Frau mit Wadenkrämpfen
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Wadenkrämpfe – was tun bei einem Wadenkrampf?

Von: Gesundheit-Redaktion, Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.01.2022 - 17:10 Uhr

Was tun bei einem Wadenkrampf? Viele Menschen leiden immer wieder an schmerzhaften Wadenkrämpfen. Besonders häufig treten sie bei Schwangeren sowie älteren Menschen und Sportler*innen auf. In vielen Fällen entstehen Wadenkrämpfe nachts und stören dadurch auch den Schlaf. Welche Ursachen hinter einem Wadenkrampf stecken können und was man gegen Wadenkrämpfe tun kann, erfahren Sie hier.

Wie kommt es zum Wadenkrampf?

Jeder Muskel besteht aus zahllosen Muskelfasern, die mit feinen Nerven verbunden sind. Über diese Nerven schickt das Gehirn bei einer Muskelbewegung einen Reiz, der die Muskelfasern zum Zusammenziehen anregt. Es kommt zu der gewünschten Muskelanspannung. Normalerweise tritt dann anschließend eine Entspannungsphase ein.

Wenn aber ein unwillkürlicher Nervenreiz auftritt, kann sich der Muskel nicht entspannen – er verkrampft sich. Man spricht bei diesen unwillkürlichen Nervenreizen auch von einer Übererregbarkeit der Nerven. Hält der Muskelkrampf lange an, können auch Schmerzen in der betroffenen Körperregion über den eigentlichen Krampf hinweg bestehen bleiben. Muskelkrämpfe werden in der Medizin auch als Crampi bezeichnet.

Wadenkrämpfe: häufig nachts

Muskelkrämpfe sind generell kein seltenes Phänomen: Etwa 30 bis 50 Prozent der über 60-Jährigen haben etwa einmal die Woche einen Muskelkrampf. Aber auch jüngere Menschen sind betroffen. Neben Krämpfen in der Fußmuskulatur sind Krämpfe in den Wadenmuskeln die häufigste Art von Muskelkrämpfen. Besonders oft treten Wadenkrämpfe nachts auf. Warum, dass so ist, ist noch nicht wissenschaftlich geklärt. Gegebenenfalls hängt es mit der langen Ruhigstellung der Muskulatur zusammen.

Häufige Ursachen für Wadenkrämpfe im Überblick

Die Ursachen eines Wadenkrampfs sind meist harmlos, manchmal können Wadenkrämpfe aber auch auf eine ernsthafte Erkrankung hindeuten. Zu den häufigen Ursachen von Wadenkrämpfen gehören:

  • Störungen im Elektrolythaushalt
  • Überanstrengung bei der Arbeit und beim Sport
  • Übermüdung
  • Langzeiteinnahme von bestimmten Medikamenten
  • Durchblutungsstörungen in den Beinen
  • Krankheitsbedingte Nervenstörungen in den Muskelfasern
  • Fehlbelastung der Füße

Störungen im Elektrolythaushalt als Ursache

Von einer Störung im Elektrolythaushalt sind besonders häufig Sportler*innen betroffen. Sie verlieren durch das Schwitzen beim Sport viel Flüssigkeit und viele Mineralstoffe. Wird der Mineralstoffspeicher nach dem Training durch Trinken nicht wieder aufgefüllt, kann es zu einem Mineralstoffmangel kommen. Dabei sind gerade die Mineralstoffe für die Steuerung der Muskelfasern von großer Bedeutung. Denn wenn Mineralstoffe wie Magnesium oder Kalium fehlen, funktioniert das Anspannen und Entspannen der Muskulatur nicht mehr reibungslos.

Neben dem Schwitzen beim Sport kann eine Störung im Elektrolythaushalt aber auch durch eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, einen hohen Flüssigkeitsverlust aufgrund von Durchfall oder Erbrechen sowie durch eine Nierenerkrankung verursacht werden. Ebenfalls können bestimmte Medikamente, wie zum Beispiel entwässernde Mittel, eine Ursache für nächtliche Wadenkrämpfe sein.

