Frau bräunt sich im Solarium
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Solarium: gesund oder schädlich?

Von: Gesundheit-Redaktion, Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 11.03.2022 - 15:24 Uhr

Gerade im Winter und Frühling zieht es viele Menschen ins Solarium. Denn gebräunte Haut sieht schön und gesund aus. Doch hinter dem schönen Schein verbirgt sich ein enormer Schutz- und Reparaturmechanismus der Haut, unseres größten Organs überhaupt. Das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, steigt mit jedem Sonnenbad, denn die ultravioletten Strahlen – ob natürlich oder künstlich – schädigen die Zellen. Doch Tatsache ist: Sonnenlicht braucht der Mensch, nur das Wieviel ist ein gesundheitlich ganz entscheidender Faktor. Ob Solarien gesundheitsschädlich sind oder nicht, erfahren Sie in diesem Artikel.

Risiken von UV-Strahlung

Mit etwa 1,7 Quadratmetern ist sie unser größtes Organ – die Haut. Und sie ist anfällig, besonders für Strahlen. Über 200.000 Deutsche erkranken jährlich an Hautkrebs. Diese alarmierende Zahl ist nach Informationen der Deutschen Krebshilfe auf eine übermäßige Sonnenbestrahlung zurückzuführen. Denn die ultravioletten (UV-)Strahlen, die sowohl die natürliche Sonne als auch Solarienröhren abgeben, verändern die Struktur der Zellen. Das Erbgut der Hautzellen wird insbesondere von UV-B-Strahlen geschädigt.

Die so gesund wirkende Bräune ist nichts anderes als eine Schutzreaktion der Haut. Dahinter verbirgt sich der Hautfarbstoff Melanin, der gemeinsam mit der Hornhaut die Hautzellen vor Schäden bewahren soll.

Besonders dramatisch wird es, wenn ein Sonnenbrand entstanden ist, von dem sich die Haut zwar oberflächlich betrachtet nach einiger Zeit erholt. Tief im Innern der Hautzellen jedoch, in den Zellkernen, wo das Erbgut sitzt, sind Schäden entstanden, die repariert werden – schlimmstenfalls sterben die Zellen ab.

Je häufiger die Haut dem Stress der Strahlung ausgesetzt wird, desto weniger funktioniert der zelleigene Reparaturdienst, womit auch das Risiko für die Entstehung von Hautkrebs steigt.

UV-Strahlen in Solarien

Die Röhren der Solarien enthalten zwar nur zu einem sehr geringen Teil die energiereichen UV-B-Strahlen, der Bräunungseffekt wird hauptsächlich durch einen hohen UV-A-Anteil erreicht. UV-B-Strahlen dringen nur bis in die Oberhaut vor, können dort aber Sonnenbrand und im schlimmsten Fall die Bildung von Hautkrebszellen bedingen.

UV-A-Strahlen dringen tiefer in die Haut ein. Dort können sie in hoher Konzentration auch zur Entstehung von Sonnenbrand beitragen. Zudem steht auch UV-A-Strahlung im Verdacht, krebserregend zu sein. Der Anteil von UV-A-Strahlen ist in Solarien höher als bei natürlichen Sonnenstrahlen.

Darüber hinaus nennen Befürworter*innen und Gegner*innen von Solarien verschiedene Argumente.

Pro: Hat das Solarium gesundheitliche Vorteile?

Menschen, die die künstliche Sonne befürworten (in erster Linie die Hersteller von Solarien), argumentieren mit dem gesundheitlichen Nutzen ihrer Anlagen. Als positive Effekte stellen sie heraus, dass besonders im Winter die UV-B-Strahlung der Solarien die Bildung des so wichtigen Vitamins D fördere. Das ist richtig und auch wichtig, denn Vitamin D sorgt dafür, dass das Kalzium in den Knochen eingelagert wird – der Schutz vor Osteoporose.

Außerdem werden Solarien positive Wirkungen auf die Psyche, auf das Sexualleben und eine heilende Wirkung bei bestimmten Hautproblemen zugeschrieben.

Lichttherapie im Solarium?

Bei bestimmten Erkrankungen, wie Psoriasis (Schuppenflechte), kann ein Besuch im Solarium hilfreich sein. UV-Licht wirkt entzündungshemmend und kann den Juckreiz bei Neurodermitis und Schuppenflechte lindern. Generell gilt aber, dass jede Person anders auf die Bestrahlung im Solarium reagiert. Ob ein Besuch im Solarium wirklich hilft, ist also sehr individuell. Zudem gehen auch gesundheitliche Risiken mit der Nutzung eines Solariums einher.

