Burnout – so erkennen Sie die Symptome!

Das Burnout-Syndrom, oft einfach Burnout genannt, bezeichnet einen Zustand stärkster psychischer und auch körperlicher Erschöpfung. Neben dem Gefühl des "Ausgebranntseins" mit verminderter Leistungsfähigkeit und chronischer Müdigkeit zeigen sich unterschiedlichste Symptome, die jedoch alle gemeinsam haben, dass sie durch übermäßige Belastungen auftreten – in den allermeisten Fällen durch berufliche Überlastung, aber auch die Pflege von Angehörigen kann dazu führen, dass Menschen "ausbrennen". Die Symptome bei Mann und Frau sind dabei größtenteils identisch. Wie äußert sich ein Burnout körperlich und wie lassen sich die psychischen Anzeichen für ein Burnout-Syndrom erkennen? Wie kann man die Warnzeichen von denen einer Depression abgrenzen? In dieser Fotostrecke erfahren Sie, bei welchen Symptomen Sie an ein Burnout denken sollten.

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Erschöpfung und Müdigkeit als Burnout-Symptom

Mann mit Burnout erschöpft am Schreibtisch © IMAGO/Shotshop
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Die Anzeichen für ein Burnout können vielfältig sein. Durch beruflich bedingten Stress stellt sich typischerweise ein anhaltendes Gefühl der Erschöpfung und Müdigkeit ein. Die Betroffenen fühlen sich von ihrer Arbeit überlastet und sehen sich den beruflichen Anforderungen oft nicht mehr gewachsen. Immer stärker verspüren sie auch im Alltag eine Überforderung durch die täglich anfallenden Aufgaben. Das Bedürfnis nach Pausen steigt, aber auch in Ruhephasen ist keine ausreichende Erholung und Entspannung mehr möglich.



Schlafstörungen beim Burnout-Syndrom

Frau mit Burnout liegt wach mit Schlafstörungen © Getty Images/LaylaBird
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Trotz der dauerhaften Müdigkeit können die Betroffenen abends nicht einschlafen und wachen morgens oft zu früh wieder auf. Ein gestörtes Schlafverhalten führt dazu, dass die so dringend benötigte Erholung nicht einsetzen kann und sich die Erschöpfungssymptomatik immer weiterentwickelt. Erhöhte Werte des Stresshormons Cortisol führen zu andauernden Wachzuständen. Zudem werden weniger Wachstumshormone freigesetzt, die für erholsamen Tiefschlaf sorgen. Durch den veränderten Hormonhaushalt wird der Körper weitgehend seiner Möglichkeiten beraubt, die berufliche Belastung zu kompensieren.



Verlust des Lebenssinns und Resignation als Warnzeichen

Resignierter Mann mit Burnout © IMAGO/Westend61
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Während Betroffene anfangs eine große Bedeutung in ihrer Arbeit sehen und sich voller Elan in sie vertiefen, weicht diese Begeisterung oftmals zunehmend zunächst einer Unzufriedenheit und einem Gefühl unzureichender Wertschätzung oder mangelnder Anerkennung. Schließlich entsteht eine gewisse Gleichgültigkeit und innere Leere. Sie verlieren jede Freude an ihrer Arbeit und sind nicht mehr in der Lage, die verlorengegangene Lebensfreude in ihrer Freizeit zu finden. Alles wird als anstrengend und belastend empfunden, Hoffnungslosigkeit und Zynismus bestimmen das Denken der Betroffenen.



Verminderte Leistungsfähigkeit als Anzeichen

Frau mit Burnout hat Konzentrationsstörungen © IMAGO/Westend61
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Besonders Menschen mit hohen Ansprüchen an sich selbst und ihre Leistungen neigen dazu, ihre eigenen Grenzen nicht zu kennen und ein Burnout-Syndrom zu entwickeln. Hohe Erwartungen, Perfektionismus und Hunger nach Anerkennung führen nach und nach zum Gefühl, immer mehr leisten zu müssen und schließlich zum "Ausbrennen" der Kräfte. Damit sinkt auch die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit: Die Fehlerquote steigt, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme treten auf, komplexe Tätigkeiten fallen immer schwerer und Entscheidungsschwierigkeiten machen sich bemerkbar.



