Gerstenkorn am Augenlid
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Gerstenkorn und Hagelkorn – was hilft?

Von: Sigrid Born (Medizinautorin), Nadja Annerl (geb. Weber) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.12.2020 - 18:15 Uhr

Ein Gerstenkorn ist eine meist eitrige Drüsenentzündung am Auge. Im Gegensatz zum Hagelkorn, bei dem es sich ebenfalls um eine Infektion am Augenlid handelt, wird ein Gerstenkorn durch Bakterien verursacht. Beide Formen der Entzündung gelten als harmlos – doch sie sind lästig und können bei falscher Behandlung immer wiederkehren. Wie behandelt man sie und wie beugt man ihnen vor?

Was ist ein Gerstenkorn?

Ein Gerstenkorn ist eine häufig vorkommende, akute Entzündung der Drüsen des Augenlids. Ausgelöst durch eine bakterielle Infektion entsteht eine Eiteransammlung am Auge, die zwar schmerzhaft sein kann, in der Regel jedoch ohne Komplikationen wieder abheilt.

In der Fachsprache spricht man auch von einem "Hordeolum" (vom lateinischen Wort hordeum – Gerste).

Was hilft bei einem Gerstenkorn?

Ursachen für ein Gerstenkorn

Die eitrige Entzündung wird in den meisten Fällen durch Staphylokokken hervorgerufen. Das sind kugelförmige Bakterien, die häufig auf der menschlichen Haut und auf den Schleimhäuten, etwa in der Nase, siedeln. Als typische Eiterbakterien verursachen sie Abszesse und infizieren Hautverletzungen und Wunden.

Wenn nun solche Bakterien in die Schweiß- und Talgdrüsen, die in den Rändern der Augenlider sitzen, eindringen, verursachen sie dort eine heftige Entzündung – ein Gerstenkorn bildet sich.

Die Bakterien können über verschiedene Wege in das Auge gelangen. Beispielsweise können ungewaschene Hände oder eine unsachgemäße Pflege der Augen Keime ins Auge übertragen, die dann eine Infektion verursachen. Daher treten Gerstenkörner auch bei Kindern häufig auf, die sich häufig mit schmutzigen Fingern ins Auge fassen.

Risikofaktoren für ein Gerstenkorn

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für die Entstehung eines Gerstenkorns erhöhen können. Zu den Risikogruppen gehören Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sowie mit Diabetes mellitus. Denn diese Risikogruppen neigen zu Staphylokokken-Infektionen der Haut. Daher ist es bei einem wiederholten Auftreten eines Gerstenkorns empfehlenswert, Diabetes von einem Arzt ausschließen zu lassen.

Außerdem geht ein Hordeolum auch häufig mit Akne einher. Auch das Tragen von Kontaktlinsen oder Verunreinigungen durch Rückstände von Make-up können die Entstehung eines Gerstenkorns begünstigen.

Was sind die Anzeichen für ein Gerstenkorn?

Ein Gerstenkorn ist meist durch eine plötzlich auftretende Entzündung gekennzeichnet. Folgende Symptome können bei einem Gerstenkorn am oberen oder unteren Augenlid auftreten:

  • eine schmerzhafte und eitrige Schwellung
  • eine Rötung der entsprechenden Stelle
  • Druckempfindlichkeit
  • ein Spannungsgefühl
  • Juckreiz  
  • mitunter eine Schwellung oder Rötung der Bindehaut

Gewöhnlich sind bei einem Gerstenkorn die Symptome auf das betroffene Auge beschränkt. In schweren und seltenen Fällen kann sich jedoch auch ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Fieber oder einer Lymphknotenschwellungen einstellen.

