Propolis
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Propolis: Wirkung, Inhaltsstoffe & Anwendung

Von: Sigrid Born (Medizinautorin), Nadja Annerl (geb. Weber) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.11.2017 - 09:02 Uhr

Propolis ist ein von Bienen produzierter Harz, den die fleißigen Tiere aus den harzigen Bestandteilen der Knospen von Bäumen herstellen. Wie menschliche Handwerker verwenden sie es zum Abdichten von Fugen und Ritzen. Auch jede einzelne Brutwabe wird mit einem dünnen Film von Propolis überzogen, damit keine Keime die Brut zerstören können. Für die Medizin interessant sind die Einzelsubstanzen des Propolis. Man sagt ihm eine Wirkung nach, die mit Antibiotika vergleichbar ist. Ob auf die Lunge oder die Psyche, bei Verletzungen, Verbrennungen, Akne, Geschwüre, Warzen, Fußpilz, rheumatische Beschwerden oder Müdigkeit: Die Anwendung von Propolis ist vielseitig. Erfahren Sie hier mehr über das antibakterielle Heilmittel.

Definition: Was ist Propolis?

Das Wort Propolis kommt aus dem Griechischen (pro – vor, für; polis – Stadt) und heißt so viel wie "vor der Stadt" oder auch "für die Stadt". Das von den Bienen selbst produzierte Harz hält Viren, Pilze und Bakterien aus dem Stock fern. Bienen sammeln Harz aus Nadelhölzern oder von Baumknospen und verstauen das harzige Wachs in ihren Pollenkörbchen. Im Stock mischen sie es mit Wachs und Blütenpollen. Damit desinfizieren sie die Innenräume ihres Stocks und dichten kleinere Ritzen ab.

Gelegentlich werden Imker damit überrascht, dass sie eine mit Propolis mumifizierte Maus im Bienenstock finden: Der Eindringling wurde zu Tode gestochen, doch entfernen können ihn die Bienen nicht. Damit er nicht verwest und den Stock mit Bakterien verseucht, bestreichen sie ihn mit einem Film aus Propolis. Diese Technik machten sich auch die Ägypter zunutze – sie mumifizierten ihre Leichen mit Harz beziehungsweise mit Propolis.

Wirkung von Propolis auf die Gesundheit

Propolis hat eine ausgeprägte antibiotische und auch antivirale und pilzhemmende Wirkung. Es gilt als das stärkste natürliche Antibiotikum.

Schon vor mehreren tausend Jahren war die antivirale, antimykotische und antibakterielle Wirkung des Propolis beim Menschen bekannt. Der Grieche Hippokrates (460 – 377 v. Chr.) verwies bereits in der Antike auf die Wirkung von Propolis für Geschwüre auf der Haut und des Magen-Darmtraktes.

Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) schätzte die heilenden Eigenschaften der Propolis besonders bei Quetschungen, Hautkrankheiten und eitrigen Wunden. Der Römer Gaius Plinius Secundus (23 – 79 n. Chr.) schrieb über die Wirkung von Propolis aus dem Bienenvolk. Die Inkas setzten Propolis bei fiebrigen Infektionen ein. Die römischen Militärärzte brauchten es als Wunddesinfektionsmittel, und noch im Zweiten Weltkrieg wurde es dafür auch in Russland verwendet.

Weltweit beschäftigen sich heute Wissenschaftler mit den medizinischen Eigenheiten dieses Baustoffs der Bienen: Propolis stärkt tatsächlich das Immunsystem, wirkt gegen Schleimhautentzündungen und Hauterkrankungen.

Einsatz von Propolis bei vielen Beschwerden

Propolis hat viele verschiedene Anwendungsgebiete – doch man sollte bedenken, dass die Wirkung oftmals nicht untersucht oder belegt ist.

