Hafer
© Kaboompics/Karolina Grabowska

Hafer als Heilmittel

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.09.2020 - 10:28 Uhr

Haferflocken, Haferbrei, Haferschleim, Haferkleie – die Möglichkeiten der Verwendung der Getreideart Hafer (Avena) für die menschliche Ernährung sind vielfältig. Im Mittelalter brauten die Menschen aus Hafer sogar Bier. Heute wird diese Getreideart vor allem als Futtermittel für Tiere eingesetzt, besonders Pferden schmeckt der Hafer. Kein Wunder, denn im Vergleich zu anderen Getreidesorten wie Roggen, Weizen oder Gerste ist Hafer besonders nährstoffreich.

Hafer: Reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Aminosäuren

Hafer gilt als das ernährungsphysiologisch wertvollste Getreide, was vor allem auf den hohen Eiweißgehalt von fast 13 Prozent zurückzuführen ist. Zudem setzen sich die Proteine im Hafer überwiegend aus essentiellen Aminosäuren zusammen. Bei essentiellen Aminosäuren handelt es sich um Bausteine von Proteinen, die der Körper nicht selber aufbauen kann. Zu diesen essentiellen Aminosäuren gehören unter anderem Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin und Valin.

Neben den 13 Gramm Eiweiß enthalten 100 Gramm Hafer außerdem circa:

Zu den im Hafer enthaltenen Mineralstoffen gehören unter anderem Kalium, Magnesium, Eisen, Calcium, Zink und Phosphor. Auch wichtige Vitamine hat das Getreide zu bieten, vor allem Vitamine aus der B-Gruppe sowie Vitamin E. Da Hafer viele Kalorien hat – 100 Gramm bringen es auf etwa 337 Kilokalorien (kcal) – sind Haferprodukte vor allem bei Sportlern beliebt: Sie liefern viel Energie, belasten den Magen aber kaum.

Die heilende Wirkung des Hafers

Vor allem in der Naturheilkunde wird dem Getreide Hafer eine heilende Wirkung nachgesagt, aber auch wissenschaftlich wurde eine positive Wirkung auf bestimmte Erkrankungen nachgewiesen.

In der Naturheilkunde wird vor allem grüner Hafer, der kurz vor der Blüte geerntet wird, eingesetzt: Als Tee befreit der grüne Hafer den Körper von Stoffwechselendprodukten und als Badezusatz hilft er bei Hautunreinheiten und sorgt für eine weiche und geschmeidige Haut. Ebenso soll ein solches Bad Rheuma und Gliederschmerzen lindern.

Aufgrund vieler Ballaststoffe gilt das Getreide in der Naturheilkunde als Hilfsmittel bei Magen-Darm-Beschwerden. Die unverdaulichen Ballaststoffe bilden auf der Magen- und Darmschleimhaut eine Schutzschicht und halten so den sauren Magensaft von der Schleimhaut fern.

Darüber hinaus sollen zwei Portionen Haferflocken pro Tag dank des Inhaltsstoffs Beta-Glukan dazu beitragen, dass der Anteil an LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein Cholesterin) im Körper sinkt. In der traditionellen chinesischen Medizin wird Hafer sogar eingesetzt, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren.

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Hafer: Gluten nur in geringen Mengen vorhanden

Im Vergleich zu anderen Getreidearten ist im Hafer nur wenig Gluten enthalten. Bei Gluten handelt es sich um ein Stoffgemisch aus Proteinen, das beispielsweise dafür sorgt, dass Brot beim Backen aufgehen kann und auch nach dem Backen weiterhin seine Form behält.

Bei einer Überempfindlichkeit gegen das Klebereiweiß Gluten kann es zu einer chronischen Entzündung der Schleimhaut des Dünndarms kommen. Dies wird als Glutenunverträglichkeit beziehungsweise Zöliakie bezeichnet. Symptome für eine Zöliakie sind Gewichtsverlust, Erbrechen, Durchfall und Müdigkeit.

Zwar enthält Hafer nur wenig Gluten, problematisch ist aber, dass Hafer oft mit anderen Getreidesorten, die einen hohen Glutenanteil besitzen, verunreinigt ist. Deshalb sollte auch Hafer bei einer Glutenunverträglichkeit besser nicht verzehrt werden. Mittlerweile wird im Handel auch nicht kontaminierter Hafer angeboten, doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn individuelle Reaktionen auf den nicht verunreinigten Hafer sind nur schwer abzuschätzen.

Als Faustregel gilt, dass Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit täglich maximal 50 Gramm nicht kontaminierten Hafer verzehren sollten, und dies auch nur unter ärztlicher Beobachtung.

Wissenswertes rund um den Hafer

Das Getreide Hafer gehört, ebenso wie zahlreiche andere Getreidesorten, zur Pflanzengattung der Süßgräser. Der Hafer unterscheidet sich von anderen Getreidearten jedoch dadurch, dass er keine Ähren, sondern Rispen ausbildet. Die Blütezeit des Hafers liegt zwischen Juni und August, geerntet wird das Getreide etwa ab Mitte August. Hafer bevorzugt hohe Niederschläge und ein gemäßigtes Klima, garantiert aber auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen stabilere Erträge als beispielsweise die Sommergerste.

Vermutlich wurde Hafer bereits während der Bronzezeit angebaut, später war das Getreide vor allem bei den Germanen beliebt. Erst ab dem 17. Jahrhundert, als die Kartoffel in Europa populär wurde, verlor der Hafer langsam an Bedeutung. Heute spielt der Haferanbau im Vergleich zu anderen Getreidesorten nur noch eine untergeordnete Rolle.

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