Mann nimmt Ibuprofen
© istockphoto, PeopleImages

Ibuprofen

Von: Dr. med. Julia Völker (Ärztin und Journalistin)
Letzte Aktualisierung: 22.12.2020 - 18:25 Uhr

Ibuprofen ist neben Diclofenac und Acetylsalicylsäure eines der meist eingesetzten sogenannten "sauren" Schmerzmittel. Dank seiner sauren Beschaffenheit wirkt Ibuprofen im Gegensatz zu Substanzen wie Paracetamol oder Metamizol nicht nur gegen Schmerz, sondern auch gegen Entzündungen, denn diese Wirkstoffe dringen nicht so gut in das entzündete und dadurch angesäuerte Gewebe ein.

Wirkung von Ibuprofen

Ibuprofen kommt zum Einsatz, um leichte bis mittlere Schmerzen zu stillen und um Entzündungen Einhalt zu gebieten – beispielsweise bei rheumatischen Erkrankungen, welche sich durch schmerzhafte Gelenksentzündungen äußern. Zudem wirkt Ibuprofen fiebersenkend, wird zu diesem Zweck aber kaum therapeutisch angewandt.

Ibuprofen zählt zur Klasse der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR), im Gegensatz zu beispielsweise Cortison. Der Wirkstoff Ibuprofen ist zudem ein Vertreter der Nichtopioid-Analgetika, gehört damit zur Gruppe der (anders als Opioide) nicht suchtauslösenden und weltweit häufig eingesetzten Cyclooxygenase-Hemmstoffen.

Die Wirkung von Ibuprofen beruht darauf, dass die Cyclooxygenase behindert wird. Deshalb werden die sogenannten Prostaglandine, die entzündungsfördernd, schmerzauslösend und fiebersteigernd wirken, nur noch vermindert nachgebildet.

Einsatzgebiete von Ibuprofen

In folgenden Fällen findet Ibuprofen häufig Anwendung:

Ibuprofen: Dosierung

Ibuprofen wird in verschiedensten Darreichungsformen vertrieben. Es steht als Tablette, Kapsel, Zäpfchen, Saft, Granulat oder Salbe zur Verfügung. Das Medikament ist in unterschiedlichen Dosierungen im Handel erhältlich, die niedrigen Dosierungen sind frei in der Apotheke erhältlich. Ibuprofen in Dosen über 400 mg sind rezeptpflichtig.

Das Spektrum der Wirkung von Ibuprofen hängt von der Dosis ab: Geringere Dosen zwischen 200 und 800 mg bei Erwachsenen wirken vor allem schmerzstillend und fiebersenkend. Erst bei höheren Dosierungen bis zu 2.400 mg täglich kommt die entzündungshemmende Wirkung zum Tragen.

Die eingenommenen Mittel bleiben etwa zwei bis drei Stunden in gleicher Konzentration im Blut, danach nimmt die Wirkung ab. Größtenteils werden die Abbauprodukte über die Niere ausgeschieden, teilweise auch über die Leber.

Ibuprofen: Nebenwirkungen

Häufig kommt es bei Ibuprofen zu Nebenwirkungen wie Magenschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Selten treten Schwindel, Kopfschmerzen und ein reversibler Verlust der Sehschärfe auf.

So wie durch die verwandten Cyclooxygenase-Hemmer Acetylsalicylsäure und Diclofenac, kann auch die häufige Anwendung von Ibuprofen zu Magenblutungen bis hin zu einem Magendurchbruch führen. Denn durch die Hemmung der Cyclooxygenase wird nicht nur die Produktion von ungewollten entzündungsfördernden Prostaglandine vermindert. Auch die Prostaglandine, die normalerweise den Magen schützen, fallen aus, was den Magen sehr sensibel auf die dort enthaltenen Verdauungsenzyme und die eigene Magensäure macht.

Aufgrund dessen sollte eine länger andauernde Ibuprofen-Therapie nur in Kombination mit einem Magenschutz durchgeführt werden. Empfehlenswert sind hierzu Medikamente, welche die Produktion von Magensäure vermindern, zum Beispiel Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol. Zudem hilft es, den Magen zu schützen, wenn man diese Medikamente nicht nüchtern einnimmt.

Ibuprofen: Wechselwirkungen

Von einer parallelen Therapie mit steroidalen Schmerzmitteln wie Cortison wird abgeraten, weil diese das Blutungsrisiko noch zusätzlich erhöhen würde.

