen durch gezieltes Befragen bereits eingrenzen.

Wichtig ist, ob eines oder beide Augen betroffen sind, wann und wie häufig die Beschwerden auftreten, ob sie plötzlich angefangen haben und ob weitere Symptome vorliegen. Auch andere Krankheiten wie Allergien oder Diabetes sowie eingenommene Medikamente können von Bedeutung sein, ebenso Erkrankungen in der Familie.

Augenuntersuchung: Die Grunddiagnostik

Die körperliche Untersuchung erfolgt meist am sitzenden Patienten:

  • Äußerlich sichtbare Krankheitszeichen (Inspektion) sind zum Beispiel Rötungen, vermehrte Tränenflüssigkeit und Hornhautverletzungen.
  • Fremdkörper oder Veränderungen unter dem Lid kann der Arzt beurteilen, indem er das Augenlid mithilfe eines Spatels oder Watteträgers umklappt.
  • Besteht der Verdacht auf eine Infektion, kann er mit einem Wattetupfer einen Abstrich (von Bindehaut, Hornhaut oder Glaskörper) entnehmen und im Labor auf Erreger untersuchen lassen.
  • In seltenen Fällen kann zusätzlich auch eine Blutuntersuchung nötig sein.
  • Bei der Tastuntersuchung (Palpation) drückt der Arzt mit seinen Fingerkuppen leicht auf die geschlossenen Augäpfel und kann so grob im Seitenvergleich den Augeninnendruck prüfen (der zum Beispiel beim Grünen Star oder durch einen Bluterguss erhöht sein kann).

Funktionstests der Augen

Je nach Beschwerden können Sehvermögen, Reaktion, Form und Symmetrie der Pupillen sowie die Beweglichkeit der Augen (und ihrer Muskeln) untersucht werden. Im Folgenden stellen wir Ihnen die verschiedenen Arten von Augenuntersuchungen näher vor.

Prüfung des Sehvermögens

Dazu gehören die Untersuchung der Sehschärfe (Visusprüfung), des Gesichtsfeldes, also des Bereiches, der beim Sehen in eine Richtung überblickt werden kann, sowie des Farben- beziehungsweise Dunkelsehens.

  • Visusprüfung: Sie sind fast schon ein Wahrzeichen der Augenärzte – die Tafeln mit Buchstaben, Zahlen, Haken oder Bildern in verschiedenen Größen. Damit lassen sich Kurz- oder Weitsichtigkeit sowie deren Ausmaß bestimmen.
  • Gesichtsfeldprüfung: Dabei sitzen sich Arzt und Patient auf gleicher Höhe gegenüber. Dann muss der Patient mit beiden oder mit einem der Augen (und das andere verdecken) in Richtung des Arztes schauen und die Anzahl der von diesem in verschiedene Höhen und Richtungen gehaltene Finger bestimmen oder sagen, ab wann der Finger gesehen wird.
  • Farbsehen: Farbenblindheit und Farbenfehlsichtigkeit lässt sich mithilfe bestimmter Tafeln erkennen, auf denen bunte Farbflecken Muster bilden, die nur von Farbtüchtigen als Zahl erkannt werden.

Beurteilung der Pupille

Die normale Pupille verengt sich bei Lichteinfall, sogar dann, wenn nicht sie direkt, sondern nur diejenige auf der Gegenseite angeleuchtet wird. Funktioniert dieser Reflex nicht richtig, deutet das auf bestimmte Erkrankungen des Sehnervs, des Gehirns oder Lähmungen Augenmuskels.

Auch Pupillenveränderungen wie Asymmetrien, Weit- oder Engstellungen können durch Entzündungen, Medikamente oder andere krankhafte Ursachen verursacht sein. Die Pupille wird im Rahmen der Augenspiegelung (siehe unten) beurteilt.

