Sack voll Dinkel
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Dinkel – Gesundes Urkorn

Von: Sigrid Born (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 21.10.2020 - 10:40 Uhr

Dinkel, ein naher Verwandter des Weizens, erobert langsam aber sicher die Regale der Supermärkte, denn er ist ausgesprochen gesund und vielseitig. Menschen, die auf Weizen allergisch reagieren, finden häufig im Dinkel eine Alternative. Dinkel schmeckt leicht nussig, ist beim Backen unproblematisch und steckt voller Vitamine und Mineralstoffe. Er ersetzt Kaffee und aus seinen Spelzen macht man Kissen, die Nacken und Schultern im Schlaf massieren. Was außerdem alles in dem Urkorn steckt, erfahren Sie hier.

Inhaltsstoffe von Dinkel

Dinkel, so heißt es bei der heiligen Hildegard von Bingen (1098 – 1179), ist das "beste Korn", es "macht seinem Esser rechtes Fleisch und rechtes Blut, frohen Sinn und freudig menschliches Denken".

Was die Äbtissin, Heilkundige und Naturforscherin vor langer Zeit längst wusste, ist heute wissenschaftlich nachgewiesen: Dinkel hat mehr Mineralstoffe und Vitamine zu bieten als der beste Weizen. Sein hoher Gehalt an Kieselsäure wirkt sich positiv auf Denkvermögen und Konzentration sowie die Gesundheit von Haut und Haaren aus.

Dinkel liefert etwa:

Verwendung von Dinkel

Dinkel ist mit dem Weichweizen verwandt und aus den Urweizenarten Einkorn und Emmer hervorgegangen. Da es sich bei dem Getreide um alte Sorte handelt, zählt es als Urkorn oder Urgetreide.

Heutzutage erfreut sich Dinkel wieder großer Beliebtheit. Als Alternative zum Weizenmehl findet Dinkelmehl beispielsweise Verwendung in Form von Brot und Brötchen, aber auch in Pizzateig, Nudeln oder Keksen. Dinkelmehl ist in vielen Supermärkten sowie im Reformhaus erhältlich, sodass jeder seine Rezepte für Dinkelnudeln, Dinkelkekse oder Vollkorn-Dinkelbrot zu Hause selbst verwirklichen kann.

Wegen seines hohen Anteils an sogenanntem Klebereiweiß, dem Gluten, hat Dinkel hervorragende Backeigenschaften. Bei Zöliakie ist Dinkel hingegen ungeeignet.

Auch in Form von Dinkelbier findet das Getreide Verwendung.

Grünkern gegen Hungersnot

Eine besondere Form des Dinkels ist der Grünkern. Hierbei handelt es sich um das halbreif geerntete und anschließend getrocknete Korn des Dinkels.

Urkundlich wurde Grünkern erstmals im Jahre 1660 in einer Kellereirechnung des Klosters Amorbach erwähnt. Nasse Sommer mit Regen und Hagel, der das Getreide zu Boden drückt, hat es schon immer gegeben. Da machten die Bauern aus der Not eine Tugend: Sie schnitten die noch unreifen Dinkelähren ab und trockneten (darrten) sie über dem Feuer. Die noch unreifen Körner wurden jedoch nicht vermahlen, sondern gekocht. Wohlschmeckende und nahrhafte Speisen entstanden und halfen so, eine Hungersnot zu verhindern.

Heutzutage wird der Erntezeitpunkt, der Tag der sogenannten Teigreife, genau abgepasst. Anschließend wird der Grünkern gedarrt, wodurch er seine Keimfähigkeit einbüßt, aber mahlfähig wird.

Grünkern erfreut sich zunehmender Beliebtheit, denn er schmeckt und ist nicht nur bei Vegetariern als Grünkern-Bratling beliebt. Und gesund ist er auch, denn sein hoher Gehalt an Kalium, Magnesium, Phosphor und Eisen sind wichtige Bausteine für eine ausgewogene Ernährung.

Muckefuck als Kaffeeersatz

Neben Hildegard von Bingen begeisterte sich auch Pfarrer Sebastian Kneipp für dieses Getreide. Er benutzte gerösteten Dinkel wegen seiner wertvollen Eigenschaften als Kaffeeersatz – der "Muckefuck", wie sein Dinkelkaffee im Volksmund später genannt wurde, war entstanden.

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Dinkelkissen gegen Schmerzen

Schließlich ist auch der vom Korn abgetrennte Spelz kein Abfallprodukt: Als Kissenfüllung gilt er schon seit Hildegard von Bingens Zeiten als Mittel zur Schmerzlinderung und Entspannung. Solche Dinkelkissen werden sowohl als Wärmekissen als auch als anpassungsfähige Kopfkissen geschätzt, beispielsweise bei Rheuma und Verspannungen.

Dinkel: anspruchsloses Schwabenkorn

Im Gegensatz zum verwandten Weizen ist Dinkel anspruchsloser, standfester und wetterhärter, aber er braucht guten Ackerboden. Er ist kaum anfällig für Schädlinge, der Winter kann ihm nichts anhaben, aber Kunstdünger treibt ihn nicht zu Höchstleistungen an und Zuchterfolge sind mit ihm nicht zu haben.

Vor weit über 3.000 Jahren kam Dinkel aus Asien nach Spanien und Mitteleuropa. Im Mittelalter wurde Dinkel in großen Teilen der Schweiz, in Tirol, Baden-Württemberg und Mittelfranken angebaut. Dabei trugen ihm die deutschen Anbaugebiete den Beinamen Schwabenkorn ein.

Erst im 20. Jahrhundert, als Bauern ihre Ernteerträge mittels Kunstdünger immer weiter steigerten, wurde Dinkelanbau zu Gunsten des Weizens zurückgeschraubt, da seine Ernteerträge deutlich geringer ausfallen als beim Weizen und das Entfernen des fest mit dem Korn verwachsenen Spelzes aufwändig und teuer ist.