Mann nimmt Spironolacton
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Spironolacton – Wirkung und Nebenwirkungen

Von: Dr. med. Silvana Schönit (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 07.08.2023 - 15:15 Uhr

Spironolacton ist ein Wirkstoff, der in der Medizin vielfältig eingesetzt wird, vor allem bei Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) und zur Behandlung der Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Doch es gibt noch weitere Anwendungsfälle für das Mittel. Wie Spironolacton wirkt, bei welchen Krankheitsbildern es eingesetzt wird, welche Nebenwirkungen es haben kann und wann man es nicht verwenden sollte, lesen Sie hier.

Was ist Spironolacton und wie wirkt es?

Spironolacton gehört zur Gruppe der kaliumsparenden Diuretika (Entwässerungsmittel). Es hemmt als sogenannter Aldosteron-Antagonist die Wirkung des Hormons Aldosteron im Körper, indem es das Vorkommen bestimmter Natriumkanäle in den "Sammelrohren" der Niere vermindert. Dieses Hormon sorgt normalerweise für einen vermehrten Einbau dieser Kanäle und dadurch für eine gesteigerte Rückgewinnung von dem Blutsalz Natrium und von Wasser in den Nieren. Diese Rückgewinnung bewirkt im Normalfall eine verminderte Urinausscheidung, außerdem aber auch eine Erhöhung des Blutdrucks. Gleichzeitig wird das Blutsalz Kalium vermehrt ausgeschieden.

Ist Spironolacton entwässernd?

Wird die Wirkung des Aldosterons durch den Wirkstoff Spironolacton gehemmt, dann wird vermehrt Urin ausgeschieden, der Wirkstoff ist also entwässernd. Durch diese Entwässerung kann eine Gewichtsabnahme auftreten, denn Wassereinlagerungen werden reduziert. Gleichzeitig kommt es zu einer verminderten Ausscheidung von Kalium.

Wofür wird Spironolacton angewendet?

Da Spironolacton die Wirkung des Aldosterons reduziert, wird es oft angewendet, wenn zu viel davon (Hyperaldosteronismus) vorliegt.

Hier unterscheidet man den primären Hyperaldosteronismus von den häufigeren sekundären Formen. Bei der primären Form wird das Hormon beispielsweise aufgrund eines Tumors der Nebennieren, in denen das Aldosteron auch normalerweise produziert wird, vermehrt ausgeschüttet.

Sekundäre Formen liegen unter anderem bei Herzschwäche oder bei einer Leberzirrhose vor.

Spironolacton kann man demnach bei verschiedenen Krankheitsbildern einnehmen. Zu diesen zählen:

  • Herzschwäche
  • Leberzirrhose
  • Bluthochdruck
  • nephrotisches Syndrom
  • Akne
  • Haarausfall

Warum Spironolacton bei Herzinsuffizienz?

Im Zuge einer Herzschwäche wird die Niere vermindert durchblutet. Dies führt dazu, dass das sogenannte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) aktiviert wird, um den Blutdruck zu steigern und damit auch die Durchblutung des Organs. Aldosteron spielt in diesem System eine Rolle: Wird es aktiviert, dann kommt es zu einem sekundären Hyperaldosteronismus, also zu einer Mehrproduktion des Hormons.

Dieser Kompensationsmechanismus des Körpers bringt jedoch leider einige Nachteile mit sich. Durch die Aktivierung des RAAS und die damit verbundene Blutdrucksteigerung wird das Herz zusätzlich belastet, es muss dadurch beim Pumpen viel Energie aufbringen. Außerdem wird vermehrt Wasser rückresorbiert (rückgewonnen) und es können Schwellungen der Beine in Form von Beinödemen (Wassereinlagerungen) auftreten.

Wird dem Hormon demnach durch die Einnahme von Spironolacton entgegengewirkt, treten diese Symptome vermindert auf.

Warum Spironolacton bei Leberzirrhose?

