Mann erhält Beratung wegen Vasektomie
© Getty Images/Kanizphoto

Vasektomie: Sterilisation des Mannes

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 07.01.2019 - 12:11 Uhr

Die Familienplanung ist abgeschlossen, die Partner sind auf der Suche nach einem zuverlässigen Verfahren zur Empfängnisverhütung. Möglichst eines, an das man nicht denken muss, während man sich der schönsten Sache der Welt widmet. Zeit für eine Sterilisation? Die perfekte Verhütungsmethode existiert noch nicht, deshalb müssen individuelle Bedürfnisse und Lebensumstände berücksichtigt werden. Wir informieren über die Vasektomie, die Sterilisation des Mannes.

Sterilisation: meist unumkehrbar

Für Paare, die älter als 30 sind, bereits Kinder haben oder sicher sind, keine mehr zu wollen, ist ein chirurgischer Eingriff zur Sterilisation eine wirksame und sehr sichere Alternative zu allen anderen Methoden. Allerdings ist dieser Schritt zur dauerhaften Unfruchtbarkeit fast immer unumkehrbar – um ihn später nicht zu bereuen, sollten sich die Partner sicher sein, dass sich ihre Einstellung zum Kinderkriegen nicht noch einmal ändert.

In Deutschland haben sich derzeit etwa 1,45 Millionen Frauen einer Sterilisation unterzogen, was etwa 8 % aller Frauen im reproduktionsfähigen Alter entspricht. Bei den Männern sind es etwa 2 % der Männer im zeugungsfähigen Alter – mit steigender Tendenz.

Sterilisation bei Mann und Frau

Mit der Sterilisation wird der natürliche Weg der Spermien blockiert, wodurch die Eizelle nicht mehr befruchtet werden kann. Kommt für das Paar eine Sterilisation infrage, muss überlegt werden, wer sich der Operation unterzieht. Zu berücksichtigen sind: 

  • Lebensalter
  • vorliegende Krankheiten
  • die psychische Belastbarkeit

Vor einer endgültigen Entscheidung sollten die Partner sich auf jeden Fall von einem Arzt über das genaue Vorgehen, Risiken und Konsequenzen informieren lassen. Auch Beratungsstellen wie Pro Familia können Hilfestellung geben.

Prinzipiell gilt, dass der Eingriff bei Männern kleiner ist, schneller geht und weniger Komplikationen aufweist. Er kann ambulant unter Lokalanästhesie durchgeführt werden, wohingegen die Frau unter Vollnarkose sterilisiert werden muss.

Vasektomie: keine Nebenwirkungen

Den meisten Männern fällt die Entscheidung für eine Sterilisation leichter, wenn sie wissen, dass danach die Lust auf Sex genauso wenig beeinträchtigt ist wie die Erektion und Ejakulation. Da die Samenflüssigkeit nur zu einem kleinen Teil aus Spermien besteht, bleiben ihre Konsistenz, Menge und Farbe unverändert. Auch die Hormonproduktion wird nicht beeinflusst, da die Hormone über die Blutbahn transportiert werden.

Viele Männer berichten sogar über einen positiven Einfluss auf ihr Sexualleben, vermutlich weil dieses sich ohne die Angst vor ungewollter Schwangerschaft freier entfalten kann.

Ablauf der Sterilisation

Die Sterilisation des Mannes wird fast immer unter lokaler Betäubung ambulant in einer Arztpraxis oder Klinik durchgeführt. Der Patient muss sich dafür vorher sorgfältig den Unterleib rasieren. Der Arzt desinfiziert großflächig und setzt mehrere Betäubungsspritzen in der Leistengegend und den Hodensack. Er wartet einige Minuten, bis die Betäubung wirkt.

Die Samenleiter in den beiden Hodensäcken werden nacheinander operiert. Dazu wird ein kleiner Schnitt in den Hodensack gesetzt, der Samenleiter frei präpariert, herausgezogen und durchtrennt. Aus dem Samenleiter wird ein etwa 3 bis 5 cm großes Stück entfernt, die beiden Enden werden verschweißt und mit einem resorbierbaren Faden vernäht beziehungsweise mit Clips verschlossen. Danach wird die Haut des Hodensacks wieder vernäht.

Der Eingriff selbst ist schmerzfrei, die ersten Tage danach kann es zu leichten Schmerzen und Schwellungen kommen.

Wie oft essen Sie Fleisch?
Täglich
17%
4-5 mal pro Woche
27%
1-2 mal pro Woche
32%
Seltener als einmal pro Woche
13%
Ich esse kein Fleisch
12%
Mehr Umfragen

Komplikationen und Folgen der Vasektomie

Mögliche, aber seltene Komplikationen sind vor allem Blutungen, Infektionen und Verwachsungen. In seltenen Fällen kann es zum spontanen Wiederzusammenwachsen des durchtrennten Samenleiters kommen.

Bis zu 12 Wochen nach dem Eingriff können noch Spermien in den Samenblasen und damit in der Samenflüssigkeit vorhanden sein und zu einer Befruchtung führen. Während dieser Zeit ist es also theoretisch möglich, trotz Sterilisation schwanger zu werden. Deshalb muss das Paar während dieser Zeit verhüten und mehrere Proben des Ejakulats werden im Spermiogramm überprüft – meist nach 6, 12 und 18 Wochen.

Erst wenn zwei dieser Proben steril sind, wird die Operation als erfolgreich deklariert. Der Hoden produziert übrigens weiterhin Spermien, die allerdings vom Körper wieder abgebaut werden und deren Zahl mit der Zeit stark abnimmt.

Kostenübernahme: Krankenkasse vs. selber bezahlen

Im Gegensatz zu früher werden die Kosten für eine Sterilisation beim Mann heute in der Regel nicht mehr von der Krankenkasse übernommen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Eingriff nur aufgrund der persönlichen Lebensplanung durchgeführt wird. Ausnahmen stellen Vasektomien dar, die medizinisch notwendig sind.

Auch von privaten Krankenkassen werden die Kosten meist nur dann übernommen, wenn der Eingriff aus gesundheitlichen Gründen durchgeführt wird. Die Kosten für eine Vasektomie liegen etwa bei 400 bis 600 Euro.