Progesteron: Schwangere Frau
© DanielReche

Progesteron: Nicht nur in der Schwangerschaft wichtig

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.09.2020 - 10:28 Uhr

Progesteron zählt genau wie Östrogen zu den weiblichen Geschlechtshormonen. Es spielt vor allem für Frauen mit Kinderwunsch eine entscheidende Rolle, da es den Körper auf eine Schwangerschaft vorbereitet. Während der Wechseljahre fällt die Konzentration des Hormons im Körper stark ab. Dadurch kann es zu typischen Beschwerden wie Gereiztheit oder Schlafstörungen kommen. Diese werden heute immer häufiger durch eine Behandlung mit natürlichem Progesteron gelindert. Erfahren Sie hier mehr zu Wirkung und Nebenwirkungen von Progesteron. 

Wirkung von Progesteron

Progesteron wird auch als Gelbkörperhormon oder Corpus-luteum-Hormon bezeichnet. Es wird hauptsächlich vom Gelbkörper, während einer Schwangerschaft aber auch von der Plazenta produziert. Kleinere Mengen werden außerdem in den Nebennieren hergestellt. Die Produktion wird durch das luteinisierende Hormon (LH) gesteuert. Gemeinsam mit Östrogen ist Progesteron für die Regulation des weiblichen Zyklus verantwortlich. 

Progesteron wird in erster Linie mit dem weiblichen Körper in Verbindung gebracht, doch auch Männer haben das Hormon. Bei ihnen wird es in der Nebennierenrinde und in den Hoden produziert. Es ist unter anderem wichtig für eine gute Beweglichkeit der Spermien sowie für deren Fähigkeit, in eine Eizelle einzudringen. 

Progesteron-Werte

Bei Frauen sind die Progesteron-Werte starken Schwankungen unterworfen. Wie hoch der Wert ist, ist unter anderem davon abhängig, ob eine Schwangerschaft vorliegt oder nicht. Während der ersten Zyklushälfte liegt die Konzentration bei bis zu 0,3 Mikrogramm pro Liter (µg/l). Während der zweiten Zyklushälfte kann sie auf bis zu 15,9 Mikrogramm pro Liter ansteigen. Bei Männern gilt ein Wert von bis zu 0,2 Mikrogramm pro Liter als normal. 

Besteht eine Schwangerschaft, sind die Progesteron-Werte deutlich höher als gewöhnlich. In den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft muss die Konzentration mindestens 10 Mikrogramm pro Liter betragen, damit die Schwangerschaft aufrechterhalten werden kann.

  • 1. Drittel: 2,8 bis 147,3 Mikrogramm pro Liter
  • 2. Drittel: 22,5 bis 95,3 Mikrogramm pro Liter
  • 3. Drittel: 27,9 bis 242,5 Mikrogramm pro Liter

Neben einer Schwangerschaft können die Progesteron-Werte auch bei einem Tumor in den Eierstöcken, bei einer Blasenmole sowie beim adrenogenitalen Syndrom erhöht sein. 

Zu wenig Progesteron

Sind die Progesteron-Werte zu niedrig, ist oftmals eine sogenannte Corpus-luteum-Insuffizienz die Ursache. Dabei produziert der Gelbkörper zu wenig Progesteron. Neben einer Corpus-luteum-Insuffizienz kommen außerdem eine Unterentwicklung der Eierstöcke, eine Störung des Eisprungs sowie ein Zyklus ohne Eisprung als Ursache in Frage. Wird zu wenig Progesteron hergestellt, treten häufig Zyklusstörungen auf. Ebenso kann es passieren, dass eine gewünschte Schwangerschaft nicht eintritt. 

Ob bei einer Frau zu wenig Progesteron produziert wird, kann leicht von einem Arzt festgestellt werden. Dafür führt der Arzt nach dem Eisprung zwei oder drei Blutabnahmen im Abstand von jeweils drei oder vier Tagen durch. Liegen bei mindestens zwei der Blutproben die Werte bei über 8 Mikrogramm pro Liter, ist von einer normalen Funktion des Gelbkörpers auszugehen. 

