Tomaten essen: gut bei Gicht
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Ernährung bei Gicht

Von: Astrid Daling (geb. Vogel) (Fachjournalistin und Texterin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 22.04.2021 - 18:10 Uhr

Gicht, eine der heutigen Volkskrankheiten, wird mit einer unausgewogenen, fleischhaltigen Ernährung und Alkoholkonsum in Verbindung gebracht. Gicht zählt neben anderen Erkrankungen zu den Ausprägungsformen von Rheuma. Eine gezielt gesunde Ernährung kann den Verlauf der Gicht positiv beeinflussen und Symptome dieser Rheuma-Erkrankung sogar mindern. Aber was essen bei Gicht und was nicht? Hier finden Sie Tipps und Hinweise zur richtigen Diät.

Auswirkung der Harnsäure auf Gicht

Gicht ist eine Krankheit mit nicht unerheblichen Folgen – dazu zählen unter anderem schmerzhafte Gichtanfälle und schwere Nierenprobleme. Daher sollten frühzeitig vorbeugende Maßnahmen – auch im Bereich der Ernährung – getroffen werden.

Hauptursache von Gicht ist in den meisten Fällen eine erblich bedingte Stoffwechselstörung. Die Niere scheidet dann nicht genügend Harnsäure aus, was einen erhöhten Harnsäurespiegel im Blut zur Folge hat. Daher nennt man Gicht auch Hyperurikämie.

Bestimmte Lebensmittel können die Produktion von Harnsäure im Körper fördern oder deren Ausscheiden über die Nieren behindern. Im Folgenden stellen wir Ihnen die geltende Ernährungsempfehlung für das richtige Essen bei Gicht vor.

Ernährung: Gesund essen bei Gicht

Allgemein lässt sich die optimale Ernährung bei Gicht und auch zum Vorbeugen von Gicht an folgenden 6 Grundregeln festmachen:

  1. wenige tierische Produkte
  2. fettarme Zubereitung
  3. wenig Zucker, vor allem Fruktose
  4. täglich Obst und Gemüse
  5. viel trinken
  6. Vorsicht bei Alkohol

Diese Form der Ernährung ist in der Regel vorteilhaft bei Gicht, kann aber auch helfen, Gicht und anderen Erkrankungen vorzubeugen. 

Tierische Produkte in Maßen erlaubt

Lebensmittel tierischen Ursprungs fördern die Produktion von Harnsäure im Körper, was in der Regel zu einem erhöhten Harnsäurespiegel führt. Tierische Produkte gehören deshalb möglichst nicht auf den täglichen Speiseplan von Gicht-Patienten. Das betrifft vor allem Fleisch, Wurst und Fisch. 

Wer diese Nahrungsmittel nicht völlig von seinem Ernährungsplan streichen möchte, sollte folgende Tipps beachten:

  • Es ist ratsam, bei der Ernährung darauf zu achten, maximal einmal pro Tag circa 100 Gramm ausgewählter Sorten von Fleisch oder Fisch zu essen.
  • Wenn Fisch auf dem Speiseplan stehen soll, bieten sich fettarme Fischsorten wie Scholle, Seezunge und Kabeljau an.
  • Besteht ein Heißhunger auf Fleisch, kann Wild die beste Wahl der Ernährung bei Gicht sein.

Bei Gicht Lebensmittel mit vielen Purinen meiden

Einige Sorten von Fisch, wie beispielsweise Forelle, Sprotte oder Hering, enthalten sehr viele Purine. Diese sind natürliche Bestandteile von Lebensmitteln, erhöhen jedoch über den Stoffwechsel die Harnsäure im Blut und wirken sich negativ auf den Verlauf der Gicht aus. 

Zu den purinreichen Lebensmitteln gehören auch: 

  • Muscheln oder Krustentiere
  • die Haut von Fisch oder Geflügel
  • Schweine- und Gänsefleisch, insbesondere die Schwarte
  • geräucherte Fisch- oder Fleischprodukte

Komplett vermeiden sollten Patienten mit Gicht den Verzehr von Innereien, insbesondere von Kalbsbries.

Fettarm essen bei Gicht

Generell wird bei Gicht empfohlen, das Gewicht zu reduzieren beziehungsweise Übergewicht zu vermeiden. Denn ein zu hohes Körpergewicht kann Verlauf und Ausprägung der Gicht negativ beeinflussen. Daher ist es bei Gicht ratsam, fettarm zu essen.

Andere tierische Produkte als Fleisch und Fisch, so wie etwa Milch, Butter, Käse und Joghurt, sind in Maßen annehmbar als Teil der Ernährung bei Gicht. Sie beeinflussen nicht direkt den Verlauf der Gicht, sondern eher das Körpergewicht. 

Gegen fettarme Milch oder Milchprodukte ist hingegen nichts einzuwenden – im Gegenteil: Fettreduzierte Naturjoghurts können sogar die Anfallshäufigkeit bei Gicht-Patienten reduzieren. Auch Eier stehen auf der Liste der erlaubten Lebensmittel bei Gicht.

Gicht-Patienten sollten nicht vollständig auf Fett verzichten, sondern auf die Art des Fettes achten: Die Zufuhr von gesunden Omega-3-Fettsäuren ist durchaus ratsam. Dies kann durch pflanzliche Öle wie Leinöl oder Rapsöl erfolgen. Je nach individueller Verträglichkeit können auch gelegentlich Omega-3-reichen Fischsorten wie Makrele oder Lachs verzehrt werden. 