Inneres und äußeres Gerstenkorn

Abhängig davon, welche Drüsen am Auge entzündet sind, unterscheidet man zwischen zwei Formen des Gerstenkorns:

  • Beim Hordeolum internum (inneres Gerstenkorn) sind die Talgdrüsen an der Innenseite des Augenlids betroffen – die sogenannten Meibom-Drüsen. Hierbei kann auch die Bindehaut eine Entzündung aufweisen oder der Lidrand kann sich verwölben. Das innere Gerstenkorn tritt zwar häufiger auf als das äußere, ist jedoch weniger gut zu erkennen.
  • Beim Hordeolum externum (äußeres Gerstenkorn) sind die außenliegenden Zeis-Drüsen (Talgdrüsen) oder Moll-Drüsen (Schweißdrüsen) in Mitleidenschaft gezogen. Da sich das Gerstenkorn in diesem Fall außen befindet, ist diese Form besser zu erkennen.

Verlauf und Dauer eines Gerstenkorns

Der Verlauf eines Gerstenkorns entwickelt sich in der Regel harmlos und ohne Komplikationen. Wie lange die Entzündung andauert, kann unterschiedlich sein. Nach einer Dauer von wenigen Tagen bis zu einer Woche platzt das Gerstenkorn von selbst auf, der Eiter fließt ab und die Entzündung heilt.

Gerstenkorn – wann Sie zum Arzt gehen sollten

Gerstenkörner sind eigentlich harmlos. In der Mehrzahl der Fälle platzt ein Hordeolum von selbst und heilt anschließend ab.

Manchmal kann es allerdings Komplikationen geben: Beispielsweise kann sich die Entzündung auf das gesamte Auge ausbreiten (Orbitalphlegmone) oder ein Lidabszess entstehen. Das kann vor allem dann passieren, wenn Betroffene am Gerstenkorn herumdrücken.

In der Folge können die Staphylokokken im schlimmsten Fall sogar in die Blutbahn gelangen und zum Beispiel eine Hirnhautentzündung auslösen. Deshalb sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden, wenn die Entzündung sich über die normale Erscheinungsform eines Gerstenkorns hinaus ausweitet, stark schmerzt oder wenn das Hordeolum nicht innerhalb von wenigen Tagen von selbst aufplatzt.

Gerstenkorn bei Kindern

Auch bei Kindern ist ein Gerstenkorn meist harmlos und heilt nach ein paar Tagen von selbst. Bei Kindern besteht jedoch die Gefahr, dass sie sich das entzündete Auge ständig reiben oder es anfassen. Dadurch können sich die Bakterien verbreiten und die Entzündung könnte zum Beispiel auch auf das andere Auge übertragen werden.

Hinzu kommt, dass die Entzündung recht schmerzhaft und unangenehm ist. Daher empfiehlt sich bei Kindern ein Besuch beim Arzt. Dieser kann Augentropfen oder eine Salbe verschreiben, die die Symptome lindern und die Heilung unterstützen.

Bei Komplikationen, wie beispielsweise Fieber oder einer Ausbreitung der Entzündung, ist auf jeden Fall ein Arzt aufzusuchen. Das gilt natürlich auch für Erwachsene.

Gerstenkorn: Behandlung

In der Regel heilt ein Gerstenkorn von alleine ab. Man kann den Heilungsprozess jedoch durch verschiedene Methoden unterstützen:

  • Da Gerstenkörner durch Bakterien hervorgerufen werden, können antibiotikahaltige Augentropfen oder Salben helfen (zum Beispiel mit dem Wirkstoff Gentamicin). Diese sind zwar rezeptpflichtig, beschleunigen aber die Heilung, indem sie der Abschwellung dienen und das Auge desinfizieren.
  • Auch rezeptfreie antiseptische Augensalben, beispielsweise mit dem Wirkstoff Bibrocathol, wirken gegen die Entzündung.
  • Als wirkungsvoll hat sich auch trockene Wärme – zum Beispiel durch die Bestrahlung mit einer Rotlichtlampe – erwiesen. Empfohlen wird, dies dreimal täglich 10 Minuten lang anzuwenden.

Kontraproduktiv sind hingegen Hausmittel wie feuchte, warme Umschläge – auch wenn diese häufig empfohlen werden. Doch die Bakterien werden dann eher verschleppt und es kann zu weiteren Infektionen kommen. Möchten Sie ein Gerstenkorn mithilfe von Homöopathie behandeln, sollten Sie vorher Rücksprache mit Ihrem Arzt halten.

