Frau beim Sonnenbaden
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11 Irrtümer über Sonnenbaden und -schutz

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.06.2021 - 18:03 Uhr

Die Sonne ist wichtig für unser Immunsystem, für die Bildung von Vitamin D und nicht zuletzt auch für unser Gemüt. Kein Wunder, dass der Sommer die Menschen nach draußen lockt. Über den richtigen Umgang mit Sonne und Sonnenschutz kursieren jedoch viele Irrtümer. Sonnenschutz ist wichtig – das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Doch nicht alle Weisheiten, die im Umlauf sind, entsprechen der Wahrheit. Wie wirkt sich das Nachcremen mit Sonnencreme aus, bekommt man im Schatten Sonnenbrand und wird man auch mit Sonnencreme braun? Diese und mehr Antworten finden Sie in diesem Artikel.

1. Mit Sonnencreme nachcremen verlängert die Schutzzeit

Falsch! Die Wirkung von Sonnenschutzmitteln hält nur für eine gewisse Zeit. Das heißt, durch wiederholtes Eincremen – sinnvoll besonders nach dem Baden – kann man den Schutz zwar erneuern, nicht aber verlängern. Wichtig ist auch, dass die Sonnencreme nicht kräftig in die Haut einmassiert wird. Stattdessen soll sie als leichter Film auf der Haut erhalten bleiben.

Falsch ist ebenso die Meinung, dass bei gebräunter Haut kein Sonnenschutz mehr nötig ist. Die Bräune bietet nur einen leichten Schutz vor der aggressiven UV-Strahlung – Bräune entspricht etwa einem Lichtschutzfaktor von 1,5 bis maximal 2. Auch gebräunte Haut nimmt deshalb bei intensiver Bestrahlung Schaden – nur werden die Folgen erst später, zum Beispiel in Form von vorzeitiger Hautalterung und Altersflecken, sichtbar.

2. Im Schatten bekommt man keinen Sonnenbrand

Falsch! Die verbreitete Meinung, im Schatten brauche man sich nicht eincremen, stimmt ebenfalls nicht. Bis zu 50 Prozent der Strahlungsintensität werden von Sand, Wasser oder Gebäuden reflektiert. Und auch Sonnenschirme oder Wolken halten die Strahlen der Sonne nicht vollständig ab. Das ist übrigens der Grund, warum empfindliche Menschen einen Sonnenbrand bekommen, auch wenn sie sich den ganzen Tag am Strand unter einem Schirm aufhalten. Deshalb gilt: Auch wer nicht in die direkte Sonne geht, muss sich eincremen.

Die gute Nachricht: Man kann also auch im Schatten braun werden – zwar langsamer, dafür aber schonender und gleichmäßiger! Und noch ein Tipp: Während der Mittagszeit mit der besonders intensiven Sonneneinstrahlung am besten gar nicht im Freien aufhalten.

3. Sonnenschutz mit hohem LSF verhindert Bräune

Das stimmt nicht! Viele Menschen denken, dass ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF) das Braunwerden verhindert – und benutzen stattdessen Produkte mit zu niedrigen Faktoren. Doch auch mit einem starken Sonnenschutz wird man braun, und sanfter noch dazu. Ein hoher Lichtschutzfaktor schützt vor Sonnenbrand und trägt dazu bei, dass die Bräune länger hält. Zudem versorgt Sonnencreme die Haut mit Feuchtigkeit.

4. Im Wasser ist man sicher

Stimmt nicht! Das Gegenteil ist der Fall – Wasser ist sogar besonders gefährlich, da die Oberfläche des Wassers die Strahlen reflektiert. Damit kann sich die schädliche Wirkung der Strahlen auf die Körperteile, die aus dem Wasser herausschauen, intensivieren.

Und auch unter Wasser ist man nicht vor der Sonne sicher – 50 Zentimeter unter der Wasseroberfläche kommt noch bis zu 40 Prozent der UV-Strahlung an. Zudem verbrennt nasse Haut schneller als trockene. Besonders tückisch: Da die Haut beim Schwimmen gekühlt wird, merkt man die Sonne oft erst, wenn der Rücken bereits gerötet ist. Deshalb empfiehlt es sich, zum Schwimmen einen wasserfesten Sonnenschutz zu verwenden.

Wasserfeste Produkte halten besser und schützen die Haut besser vor Chlor- beziehungsweise Meerwasser – aber auch hier muss der Sonnenschutz durch wiederholtes Eincremen regelmäßig erneuert werden. Bei Kindern sollte zum Planschen im Wasser eventuell sogar auf eine besondere Schwimmkleidung mit UV-Schutz zurückgegriffen werden.

5. Kleidung schützt vor Sonne

Ja und nein. Bestimmte UV-Strahlen dringen auch durch Textilien hindurch. Insbesondere helle und leichte Kleidung oder ein nasser Stoff lassen die Strahlen hindurch. Sonnenschutzprodukte sollten deshalb eine halbe Stunde vor dem Sonnenbaden auch unter dem Bikini oder Badeanzug aufgetragen werden. Dunkle, dicht gewebte Kleidung kann hingegen vor UV-Strahlung schützen.