Fruktose kann den Harnsäurespiegel erhöhen

Auch Fruktose, also Fruchtzucker, kann sich negativ auf den Harnsäurespiegel im Blut auswirken. Dieser Zucker steckt natürlicherweise in Früchten wie Äpfeln oder Honigmelonen. Deshalb sollten Gicht-Betroffene jedoch nicht auf Obst verzichten: Die Vorteile einer obstreichen Ernährung überwiegen deren Nachteile bei Gicht erheblich.

Viel wichtiger ist es für Gicht-Patienten, mit industriellem Fruchtzucker gesüßte Getränke wie Softdrinks, Limonade oder manche Fruchtsäfte zu meiden. Auch viele Süßigkeiten, Müsliriegel, Fruchtjoghurts und andere Lebensmittel werden mit Fruktose oder Fruktosesirup gesüßt. 

Generell sollte auch der Konsum von normalem Zucker eingeschränkt werden, da dieser nicht nur Übergewicht fördert, sondern Haushaltszucker auch zur Hälfte aus Fruchtzucker besteht.

Welches Obst und Gemüse ist bei Gicht geeignet?

Im Grunde können fast alle Obst- und Gemüsesorten bedenkenlos und gerne auch täglich gegessen werden. Man sollte dabei jedoch den Fruktosegehalt im Blick behalten nicht mehr als zwei Portionen Obst am Tag essen. 

Die früher geltende strikte Warnung vor Hülsenfrüchten, wie Soja, Erbsen, Bohnen und Linsen, sowie Kohl, Spinat, Spargel und Rhabarber wird mittlerweile als überholt angesehen. Diese pflanzlichen Purinquellen können in Maßen, also bis zu zweimal wöchentlich verzehrt werden.

Vorsicht ist bei Tomaten geboten: Sie stehen im Verdacht, Gichtanfälle auslösen zu können.

Bei Gicht gilt: viel trinken!

Die Nieren spielen, wie bereits erwähnt, eine besondere Rolle bei Gicht. Sogenannte Nierenkuren und regelmäßige Entgiftungen der Nieren können sich positiv auf Verlauf und Entwicklung der Gicht auswirken. Dafür eignet sich eine regelmäßige Trinkkur mit einem Extrakt aus der Heilpflanze Solidago.

Grundsätzlich ist es bei Gicht empfehlenswert, viel zu trinken. Trinken Sie jeden Tag mindestens zwei bis drei Liter Wasser oder Kräutertee

Trinken hat eine entgiftende Wirkung auf die Nieren, spült die Harnsäure besser aus dem Körper und verbessert zudem das allgemeine Wohlbefinden. Achten Sie daher als Betroffener von Gicht neben gesunder Ernährung und der Gicht angemessenem Essen auch auf ausreichendes Trinken.

Im Gegensatz zu früheren Warnungen gilt Kaffee heute bei Gicht in moderaten Mengen sogar als empfehlenswert. Vorsicht sollten Sie wie beschrieben bei Fruchtsäften oder Softdrinks walten lassen.

Alkohol und Gicht – verträgt sich das?

Alkoholkonsum hemmt das Ausscheiden der Harnsäure über die Nieren zusätzlich. Daher sollte ein übermäßiger Konsum von Alkohol, insbesondere von Bier, bei Gicht vermieden werden. 

Das früher starre Verbot von Alkohol bei Gicht gilt jedoch heute nicht mehr. Studien weisen darauf hin, dass Betroffene ein Glas Wein am Tag trinken können, ohne den Verlauf ihrer Gicht negativ zu beeinträchtigen – der Wein sollte dabei möglichst trocken sein. 

Bier oder Spirituosen werden jedoch weiterhin als schädlich bewertet – schon ein Glas Bier am Tag kann das Risiko für einen Gichtanfall um 30 Prozent erhöhen. Auch auf alkoholfreies Bier sollte aufgrund seines Puringehalts verzichtet werden.

Getreide, Nüsse und Hefe

Getreide ist sehr purinarm. Eiweißreiche Getreideprodukte oder Getreideflocken werden bei Gicht sogar empfohlen. Roggen- und Weizenkeime sind dagegen ungeeignet. Weizenmehlprodukte sollten im Sinne der Gewichtsreduktion eher gemieden werden. Bevorzugen Sie beim Verzehr von Brot insbesondere Vollkornbrot. Auch bei Reis und Nudeln sind Vollkornprodukte die bessere Wahl.

Nüsse gelten bei Gicht ebenfalls als empfehlenswert, da sie sich positiv auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirken können. Besonders geeignet sind Mandeln, Hasel- und Walnüsse.

Der Gebrauch von Hefe sollte dagegen möglichst vermieden werden, da Hefe sehr viele Purine enthält. Als Alternative zu Hefe bietet sich Backpulver an.

Lebensmittel gegen Gicht

Es gibt Lebensmittel, denen nachgesagt wird, sogar gegen Gicht wirken zu können. Neben den bereits genannten gehören zu diesen Lebensmitteln:

Als Saft, Smoothie, im Nachtisch oder im Salat lässt sich mindestens eine dieser Zutaten optimal in den täglichen Speiseplan integrieren. Der Saft aus Cranberries wirkt sich positiv auf den Körper und dort insbesondere auf die Harnwege aus. Am besten eignet sich der hundertprozentige Direktsaft, auch Muttersaft genannt, aus dem Reformhaus.

Bei Gicht ist zudem eine ausreichende Versorgung mit Vitamin C besonders wichtig: In einer Studie konnte die tägliche Zufuhr des Vitamins das Gicht-Risiko deutlich senken. 

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