Blutzuckermessung nach dem Essen
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Blutzuckerwert nach dem Essen wichtiger als Nüchternwert

Von: Hass & Health Partner PR
Letzte Aktualisierung: 27.04.2020 - 16:33 Uhr

"Warum wird der Blutzucker noch immer vorwiegend morgens bei nüchternem Magen gemessen?" So fragte Prof. Jaakko Tuomilehto aus Finnland auf einem großen Diabetes-Kongress in Dresden. Er stellte eine Studie vor, die zeigt, dass gerade die Blutzuckerwerte nach dem Essen wichtig sind. Sie geben nicht nur Auskunft darüber, ob ein Diabetiker seinen Diabetes gut im Griff hat. Sie weisen auch auf das Risiko für die gefürchteten Folgekrankheiten hin, zum Beispiel Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Diabetesvorsorge durch Blutzuckermessung

Sogar bei Menschen, die noch keinen Diabetes haben, lassen erhöhte Blutzuckerwerte nach dem Essen auf ein erhöhtes Risiko für Diabetes und Herzkreislauf-Krankheiten schließen. Deshalb forderten Diabetes-Experten in Dresden, dass die Blutzuckerspitzen nach dem Essen mehr beachtet werden sollten.

Mahlzeitbezogene Blutzuckerspitzen

Früher wurde dem Phänomen des erhöhten Blutzuckeranstiegs nach dem Essen – den sogenannten mahlzeitenbezogenen Blutzuckerspitzen – nur wenig Bedeutung beigemessen. Als entscheidend für eine gute Stoffwechseleinstellung bei Diabetikern galt vor allem der Nüchternblutzucker. Nach neuen Erkenntnissen ist jedoch der Blutzuckerwert nach dem Essen noch wichtiger bezüglich der Prognose der Erkrankung.

Im Gegensatz zum Nüchternblutzucker schädigen nämlich schon kurzzeitige Blutzuckerspitzen nach dem Essen die Gefäße nachhaltig, tragen zur Verkalkung der Arterien bei und führen so zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Deshalb werden auch die neuen Behandlungsstrategien immer wichtiger, die eine mahlzeitenbezogene Therapie ermöglichen.

Für Diabetes Typ 2 entscheidend

Eine mahlzeitbezogene Therapie ist gerade für Typ 2 Diabetiker wesentlich, weil bei ihnen die erste, schnelle Phase der körpereigenen Insulinausschüttung, die zum Essen benötigt wird, gestört ist. Ihre Insulinantwort kommt zu spät und der Blutzucker steigt nach einer Mahlzeit unverhältnismäßig an. Um die Insulinantwort so natürlich wie möglich zu erreichen, können sie entweder direkt zum Essen eine Diabetes-Tablette einnehmen, die die Insulinausschüttung anregt, oder sich ein schnell wirksames Insulin spritzen – beides kappt die schädlichen Blutzuckerspitzen erfolgreich und wirkt so ganz ähnlich wie die natürliche Insulinreaktion eines gesunden Menschen.

Gute Diabetes-Einstellung noch vielfach nicht erreicht

Viele Diabeteserkrankungen werden erst erkannt, wenn sich die Krankheit schon ein Stück entwickelt hat. Die meisten Diabetiker ahnen nichts von ihrem Problem und sind so einem erhöhten Risiko ausgesetzt.

Experten wie Prof. Tuomilehto fordern deshalb, dass die Blutzuckerwerte nach dem Essen mehr Beachtung finden sollten. Denn der Nüchternblutzucker erweist sich oft nicht als ausreichend aussagekräftig. Liegt er bei Diabetikern zwischen 90 und 126 mg/dl beziehungsweise 5 und 7 mmol/l, sind sie meist zufrieden. Was aber ist mit dem Blutzucker nach dem Essen?

Wird dieser Wert nur hin und wieder gemessen, ist die Überraschung oft groß: Denn er kann leicht doppelt so hoch ausfallen wie der regelmäßig gemessene Nüchternwert. Das ist eigentlich auch ganz logisch: Wirklich nüchtern ist der Mensch nur in der zweiten Nachthälfte. Den restlichen Tag ist der Organismus fast durchgängig damit beschäftigt, aufgenommene Nahrung zu verwerten. Kein Wunder: Wir essen ja auch nicht nur einmal am Tag.

Nüchternblutzucker klärt nur auf über den frühen Morgen

Im Ergebnis bedeutet diese Erkenntnis, dass sich die Behandlung des Diabetes möglichst an die Natur anlehnen sollte. Für die Praxis heißt das: Um Komplikationen, die schlimmstenfalls zum Tod führen, zu vermeiden, müssen neben dem Nüchternblutzucker auch regelmäßig die Blutzuckerwerte nach einer Mahlzeit bestimmt werden. Nur so ist möglich, schon frühzeitig mit einer Behandlung zu beginnen, die die Blutzuckerspitzen nach dem Essen wirkungsvoll kappt und das Risiko von Spät-schäden senkt – bestenfalls sogar noch, bevor es überhaupt zum ausgeprägten Diabetes kommt.

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