Blutzuckermessung am Finger
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Tipps und Tricks zur Blutzuckermessung

Von: Roche Diagnostics, Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 07.12.2020 - 11:55 Uhr

Für die Blutzuckerselbstkontrolle ist die Blutentnahme unerlässlich. Menschen mit Diabetes entnehmen sich daher regelmäßig mit einer Stechhilfe das Blut. Diese Selbstkontrolle ist notwendig, um die Erkrankung besser zu steuern, die Lebensqualität zu steigern und Folgeschäden vorzubeugen. Viele empfinden die Blutzuckermessung jedoch als schmerzhaft, da sie fälschlicherweise das Blut direkt in der Mitte der Fingerbeere abnehmen und nicht wie empfohlen seitlich der Fingerbeere. Um dem Schmerzempfinden vorzubeugen, geben wir Ihnen hier ein paar Anregungen zur Blutzuckermessung und verraten Tricks, wie Sie aus dem Stechen an der seitlichen Fingerbeere ein sanftes "Klicken" machen.

Jede Haut ist anders

Um beim Stechen die ausreichend durchbluteten Stellen in der Haut zu erreichen, muss die Lanzette die oberste Hautschicht (Oberhaut, Epidermis) durchdringen.

Die Oberhaut an Händen und Fingern ist jedoch von Mensch zu Mensch verschieden und durch äußere Einwirkungen, wie Arbeit im Garten oder handwerkliche Tätigkeiten, stellenweise verstärkt. Die Dicke der Hornschicht kann durch diese verschiedenen Einflüsse an den Fingerspitzen von 0,05 bis 1,0 Millimeter variieren. Die darunter liegende Keimschicht ist zwischen 0,1 und 0,2 Millimeter dick. Auch hier befinden sich noch keine Blutgefäße, aber bereits erste Nervenendigungen, die auf mechanische und chemische Reize sowie auf Temperaturreize reagieren.

Um eine Stelle mit ausreichender Blutversorgung zu erreichen, muss die Lanzette also Einstichtiefen zwischen insgesamt 0,15 Millimeter und 1,2 Millimeter möglichst exakt und damit möglichst schmerzarm durchstoßen. Denn erst die darunter liegende Hautschicht, die sogenannte Lederhaut, enthält kleinste Blutgefäße.

Blutzucker richtig messen

Mit den folgenden Handlungsempfehlungen geht die Blutgewinnung leicht von der Hand und Sie kommen zu richtigen Messergebnissen:

  • Utensilien: Legen Sie alle Messutensilien wie Blutzuckermessgerät, Teststreifen, Stechhilfe mit Lanzette und Tagebuch zurecht.
  • Hände wärmen: Vor der Blutentnahme sollten Ihre Hände nicht zu kalt sein. Die austretende Blutmenge reicht sonst nicht immer für die Messung aus. Massieren Sie die Finger leicht und fördern Sie so die Durchblutung.
  • Hände waschen: Waschen Sie sich vor der Blutentnahme die Hände. Sonst können Zuckerreste (zum Beispiel von Obst) an den Fingern zu hohe Blutzuckerwerte vortäuschen. Wenn Sie die Finger mit warmem Wasser waschen, verbessern Sie außerdem die Durchblutung. Achten Sie bitte auch darauf, dass Ihre Hände gut abgetrocknet sind. Desinfizieren Sie Ihre Hände nicht. Nur in Ausnahmefällen, wenn Sie zum Beispiel mit Schmutz verbundene Arbeiten ausführen und die Reinigung der Hände vor Ort nicht möglich ist, können Sie Alkoholtupfer benutzen. Lassen Sie den Alkohol vollständig verdunsten. Sonst vermischen sich Alkohol und Blut, was zu falschen Messergebnissen führen kann.
  • Hände massieren: Nach dem Stechen dauert es häufig etwas, bis das Blut austritt. Haben Sie Geduld und massieren Sie den Finger sanft von der Handfläche bis zur Fingerkuppe. Diese leichte Massage ist erlaubt. Da dabei kaum Gewebsflüssigkeit austritt, besteht auch nicht die Gefahr, dass Messergebnisse verfälscht werden. Sie können also schon mit dem ersten Blutstropfen Ihren Blutzucker messen.

Für eine erfolgreiche Selbstkontrolle bei Diabetes sollten die gemessenen Werte auch jeweils in einem Diabetiker-Tagebuch festgehalten und in regelmäßigen Kontrollterminen mit dem Arzt besprochen werden. Dieser kann mit dem Betroffenen auch individuelle Ziele festlegen.