Tipp: Im Handel ist spezielle Sonnenschutz-Kleidung mit einem Lichtschutzfaktor von 20 bis 40 erhältlich, die mit Lichtschutzsubstanzen imprägniert ist. Und nicht vergessen: Den Kopfschutz und die Sonnenbrille!

6. Sunblocker bieten den ganzen Tag Schutz

Stimmt nicht! Der Name täuscht: Ein Sunblocker kann die Sonne nicht endlos blocken, sondern zeichnet sich nur durch einen besonders hohen Lichtschutzfaktor aus (30 und mehr). Die Gefahr dabei: Viele Menschen fühlen sich damit sicher geschützt und vergessen, den Sonnenschutz in regelmäßigen Abständen zu erneuern und vor allem gleichmäßig aufzutragen. Aus diesem Grund ist der Begriff "Sunblocker" bei Produkten auch nicht mehr üblich.

7. Gefährlich ist nur ein Sonnenbrand

Nicht korrekt! Verantwortlich für einen Sonnenbrand sind die energiereicheren UV-B-Strahlen. Die langwelligen UV-A-Strahlen sind dagegen für die Bräunung der Haut verantwortlich, aber auch für die Hautalterung und das erhöhte Hautkrebsrisiko. Auch ohne Sonnenbrand kann deshalb die UV-Strahlung der Haut Schaden zufügen: Je länger man sich der Bestrahlung aussetzt, desto höher ist das Risiko, bleibende Schäden zu erleiden. Zuviel Sonne und Hitze können außerdem zu einem Sonnenstich führen, der sich durch Kreislaufbeschwerden und Übelkeit äußert.

8. Sonnenallergien kommen von fettigen Cremes

Stimmt, aber nur teilweise! Sonnenallergien haben ganz unterschiedliche Ursachen: Arzneimittel, Duftstoffe, Chlor oder Salzwasser, aber auch eine erbliche Veranlagung können bei empfindlichen Personen zu allergischen Reaktionen auf die UV-A-Strahlen im Sonnenlicht führen. Auch ölhaltige Lichtschutzmittel können eine Sonnenallergie auslösen und zur so genannten Mallorca-Akne (oder fachsprachlich Akne aestivalis) führen. Sonnenallergien können also durch eine fetthaltige Sonnencreme entstehen, müssen aber nicht. Die häufigste Form der Sonnenallergie ist jedoch die sogenannte polymorphe Lichtdermatose, die durch UV-Strahlung auf Hautarealen ausgelöst wird, die im Winter lange nicht dem Licht ausgesetzt waren. Dazu gehören beispielsweise die Oberarme, Beine oder das Dekolleté.

Problematisch sind vor allem Sonnenschutzprodukte in Cremes und Emulsionen, da diese Emulgatoren enthalten, die eine allergische Reaktion begünstigen. Bei einer Mallorca-Akne hilft deshalb ein Sonnen-Gel mit einem hohen UV-A-Lichtschutz, das fett- und emulgatorfrei ist. Achtung: auch bei Hautpflege- und After-Sun-Produkten darauf achten, dass sie keine Emulgatoren enthalten. Diese können nämlich länger als 24 Stunden auf der Haut haften und in Verbindung mit UV-Strahlung auch später noch zu Unverträglichkeitsreaktionen führen.

9. Selbstbräuner schützen die Haut

Nein! Die Bräune aus der Tube bietet keinen Schutz vor den Sonnenstrahlen, denn Selbstbräuner haben nur einen kosmetischen Effekt. Sie verbinden sich mit Bestandteilen der menschlichen Oberhaut in der so genannten Hornschicht zu Farbstoffen, die Melanin ähnlich sind. So färbt sich die Hautoberfläche braun – an der Fähigkeit der Haut, sich vor der Sonne zu schützen, ändert das nichts.

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10. Fenster bieten Sonnenschutz

Teilweise. Sowohl UVA- als auch UVB-Strahlen können die Haut schädigen. Der Anteil der UVB-Strahlen im Sonnenlicht wird durch Fenster so gut wie vollständig absorbiert. Etwa 60 Prozent der UVA-Strahlung können jedoch die Scheibe durchdringen. Deshalb gilt: Wer beispielsweise bei der Arbeit im Büro hinter einem Fenster für längere Zeit der Sonne ausgesetzt ist, sollte sich auch dann um ausreichend Sonnenschutz durch Kleidung oder Sonnencreme kümmern.

11. Sonnencreme vom Vorjahr kann man weiter verwenden

Das ist in vielen Fällen nicht korrekt. Während man früher davon ausging, dass Sonnencreme bei kühler Lagerung zumindest bis zum auf dem Produkt angegebenen Ablaufdatum verwendet werden kann, zeichnen neuere Studiendaten aus Frankreich ein anderes Bild: So wandelt sich der in vielen Sonnencremes enthaltene Sonnenschutzfilter Octocrylen im Laufe der Zeit in das Molekül Benzophenon um. Dieses kann allergische Reaktionen auf der Haut auslösen und gilt sogar als krebserregend. Lediglich Sonnencremes ohne Octocrylen können auch im Folgejahr (bis zum Ende der Haltbarkeit) angewendet werden.

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