Beurteilung der Augenbeweglichkeit

Die Stellung der Augen zueinander, ihre Beweglichkeit und die Gleichzeitigkeit der Bewegungen sind Funktionen, die besonders beim Schielen und Sehen von Doppelbildern untersucht werden. Der Arzt beurteilt dafür zunächst, ob die Lichtreflexe auf der Hornhaut symmetrisch sind, macht dann einen Abdeck- und Aufdecktest zur Schielprüfung (Abdecken eines Auges und Überprüfen, wie das andere reagiert) und lässt anschließend den Patienten in neun verschiedene Richtungen blicken (indem er einen Finger dorthin hält).

Augenspiegelung (Ophthalmoskopie)

Bei dieser wichtigen augenärztlichen Untersuchung werden mit einem Augenspiegel, der eine beleuchtete Lupe besitzt, die verschiedenen äußeren und inneren Anteile des Auges untersucht. Bei Verdacht auf Hornhautverletzungen kann man fluoreszierende Augentropfen einbringen, die sich an der Verletzungsstelle ansammeln und mit blauem Licht gut erkennen lassen.

Um den Augenhintergrund (Fundus) mit der Netzhaut, dem Sehnerv und den Blutgefäßen besonders gut einsehen zu können, wird das Auge "weit getropft", die Pupille also mit einem bestimmten Medikament so stark erweitert, dass der Arzt ein besonders großes "Guckloch" erhält.

Weitere Untersuchungen der Augen

Können die bisherigen Tests zum Beispiel auch von einem erfahrenen Allgemeinarzt durchgeführt werden, sind die – bei bestimmten Fragestellungen nötigen – spezielleren Untersuchungstechniken dem Augenspezialisten vorbehalten. Im Folgenden eine kleine Auswahl:

  • Spaltlampe: Mit diesem besonderen Mikroskop lässt sich Licht seitlich in das Auge einbringen und damit besonders gut Hornhaut, Regenbogenhaut und Augenlinse beurteilen. Werden weitere Linsen und Gläser aufgesetzt, sind auch Glaskörper und Netzhaut gut zu erkennen.
  • Tonometrie: Besteht der Verdacht auf eine Druckerhöhung im Auge, lässt sich mit diesem speziellen, meist auf die Hornhaut unter Lokalanästhesie aufgesetzten Gerät (Tonometer) der genaue Augeninnendruck bestimmen.
  • Perimetrie: Mithilfe dieses speziellen Geräts lässt sich das Gesichtsfeld genauer bestimmen als mit der oben beschriebenen Prüfung. Dazu blickt der Patient mit einem Auge starr in das Perimeter hinein und gibt an, wann er kleine, an verschiedenen Stellen aufblitzende Lämpchen sieht. Diese Werte werden grafisch umgesetzt.
  • Fluoreszenzangiografie des Fundus: Mit dieser Methode lassen sich auch kleinste Gefäßveränderungen darstellen. Dazu wird ein Farbstoff als Kontrastmittel in die Armvene gespritzt und mittels blauem Licht in den Aderhaut- und Netzhautgefäßen sichtbar gemacht.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Die Funktion von Sehnerv, Sehbahn und Netzhaut lässt sich mithilfe kleiner Elektroden überprüfen, die die elektrische Aktivität messen.
  • Bildgebende Verfahren: Mit der Ultraschalluntersuchung lassen sich insbesondere Netzhautablösungen und Glaskörperabhebungen diagnostizieren und die Längsachse des Auges messen. Die knöcherne Umrandung des Augapfels (zum Beispiel nach einem Unfall) lässt sich besonders gut mittels Computertomographie (CT) darstellen, die Weichteile (zum Beispiel bei Tumorverdacht) vor allem mit der Magnetresonanztomographie (MRT).

Was das Auge täglich leistet

Schätzungsweise 40 Prozent unserer aufgenommenen Informationen werden über Farben und damit über unsere Augen vermittelt. Auf deren Netzhaut ermöglichen 120 Millionen Stäbchen für das Schwarz-Weiß-Sehen und sechs Millionen empfindlich auf Rot, Grün und Blau reagierende Zapfen dem Menschen, mehrere hunderttausend Farbschattierungen zu unterscheiden. Das Auge ist also ein komplexes System – dies erklärt auch die Vielzahl an verschiedenen Augenuntersuchungen.