Ernährung in der Mazdaznan-Lehre
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Ernährung und Atmung in der Mazdaznan-Lehre

Von: Sigrid Born (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 05.12.2019 - 16:02 Uhr

Wenig, aber richtig und abwechslungsreich vegetarisch essen, aber nicht um des Essens willen – dies ist das Prinzip der Mazdaznan-Ernährung. Ziel der eher asketischen Nahrungsaufnahme ist es, ein vollkommener Mensch zu werden. Einfache Atemübungen sind für die geistige Nahrung zuständig. Welche Rolle Atmung und Ernährung in der Mazdaznan-Lehre spielen, erfahren Sie hier.

Ernährung ist ein Schöpfungsprozess

"Der Mensch ist nicht auf Erden, um alles, was Wald, Wiese, Feld oder Garten abwerfen, in seinem Magen wie in einer Art Futterspeicher zu sammeln, auch nicht dazu, um eine Art Kirchhof oder Friedhof für tote Tiere zu sein. Vielmehr soll er hier auf Erden die Macht des Geistes über die Materie beweisen." So beginnt Kapitel 1 der Mazdaznan-Ernährungskunde. Zwei Aspekte, nämlich tierische Nahrungsmittel und das Schlemmen an sich, lehnen die Anhänger dieser Lehre ab.

Vereinfacht gesagt ist Mazdaznan (ausgesprochen"Masdasnan") eine Lebensphilosophie, die auf bewusster Atmung und Ernährung basiert. Das Wort selbst bedeutet soviel wie "der Gedanke, der alles meistert". Neben richtiger Ernährung spielt richtiges Atmen eine große Rolle.

Bewusstes Essen: weniger ist mehr

Übergewicht und Völlerei sind tabu, Selbstbeherrschung und maßvolles Essen stehen an erster Stelle. Konserviertes und Fleisch werden abgelehnt, Eier und Milchprodukte hingegen sind erlaubt. Wer nun glaubt, Mazdaznan-Ernährung sei eintönig und streng, der irrt: durch die sehr bewusste Art, Nahrung aufzunehmen, wird auch bewusst Abwechslung auf den Speiseplan gebracht. So sollen etwa zwei Drittel der Speisen aus Gemüse und ein Drittel aus Stärke, Fett und Proteinen bestehen.

Auch die richtige Kombination ist entscheidend: So sind zwei eiweißhaltige Speisen ungünstig; besser wären Obst oder Gemüse mit Brot, Reis oder Joghurt. Gemüse sollte nicht mit Wasser, sondern mit wenig Fett gedünstet werden. Morgens ist wegen der eher starken Verdauung Fasten von Vorteil, lediglich Obstsäfte sind erlaubt, da sie die Verdauung noch unterstützen.

Was die Ernährung in der Mazdaznan-Lehre bewirken soll

Wer so isst, so heißt es in den Lehren, werde über kurz oder lang sein Übergewicht los und lebe gesünder.

Mazdaznan-Ernährung, dies behaupten die Befürworter, führe dem Menschen das Beste aus der Natur zu und steigere so auch seine geistigen Kräfte. Richtige Ernährung führe dazu, dass sich höhere Potenzen oder Kräfte im Menschen bilden, die ein erweitertes, höheres Denken in sich entwickeln.

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Richtig Atmen in der Mazdaznan-Lehre: Übungen

Die folgende Konzentrations- beziehungsweise Kreativitätsübung wird beim Einatmen durchgeführt:

  • Man entspannt alle Muskeln, hebt die Brust hoch und hält sie in dieser Stellung.
  • Dabei ist die Zunge flach auf dem Mundboden und die Zungenspitze an der unteren Zahnreihe, die Augen sind auf einen Punkt in Augenhöhe gerichtet.
  • Nun atmet man voll ein, bis es nicht weiter geht, hält den Atem für 20 bis 30 Sekunden oder länger an, atmet anschließend aus, bis die Lungen vollständig entleert sind.
  • Diese Übung drei- bis fünfmal wiederholen, dabei die Luft immer etwas länger anhalten.
  • Diese Übung soll man nie unmittelbar nach einer Mahlzeit machen.

Bei Unwohlsein und Kreislaufschwäche hilft diese Übung:

  • Alle Muskeln sind entspannt, Zunge wie beim Einatmen.
  • Man atmet aus und entleert die Lunge, bis es nicht weiter geht.
  • 20 bis 30 Sekunden oder länger nicht einatmen und anschließend tief aufschluchzend wieder einatmen.
  • Diese Übung ebenfalls drei- bis fünfmal wiederholen.

Herkunft der Mazdaznan-Lehre

Die Mazdaznan-Bewegung geht weit in die Vergangenheit zurück: Auf den altiranischen Priester und Propheten Zarathustra nämlich, der wahrscheinlich zwischen 1.000 und 500 v. Chr. im Ostiran lebte. Er schuf den Parsismu – auch Mazdaismus genannt – eine dualistische, stark ethische Religionslehre.

Anfang des 20. Jahrhunderts brachte Otto Hanisch die Mazdaznan-Lehre in das Abendland. Er hatte im Iran Medizin studiert und die Lehren Zarathustras kennengelernt. Neben der bewussten Ernährung spendet richtiges Ein- und Ausatmen dem Körper geistige Nahrung.