Progesteron in der Schwangerschaft

Findet bei einer Frau ein Eisprung statt, produziert der Gelbkörper anschließend vermehrt Progesteron, um das Wachstum und die Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut zu fördern. Dadurch wird sichergestellt, dass der Körper optimal auf die Einnistung eines befruchteten Eis und somit auf den Beginn einer Schwangerschaft vorbereitet ist. Liegt keine Schwangerschaft vor, bildet sich der Gelbkörper zurück.

In den ersten Wochen der Schwangerschaft produziert der Gelbkörper weiterhin vermehrt Progesteron. Mit der Zeit wird diese Aufgabe jedoch mehr und mehr von der Plazenta übernommen. Progesteron verhindert, dass in den Eierstöcken weitere Eizellen produziert werden. Ebenso sorgt das Hormon im Verlauf der Schwangerschaft dafür, dass sich die Brustdrüsen auf die Milchabgabe vorbereiten.

Ist der Progesteron-Wert bei Frauen generell sehr niedrig, kann dadurch eine Schwangerschaft erschwert oder sogar unmöglich werden. Zudem steigt das Risiko für eine Fehlgeburt innerhalb der ersten Wochen der Schwangerschaft an. Bei sehr niedrigen Werten ist deswegen eine zusätzliche Gabe von Progesteron empfehlenswert. Das Hormon trägt dazu bei, die Schwangerschaft zu unterstützen und zu erhalten.

Progesteron in den Wechseljahren

In den Wechseljahren sinkt bei Frauen die Progesteron-Konzentration langsam ab, bis sie schließlich nur noch circa 0,2 Mikrogramm pro Liter beträgt. Das entspricht in etwa der Hormon-Konzentration bei Männern. Ebenso wird weniger Östrogen produziert, allerdings setzt der Abfall erst zu einem späteren Zeitpunkt ein.

Durch die verringerte Progesteron-Konzentration kann es zu typischen Wechseljahre-Beschwerden wie Gereiztheit und Schlafstörungen kommen. Diese können durch eine Hormonersatztherapie gelindert werden. Allerdings ist diese nicht unumstritten. Deswegen wird stattdessen immer häufiger natürliches Progesteron zur Behandlung der Beschwerden eingesetzt.

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Natürliches Progesteron

Bei natürlichem Progesteron handelt es sich – anders als der Name vermuten lässt – um ein chemisch hergestelltes Produkt, das zur Linderung von Wechseljahre-Beschwerden eingesetzt wird. Ausgangsstoff sind meist Extrakte der Yams-Wurzel. Natürliches Progesteron ist unter anderem in Form von Kapseln und Cremes erhältlich. In Cremes ist die Konzentration des Hormons deutlich geringer als in Kapseln. Da der Magen-Darm-Trakt umgangen wird, ist die Darreichungsform außerdem deutlich besser verträglich.  

Studien weisen darauf hin, dass natürliches Progesteron gegenüber synthetischen Gestagenen, wie sie im Rahmen einer Hormonersatztherapie eingesetzt werden, einige Vorteile aufweist. Am wichtigsten ist, dass auch bei langfristiger Anwendung das Brustkrebs-Risiko nicht steigen soll. Allerdings wird natürliches Progesteron vom Körper relativ schnell wieder abgebaut. Deswegen reicht der Effekt teilweise nicht aus, um die Beschwerden wirksam zu lindern.

Nebenwirkungen von Progesteron

Welche Nebenwirkungen durch eine Behandlung mit Progesteron auftreten können, ist immer auch von der Darreichungsform abhängig. Wird Progesteron in Form von Tabletten eingenommen, können Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Schwindel auftreten. Selten kann es außerdem zu Bauchschmerzen und Völlegefühl kommen. 

Bei einer vaginalen Anwendung können Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Schmierblutungen sowie ein Spannungsgefühl in den Brüsten auftreten.

Wird Progesteron in zu großen Mengen angewendet, können dadurch ebenfalls Nebenwirkungen hervorgerufen werden. So kann es zu einer Gewichtszunahme sowie zu Zyklusunregelmäßigkeiten kommen.