Risikoschwangerschaft: Ultraschalluntersuchung einer Schwangeren
© rawpixel

Risikoschwangerschaft – Was ist das?

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 19.02.2020 - 11:21 Uhr

Schwanger zu sein bedeutet für die meisten Frauen eine Mischung aus Freude und Neugier, aber auch Besorgnis und Ängsten. Jede werdende Mutter hofft, dass die Schwangerschaft ohne Komplikationen verläuft und das Kind gesund zur Welt kommt. Groß ist deshalb die Beklemmung, wenn der Arzt von einer Risikoschwangerschaft spricht. Hört eine werdende Mutter den Begriff Risikoschwangerschaft kann sie diese Nachricht zunächst erschrecken. Als Risikoschwangere wird eine werdende Mutter bezeichnet, bei der die Gefahr besteht, dass es während der Schwangerschaft oder Geburt zu Komplikationen kommt oder bei der das Risiko für eine kindliche Störung erhöht ist.

Diagnose "Risikoschwangerschaft" häufig gestellt

Die gute Nachricht ist, dass die meisten der Risiken durch eine intensive Vorsorge und Überwachung minimiert werden können. Zu bedenken ist allerdings auch, dass die Liste der möglichen Risiken sich in den letzten Jahren auf 52 Punkte erweitert hat. Was bedeutet, dass die Diagnose Risikoschwangerschaft heute sehr oft gestellt wird. Zum Beispiel auch dann schon, wenn die Mutter "nur" über 35 Jahre alt ist und ihr erstes Kind erwartet.

Kriterien Risikoschwangerschaft

Wichtige Kriterien für die Entscheidung, ob eine Frau als Risikoschwangere betreut werden muss sind zum Beispiel:

  • Die Frau hatte bereits eine Fehl-, Früh- oder Totgeburt
  • Die Schwangere ist zuckerkrank
  • Es liegt eine Erkrankung des Herzens, des Kreislaufs oder der Nieren vor
  • Die Frau ist an einer Schwangerschaftsvergiftung erkrankt
  • Es ist eine Mehrlingsgeburt zu erwarten
  • Es liegt eine Rhesus-Unverträglichkeit vor
  • Das Kind liegt falsch (Quer- oder Steißlage)
  • Die werdende Mutter ist schon einmal durch eine Kaiserschnitt-Operation entbunden worden
  • Die werdende Mutter erwartet ihr erstes Kind und ist unter 18 oder über 35 Jahre alt

Obwohl diese Kriterien dem Wohl der Schwangeren dienen, haben sie aber auch dazu geführt, dass die Risikoschwangerschaft zur Regel geworden ist und eine normale Schwangerschaft die Ausnahme darstellt. Eine Studie bestätigt, dass heute drei von vier Schwangeren als "risikoschwanger" definiert werden.

Ergebnis einer solchen "Überversorgung" könnte sein, dass schwangere Frauen ihren Zustand nicht mehr als natürlich empfinden und ihn dementsprechend genießen können, sondern die Zeit der Schwangerschaft in ständiger Sorge um das Wohl ihres Kindes und ihrer eigenen Gesundheit verbringen.

Welche Risiken gibt es?

Die Palette möglicher Risiken ist groß, viele der Ursachen sind allerdings selten. Unterschieden werden kann zwischen mütterlichen Vorerkrankungen, Problemen, die bei vorhergehenden Schwangerschaften aufgetreten sind und Komplikationen, die durch den Schwangerschaftsverlauf bedingt sind.

Mütterliche Erkrankungen

Die wichtigsten chronischen Krankheiten, die zu Schwangerschaftskomplikationen führen können, sind die Zuckerkrankheit, Herz- und Kreislauf-Erkrankungen wie Herzfehler und Bluthochdruck, Nieren- sowie Schilddrüsenerkrankungen. Betroffene Frauen mit Kinderwunsch müssen vor einer geplanten Schwangerschaft ausführlich mit ihrem Frauenarzt und Internisten sprechen. Individuelle Risiken müssen genau abgewogen und es muss das Therapiekonzept für die Zeit vor und während der Schwangerschaft festgelegt werden.

