Zungenbelag
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Zungenbelag: Was verrät er?

Von: Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.06.2025

Viele Menschen haben morgens einen schalen Geschmack im Mund und einen weißlichen Zungenbelag – ein Grund zur Besorgnis ist dies aber nicht. Bei einem sehr starken Belag auf der Zunge könnte jedoch ein Pilzbefall vorliegen. Auch verschiedene andere Veränderungen des Muskelorgans können auf eine Erkrankung hindeuten. So wird die Zunge aufgrund ihrer Verbindung mit dem Magen-Darm-Trakt auch als "Schaufenster" oder "Spiegel des Verdauungstraktes" bezeichnet. In der traditionellen chinesischen Medizin wird die Betrachtung der Zunge deshalb sogar dazu genutzt, Krankheiten zu erkennen. Und auch für Betroffene selbst kann die Zunge mitunter einiges über den Gesundheitszustand verraten. Wie eine normale Zunge aussieht und welche Veränderungen auf eine Erkrankung hindeuten können, lesen Sie im Folgenden.

Wie sieht eine gesunde Zunge aus?

Eine gesunde Zunge ist hellrot bis rosa, ein bisschen feucht und lässt sich gut bewegen. Sie sollte sauber erscheinen – ein dünner weißlicher Belag, der sich gut entfernen lässt, ist jedoch normal. Er besteht aus abgestorbenen Zellen, Speiseresten und Mikroorganismen.

Sieht eine Zunge nicht normal aus, kann dies ein erstes Anzeichen einer Erkrankung sein – doch es muss nicht immer eine Krankheit dahinterstecken. Kurzzeitige Veränderungen der Zungenfarbe können beispielsweise durch färbende Lebensmittel und Getränke wie Curry, Rote Bete, Kaffee oder Rotwein entstehen. Auch Medikamente können das Aussehen der Zunge beeinflussen.

Was bedeutet welcher Zungenbelag?

Die Farbe der Zunge oder des Zungenbelags erlaubt oftmals Rückschlüsse auf die zugrundeliegende Ursache. Das kann eine verfärbte oder belegte Zunge unter anderem bedeuten:

  • Ist die Zunge auffallend rot mit vergrößerten Zungen-Papillen (das sind die kleinen Erhebungen auf der Zungenoberseite), spricht man auch von einer Himbeer- oder Erdbeerzunge. Diese kann bei Infektionskrankheiten wie Scharlach oder dem Kawasaki-Syndrom auftreten.
  • Eine rote Zunge, die brennt und entzündet erscheint, ist möglicherweise Folge eines Eisen- oder Vitaminmangels, etwa Vitamin B12. Zungenbrennen kann allerdings zahlreiche Ursachen haben, unter anderem eine Schilddrüsenunterfunktion.
  • Tritt eine rote Zunge gemeinsam mit weiteren Symptomen auf, kann dies wichtige Hinweise auf die Ursache liefern. So ist eine glänzende, glatte, tiefrote Zunge ("Lackzunge") zusammen mit ebenso roten Lippen beispielsweise typisch für eine Leberzirrhose, die auch mit Bauchschmerzen oder einem Druckgefühl unter dem rechten Rippenbogen einhergehen kann.
  • Eine rötliche Zunge mit gelbem Belag wird hingegen häufiger bei einer Herzerkrankung beobachtet.
  • Erscheint der Zungenbelag fast schwarz, kann dies die Nebenwirkung einer Behandlung mit Antibiotika sein – man spricht auch von einer "Haarzunge".
  • Ein fleckiger, ungleichmäßiger Belag mit Zahnabdrücken wird auch als "Landkartenzunge" bezeichnet. Manchmal klagen Betroffene zusätzlich über ein brennendes Gefühl, wenn sie scharfe oder saure Lebensmittel zu sich nehmen. Der Grund dafür ist noch nicht geklärt. Eine erbliche Veranlagung wird vermutet – Erkrankungen stecken aber meist nicht dahinter.
  • Eine blasse, weiß belegte Zunge tritt oft bei einer Erkältung oder einer Magen-Darm-Erkrankung auf, kann aber auch ein Hinweis auf einen starken Eisenmangel sein. Zeigt sich der weiße Zungenbelag nur seitlich der Mittelrinne, kann eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse dahinterstecken.
  • Weißer Zungenbelag kann auch auf eine Pilzinfektion im Mund hindeuten, auch als Mundsoor oder orale Candidose bezeichnet. Oft zeigen sich beim Abstreifen des Belags gerötete, entzündete oder blutige Stellen – auch Schmerzen, Zungenbrennen oder ein pelziges Mundgefühl sind möglich.
  • Bei einem dicken gelben oder bräunlichen Zungenbelag kann eine Gallen- oder Leberstörung wie etwa Hepatitis der Auslöser sein. Eine braune Zunge kann darüber hinaus bei Verdauungs- oder Nierenstörungen oder aber durch starkes Rauchen auftreten. Zudem kann sich eine Pilzinfektion auch durch gelben Zungenbelag zeigen.