Ursache von vermehrten Wadenkrämpfen im Alter

Eine Störung im Elektrolythaushalt kann auch im Alter Wadenkrämpfe verursachen. Gerade ältere Menschen ernähren sich oft nicht ausgewogen genug und nehmen zu wenig Flüssigkeit zu sich. Zudem lässt die Nervenfunktion im Alter nach, was die Entstehung von Wadenkrämpfen begünstigt. Hinzu kommt, dass ältere Menschen häufiger Medikamente einnehmen müssen.

Unter anderem können folgende Medikamente Auslöser von Muskelkrämpfen sein:

  • Statine zur Senkung des Cholesterinspiegels
  • Beta-2-Sympathomimetika zur Inhalation
  • Diuretika zur Entwässerung
  • H2-Antihistaminika, beispielsweise zur Behandlung von Magengeschwüren

Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft

Auch während der Schwangerschaft kann es vermehrt zu Wadenkrämpfen kommen. Während in der Frühschwangerschaft vor allem hormonelle Schwankungen den Elektrolythaushalt beeinflussen, steigert etwa ab dem vierten Monat das Wachstum des Fötus den Bedarf an Mineralstoffen und Vitaminen.

Um einen durch Nährstoffmangel bedingtem Wadenkrampf vorzubeugen, sollte der Körper vor allem in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft mit genügend Magnesium versorgt und insgesamt auf einen ausgeglichenen Mineralstoffhaushalt geachtet werden. Mittel mit Chinin sollten in der Schwangerschaft nicht zur Behandlung von Wadenkrämpfen genutzt werden.

Erkrankungen als Ursache von Wadenkrämpfen

Wer ohne ersichtlichen Grund regelmäßig unter Wadenkrämpfen leidet, sollte sich ärztlich untersuchen lassen, denn auch Nervenschäden können eine Ursache von Wadenkrämpfen sein.

Je nachdem, welche Art von Erkrankung vorliegt, können entweder die Nerven im zentralen Nervensystem oder in der Peripherie geschädigt werden. Dadurch können die Reize nicht mehr korrekt an die Muskulatur übermittelt werden und es kann zu einer übersteigerten Reaktion der Muskulatur kommen. Darüber hinaus kann es aber auch passieren, dass bestimmte motorische Abläufe gar nicht mehr stattfinden können.

Zu einer Schädigung der Nerven kann es vor allem durch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes kommen. Daneben können die Nerven aber auch durch Alkoholmissbrauch oder eine Nierenfunktionsstörung Schaden nehmen. Ebenso kann eine Schilddrüsenunterfunktion zur Entstehung von Wadenkrämpfen führen.

Muskelerkrankungen als Auslöser

In seltenen Fällen kann auch eine Erkrankung der Muskulatur (Myopathie) die Ursache von Wadenkrämpfen darstellen. Solche Erkrankungen werden unter dem Sammelbegriff Myotonie zusammengefasst und sind durch eine krankhaft verlängerte Muskelanspannung und verzögerte Erschlaffung der Muskeln charakterisiert. Dadurch kann die Muskulatur krampfen, aber auch ein Versteifen der Muskeln ist ein wichtiges Symptom für eine Myopathie.

Die Ursache der verlängerten Muskelanspannung liegt in den Ionenkanälen der Muskulatur. Hier werden die Nervenreize fehlerhaft aufgenommen oder fehlerhaft übertragen. Oft sind diese Störungen erblich bedingt.