Die Leberzirrhose ist eine Erkrankung, bei der es unter anderem durch einen bestehenden Alkoholmissbrauch oder eine Hepatitis-Infektion zu einer Zerstörung des Lebergewebes kommt. Auch bei dieser Erkrankung wird aufgrund verschiedener Mechanismen vermehrt das Hormon Aldosteron ausgeschüttet. Dieses fördert die Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle (Aszites). Auch in diesem Fall muss die Aldosteronwirkung vermindert werden, um dem entgegenzuwirken.

Bei ausgeprägtem Aszites kann man Spironolacton und Torasemid zusammen einnehmen, um mithilfe dieses zweiten Diuretikums die entwässernde Wirkung zu verstärken. Alternativ kann auch Furosemid verwendet werden.

Warum Spironolacton beim nephrotischen Syndrom?

Das nephrotische Syndrom ist ein Symptomkomplex, der bei verschiedenen Nierenerkrankungen auftritt und durch Eiweißmangel, Eiweißverlust über den Urin (Proteinurie) und Schwellungen (Ödeme) gekennzeichnet ist.

Auch hier hilft das Spironolacton gegen die vorliegenden Ödeme.

Warum Spironolacton bei Bluthochdruck?

Ist der Bluthochdruck trotz einer Mehrfachkombination von Präparaten nicht gut eingestellt, dann kann Spironolacton zusätzlich angewendet werden, um den Blutdruck zu senken. Das Hormon Aldosteron sorgt normalerweise für einen erhöhten Blutdruck, dem hier entgegengewirkt wird.

Warum Spironolacton bei Akne?

Spironolacton hat eine antiandrogene Wirkung, es hemmt also die Wirkung männlicher Sexualhormone. Deshalb kann es auch in der Therapie der Akne eingesetzt werden.

In welcher Dosierung nimmt man Spironolacton ein?

Die Dosierung des Wirkstoffs hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung und dem Ausmaß des Krankheitsbildes ab.

Bei der Herzinsuffizienz beginnt man in der Regel mit einer Tagesdosis von 25 mg. Diese Dosierung kann im Verlauf auf 50 mg erhöht werden, wenn dies notwendig ist. Bei vorliegenden Ödemen kann auch eine höhere Dosis notwendig werden. Viele Filmtabletten mit einem Wirkstoffgehalt von 50 mg sind teilbar, die Tabletten sind jedoch auch mit einem Gehalt von 25 mg erhältlich.

Auch bei der arteriellen Hypertonie beginnt man mit 25 mg täglich und kann die Dosierung bei Notwendigkeit erhöhen.

Bei der Leberzirrhose werden eingangs 100 bis 200 mg Spironolacton pro Tag verschrieben, dies kann bis auf 400 mg gesteigert werden.

Bei dem nephrotischen Syndrom ist eine Dosis von 100 bis 200 mg Spironolacton am Tag üblich. 

Wann sollte man Spironolacton einnehmen?

Spironolacton hat eine harntreibende Wirkung. Um nächtliche Toilettengänge als Folge dieses gewünschten Effektes zu vermeiden, wird das Arzneimittel in der Regel morgens eingenommen. Bei Tagesdosen von mehr als 100 mg erfolgt häufig eine Aufteilung auf mehrere Einzeldosen. Um die Aufnahme des Wirkstoffs zu steigern, sollte die Einnahme mit einer Mahlzeit erfolgen.

Welche Nebenwirkungen können bei Spironolacton auftreten?

Durch die verminderte Wirkung des Hormons Aldosteron im Körper wird auch weniger Kalium über den Urin ausgeschieden. Häufiger kommt es daher zu Erhöhungen desselben im Blut (Hyperkaliämie). Diese Hyperkaliämien können zu Lähmungserscheinungen der Muskeln führen, bergen aber auch das Risiko lebensgefährlicher Herzrhythmusstörungen.

Häufiger kann es bei Personen, die zu Gichtanfällen neigen, zu einer Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut (Hyperurikämie) sowie zu Gichtanfällen führen.

Ebenfalls zu den häufigeren Nebenwirkungen gehört außerdem eine Vergrößerung der männlichen Brust, sodass diese wie eine weibliche Brust erscheint. Man spricht dann von einer Gynäkomastie. In solchen Fällen stellt Eplerenon eine Alternative dar – ebenfalls ein kaliumsparender, entwässernder Wirkstoff. Nach Absetzen der Therapie bildet sich die Gynäkomastie in der Regel zurück.