Einschränkung sozialer Kontakte und Vereinsamung

Frau mit Burnout sitzt einsam am Boden © Getty Images/Oliver Rossi
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Durch das zunehmende Gefühl der Bedeutungslosigkeit, den Verlust ehemaliger Interessen und die charakteristische Abgeschlagenheit ziehen sich von Burnout Betroffene immer mehr zurück. Familie, Freundeskreis und Partner*in werden vernachlässigt und Hobbys werden infolge der Antriebslosigkeit aufgegeben. Innere Distanzierung und Depersonalisierung führen dazu, dass Betroffene auf andere abgestumpft und desinteressiert wirken, teils reagieren sie auch reizbar, misstrauisch oder aggressiv. Oft erklären die Menschen sich nicht und reagieren verschlossen auf Nachfragen, sodass Bezugspersonen die psychischen Symptome mit einer klassischen Depression verwechseln können.



Psychosomatische Symptome des Burnout-Syndroms

Frau mit Burnout hat Rückenschmerzen © Getty Images/Westend61
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Infolge der seelischen Probleme kommt es neben Schlafstörungen meist zu weiteren psychosomatischen Symptomen. Darunter versteht man Beschwerden, die sich nicht organisch erklären lassen und die man folglich auf psychische Ursachen zurückführt. Beispiele sind körperliche Symptome wie:

  • Rücken- und Kopfschmerzen, Verspannungen
  • Schwindelgefühl
  • Missempfindungen ("Kribbeln")
  • Verdauungsbeschwerden
  • sexuelle Probleme wie Erektionsstörungen oder sexuelle Unlust

Zudem kann das körpereigene Abwehrsystem unter dem Burnout leiden und es kommt vermehrt zu Infektionen wie Erkältungen.



Substanzmissbrauch und Suchterkrankungen

Mann mit Burnout raucht und trinkt Alkohol © Getty Images/Mixmike
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Ähnlich wie bei der berufsunabhängigen Depression neigen auch von Burnout Betroffene zu einem erhöhten Konsum von Alkohol und Tabakprodukten. Auch der Missbrauch anderer Suchtmittel und Drogen ist unter ihnen deutlich erhöht.

Abhängigkeit und körperliche Folgeschäden können die Rückkehr in einen normalen Alltag massiv erschweren und stellen eine enorme Hürde für eine gesunde weitere Lebensführung dar. Darüber hinaus belegen Statistiken, dass die Unfallraten unter Betroffenen mit Abhängigkeitsneigung deutlich höher ausfallen als beim Rest der Bevölkerung. Männer sind hierbei deutlich häufiger betroffen als Frauen.



Spätfolgen und bleibende Schäden

Frau mit Burnout verzweifelt © Getty Images/Peter Dazeley
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In vielen Fällen wird ein Burnout nicht rechtzeitig erkannt und dementsprechend auch nicht behandelt. Dann kann sich langfristig eine Depression daraus entwickelt – dies ist die häufigste Folgeerkrankung eines Burnouts. Antriebslosigkeit, schnelle Ermüdbarkeit und Interessenverlust sowie depressive Verstimmung und Niedergeschlagenheit bilden sich dabei langfristig aus.

Überdies entwickeln viele Betroffene Angststörungen, meist in Form von Panikreaktionen, und somatoforme Erkrankungen. Darunter versteht man körperliche Beschwerden, die nicht oder nur unzureichend auf organische Erkrankungen zurückzuführen sind. Abhängigkeitserkrankungen, die während der aktiven Burnout-Phase entstanden sind (zum Beispiel Alkohol, Drogen, Glücksspiel), halten oft lebenslang an und erfordern ihrerseits eine Therapie.