Was hilft gegen Wadenkrämpfe? Tipps und Hausmittel

Gegen Wadenkrämpfe können diese acht Tipps und Hausmittel helfen:

  1. Möchten Sie einen akuten Wadenkrampf lösen, dann kann diese Dehnübung die beste Lösung sein: Umfassen Sie die Zehen des Fußes und ziehen Sie mit aller Kraft Richtung Schienbein.
  2. Beginnt der Wadenkrampf im Liegen oder Sitzen, sollten Sie aufstehen und umherlaufen. Treten Sie dabei fest auf den Boden auf oder mit der Fußsohle gegen die Wand.
  3. Mit einer Massage der Wade und einer warmen Dusche können Sie den Wadenmuskel wieder entspannen.
  4. Tragen Sie bequemes Schuhwerk und dehnen Sie sich bei einer sitzenden Tätigkeit regelmäßig.
  5. Ernähren Sie sich mit magnesiumreichen Vollkornprodukten sowie mit reichlich Obst und Gemüse.
  6. Meiden Sie Nikotin und Alkohol und trinken Sie ansonsten ausreichend Flüssigkeit.
  7. Gegen Wadenkrämpfe hilft auch regelmäßige Fußgymnastik.
  8. Vor dem Sport hilft es, die Beinmuskulatur zu dehnen, um so Krämpfen vorzubeugen.

Wadenkrämpfen durch Ernährung vorbeugen

Liegen die Ursachen von Wadenkrämpfen nicht bei Erkrankungen oder bei der Einnahme von Medikamenten, kann durch die Ernährung einiges getan werden, um der Entstehung von Beinkrämpfen vorzubeugen.

Grundsätzlich ist es besonders wichtig, durch eine ausgewogene Ernährung und die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit den Elektrolythaushalt im Gleichgewicht zu halten. Besonders gut geeignet sind hier Schorlen, ungesüßte Tees und Mineralwasser. Pro Tag sollten mindestens eineinhalb Liter getrunken werden, bei sportlicher Betätigung oder einer anderen schweißtreibenden Tätigkeit darf es entsprechend mehr sein. Alkohol sollte hingegen nur in Maßen genossen werden, denn er vermindert die Aufnahme von Elektrolyten und sorgt für ihre vermehrte Ausscheidung.

Calcium, Kalium und Magnesium sind besonders wichtig für eine gesunde Funktion der Muskeln. Lebensmittel, die einen hohen Anteil an diesen Mineralstoffen enthalten, können also dazu beitragen, Muskelkrämpfe zu reduzieren. Ob Nahrungsergänzungsmittel dazu beitragen können, Muskelkrämpfen vorzubeugen, ist wissenschaftlich nicht belegt. Das gilt auch für Präparate mit Magnesium, sodass es trotz der Einnahme von Magnesium zu Wadenkrämpfen kommen kann. Hochdosierte Magnesiumpräparate sollten nicht ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.

Ärztliche Behandlung von Wadenkrämpfen

Bringen diese Tipps keine Besserung, können bei starken Krämpfen der Wadenmuskulatur Mittel mit Chinin verschrieben werden. Chinin wird aus der China-Rinde gewonnen und in Form von Chininsulfat oder Hydrochinin verschrieben. Abends kann es zur Vorbeugung von Krämpfen eingenommen werden. Chinin mindert die Wirkung des Botenstoffes Acetylcholin, der Signale an die Muskeln weiterleitet. Damit wird die Muskeltätigkeit, genauer die Kontraktion des Muskels, gehemmt.

Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen sollte Chinin aber nur bei schwerwiegenden Beschwerden angewendet werden. So kann der Wirkstoff in seltenen Fällen beispielsweise die Reizweiterleitung des Herzmuskels hemmen, wodurch es zu Herzrhythmusstörungen kommen kann. Auch Blutgerinnungsstörungen sind möglich.

Neben Chinin wird im Rahmen einer ärztlichen Behandlung häufig auch Magnesium verschrieben. Zwar gilt die Wirkung als nicht ausreichend belegt, aufgrund der geringen Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen wird die Verschreibung in der aktuellen Leitlinie für Muskelkrämpfe (Crampi) aber dennoch empfohlen.

Da Wadenkrämpfen verschiedene Erkrankungen zugrunde liegen können, sollten Sie die Ursache ärztlich abklären lassen. Zudem ist es im Rahmen der Diagnose wichtig herauszufinden, ob die Schmerzen in der Wade wirklich durch einen Muskelkrampf ausgelöst werden.

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