Hände mit Anzeichen von Psoriasis-Arthritis
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Psoriasis-Arthritis: Symptome und Behandlung

Von: Henrik Janke (Student der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 15.04.2024 - 13:58 Uhr

Die Psoriasis-Arthritis oder auch Arthritis psoriatica ist eine entzündliche Gelenkerkrankung, die bei Menschen mit Psoriasis (Schuppenflechte) auftreten kann – einer chronischen Hautkrankheit, die durch rote, schuppige Stellen auf der Haut gekennzeichnet ist. Diese Hautflecken können auf verschiedenen Teilen des Körpers auftreten, wie zum Beispiel den Armen, den Beinen und der Kopfhaut. Im weiteren Verlauf kann es dann bei einigen Erkrankten zu Beschwerden wie Gelenkentzündungen kommen. Mehr über Symptome, Behandlung sowie die Rolle der Ernährung bei der Schuppenflechte-Arthritis und ob die Erkrankung die Lebenserwartung beeinflusst, lesen Sie hier.

Was ist eine Psoriasis-Arthritis?

Die Psoriasis-Arthritis ist eine chronische entzündliche Erkrankung, die in der Regel sowohl die Haut als auch die Gelenke betrifft. Sie tritt häufig bei Menschen auf, die bereits an Psoriasis leiden, kann aber auch schon auftreten, bevor es zu einem Ausbruch der Schuppenflechte kommt. Bei Psoriasis-Arthritis entwickeln die Betroffenen neben den Hautläsionen auch Entzündungen in den Gelenken, was zu Schmerzen, Schwellungen und Steifheit führen kann.

Die richtige Ernährung bei Schuppenflechte

Welche Ursachen stecken hinter einer Psoriasis-Arthritis?

Eine Psoriasis-Arthritis entsteht in Folge einer Schuppenflechte. Deren genaue Ursachen sowie die der Psoriasis-Arthritis sind noch nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass eine Kombination aus immunologischen und Umweltfaktoren eine Rolle spielt. Auch genetische Einflüsse könnten eine Rolle spielen – denn sind bereits Familienmitglieder betroffen, erhöht das die Wahrscheinlichkeit selber zu erkranken. Ebenso können Infektionen, Stress oder Giftstoffe (Noxen) wie Nikotin oder Alkohol erste Krankheitsanzeichen verursachen.

Blickt man auf die Prozesse im Körper, die hinter den Beschwerden stecken, so wird angenommen, dass ein fehlerhaft gesteuertes Immunsystem körpereigene Strukturen wie Haut und Gelenke angreift.

Symptome: Wie äußert sich eine Psoriasis-Arthritis?

Die Psoriasis-Arthritis kann eine Vielzahl von Beschwerden auslösen. Die Ausprägung der Schuppenflechte hängt dabei nicht immer mit der Schwere der Gelenkentzündung zusammen. Die Entzündung an sich führt zunächst zu einer Schwellung des umliegenden Gewebes (Weichteile), ehe später die Gelenksubstanz, also die Knorpeloberfläche des Knochens, zerstört wird. Von dieser Zerstörung können auch die Sehnen betroffen sein. Beides mündet im weiteren Verlauf in eine Arthrose (Gelenkverschleiß).

Für Betroffene äußern sich die krankhaften Veränderungen hauptsächlich durch Symptome wie Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Versteifungen. Insbesondere am Morgen kann man die betroffenen Gelenke nur schwer bewegen. Zudem sind sie geschwollen, gerötet, warm und berührungsempfindlich.

Eine sichere Unterscheidung zu anderen entzündlichen Gelenkerkrankungen, wie zum Beispiel der rheumatoiden Arthritis oder Morbus Bechterew, ist anhand der Gelenkentzündungen häufig nicht möglich. Das Befallsmuster kann aber Hinweise geben. So ist bei der peripheren Form der Psoriasis-Arthritis häufig das Fingerendgelenk mit betroffen, bei der rheumatoiden Arthritis eher nicht. Zudem treten bei den meisten Betroffenen mit Psoriasis-Arthritis die typischen Hautveränderungen einer Schuppenflechte auf. Bei etwa 10 Prozent ist dies jedoch nicht der Fall, was die Diagnose erschweren kann.