Propolis dient als Homöopathikum bei nicht eitrigen Entzündungen der Schleimhäute, wie Zahnfleisch- und Rachenentzündungen, und bei verschiedenen Hauterkrankungen. Es soll die körpereigene Abwehr stärken, bei regelmäßiger Einnahme die Verdauung harmonisieren. Propolis soll bei Entzündungen im Mund und Rachen als Zusatz in Mundwasser und Zahnpasta helfen, Verletzungen und Verbrennungen, Akne, Neurodermitis, Geschwüre und Warzen lindern. Auch soll es die Behandlung bei Fußpilz unterstützen, gegen Müdigkeit wirken und bei rheumatischen Beschwerden helfen.

Auch eine positive Wirkung auf die Psyche wird dem Naturheilmittel nachgesagt, denn es soll antidepressive Eigenschaften haben. Sogar auf die Lunge soll sich Propolis positiv auswirken können. So wird es in der Naturheilkunde mitunter gegen Husten, Bronchitis, Lungenentzündung oder bei einem Lungenemphysem empfohlen.

Propolis: Anwendung bei Krebs?

Seit Jahrzehnten laufen tierexperimentelle Studien, die isolierte Inhaltsstoffe aus Propolis an Tumorzellen testen. Der Fokus liegt hierbei auf dem Wirkstoff Kaffeesäure-Phenethyl-Ester, der in den Zellkulturen eine genregulierte Chemotherapie-Resistenz hemmen kann.

In klinischen Studien haben sich bisher allerdings weder jener Ester noch andere Substanzen aus Propolis als Therapieform gegen Krebs behaupten können.

Oftmals ist auch von einer unterstützenden Wirkung von Propolis für Patienten mit bestrahlungsbedingter Mukositis die Rede. Doch auch hier bedarf es weiterer Forschung, da die Datenlage nicht eindeutig ist.

Inhaltsstoffe von Propolis

Je nachdem, zu welcher Jahreszeit und in welcher Region die Bienen ihr "Kittharz" einsammeln, verändert sich die Zusammensetzung und damit auch die Wirksamkeit. Wegen dieser schwankenden Wirksamkeit eignet sich Propolis nur bedingt zur Verwendung als Arzneimittel, weil das Arzneimittelgesetz eine Standardisierung der Zusammensetzung von Wirkstoffen vorschreibt. Es wird als Kosmetikum oder Nahrungsergänzungsmittel verkauft.

Flavonoide: Gefäßverstärkend, antiviral, antioxidativ

Zwischen 150 und 200 Inhaltsstoffe wurden bisher in Propolis identifiziert. Dazu zählen chemische Elemente wie Zink, Eisen, Silizium, Kupfer, Vitamine, Öle mit pilztötender Wirkung und, ganz wichtig, die Flavonoide. Diese wasserlöslichen Pflanzenfarbstoffe haben zum Beispiel gefäßverstärkende Wirkung, helfen gegen Entzündungen und wirken antiviral. Immer besser erforscht wird die antioxidative Wirkung der Flavonoide: Viele Studien sprechen für ihre krebsbekämpfende Wirkung.

Anwendung von Propolis

Propolis ist hellgelb über braun bis hin zu schwarz. Sein Geschmack ist bitter und scharf, der Geruch meist süßlich, schwankt aber je nach Herkunft. Propolis gibt es als Tropfen, Granulat oder Pulver zum Einnehmen, fünf bis zehn Tropfen in einem Glas Wasser einmal täglich als Dosierung. Außerdem gibt es Propolis-Salbe, Kaubonbons, Zäpfchen, Propolis-Creme, Kapseln und weitere Darreichungsformen.

Manche Menschen reagieren auf Propolis allergisch – es können Hautreizungen oder Bläschen etwa beim Kontakt mit Salben auftreten.

Gewinnung von Propolis

Imker gewinnen das Propolis, indem sie den Bienen ein Plastikgitter in den Stock legen. Wenn die Bienen die Löcher mit Propolis abgedichtet haben, werden die Gitter entfernt und in den Gefrierschrank gelegt, eingefroren und dann gemahlen. In 60- bis 70-prozentigem Alkohol lösen sie es dann auf und erhalten etwa 300 Gramm Propolis pro Liter. Bei 15°C ist Propolis brüchig und hart, bei 30°C geschmeidig, darüber wird es klebrig und sehr weich. Ab 65°C wird es flüssig, schmilzt aber erst bei über 100°C vollständig.