Als Alternative existieren spezielle Lichttherapien (häufig Schmalband UV-B-Licht), die weniger gesundheitliche Nachteile mit sich bringen sollen. Betroffene sollten bezüglich der unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten sowie möglicher Nutzen und Risiken ärztlichen Rat suchen.

Nicht zu verwechseln ist die medizinische Nutzung eines Solariums bei Hauterkrankungen mit der Lichttherapie bei Depressionen. Dabei wird sogenanntes weißes Licht eingesetzt. Der UV-Anteil wird bei weißem Licht herausgefiltert. Dieses helle Kunstlicht soll insbesondere bei saisonal abhängigen Depressionen (Winterdepressionen) helfen.

Contra: Ist ein Besuch im Solarium schädlich?

Auch wenn ein Besuch im Solarium ein paar gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, raten Expert*innen von der regelmäßigen Nutzung ab.

Folgende gesundheitliche Risiken werden durch regelmäßige Besuche im Solarium gefördert:

  • erhöhtes Risiko für weißen Hautkrebs und andere Formen von hellem (nicht-melanotischem) Hautkrebs
  • erhöhtes Risiko für Augenkrebs (Aderhautmelanome)
  • beschleunigte Hautalterung durch UV-A-Strahlung

Ein Zusammenhang zwischen der Entstehung von schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom) und der Nutzung von Solarien gilt nach neuesten Studienergebnissen als nicht eindeutig geklärt. Wer auch in dieser Hinsicht auf Nummer sicher gehen möchte sollte jedoch (auch mit Blick auf die weiteren Risiken) auf den Besuch von Solarien verzichten.

Wer sollte nicht ins Solarium gehen?

Die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention sowie die Deutsche Krebshilfe raten folgenden Personengruppen, auf Solariensonne zu verzichten und beim "natürlichen" Sonnenbaden äußerst vorsichtig zu sein:

  • Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren
  • Leuten mit vielen Leberflecken
  • Personen, die sehr hellhäutig sind und schnell einen Sonnenbrand bekommen

Wie gesagt, die Hautzellen vergessen nichts, und jeder Sonnenbrand, von Kindheitstagen an, gilt als Risikofaktor für Hautkrebs.

Vorsicht vor Bräunungssucht (Tanorexie)

Nehmen die Besuche im Solarium überhand, kann eine Tanorexie dahinterstecken. Das Wort besteht aus dem englischen "to tan", also "sich bräunen" und dem Fachbegriff für Magersucht, "Anorexia nervosa".

Anstelle des Körpergewichts spielt für Betroffene aber das angebliche Schönheitsideal der perfekten Bräune eine Rolle. Das Selbstbild ist dabei gestört – selbst bei vorhandener Bräune nehmen sich Menschen mit Tanorexie als blass war. Dabei muss das übermäßige Sonnenbaden nicht im Solarium stattfinden. Die wetterunabhängige Verfügbarkeit von Solarien kann die Sucht aber fördern.

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Vitamin D besser natürlich produzieren

Vitamin D kann über bestimmte Nahrungsmittel, wie Hering, Steinpilze oder Avocado aufgenommen werden. Der größte Anteil an Vitamin D wird jedoch durch den Körper unter dem Einfluss von Sonnenlicht gebildet. Dazu benötigt der Körper jedoch UV-B-Strahlen. Der Anteil an UV-B-Strahlung ist in Solarien jedoch gering.

Wirkungsvoller ist hier, sich täglich mindestens fünf bis 30 Minuten natürlichem Tageslicht auszusetzen. Nach Möglichkeit sollten dabei Arme und Beine, zumindest aber Hände und Gesicht unbedeckt sein. Bei starkem Vitamin-D-Mangel können nach ärztlicher Rücksprache auch Vitamin-D-Präparate eingenommen werden.

Fazit: Besuche nur in Maßen

Solarienbesuche bergen gesundheitliche Risiken. Wenn überhaupt, sollten sie nur in Maßen stattfinden, mehr als 50 Sonnenbäder im Jahr gelten als zu viel. Wenn die Sonnenbank unbedingt sein muss, sollte man auf alle Fälle die Augen mit einer entsprechenden Brille schützen, auf Sonnenschutzmittel und Parfüms verzichten – denn gerade unter der Solariensonne können Hautreizungen entstehen, und das ist ein zusätzlicher Stress für die sowieso strapazierte Haut.

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