Die beschriebenen Symptome können dauerhaft, aber auch in Form eines Schubs auftreten. Die Häufigkeit und Dauer der Schübe sind dabei individuell und abhängig vom Fortschritt der Krankheit.

Je nachdem, welche Gelenke hauptsächlich betroffen sind, kann die Psoriasis-Arthritis in zwei Haupttypen eingeteilt werden:

  • peripher Typ: betroffen sind die kleinen Gelenke der Zehen-, Fuß-, Fingerend- und Fingermittelgelenke oder die großen Gelenke wie beispielsweise das Knie- oder Ellenbogengelenk.
  • zentraler Typ: betroffen sind vor allem die Wirbelsäule und das Becken, welche im weiteren Verlauf versteifen.

Der periphere Typ ist weitaus häufiger als der zentrale Typ, es kann aber auch zu Mischformen kommen. Dann treten weitere Beschwerden auf, wie zum Beispiel Nagelschäden (beispielsweise kleine Einbuchtungen oder bräunliche Flecken), Augenentzündungen und in seltenen Fällen Darmentzündungen.

Oft kommt es bei Betroffenen auch zu Müdigkeit und geistiger Erschöpfung (Fatigue), die sich im Alltag als Antriebslosigkeit und Vergesslichkeit bemerkbar machen und zu einer Verstärkung des persönlichen Krankheitsgefühls führen können.

Diagnostik: Welcher Arzt ist der beste Ansprechpartner?

Eine Psoriasis-Arthritis wird durch eine Kombination von Anamnese (ausführliches Gespräch zu den Beschwerden und der Krankheitsgeschichte), körperlicher Untersuchung, Blutwerten und bildgebenden Verfahren diagnostiziert. Bemerkt man schuppige Hautstellen am Körper, sollte man eine*n Hautärztin*Hautarzt aufsuchen. Bei schon beginnender Symptomatik einer Arthritis erfolgt die Überweisung an eine rheumatologische Facharztpraxis.

Im Rahmen der Anamnese wird nach Symptomen wie Gelenkschmerzen und einer Gelenksteifigkeit am Morgen gefragt. Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung können Weichteilschwellungen an den betroffenen Gelenken sowie Anzeichen einer Enthesitis (Entzündung der Sehnenansätze) beobachtet werden. Auch die Nagelbeteiligung ist ein häufiges und gut sichtbares Merkmal der Erkrankung.

Labortests zeigen oft negative Rheumafaktoren, es lassen sich also keine sogenannten Autoantikörper nachweisen, die gegen die körpereigenen Antikörper Immunglobulin G (IgG) gerichtet sind. Diese Autoantikörper sind häufig bei Autoimmunerkrankungen, wie beispielsweise der rheumatoiden Arthritis, nachweisbar.  Bei vielen Betroffenen fällt jedoch der HLA-B27-Test positiv aus, insbesondere beim zentralen Typ.

Bei HLA-B27 handelt es sich um ein Eiweiß (Protein), das sich bei Menschen auf kernhaltigen Zellen befinden kann. Träger*innen dieses Proteins haben für einige Erkrankungen, unter anderem Psoriasis-Arthritis, eine höhere Erkrankungswahrscheinlichkeit. Bei 10 bis 15 Prozent der Betroffenen können auch CCP-Antikörper, typisch für klassisches Rheuma, positiv sein. Auch Entzündungsparameter können bei Erhebung der Blutwerte erhöht sein.

Bildgebende Verfahren wie Ultraschall und Magnetresonanztomografie (MRT) können vor allem Entzündungsprozesse zeigen, während Röntgen- und Computertomografie-Scans (CT) die Abbauprozesse des Gelenks sichtbar machen können. Dabei lassen sich auch Knochenzerstörungen mit Gelenkspaltverschmälerungen sowie Verkalkungen feststellen.

