Weisheitszähne werden durch OP gezogen
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Weisheitszähne ziehen

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.09.2020 - 13:09 Uhr

Unsere Weisheitszähne brechen im Gegensatz zu den übrigen Zähnen meist spät – häufig sogar erst im Erwachsenenalter – durch das Zahnfleisch. Dies ist dann oft mit Problemen verbunden: Die Weisheitszähne schmerzen beim Durchbrechen durch das Zahnfleisch oder finden im Kiefer nicht genügend Platz. Dieser Platzmangel hat übrigens evolutionsbedingte Gründe. Während bei unseren Vorfahren die Mundregion weiter vorstand und dadurch der Kiefer länger war, ist dieser bei uns verkürzt. Da sich die Anzahl der Zähne jedoch nicht verringert hat, ist im Kiefer oft zu wenig Platz für die Weisheitszähne. Ist dies der Fall, müssen die Weisheitszähne durch eine OP entfernt werden.

Wenn der Weisheitszahn kommt: Symptome

Da die Weisheitszähne nicht gemeinsam mit den übrigen Zähnen, sondern zumeist erst später durch das Zahnfleisch brechen, finden sie im Mund oft keinen Platz mehr. Aufgrund dessen brechen die Weisheitszähne dann zum Teil nur unvollständig durch. Dadurch kann es zu Entzündungen oder Abszessen kommen am Zahnfleisch kommen.

Darüber hinaus kann es passieren, dass die Weisheitszähne nur im Ober- oder im Unterkiefer durchbrechen. Da ihnen das Gegenstück fehlt, wachsen sie dann zumeist weit über die Kaufläche hinaus. Durch den mangelnden Platz im Kiefer wachsen sie zudem häufig schief.

Schmerzen beim Sprechen und beim Schlucken sowie Schmerzen an den Zähnen können Anzeichen für einen durchbrechenden Weisheitszahn sein. Ist die Mundschleimhaut an der entsprechenden Stelle geschwollen oder gerötet, kann dies auf eine Entzündung des Weisheitszahnes hindeuten.

Liegt eine Entzündung vor, sollte unbedingt ein Zahnarzt aufgesucht werden, da es ansonsten zu Abszessen kommen kann. Hat der Weisheitszahn zu wenig Platz, kann sich im Kiefer außerdem Druck aufbauen und die Wurzeln der benachbarten Zähne können geschädigt werden. Im schlimmsten Fall können einzelne Zähne dadurch sogar ausfallen.

Weisheitszähne entfernen

Noch nicht durchgebrochene Weisheitszähne müssen oft entfernt werden, da man durch sie Verschiebungen in der Zahnreihe befürchtet. Ob solche Verschiebungen tatsächlich durch die Weisheitszähne verursacht werden, ist wissenschaftlich aber noch nicht zweifelsfrei geklärt.

Somit basiert die Entfernung von nicht durchgebrochenen Weisheitszähnen, die keine Beschwerden verursachen, vor allem auf den bisher gemachten Erfahrungen. Der Zahnarzt wird in der Regel eine Abwägung von Nutzen und Risiken vornehmen und so im Einzelfall eine Entscheidung treffen.

Bereits durchgebrochene Weisheitszähne sollte man entfernen, wenn

  • sie Schmerzen verursachen
  • sie beim Kauen stören
  • die Wurzel oder das Zahnfleisch entzündet ist
  • benachbarte Zähne erkrankt sind oder
  • sie Karies haben.

Bereits vollständig durchgebrochene Weisheitszähne lassen sich in der Regel genau wie andere Zähne ziehen. Weisheitszähne, die noch im Zahnfleisch liegen, müssen dagegen durch eine Operation entfernt werden. Diese OP der Weisheitszähne findet im Normalfall unter örtlicher Betäubung statt, in komplizierten Fällen können die Weisheitszähne aber auch unter Vollnarkose gezogen werden. Ebenso wird beim Ziehen von vier Weisheitszähnen auf einmal von einigen Patienten eine Vollnarkose bevorzugt.

Weisheitszähne ziehen: So läuft die OP ab

Müssen die Weisheitszähne durch eine OP entfernt werden, geschieht dies in der Regel unter örtlicher Betäubung. Dabei wird zu Beginn der Behandlung die Region um den Zahn betäubt, damit der Patient während des Ziehens der Weisheitszähne keine Schmerzen verspürt.

Sobald die Betäubung wirkt, legt der Zahnarzt den Weisheitszahn im Kieferknochen frei und entfernt den Zahn anschließend. Ist der Zahn besonders fest im Kiefer verankert oder liegt er quer im Kiefer, kann es passieren, dass der Zahnarzt den Weisheitszahn durchtrennen muss. Ist der Weisheitszahn vollständig entfernt, näht der Zahnarzt die Wunde zu. Etwa eine Woche nach der Weisheitszahn-OP werden dann die Fäden gezogen.