Außerdem hat Ibuprofen eine hemmende Wirkung auf die Zusammenlagerung von Blutplättchen, ähnlich der Wirkung von Acetylsalicylsäure. Deshalb besteht eine verstärkte Blutungsgefahr. Die gleichzeitige Einnahme von anderen Gerinnungshemmern wie Marcumar® kann daher bedenklich sein.

Paradoxerweise wird dennoch die Wirkung von anderen Blutplättchen-Hemmern wie Acetylsalicylsäure bei gleichzeitiger Einnahme durch eine Konkurrenz am gleichen Rezeptor herabgesetzt. Das kann zu vermehrten Thromben und Embolien führen. Wegen der schwer einzuschätzenden Wirkung auf die eigene Blutgerinnung sollte man den behandelnden Arzt vor operativen Eingriffen unbedingt über die vorherige Einnahme von Schmerzmitteln aufklären.

Ibuprofen in der Schwangerschaft

Auch von Problemen mit ungewollten Verlängerungen einer Schwangerschaft im Rahmen der Prostaglandin-Einnahme wird berichtet: Manche Prostaglandine wirken Wehen fördernd. Werden diese vermindert gebildet, setzen dementsprechend auch die Wehen erst verspätet ein.

Der Lehrmeinung entsprechend scheint die Behandlung von rheumatoider Arthritis, in einer niedrigen Dosierung bis 600 mg täglich, auch während der Schwangerschaft und Stillzeit sicher zu sein. Andere Ärzte sehen eine Schwangerschaft als klare Kontraindikation für eine Therapie mit Ibuprofen. Im jeweiligen Einzelfall wird deshalb dringend geraten, noch mal mit dem behandelnden Arzt Rücksprache zu halten.

Ibuprofen bei Kindern

Im Gegensatz zur verwandten Acetylsalicylsäure kann nach Rücksprache mit einem Arzt Ibuprofen auch bei Kindern angewandt werden. Ein Behandlungsgrund liegt beispielsweise bei Frühgeborenen vor. Um deren noch unreifes Herz zu unterstützen, hilft man den oft noch persistierenden Ductus arteriosus Botalli, eine Verbindung zwischen venösem und arteriellem System, mithilfe von Ibuprofen zu verschließen.

Ibuprofen: Gegenanzeigen

Vorsicht ist geboten bei Patienten mit bekannten entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen wie Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn, da das Einnehmen von Ibuprofen einen akuten Schub dieser Krankheiten auslösen kann.

Seltener kommt es bei Asthmatikern zum sogenannten "Aspirin-Asthma", das auch bei der Einnahme der Schmerzmittel Ibuprofen und Diclofenac auftreten kann. Dadurch, dass vermindert Prostaglandine gebildet werden, wandelt der Körper die Ausgangssubstanz in Leukotriene um. Diese lösen Hustenreiz aus und verengen die Lunge.

Auch Patienten, welche eine belastete Niere haben, müssen bei der Einnahme von Ibuprofen und anderen Cyclooxygenasehemmern vorsichtig sein, da sich auch die Nierengefäße verengen, wenn weniger Prostaglandine gebildet werden. Das kann eine sowieso schon niedrige Nierenfunktion noch weiter vermindern und schlimmstenfalls zur Dialysepflichtigkeit führen. Die Einnahme von Ibuprofen bei bestehender Nierenerkrankung muss deshalb sorgsam überwacht werden.

Ähnliches gilt zu beachten bei Lebererkrankungen, da ein Teil des Medikaments über die Leber verstoffwechselt wird. Abzuraten ist deshalb von Alkoholkonsum während der Behandlung, da dieser die Leber zusätzlich belastet. Regelmäßige Kontrollen der Nieren- und Leberwerte bei längerfristiger Einnahme von Ibuprofen sind deshalb wichtig.

Bei gleichzeitiger Lithiumtherapie muss man den Plasmaspiegel dieses Antidepressivums besonders vorsichtig kontrollieren, da die Lithiumausscheidung in der Niere durch die Ibuprofen-Einnahme verringert wird. Gleiches gilt für eine Therapie mit dem Antiepileptikum Phenytoin, dieses wird in Anwesenheit von Ibuprofen verlangsamt abgebaut.

Passend zum Thema
Frau nimmt Schmerzmittel Tildin
Tilidin – Schmerzmittel mit Nebenwirkungen
Tilidin – Schmerzmittel mit Nebenwirkungen
Acetylsalicylsäure gegen Kopfschmerzen
Acetylsalicylsäure
Acetylsalicylsäure