Ein charakteristisches Phänomen an den Fingern ist das sogenannte "Pencil-In-Cup-Phänomen" im Röntgenbild. Dabei ist der körpernahe Fingerknochen durch den Knochenabbau derart ausgedünnt, dass er im Röntgenbild in das körperferne vergrößerte Fingergelenk passt – also wie ein Stift in einen Becher.  In der Wirbelsäule können zudem sogenannte Syndesmophyten, also seitliche Verknöcherungen der Wirbelkörper, beobachtet werden.

Therapie: Wie wird eine Psoriasis-Arthritis behandelt?

Die Behandlung richtet sich nach den vorliegenden Beschwerden und dem Ausmaß der Gelenkzerstörungen. Ist die Symptomatik mild und es sind noch keine sichtbaren Gelenkschäden entstanden, versucht man mit kurzzeitiger Einnahme von Schmerzmitteln und Physiotherapie, die Symptome zu lindern und die Gelenke zu stärken.

Sind Gelenkzerstörungen vorhanden und die Lebensqualität durch zum Beispiel Schmerzen stark eingeschränkt, versucht man das eigene Immunsystem mit speziellen Medikamenten zu beeinflussen.

Therapieoptionen sind also:

  • Nicht-steroidale Antirheumatika: Diese Behandlungsoption umfasst die Anwendung von Medikamenten wie Ibuprofen oder Diclofenac zur Therapie der Schmerzsymptome im akuten Schub. 
  • Physiotherapie und Ergotherapie: Diese Therapien dienen der Erhaltung und Förderung der Gelenkbewegungen in beschwerdefreien Phasen.
  • Klassische Immunsuppressiva: Stoffe wie Methotrexat, Sulfasalazin oder Ciclosporin A dienen dem Verlangsamen des Krankheitsfortschritts bei schon vorhandenen Gelenkzerstörungen.
  • Biologika: Diese synthetischen Antikörper dienen ebenfalls der Verzögerung des Krankheitsverlaufs und werden eingesetzt, wenn klassische Immunsuppressiva keine Wirksamkeit zeigen. Zu den Biologika gehören beispielsweise Secukinumab, Golimumab sowie Bimekizumab.

Immunsuppressiva und Biologika gelten als krankheitsmodifizierende Medikamente. Sie werden auch als DMARDs ("disease modifying anti-rheumatic drugs") oder Basismedikamente bezeichnet. Diese Arzneimittel müssen im Normalfall ein Leben lang eingenommen werden.

Ernährung: Was darf man bei Psoriasis-Arthritis nicht essen?

Erkrankte müssen keine besondere Diät befolgen. Es hat sich aber gezeigt, dass Übergewicht ein begünstigender Faktor für die Erkrankung sein und den Therapieerfolg negativ beeinflussen kann. Deshalb sollten Betroffene durchaus auf ihr Gewicht achten.

Zudem empfiehlt es sich, Wert auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu legen. Man sollte ausreichend Gemüse und Obst zu sich nehmen, um den Vitaminbedarf zu decken. Auch kann man auf entzündungshemmende Lebensmittel wie Kurkuma, Olivenöl oder zahlreiche Gemüsesorten zurückgreifen. Auf Giftstoffe wie Alkohol oder Nikotin sollte verzichtet werden.

Psoriasis-Arthritis: Prognose & Lebenserwartung

Die Prognose bei Psoriasis-Arthritis kann sehr stark variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter der Schweregrad der Symptome, das Ansprechen auf die Behandlung und das Vorliegen von Begleiterkrankungen. Generell kann eine frühzeitige Diagnose und eine zielgerichtete Behandlung die Prognose verbessern und das Fortschreiten der Arthritis verlangsamen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Psoriasis-Arthritis eine chronische Erkrankung ist, die nicht geheilt werden kann. Die betroffenen Personen können jedoch mit einer angemessenen Therapie ein erfülltes Leben führen und die meisten alltäglichen Aktivitäten ausüben. Regelmäßige ärztliche Kontrollen und die Einhaltung des Behandlungsplans sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und den bestmöglichen Krankheitsverlauf zu erreichen.

Auch wenn die Erkrankung nicht heilbar ist, ist die Lebenserwartung durch die Psoriasis-Arthritis selbst im Normalfall nicht eingeschränkt.

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