Blutzuckermessgeräte

Diabetiker können ihr Blutzuckermessgerät nach ihren individuellen Anforderungen auswählen. Neben den klassischen Blutdruckmessgeräten mit Teststreifen und Lanzette gibt es mittlerweile auch Geräte, die über einen Sensor regelmäßig den Blutzucker messen. Dieser Sensor wird auf den Arm aufgeklebt und verursacht dabei einen kleinen, wenig schmerzhaften Einstich. Der Sensor muss circa alle zwei Wochen gewechselt werden.

Generell ist es wichtig, dass sich Betroffene bei der Auswahl eines Gerätes gut beraten lassen oder sich durch Kundenbewertungen informieren. Das richtige Verständnis des Messgeräts ist zentral, da viele Messungenauigkeiten bei der Blutzuckerselbstkontrolle auf Bedienungsfehler zurückzuführen sind.

Bei einigen Messgeräten ist nach Anbruch einer Teststreifen- oder Sensorelektrodenpackung jeweils mittels Codeeingabe oder Codierungsstreifen eine Kalibrierung des Gerätes notwendig. Das Vermessen erfolgt dann bei einem Großteil der auf dem Markt befindlichen Blutzuckermessgeräte amperometrisch, also elektrochemisch. Die photometrische, also optische, Messweise ist heute nicht mehr sehr gebräuchlich.

Beim Messen wird der Blutstropfen entweder auf einen Teststreifen aufgebracht, oder an eine Messöffnung des Sensors gehalten und durch eine Kapillare in das Messgerät eingesaugt. Auch die Messzeiten variieren je nach Gerät.

Da neben dem reinen Blutzuckermessgerät unter anderem Stechhilfen, Teststreifen, eine Kontrolllösung und Lanzetten benötigt werden, befinden sich unterschiedliche Sets auf dem Markt, deren Inhalt voneinander abweicht und die je nach Bedarf ausgewählt werden können.

6 Tipps für eine schmerzärmere Blutgewinnung

Sie können einiges dafür tun, dass die Blutzuckermessung weitgehend schmerzfrei ist. Hier ein paar kleine Tricks mit großer Wirkung:

  1. Entnehmen Sie Blut an der Seite der Fingerbeere. Dort ist eine starke Blutversorgung gewährleistet, das Schmerzempfinden jedoch sehr gering.
  2. Entnehmen Sie regelmäßig an unterschiedlichen Fingern Blut. Rechtshänder sollten sich zum Beispiel auch an den Fingern der rechten Hand piksen. Durch das Wechseln entstehen weniger Verhornungen, die die Blutgewinnung erschweren.
  3. Entnehmen Sie das Blut bevorzugt seitlich an der Fingerbeere von Mittel-, Ring- und kleinem Finger. An Daumen und Zeigefinger stören kleinste Verletzungen, weil wir mit diesen Fingern viel greifen.
  4. Drücken Sie die Stechhilfe bei der Blutentnahme fest auf die Haut auf. So können Sie die Einstichtiefe und das damit verbundene Schmerzempfinden reduzieren.
  5. Drücken Sie die betroffene Hautstelle nach der Blutentnahme circa 30 Sekunden fest zusammen. Dadurch verhindern Sie eine Nachblutung, die zu kleinen Blutergüssen und damit zu Schmerzen führen kann.
  6. Es empfiehlt sich, die Lanzetten der Stechhilfe vor jeder Blutentnahme zu wechseln.

Übrigens: Neben dem Finger sind auch die Ohrläppchen prinzipiell gut für eine Messung des Blutzuckers geeignet. Manchen Menschen fällt die Selbstmessung an dieser Stelle jedoch schwerer, da man eventuell einen Spiegel benötigt.

Wohlfühlprogramm für die Hände

Ihre Hände werden bei der Blutgewinnung regelmäßig "gepiesackt". Mit diesem Wohlfühlprogramm können Sie Ihren Händen etwas Gutes tun:

  • Pflegebad: Lauwarmes Wasser mit einem Esslöfel Pflanzenöl (zum Beispiel Oliven- oder Mandelöl) versetzen. Die Hände einige Minuten darin baden und dann gut abtrocknen.
  • Peeling: Ein Peeling aus Olivenöl, Meersalz und flüssigem Honig verfeinert die Hautstruktur. Die Haut damit vorsichtig behandeln und nicht zu stark scheuern.
  • Handmaske: Mit einer Gesichtsmaske, zum Beispiel mit Vitamin E, die Hände einmassieren und mit Frischhaltefolie umwickeln. Nach der angegeben Einwirkzeit wieder abnehmen.
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