Mann mit Hämorrhoiden greift sich an Gesäß
© pixabay/derneuemann (Symbolfoto)

Hämorrhoiden: Symptome, Ursachen & Behandlung

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 02.12.2020 - 08:52 Uhr

Schätzungsweise jeder Zweite lernt im Laufe seines Lebens die lästigen Symptome von Hämorrhoiden kennen. Trotzdem verschweigen die meisten Betroffenen aus Schamgefühl ihre Hämorrhoiden-Beschwerden. In diesem Artikel erfahren Sie alles über Symptome, Behandlung und Ursachen von Hämorrhoiden.

Was sind Hämorrhoiden?

Der Darm des Menschen besteht aus verschiedenen Teilen: Er beginnt am Magen als Dünndarm, wird zum Dickdarm und an dessen Ende zum Mastdarm und führt als After nach außen. Am Übergang vom Mastdarm in den After befindet sich ein kreisförmiges Gefäßpolster, der Hämorrhoidal-Schwellkörper oder das Hämorrhoidal-Geflecht. Dieses bildet zusammen mit dem Schließmuskel den Abdichtring des Afters. Der Schließmuskel verhindert den Austritt von festem Stuhl, der Schwellkörper den Austritt von Flüssigkeiten und Gasen. In den Hämorrhoiden fließt hellrotes, arterielles Blut, das bei Entspannung, also während des Stuhlgangs, aus dem Schließmuskel abfließt und nach Beendigung des Stuhlgangs wieder zurückfließt, um so den After zu verschließen.

Innere und äußere Hämorrhoiden

Wird dieses System gestört oder der Blutfluss behindert, kann sich das Gefäßpolster vergrößern. Dieser Zustand wird im Fachjargon als Hämorrhoidalleiden oder innere Hämorrhoiden bezeichnet.

Analthrombosen, im Volksmund häufig auch außenliegende oder äußere Hämorrhoiden genannt, sind dagegen keine Hämorrhoiden im eigentlichen Sinne, sondern harmlose, aber schmerzhafte Knoten am Afterrand, die durch eine geplatzte Vene entstehen. Aus ihnen entstehen beim Abheilen oft kleine Hautläppchen, die als Marisken bezeichnet werden.

Ursachen: Wie kommt es zu Hämorrhoiden?

Besonders häufige Ursache von Hämorrhoiden ist eine eher ballaststoffarme Ernährung, die zusammen mit fehlender Bewegung zu Verstopfung führt. Dadurch wird beim Stuhlgang stark und lang gepresst, was die Blutgefäße im Enddarm überdehnt und das Gefäßpolster vergrößert. Bei einer ständigen Überdehnung bilden sich schließlich Aussackungen in Enddarm und After.

Daneben liegt häufig eine erblich bedingte Bindegewebsschwäche vor. Ein angeborener Elastizitätsmangel begünstigt die Entstehung von Aussackungen. Auch chronischer Durchfall (Abführmittel) kann als Ursache zu Hämorrhoiden führen, da durch den dünnflüssigen Stuhl die Feinmotorik des Darmverschlusssystems nicht ausreichend trainiert wird.

Durch großen Druck auf den Enddarm oder im Bauchraum wird der Blutabfluss im Hämorrhoidalgeflecht behindert und dieses überdehnt. Dies kann durch Übergewicht oder sogar starken, langanhaltenden Husten begünstigt werden.

Hämorrhoiden in der Schwangerschaft

Zu möglichen Ursachen für Hämorrhoiden zählt auch eine Schwangerschaft. Viele Frauen haben Probleme mit Hämorrhoiden in der Schwangerschaft, da der Beckenboden gelockert wird, was die Entstehung von Hämorrhoiden begünstigen kann. Zusätzlich drückt das Kind auf den Enddarm. Auch nach der Geburt des Kindes können noch Hämorrhoiden bestehen bleiben.

Hämorrhoiden im Alter

Im Alter sind Hämorrhoiden häufiger, weil die Elastizität des Gewebes nachlässt und sich die Gefäße mehr mit Blut füllen. Der normale Rückfluss wird vermindert. Gefäßknoten werden auf diese Weise begünstigt. Auch eine überwiegend sitzende Tätigkeit oder generell langes Sitzen fördert Hämorrhoiden, weil sich beim Sitzen Blut unterhalb der Hüfte stauen kann.

Typische Symptome bei Hämorrhoiden

Die Symptome von Hämorrhoiden zeigen sich zu Beginn oft in Form von Juckreiz, Nässe und Brennen am After. In einem fortgeschritteneren Stadium können Hämorrhoiden auch bluten, was sich durch helles Blut auf dem Stuhl zeigt. Auch starke Schmerzen sind möglich.

Hämorrhoiden werden je nach Ausprägung und Symptomen in vier Stadien eingeteilt, nach diesen richtet sich auch die Behandlung:

  • Grad I: Die Hämorrhoiden sind äußerlich noch nicht sichtbar und nicht tastbar und äußern sich nur in einer leichten Schwellung, die mitunter von Juckreiz, Nässen und Brennen im Analbereich begleitet wird. Die Gefäßpolster sind bereits vergrößert.
  • Grad II: Die Hämorrhoiden werden bei der Stuhlentleerung herausgepresst, ziehen sich aber von selbst wieder zurück. Auffällig ist mitunter der Abgang von hellrotem Blut mit dem Stuhl. Starker Juckreiz, Brennen und Schleimabsonderungen sind weitere Merkmale in diesem Stadium.
  • Grad III und IV: Die Hämorrhoiden können sich nicht mehr selbstständig zurückziehen, sondern allenfalls zurückgedrückt werden (Grad III). Zu den starken Schmerzen und dem Brennen kommen Entzündungen der Analschleimhaut hinzu. Zudem kann sich ein Fremdkörpergefühl einstellen.