Selten kann es bei Männern auch zu einer Erhöhung der Stimme kommen. Bei Frauen kann es dagegen eher zu einer tieferen Stimme oder zu Menstruationsstörungen, einem Aussetzen der Periode (Amenorrhoe) oder Zwischenblutungen kommen. Auch eine verstärkte Behaarung (Hirsutismus) in Bereichen, die eher für Männer typisch sind (zum Beispiel Bartwachstum), ist möglich.

Gelegentlich kann es zu Kopfschmerzen, Schwäche oder Schläfrigkeit sowie zu Verwirrtheitszuständen, Juckreiz oder Hautrötung kommen.

Sehr selten kann es außerdem zu einer Schädigung der Leber mit entsprechenden Laborveränderungen als Nebenwirkung der Therapie kommen.

Ist Spironolacton schädlich für die Nieren?

Gelegentlich kann Spironolacton die Nierenwerte im Blut kurzfristig verändern und zu einem Anstieg des Kreatinins führen, welches ein Indikator für eine Verschlechterung der Nierenfunktion ist. Insbesondere bei gleichzeitiger Anwendung von ACE-Hemmern (unter anderem Ramipril, Enalapril) und Furosemid, einem weiteren entwässernden Wirkstoff, kann es zu einer akuten Nierenschädigung kommen.

Bei einer schweren Nierenschädigung darf man Spironolacton nicht einnehmen, insbesondere auch wegen der Gefahr des Auftretens einer potenziell lebensgefährlichen Hyperkaliämie sowie einer weiteren Schädigung der Nieren. 

Mit welchen anderen Wirkstoffen kann es zu Wechselwirkungen kommen?

Durch die verminderte Ausscheidung des Blutsalzes Kalium unter der Medikation ist Vorsicht bei anderen Präparaten geboten, die den Kaliumspiegel ebenfalls erhöhen können. Zu diesen zählen weitere kaliumsparende, entwässernde Medikamente, die zum Beispiel die Wirkstoffe Triamteren oder Amilorid enthalten. Auch nicht-steroidale Antirheumatika (zum Beispiel ASS oder Ibuprofen) sowie die bereits genannten ACE-Hemmer, wie Ramipril, können den Kaliumspiegel erhöhen.

Bei der gleichzeitigen Einnahme von Blutdrucksenkern, vor allem bei der gleichzeitigen Behandlung mit Spironolacton und ACE-Hemmern, besteht außerdem das Risiko eines Blutdruckabfalls bis hin zu einem Schock. Auch Alkohol kann den blutdrucksenkenden Effekt verstärken.

Bei der Einnahme von Carbenoxolon (einem Inhaltsstoff von Süßwurzel, der beispielsweise zur Behandlung von Aphthen eingesetzt wird) kann es zu einer gegenseitigen Beeinträchtigung der Wirkung kommen. Auch größere Mengen Lakritze sollten vermieden werden.

Darf man Spironolacton in der Schwangerschaft einnehmen?

In der Schwangerschaft darf man Spironolacton nicht anwenden. Auch in der Stillzeit sollte man Arzneimittel mit diesem Wirkstoff nicht anwenden.

Wann darf man Spironolacton nicht einnehmen?

Zusammenfassend darf man Spironolacton unter folgenden Umständen nicht einnehmen:

  • bei einer starken Einschränkung der Nierenfunktion 
  • bei Vorliegen eines akuten Nierenversagens
  • wenn eine Neigung zur Hyperkaliämie vorliegt
  • wenn eine Neigung zur Hyponatriämie (zu wenig Natrium im Blut) vorliegt
  • bei einer Überempfindlichkeit oder Allergie gegen die Substanz
  • in der Schwangerschaft
  • in der Stillzeit

Ein akutes Nierenversagen ist dadurch gekennzeichnet, dass entsprechende Parameter im Blut (vor allem das Kreatinin) ansteigen. Symptome sind gegebenenfalls eine verminderte oder vollständig ausbleibende Ausscheidung von Urin.

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