Erkälteter Mann beim Sport
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Erkältung und Sport – was muss man wissen?

Von: Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.01.2016 - 15:28 Uhr

Darf man bei einer Erkältung Sport machen? Bei dieser Frage gehen die Meinungen auseinander. Die einen sagen, Sport hilft gegen eine Erkältung, andere warnen vor gesundheitlichen Risiken wie einer Herzmuskelentzündung, wenn man trotz Erkältung Sport treibt. Wir erklären, was man in puncto Sport beachten sollte, wenn man erkältet ist und wann man lieber eine sportliche Pause einlegt.

Sport bei leichter Erkältung

Generell gilt: Bei einer Erkältung sollte man sich schonen. Trotzdem ist eine harmlose Erkältung ohne Fieber, Husten oder Halsschmerzen zunächst kein Grund für ein Sportverbot. In der Regel kann man auch Sport treiben, wenn man leicht erkältet ist – falls man sich selbst fit genug fühlt.

Wer erkältet Sport macht, sollte sich allerdings nicht zu stark belasten und lieber nur ein moderates Trainingsprogramm wählen. Außerdem ist es ratsam, vorher durch einen Arzt abklären zu lassen, ob ein Infekt vorliegt.

Fühlt man sich erschöpft, sollte man lieber auf Sport verzichten. Hören Sie auf Ihren Körper und gönnen Sie sich im Zweifel lieber eine Pause.

Wann besser kein Sport?

Geht die Erkältung über einen kleinen Schnupfen hinaus, ist Sport tabu und es ist Bettruhe angesagt. Das Immunsystem hat mit der Bekämpfung der Erkrankung bereits genug zu tun. In dieser Situation stellt Sport nur zusätzlichen Stress für den Körper dar und kann die Immunabwehr überfordern.

In folgenden Fällen kann Sport eine Gefährdung für die Gesundheit darstellen:

  • bei Fieber
  • bei einer Virusinfektion oder bakteriellen Entzündung
  • bei Grippe oder einem starken grippalen Infekt
  • bei Halsschmerzen, da diese Vorbote einer Mandelentzündung sein können
  • während der Einnahme von Antibiotika oder schmerzstillenden und fiebersenkenden Medikamenten

Fragen Sie im Zweifel Ihren Arzt, ob Sport in Ihrem Fall ratsam ist.

Risiken durch Sport bei Erkältung

Wer bei einer Bakterien- oder Virusinfektion mit Fieber Sport treibt, riskiert damit seine Gesundheit. Denn die sportliche Betätigung könnte bewirken, dass die Viren oder Bakterien durch den Körper wandern und andere Organe befallen, um dort eine Entzündung auszulösen. Im schlimmsten Fall gelangen die Erreger zum Herz. Dann droht eine lebensbedrohliche Herzmuskelentzündung (Myokarditis).

Auch bei einer leichten Erkältung ist es wichtig, es mit dem Sport nicht zu übertreiben. Eine zu starke Anstrengung wird schnell zur Belastung für das Immunsystem und kann zu Folgeerkrankungen wie Bronchitis, Angina oder Lungenentzündung führen.

Hilft Sport gegen Erkältung?

Bei Gesunden stärkt Sport nachweislich die Abwehrkräfte. Oft wird daher angenommen, dass Sport gut gegen Erkältung ist. Manche sagen sogar, eine Erkältung ließe sich durch Sport "rausschwitzen". Experten raten aber von einer starken körperlichen Belastung bei einer Erkältung dringend ab. Für eine Schwitzkur gegen Erkältung ist Sport daher genauso ungeeignet wie ein Saunabesuch. Zum Schwitzen sollte man sich lieber ins Bett legen.