Zwar lassen sich die Beschwerden durch Hämorrhoiden-Salben oder Zäpfchen, die es in der Apotheke rezeptfrei zu kaufen gibt, lindern. Dennoch ist bei Hämorrhoiden ein Besuch beim Arzt unumgänglich – besonders Blutungen können auch Hinweis für einen Darmtumor sein. Dieser Darmtumor muss in jedem Fall fachmännisch ausgeschlossen werden.

Diagnose beim Arzt

Auch wenn es manch einem schwer fällt: Bei Verdacht auf Hämorrhoiden sollte man nicht zögern, möglichst bald einen Arzt aufzusuchen – in einem frühen Stadium lassen sich die Hämorrhoiden am besten behandeln. Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf Hämorrhoiden ist neben dem Hausarzt der Proktologe.

In einem Gespräch wird der Arzt zunächst die Beschwerden feststellen und dabei auch gezielte Fragen über die Ernährungsgewohnheiten oder den Toilettengang stellen.

Dann wird der Arzt den Afterbereich anschauen und abtasten. Da die Hämorrhoiden häufig tief im After liegen und nicht immer ertastbar sind, wird er anschließend eine Afterkanalspiegelung (Proktoskopie) oder eine Mastdarmspiegelung (Rektoskopie) durchführen. Dabei werden der Afterkanal und dessen Schleimhaut beziehungsweise der Mastdarm mit einem kleinen Rohr (Endoskop) untersucht.

Damit lassen sich verschiedene andere Ursachen, so auch ernste Erkrankungen wie etwa ein Karzinom, ausschließen. Diese Untersuchung mag persönlich als unangenehm empfunden werden, ist aber für den Arzt alltägliche Routine. In der Regel ist sie nicht schmerzhaft.

Behandlung von Hämorrhoiden

Um starkes Pressen beim Toilettengang zu vermeiden, sollten Sie den Stuhl weich halten und für regelmäßigen Stuhlgang sorgen. Sie sollten die Toilette jedoch erst aufsuchen, wenn Sie wirklich müssen und starkes Pressen vermeiden.

Auch die richtige Ernährung ist bei Hämorrhoiden wichtig: Eine Erhöhung des Ballaststoffanteils und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr helfen, die Verdauung wieder auf Trab zu bringen. Lebensmittel mit einem hohen Ballaststoffanteil sind beispielsweise frisches Obst, Getreide, Hülsenfrüchte oder Gemüse.

Unterstützt werden kann dieser Prozess durch Bewegung und sportliche Betätigung. Übergewichtige Personen sollten versuchen, ihr Normalgewicht zu erreichen. Daneben ist auch eine sorgfältige Hygiene in der Analregion wichtig. Schließlich ist Beckenbodengymnastik zur Förderung des Blutflusses hilfreich.

Daneben kommen in Abhängigkeit vom Stadium folgende Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz:

  • Lokal eingebrachte Zäpfchen, Salben oder Cremes helfen gegen die Beschwerden bei kleineren Hämorrhoiden (Grad I)
  • Sklerosierung: Kleine und mittelgroße Hämorrhoiden (Grad I – II) können verödet werden. Hierzu wird eine Flüssigkeit gespritzt, durch die das Gewebe schrumpft.
  • Eine Alternative dazu ist die Ligatur, bei der die mittelgroßen Hämorrhoiden (Grad II – III) mit einem Gummiring abgebunden werden. Dabei wird die Blutzufuhr unterbrochen und das Gewebe stirbt ab oder bildet sich zurück.
  • Operation: Hämorrhoiden von Grad III und Grad IV müssen chirurgisch abgetragen werden, zum Beispiel durch die Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo, die dopplergesteuerte Hämorrhoidal-Arterien-Ligatur (HAL) oder die Rekto-Anale-Pexie (RAR).

Alle anderen ärztlichen Behandlungsmöglichkeiten werden entweder wegen Komplikationen oder schlechter Wirksamkeit nicht mehr eingesetzt (zum Beispiel Kältebehandlung, Infrarotkoagulation) oder wegen nicht ausreichender Studien (noch) nicht empfohlen (zum Beispiel Elektrotherapie).

Hausmittel bei Hämorrhoiden

Wenn Sie an Hämorrhoiden leiden, ist ein Besuch beim Arzt in der Regel unumgänglich. Neben ausreichend Bewegung und der richtigen Ernährung können Hausmittel jedoch helfen, die Beschwerden, die die Hämorrhoiden verursachen, bis dahin zu lindern. Dazu gehören beispielsweise Ringelblumensalbe oder Sitzbäder mit Kamillen- oder Eichenrindentee. Weitere Tipps und Hausmittel gegen Hämorrhoiden finden Sie hier.

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