In diesem Artikel finden Sie weitere mögliche Gründe für eine belegte Zunge.

Kranke Zunge: Verformungen und anderen Veränderungen

Nicht nur Verfärbungen oder Zungenbelag liefern mögliche Hinweise auf Gesundheitsprobleme, auch Verformungen oder andere Beschwerden der Zunge können auf eine Erkrankung hindeuten:

  • Eine ungewöhnlich große Zunge zeigt sich mitunter bei einer Unterfunktion der Schilddrüse. Dann ist die Zunge vor allem an den Rändern geschwollen und es sind Zahnabdrücke erkennbar. Solche Zahnabdrücke am Zungenrand können allerdings auch durch Zungenpressen entstehen.
  • Kommt es ganz plötzlich zu einer stark geschwollenen Zunge, kann eine Allergie die Ursache sein. Da die Atemwege durch die Schwellung blockiert werden können, ist schnelle medizinische Hilfe erforderlich.
  • Eine trockene Zunge kann verschiedene Gründe haben, darunter eine Erkrankung der Speicheldrüsen.
  • Erscheint die Zunge glatt, dünn und schmal, steckt möglicherweise eine Blutarmut (Anämie) dahinter. Diese kann etwa infolge eines Eisenmangels oder eines Mangels an Folsäure oder Vitamin B12 auftreten.
  • Zeigen sich Knubbel auf der Zunge, die oft anfangs wie ein weißlicher Fleck erscheinen, aber auch gerötet aussehen oder bluten können, sollte immer ärztlicher Rat gesucht werden, denn es könnte sich um Zungenkrebs handeln.
  • Für Furchen an der Zunge gibt es unterschiedliche Auslöser, darunter eine Zungenentzündung (Glossitis), ein Vitamin-B-Mangel oder Autoimmunerkrankungen.
  • Geschwüre auf der Zunge können beispielsweise bei der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn auftreten.

Weitere Veränderungen der Zunge und deren Bedeutung finden Sie in unserer Fotostrecke zur Zungendiagnose.

Zunge belegt – wann zum Arzt?

Es lohnt sich, die eigene Zunge gut zu kennen und regelmäßig im Spiegel zu betrachten, um Veränderungen frühzeitig zu bemerken. Umgekehrt sollte man jedoch die Aussagekraft der eigenen Diagnose auch nicht überschätzen: Keinesfalls kann sie einen Arztbesuch ersetzen.

Wer aufgrund von Zungenbelag oder sonstigen Veränderungen der Zunge eine Krankheit vermutet, sollte dies immer ärztlich abklären lassen. Das gilt insbesondere für Zungenveränderungen, die länger als zwei Wochen andauern. Dann ist ein Besuch in der Haus- oder Zahnarztpraxis ratsam. In medizinischen Notfällen, wie beispielsweise bei einer geschwollenen Zunge infolge einer allergischen Reaktion, muss unverzüglich medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.

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