Trotzdem kann auch während einer Erkältung ein wenig körperliche Betätigung helfen, das Immunsystem zu unterstützen. Die Bewegung durchblutet den ganzen Körper und damit beispielsweise auch die angegriffenen Schleimhäute. Voraussetzung ist jedoch, dass es sich nur um eine sehr leichte Erkältung ohne Fieber handelt und dass man sich fit genug fühlt, um Sport zu machen.

Welche Sportarten eignen sich bei Erkältung?

Das Fitnessstudio sollte man bei einer Erkältung lieber meiden – auch, um niemanden anzustecken. Wenn das Wetter stimmt, eignen sich bei einer harmlosen Erkältung vor allem moderate Ausdauersportarten im Freien wie zum Beispiel Walking oder leichtes Joggen.

Wer sich nicht ganz fit fühlt, sich aber trotzdem bewegen möchte, kann einen Spaziergang an der frischen Luft machen. Sonne regt die Produktion von Vitaminen und Hormonen an und beschleunigt so die Genesung.

Temperaturen und Kleidung beachten

Auch bei einer leichten Erkältung sollte man große Anstrengungen vermeiden. Dazu zählen nicht nur kraftraubende Sportarten, sondern auch die äußeren Bedingungen: Extreme Temperaturen oder zu warme und zu kalte Kleidung belasten das Immunsystem. Achten Sie darauf, nicht auszukühlen und kleiden Sie sich am besten nach dem Zwiebelprinzip.

Sportpause nach einer Erkältung

Wie lange die Pause nach einer Erkältung dauern sollte, hängt von der Erkrankung ab. Generell gilt: Je schwerer der Infekt, desto länger die Sportpause. Nach einer leichte Erkältung oder einem bisschen Schnupfen kann man das Training wieder aufnehmen, wenn die Symptome verschwunden sind und die Krankheit auskuriert ist.

Nach einer fiebrigen Infektion ist es ratsam, mindestens eine Woche lang keinen Sport zu machen. Denn auch wenn die Symptome – etwa durch Medikamente oder Schonung – gelindert wurden, kann der Körper durch die abklingende Erkrankung noch geschwächt sein.

In jedem Fall sollte man nach einer Erkältung langsam wieder einsteigen und mit einem leichten Ausdauerprogramm beginnen. Im Verlauf mehrerer Tage kann man sich dann gemächlich steigern. Wer zu früh wieder zu viel macht, kann schnell einen Rückfall erleiden. Herzrasen bei der kleinsten Anstrengung kann dann ein Anzeichen einer Herzmuskelentzündung sein.

Kinder und Schwangere

Für Kinder gilt bei Erkältung genau wie für Erwachsene: Ein leichter Schnupfen ist kein Grund, auf Sport zu verzichten, solange sich das Kind fit genug fühlt. Geht die Krankheit über eine kleine Erkältung hinaus, helfen ein warmes Bett, viele Vitamine und viel Trinken, schnell wieder gesund zu werden.

In der Schwangerschaft ist Ausdauersport wie Schwimmen oder Radfahren zwar ein gutes Mittel, um einer Erkältung vorzubeugen. Kommt die Erkältung dann trotzdem, sollten Schwangere aber besser auf Sport verzichten, da die Anstrengung das Immunsystem sonst zu stark belasten würde. Kurze Spaziergänge sind in Ordnung, solange die Außentemperaturen weder zu hoch noch zu niedrig sind.

Erkältungsrisiko nach dem Sport

Einem gesunden Körper hilft Sport nicht immer, einer Erkältung vorzubeugen. Sportliche Betätigung kann eine Erkältung auch begünstigen. Denn wer beim Training in der warmen Sporthalle ordentlich geschwitzt hat, erkältet sich besonders in der kalten Jahreszeit leicht auf dem Rückweg.

Der Grund ist das sogenannte "Open-Window-Phänomen": Nach intensiver Belastung ist der Körper besonders anfällig für Erreger. Daher sollten Sie sich nach dem Sport besonders gut vor Kälte schützen, um einer Erkältung vorzubeugen.