Frau mit Keuchhusten auf der Couch
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Keuchhusten: Was ist Pertussis und warum impfen?

Von: Yannis Diener (Arzt)
Letzte Aktualisierung: 14.03.2022 - 18:31 Uhr

Keuchhusten (Pertussis) ist eine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit der Atemwege. Ihr typisches Symptom ist der namensgebende Husten, der sich vor allem nachts in Form von heftigen, keuchenden Hustenattacken mit Atemnot zeigt. Keuchhusten ist eine sehr ansteckende Krankheit, die vor allem für Säuglinge gefährlich werden kann. Durch die Einführung der Impfung in den 1930er-Jahren konnte die hohe Sterblichkeit glücklicherweise stark reduziert werden. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Krankheit, welche Symptome man bei Keuchhusten hat und wann eine Impfung empfehlenswert ist.

Was ist Keuchhusten?

Keuchhusten, auch Pertussis genannt, ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst wird. Die Übertragung erfolgt dabei von Mensch zu Mensch. Durch Tröpfcheninfektion gelangt der Erreger in unsere Atemwege und kann sich dort vermehren. Typischerweise kommt es zu starken nächtlichen Hustenanfällen, bei denen Betroffene kaum noch Luft bekommen.

Symptome bei Keuchhusten – wie merke ich, dass ich Pertussis habe?

Infiziert man sich mit dem Erreger Bordetella pertussis, verläuft die Krankheit typischerweise in drei Stadien:

  1. Im ersten Stadium kommt es zu unspezifischen Erkältungssymptomen.
  2. Im zweiten Stadium treten die für Keuchhusten typischen Hustenanfälle auf. In der Medizin werden diese auch als Stakkatohusten bezeichnet. Dabei husten Betroffene mit vorgestreckter Zunge mehrfach, ehe sie danach einmal tief und laut einatmen. Das zweite Stadium, auch Stadium convulsivum genannt, kann unbehandelt vier bis sechs Wochen andauern.
  3. Danach klingen im dritten Stadium die Symptome langsam ab.

Weitere Symptome bei Keuchhusten können sein:

Die ersten Symptome beginnen nach einer Inkubationszeit von fünf bis 20 Tagen. Ansteckend ist man nach einer durchgemachten Keuchhusten-Infektion oft noch mehrere Wochen nach Ende der Symptome.

Diagnose: Welche Blutwerte sind bei Keuchhusten verändert?

Bei Verdacht auf Pertussis kann man auf zwei Arten die Erkrankung nachweisen. Zum einen über das Blut. Hier findet man häufig einen Anstieg der weißen Blutkörperchen über 30.000/μl. Dies wird in der Medizin als Leukozytose bezeichnet.

Zusätzlich kann man etwa ab drei Wochen nach Krankheitsbeginn spezifische Antikörper gegen Bordetella pertussis nachweisen. Liegt die letzte Impfung weniger als zwölf Monate zurück, kann man den Nachweis über das Blut allerdings nicht verwerten. Das liegt daran, dass auch durch die Impfung Antikörper produziert werden. Ob diese durch den Erreger oder die Impfung entstanden sind, kann man nicht sagen.

Die sicherste Methode, um Keuchhusten nachzuweisen, ist ähnlich wie bei einer COVID-19-Infektion. Mithilfe eines tiefen Nasopharynx-Abstrichs, also einer Probenentnahme aus dem Nasen-Rachen-Bereich, und einer anschließenden PCR kann der Erreger nachgewiesen werden. Dieser Test ist das Standardverfahren bei Verdacht auf Keuchhusten und ermöglicht eine eindeutige Diagnose.

Wie wirkt sich Keuchhusten auf Kinder und Erwachsene aus?

Keuchhusten kann in allen Altersklassen auftreten. Am häufigsten und am schwersten betroffen sind Säuglinge und kleine Kinder. Insbesondere ungeimpfte Kinder haben ein höheres Risiko, einen schweren Verlauf zu entwickeln. Durch die starken Hustenanfälle bekommen Betroffene zu wenig Luft. Bei Babys kann dies so stark ausgeprägt sein, dass man sie für einige Tage im Krankenhaus überwachen muss.

Babys, Kinder, aber auch Erwachsene können durch Keuchhusten Folgeschäden erleiden. Am häufigsten tritt eine Lungenentzündung auf, da das Immunsystem geschwächt ist. Bei Säuglingen kann es in Extremfällen zu Krampfanfällen mit möglichen Langzeitschäden am Gehirn kommen.

Bei Erwachsenen verläuft Pertussis häufig als lang andauernder Husten, ohne weitere Symptome. Folgeschäden sind hier seltener.

Wie oft kann man Keuchhusten bekommen?

Hat man einmal eine Infektion mit Keuchhusten überstanden, schützt einen das nicht vor einer erneuten Ansteckung. Der Schutz gegen die Krankheit, die sogenannte Immunität, hält nur einige Monate an. Dadurch kann man sich mehrfach in seinem Leben mit Bordetella pertussis infizieren.

Therapie: Ist Pertussis heilbar?

