Lipom oder Liposarkom am Hals eines Mannes
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Lipom und Liposarkom: gutartiger und bösartiger Fettzelltumor

Von: Valerie Burmester (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 25.08.2022 - 11:55 Uhr

Eine langsam wachsende Beule am Rücken oder eine Fettgeschwulst am Bauch – solche Symptome können auf ein Lipom oder ein Liposarkom hindeuten. Beides sind sogenannte Weichteiltumore und gehen von Fettzellen aus, die übermäßig wachsen. Während ein Lipom jedoch gutartig ist und nicht unbedingt eine Therapie erfordert, ist das Liposarkom bösartig und bedarf unbedingt einer Behandlung. Wir erklären Ihnen, was es mit den beiden Tumoren auf sich hat, wie man sie erkennt und wann man sie entfernen muss.

Was ist ein Lipom?

Ein Lipom ist ein gutartiger Tumor, der von den Fettzellen (Adipozyten) ausgeht. "Lip-" stammt vom griechischen Wort "Lipos" ab, was Fett bedeutet. Die Endung "-om" bezeichnet eine Geschwulst oder einen Tumor, ohne dabei Auskunft über die Gut- oder Bösartigkeit der Wucherung zu geben.

Ein Lipom entsteht, wenn die Fettzellen an einem Ort übermäßig proliferieren, sich also zu stark vermehren. Die genaue Ursache hierfür ist unklar, wobei genetische Ursachen diskutiert werden. Hat ein Mensch mehrere Lipome, spricht man von einer Lipomatose.

Kann ein Lipom bösartig sein?

Lipome sind immer gutartig und können sich auch nicht zu einem bösartigen Tumor entwickeln.

Allerdings gibt es bösartige Tumoren, die wie das Lipom vom Fettgewebe ausgehen. Diese heißen Liposarkome und zählen zu den sogenannten Weichteilsarkomen. Sie sind bei Erwachsenen selten, betreffen eher ältere Menschen (häufigstes Erkrankungsalter ist um die 70 Jahre) und treten nicht bei einem Geschlecht häufiger auf. Risikofaktoren wurden bisher nicht gefunden. Anhand von feingeweblichen Untersuchungen lassen sich verschiedene Untertypen des Liposarkoms (gut differenziert, dedifferenziert, myxoid und pleomorph) unterscheiden.

Als Sarkome werden bösartige Tumore bezeichnet, die entweder vom Weichteilgewebe – zum Beispiel dem Bindegewebe (Fibrosarkom) oder den Muskelzellen (Leiomyosarkom) – oder dem Skelettsystem – wie den Knochen (Osteosarkom) oder dem Knorpel (Chondrosarkom) – ausgehen. Insgesamt treten Sarkome häufiger bei Kindern auf als bei Erwachsenen.

Wo wachsen Lipome und Liposarkome?

Lipome können am ganzen Körper auftreten, da der menschliche Körper überall Fettzellen hat. Meist entstehen sie in den oberflächlichen Weichteilgeweben, also im Fettgewebe direkt unter der Haut. Jedes Körperteil kann hiervon betroffen sein.

Häufige Lokalisationen sind:

  • der Körperstamm (Rücken, Bauch, Brust)
  • Hals und Nacken
  • Schultern und Arme (zum Beispiel am Oberarm, in der Armbeuge oder Achsel)

Seltener entstehen Lipome an Kopf (etwa im Gesicht, an der Stirn oder der Kopfhaut) und Bein (zum Beispiel am Oberschenkel, Schienbein oder Fuß).

Auch an inneren Organen oder inneren Fettpolstern können Lipome auftreten. Hierbei kann das Herz betroffen sein, meist die Scheidewand zwischen den beiden Vorhöfen. Aber auch im Darm, an der Leber oder an den Bronchien ist die Entstehung von Lipomen möglich.