Als Langzeitfolgen sind zudem Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen möglich, die sich aus Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung ergeben.



Geschädigtes Herz als Burnout-Folge

Frau mit Burnout hat Herzprobleme © Getty Images/fizkes
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Das Burnout-Syndrom beeinträchtigt Menschen also nicht nur psychisch, sondern richtet auch körperlichen Schaden an. Besonders betroffen ist hierbei das Herz. Während empfundener Stress und depressive Verstimmungen einerseits zu Bewegungsmangel und einem ungesunden Lebensstil führen, wirkt sich Stress auch ganz unmittelbar auf das vegetative Nervensystem aus.

Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin können zu einer vorzeitigen Alterung des Herz-Kreislauf-Systems beitragen und den Herzmuskel sowie die Herzkranzgefäße schädigen. Ein erhöhter Blutdruck als Folge belastet das Herz-Kreislauf-System und kann zu akuten Herzbeschwerden bis hin zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkten oder plötzlichem Herzversagen führen. Stress gilt somit als wesentlicher Risikofaktor für kardiovaskuläre Todesfälle.



Burnout-Syndrom: Diagnose schwer zu stellen

Therapeutin stellt Burnout-Diagnose © Getty Images/Fiordaliso
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Das Burnout-Syndrom gilt nicht als eigenständige Krankheit. Vielmehr kann es als eine Sonderform oder auch eine Vorstufe der stressbedingten Depression angesehen werden.

Eine genaue Diagnose ist oft sehr schwierig und erfordert tiefgehende psychiatrische und psychomotorische Diagnostik. Da keine eindeutigen Diagnosekriterien existieren, wird mitunter der aus 22 Fragen und drei Kriterien bestehende Test "Maslach Burnout Inventar" (MBI) verwendet, der auf einem Punkteschema basiert. Dieser ist jedoch klinisch nicht validiert und somit nur von begrenzter Aussagekraft.

Auch internistische und neurologische Untersuchungen sind erforderlich, um andere Ursachen, die zu starker Erschöpfung führen können, auszuschließen. Hierbei kommen zahlreiche Erkrankungen infrage, zum Beispiel Diabetes, Multiple Sklerose, Nieren- oder Schilddrüsenerkrankungen.



Burnout oder Depression?

Mann mit Depression © Getty Images/Oliver Rossi
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Eine genaue Unterscheidung zwischen Burnout und Depression ist meist schwierig, da nur für die Depression aussagekräftige Klassifikationssysteme zur Verfügung stehen. Die Diagnose wird in beiden Fällen ausschließlich anhand der Symptome gestellt, diese sind aber weitgehend identisch.

Daher steht im Mittelpunkt, woher das Gefühl des "Ausgebranntseins" kommt. Während eine Depression zahlreiche Ursachen haben kann und deren genaue Ausarbeitung oft ein jahrelanger Prozess ist, ist beim Burnout der berufliche Kontext (beziehungsweise selten auch die Pflege von Angehörigen) entscheidend. Nach einer Überarbeitung des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenen Diagnosekatalogs aus dem Jahr 2022 kann von Burnout gesprochen werden, wenn die Erschöpfung Folge von "chronischem Stress am Arbeitsplatz (...), der nicht erfolgreich bewältigt wurde", ist.

Eine professionelle und ausführliche Anamneseerhebung ist für die Diagnostik von höchster Bedeutung. Diese kann nur von qualifizierten Ärzten*Ärztinnen und Psychotherapeut*innen gestellt werden. Ein nicht erkanntes und therapiertes Burnout birgt ein hohes Risiko, in eine Depression überzugehen, und erfordert daher eine frühzeitige und angemessene Therapie.



ICD-Codes für diese Krankheit:
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für Diagnosen, die Sie z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen finden.
Z73

Aktualisiert: 22.08.2022
Autor*in: Andreas Willett, Student der Humanmedizin