Keuchhusten ist zwar sehr ansteckend, man kann die Erkrankung allerdings auch therapieren. Erkennt man früh, dass es sich um Pertussis handelt, bietet sich der Einsatz von Antibiotika an. Die Medikamente der Wahl zur Therapie der Krankheit sind die sogenannten Makrolide.

Da das Bakterium Bordetella pertussis auch noch Wochen nach Abklingen der Symptome übertragen werden kann, wird empfohlen, auch bei einer Feststellung der Erkrankung im späteren Verlauf noch Antibiotika zu geben, damit sich der Erreger nicht so einfach überträgt.

Neben der Behandlung mit Antibiotika zur Bekämpfung der Bakterien stehen weitere Optionen zur Verfügung. Folgende Maßnahmen können bei Keuchhusten helfen:

  • ausreiche Flüssigkeitszufuhr
  • Sauerstoffzufuhr mit Anfeuchtung der Atemluft
  • bronchienerweiternde Medikamente (zum Beispiel Salbutamol)
  • bei schweren Fällen Glucocorticoide

Bei frühzeitiger Behandlung heilt der Keuchhusten in vielen Fällen ohne Komplikationen aus. Insbesondere bei Risikogruppen wie Säuglingen kann es jedoch auch bei frühzeitiger Therapie zu schweren Verläufen kommen.

Impfen gegen Keuchhusten – wer, wann und wie oft?

Vor Einführung der Impfung gegen Pertussis in den 1930er-Jahren gab es in Deutschland infolge dieser Erkrankung mehr als zehntausend Tote pro Jahr. Seit der Einführung der bundesweiten Meldepflicht für Pertussis im Jahr 2013 bis ins Jahr 2020 gab es hingegen insgesamt nur zwei gemeldete Todesfälle bei Babys.

Dieser deutliche Rückgang zeigt eindeutig, wie wirksam die Impfung ist. Auch wenn es in einigen Fällen trotz Impfung zum Ausbruch der Erkrankung kommen kann, so verläuft der Keuchhusten dann in der Regel deutlich milder.

Impfen hat sich also als effektivste Methode erwiesen, um Keuchhusten zu bekämpfen. Doch wie oft sollte man sich impfen lassen und wann ist eine Auffrischung nötig? Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt derzeit für Kinder eine Grundimmunisierung innerhalb des ersten Lebensjahres. Dabei werden drei Impfdosen (bei Frühgeborenen vier) nach einem festgelegten Impfschema verabreicht:

  • Die erste Impfung sollte im Alter von zwei Monaten verabreicht werden.
  • Die zweite Impfdosis erfolgt acht Wochen später, im Alter von vier Monaten.
  • Die dritte Dosis sollte im Abstand von sechs Monaten zur zweiten Impfung verabreicht werden, spätestens im Alter von elf Monaten.

Der Pertussis-Impfstoff wird immer in Kombination mit anderen verabreicht. Bei kleinen Kindern empfiehlt die STIKO den Sechsfach-Impfstoff, der gegen Pertussis, Polio (Kinderlähmung), Tetanus, Diphtherie, Haemophilus influenzae Typ B und Hepatitis B wirkt.

Wie oft muss die Pertussis-Impfung aufgefrischt werden?

Sowohl bei Infizierten als auch bei Geimpften hält der Schutz nicht ein Leben lang. Aus diesem Grund empfiehlt die STIKO verschiedene Auffrischimpfungen. Kinder bis 17 Jahre sollten nach ihrer Grundimmunisierung zwei Mal zusätzlich geimpft werden, im Vorschul- und im Jugendalter.

Bei Erwachsenen rät die STIKO zu einer weiteren einmaligen Auffrischung des Impfschutzes, die zehn Jahre nach der letzten Impfung erfolgen soll. Der häufigste Impfstoff, der im Erwachsenenalter verwendet wird, ist Boostrix®. Dieser enthält nicht nur den Wirkstoff gegen Pertussis, sondern auch gegen Diphtherie und Tetanus.

Impfung in der Schwangerschaft – Pro und Contra

Kleine Kinder haben das höchste Risiko, eine schwere Infektion zu erleiden. Da in den ersten Wochen des Lebens das Immunsystem eines Babys noch nicht ausgereift ist, sind die Kleinen auf den Schutz der Mutter angewiesen. Bei der Geburt und durch die Muttermilch erhält das Neugeborene wichtige Antikörper, die das Kind vor Infektionen schützen ("Nestschutz").

Aus diesem Grund wird empfohlen, Schwangere zu Beginn des dritten Trimenons gegen Pertussis zu impfen. Die Antikörper, die von der Mutter gebildet werden, können dann über die Plazenta an das Neugeborene weitergegeben werden und schützen es in den ersten Lebensmonaten.

Die häufigste Nebenwirkung nach der Impfung ist Fieber. Dies kann bis zu drei Tage danach noch auftreten. Schwere Nebenwirkungen oder Komplikationen bei schwangeren Frauen, wie eine vorzeitige Geburt, ein Blasensprung, eine Frühgeburt oder Fehlbildungen im Zusammenhang mit der Impfung, konnten alle im Rahmen von großen, internationalen Studien ausgeschlossen werden. Aus diesem Grund kann die Impfung während der Schwangerschaft empfohlen werden, da sie die Kinder effektiv vor Keuchhusten schützt.

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