Bricht das Gerstenkorn nicht von alleine auf oder treten starke Schwellungen oder Schmerzen auf, muss ein Augenarzt das Gerstenkorn behandeln, indem er es durch einen Einstich öffnet und somit entfernt.

Finger weg von den Augen!

Auch wenn ein Hordeolum an sich harmlos ist: Niemals sollten Sie selbst versuchen, ein Gerstenkorn durch Ausdrücken oder Aufstechen zu öffnen. Es kann zu folgenschweren Infektionen kommen.

Da die Bakterien zudem ansteckend sind, sollte man die Entzündungsstelle nicht anfassen und sich regelmäßig die Hände waschen oder desinfizieren. Sonst kann es leicht passieren, dass die Infektion auf das andere Auge übergeht oder andere Menschen – beispielsweise durch die Übertragung der Bakterien über eine Türklinke – angesteckt werden.

Was ist der Unterschied zwischen Gerstenkorn und Hagelkorn?

Oft wird ein Gerstenkorn im Sprachgebrauch mit dem sogenannten Hagelkorn gleichgesetzt – es handelt sich jedoch um unterschiedliche Formen der Lidentzündung. Ein Hagelkorn, in der Fachsprache "Chalazion" genannt, ist wie das Gerstenkorn durch eine knotenartige Schwellung des Augenlids gekennzeichnet. Es entsteht meist langsam und kann mit der Zeit erbsengroß werden.

Allerdings wird das Hagelkorn im Gegensatz zum Gerstenkorn nicht von Bakterien ausgelöst, sondern es handelt sich um eine chronische Erkrankung des Augenlids, die meist keine Schmerzen mit sich bringt. Ein Hagelkorn entsteht durch eine Verstopfung der Meibom-Drüsen. In seltenen Fällen kann es Folge eines Gerstenkorns sein.

Was tun bei einem Hagelkorn?

Kleinere Hagelkörner können sich gelegentlich spontan nach einigen Wochen oder Monaten von selbst zurückbilden. Manchmal platzt ein Hagelkorn auf, sodass sich das Sekret entleeren kann.

Auch bei Hagelkörnern kann eine Therapie mit Rotlicht die Abheilung fördern. Der Augenarzt wird entweder eine Salbe verschreiben, die die Rückbildung anregt, oder er wird das Hagelkorn operativ entfernen. Dazu wird unter örtlicher Betäubung das Hagelkorn geöffnet und das Sekret sowie das entzündliche Gewebe entfernt.

Man sollte ein Hagelkorn, sofern es nicht bald von selbst verschwindet, in jedem Fall von einem Augenarzt untersuchen lassen, um eine Tumorerkrankung der Drüsen auszuschließen.

Vorsorge: Vorbeugende Augenpflege

Augenärzte empfehlen bei einer vermehrten Neigung zu Gerstenkörnern und Hagelkörnern eine sorgfältige Augenhygiene, indem man vor allem nach einer Entzündung und nach überstandener Operation eines Hagelkorn den Lidrand ganz vorsichtig reinigt, am besten mit einem sehr milden Babyshampoo. Anschließend sollte man das Augenlid trockentupfen, danach eine Zeit lang mit antibiotischer Salbe einreiben. Bei wiederkehrenden Beschwerden empfiehlt es sich, bei der Wahl von Shampoo und Kosmetikprodukten Vorsicht walten zu lassen.

Augentrost, ein pflanzliches Medikament meist in Tropfenform, soll vorbeugend nicht nur bei Bindehautentzündung, sondern auch bei chronischen Lidrandentzündungen und Gerstenkörnern helfen. Es hilft außerdem bei Überanstrengung der Augen und bei trockenen Augen.

Da ein geschwächtes Immunsystem die Entstehung von Gerstenkörnern begünstigen kann, ist zudem eine gesunde Lebensweise wichtig. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Bewegung.