Im Verlauf der Schwangerschaft ist eine engmaschige Kontrolle von Mutter und Ungeborenem nötig, bei der sich Gynäkologe und internistischer Facharzt abstimmen sollten. Auch eine Drogenabhängigkeit oder chronische Infektionen der Mutter (zum Beispiel HIV, Hepatitis) erfordern ein individuell abgestimmtes Behandlungskonzept.

Probleme bei vorhergehenden Schwangerschaften

Frauen, die in der Vergangenheit bereits eine Fehl-, Früh- oder Totgeburt hatten, haben natürlich Angst, dass dies noch einmal passiert. Aber nur in wenigen Fällen ist diese Furcht berechtigt – die meisten Frauen haben in der Folge ganz normale Schwangerschaftsverläufe. Das Risiko hängt davon ab, in welcher Schwangerschaftswoche und wie häufig diese Probleme aufgetreten sind und welche Ursache dafür festgestellt wurde. Wichtig ist deshalb ein ausführliches und klärendes Gespräch mit dem Frauenarzt.

Hat die Schwangere in der Vergangenheit per Kaiserschnitt entbunden, kann das Risiko für Komplikationen erhöht sein. Häufig ist in der Folge eine normale Geburt erschwert oder nicht mehr möglich. Auch eine Frau, die bereits mehr als wird Kinder entbunden hat, wird als Risikoschwangere eingestuft.

Hatte eine rhesus-negative Mutter bereits eine Geburt, Fehlgeburt oder einen Schwangerschaftsabbruch mit einem rhesus-positivem Kind und ist dann nicht mit einem Serum geimpft worden, dass das Bilden von Antikörpern verhindert, kann bei der nächsten Schwangerschaft eine Rhesus-Unverträglichkeit zum Problem werden. Diese Komplikation spielt aber bei uns in der Regel keine Rolle mehr.

Schwangerschaftsbedingte Komplikationen

Auch das Alter der Mutter kann zu Problemen führen. Bei jungen Mädchen unter 18 treten häufiger Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf auf, bei älteren Frauen (ab 35) nimmt das Risiko für Chromosomenschäden des Kindes zu. Mit Ultraschall oder Fruchtwasseruntersuchung diagnostizierte kindliche Fehlbildungen können zu Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt führen. Mehrlingsgeburten oder eine Mangelentwicklung des Kindes sind ebenfalls mit einer höheren Komplikationsrate belastet. Auch bei zunächst normal verlaufenden Schwangerschaften kann es zu Komplikationen kommen.

Wie bekämpfen Sie lästige Weihnachtspfunde?
Ich gehe regelmäßig joggen.
12%
Fasten hilft mir, Gewicht zu verlieren.
11%
Ich mache eine Diät.
15%
Ich liebe mein Hüftgold und steh‘ dazu.
15%
Gar nicht, denn ich bin in Form.
42%
Ein Termin zum Fettabsaugen muss her!
6%
Mehr Umfragen

EPH-Gestose als Komplikation

Eine der häufigsten und gefährlichsten ist die EPH-Gestose. Etwa fünf bis acht Prozent aller werdenden Mütter sind davon betroffen. Der Buchstabe E steht dabei für Edema oder Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe), P bezeichnet eine Proteinurie (Eiweißausscheidungen im Urin) und H steht für Hypertension (erhöhter Blutdruck über 140/90). Immer wieder auftretende vaginale Blutungen sind ebenso Anlass zu engmaschiger Kontrolle wie eine Fruchtwasserinfektion.

Gegen Ende der Schwangerschaft werden mittels CTG die kindlichen Herztöne bestimmt. Herzrhythmusstörungen des Ungeborenen wie zu langsames, zu schnelles oder unregelmäßiges Schlagen des Herzens können Hinweise auf kindliche Stresssituationen wie Sauerstoffmangel sein und erfordern gegebenenfalls ärztliches Handeln.

Fazit Risikoschwangerschaft

Bekannt ist eine ganze Reihe von Risiken für mögliche Schwangerschaftskomplikationen. Durch ausführliche Gespräche, vorbeugende Maßnahmen und enge Kontrollen sind diese aber meist frühzeitig erkennbar und entsprechend zu vermeiden oder zu behandeln. Ein vertrauensvolles Verhältnis zum Frauenarzt kann nicht nur die medizinische Betreuung garantieren, sondern auch helfen, Ängste abzubauen.