Mögliche Risiken einer Weisheitszahn-OP

Während und nach der Weisheitszahn-OP kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. So muss der Zahnarzt während der Operation äußerst vorsichtig vorgehen, um keine Nerven zu verletzen. Ansonsten können Taubheitsgefühle im Gesicht die Folge sein.

Nach der Weisheitszahn-OP ist das Risiko einer Entzündung besonders hoch. Deshalb sollten in den ersten Tagen auf bestimmte Lebensmittel wie Vollkornprodukte verzichtet werden.

Zudem ist nach der Weisheitszahn-OP auch das Risiko für einen Kieferbruch erhöht, da durch die Entfernung des Weisheitszahnes ein Loch im Kiefer zurückbleibt, das mehrere Wochen braucht, bis es gänzlich verheilt ist. Schläge und Stöße auf den Kiefer sollten in dieser Zeit vermieden werden.

Werden ein oder mehrere Weisheitszähne entfernt, sind Schmerzen nach der Operation normal. Der behandelnde Arzt verschreibt in der Regel ein Schmerzmittel, das die Schmerzen lindert. Der Wirkstoff ASS sollte nicht eingenommen werden, da er blutverdünnend wirkt.

Spätestens nach etwa einer Woche, wenn die Wunde verschlossen ist, sollten auch die Schmerzen abgeklungen sein. Ist dies nicht der Fall oder verstärken sich die Schmerzen, kann eine Infektion der Wunde vorliegen, die dringend vom behandelnden Arzt abgeklärt werden sollte.

Weisheitszahn OP: Rauchen gefährdet die Wundheilung

Direkt nach dem Ziehen der Weisheitszähne wird die Wunde noch etwas nachbluten, die Blutung kann dann mit einem kleinen Tupfer gestillt werden. Um die Schwellung nach dem Entfernen der Weisheitszähne möglichst gering zu halten, sollten kalte Waschlappen oder eingewickelte Kühlpacks vorrätig sein, mit denen die Wangen vor allem in den ersten 24 Stunden nach der OP gekühlt werden können.

Zudem können die Kühlpacks auch zu einer Linderung der Schmerzen beitragen. Eiskalte Kühlpacks sollten allerdings nie direkt auf die Haut gelegt werden, sondern in ein Küchenhandtuch oder ähnliches eingewickelt werden.

In den ersten Tagen nach der OP sollte auf Kaffee, schwarzen Tee und Energydrinks verzichtet werden, da durch das Koffein der Blutdruck gesteigert werden kann und dies das Risiko für Nachblutungen erhöht. Ebenso sollte kein Alkohol getrunken werden, da dieser die Blutgerinnung hemmt. Darüber hinaus sollte nach dem Ziehen der Weisheitszähne auch auf das Rauchen verzichtet werden, da Wundheilung durch den Tabakrauch gestört wird.

Nach der Weisheitszahn-OP: Essen und Sport

Nach dem Entfernen der Weisheitszähne sollte man sich in den ersten Tagen auch beim Essen einschränken. Vollkornprodukte und krümelige Lebensmittel sollten vermieden werden, damit keine Krümel in die Wunde gelangen und dort eine Entzündung hervorrufen können. Ebenfalls sollte nach der OP möglichst auf Milchprodukte verzichtet werden, da die darin enthaltenen Milchsäurebakterien das Risiko für eine Infektion der Wunde erhöhen.

Aufgrund der Schwellung nach dem Ziehen der Weisheitszähne und möglichen Schmerzen beim Kauen empfiehlt es sich, vor allem nicht zu heiße Suppen und breiartige Lebensmittel wie Apfelmus oder Kartoffelbrei zu sich zu nehmen.

Auf Sport sollte nach dem Ziehen der Weisheitszähne etwa zwei Wochen lang verzichtet werden, da es durch den erhöhten Blutdruck zu Nachblutungen kommen kann. Aus demselben Grund sollten der Besuch von Sauna und Solarium sowie ausgedehnte Sonnenbäder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

Wurden Weisheitszähne aus dem Oberkiefer entfernt, sollte man in den ersten Tagen nach der OP möglichst nicht niesen oder sich die Nase putzen, da es auch dadurch zu Nachblutungen kommen kann.

Zahnpflege nach der Weisheitszahn OP

Wenn möglich sollte die Zahnpflege nach dem Ziehen der Weisheitszähne wie gewohnt fortgesetzt werden. Ist die Wunde noch frisch, können die Zähne um die Wunde herum beim Zähneputzen ausgespart werden.

Sobald es möglich ist, sollten aber auch diese Zähne vorsichtig gesäubert werden. Falls nötig, kann für diesen Bereich eine extra weiche Zahnbürste verwendet werden. Wem das Putzen dieser Zähne in den ersten Tagen zu viele Schmerzen bereitet, kann auch auf eine antiseptische Mundspülung zurückgreifen. Diese senkt das Infektionsrisiko und verringert die Keimzahl im Mund.