Ebenso wie Lipome können auch Liposarkome überall dort auftreten, wo Fettgewebe vorkommt. Besonders häufig entstehen Liposarkome an den Extremitäten (hier insbesondere an den Oberschenkeln) und etwas seltener auch am Rücken oder dem sogenannten Retroperitonealraum, also dem fettreichen Bindegewebe im hinteren Bauchraum. Anders als Lipome wachsen Liposarkome eher im tiefer gelegenen Fettgewebe.

Symptome: Wie sieht ein Lipom aus?

In der Regel sind Lipome eher klein (weniger als fünf Zentimeter groß). Sie fallen als kleine Schwellung, Knoten oder Beule unter der Haut auf und grenzen sich klar vom umliegenden Gewebe ab. Lipome sind weich und verschiebbar. Man kann sie also unter der Haut und im Verhältnis zu den umliegenden Muskeln oder Knochen bewegen.

Wie erkenne ich ein Liposarkom?

Anfangs sehen Liposarkome den Lipomen sehr ähnlich, sie fallen durch eine schmerzlose, kleine Schwellung auf. Sie treten jedoch häufiger an den Beinen auf. Erst mit fortschreitendem Wachstum verursachen sie zusätzliche Symptome. Dadurch wird die Diagnose häufig erst spät gestellt, was eine Heilung erschwert.

Symptome, die Liposarkome auslösen, entstehen meist durch Verdrängung anderer Organe und durch Infiltration, also das Einwachsen in diese, oder durch die Streuung (Metastasierung). Dann bereiten sie Schmerzen oder schränken die Funktion anderer Organe ein.

Je nach betroffenem Organ kann das unterschiedliche Auswirkungen haben. Ein Liposarkom im Darm kann beispielsweise Völlegefühl, Übelkeit und Verdauungsbeschwerden auslösen. Daneben können unspezifische Symptome auftreten wie Müdigkeit und Erschöpfung, Gewichtsverlust und leichtes Fieber.

Wie wird ein Lipom oder Liposarkom diagnostiziert?

Zur Diagnosestellung wird zunächst eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Der*die Arzt*Ärztin achtet hierbei auf die Größe, Konsistenz, Verschieblichkeit und Schmerzhaftigkeit des Tumors. Außerdem wird nach geschwollenen Lymphknoten gesucht, die einen Hinweis auf Metastasen bei bösartigen Tumoren geben können.

Um die Diagnose weiter zu sichern, kann ein MRT oder ein Ultraschall weiterhelfen. Hier lassen sich das Ausmaß des Tumors und die genaue Lage bestimmen. Gegebenenfalls wird dann noch eine Gewebsprobe (eine Biopsie) entnommen und histologisch (feingeweblich) untersucht, um den Zelltypen und die sogenannte Dignität (Bös- oder Gutartigkeit) des Tumors zu bestimmen.

Wann muss ein Lipom entfernt werden?

Da die meisten Lipome keine Beschwerden bereiten, ist eine Entfernung häufig nicht notwendig. Eine regelmäßige Untersuchung durch eine*n Ärztin*Arzt ist ausreichend. Wenn ein Lipom jedoch schmerzt, umliegende Strukturen wie Muskeln oder Nerven verdrängt und diese gegebenenfalls schädigt oder wenn es sehr groß wird, ist eine Entfernung (Resektion) nötig und sinnvoll.

Auch bei kosmetischen Leidensdruck können Lipome entfernt werden. Denn manche Betroffene leiden stark unter der ästhetischen Erscheinung, woraus psychische Beschwerden wie ein verringertes Selbstwertgefühl oder sogar Depressionen entstehen können. Ist die Lipomentfernung medizinisch notwendig, trägt die Krankenkasse die Kosten.

Wie therapiert man ein Lipom?

Eine Behandlung ohne OP ist bei einem Lipom nicht möglich. Weder kann man Lipome ausdrücken noch mit Haushaltsmitteln wie Apfelessig oder Honig selbst entfernen.

Welcher Arzt beziehungsweise welche Ärztin Lipome entfernt, hängt von der Größe und dem Ort des Lipoms ab. Kleine, gut zu erreichende Lipome können ambulant bei der*dem Dermatologin*Dermatologen entfernt werden. Hier wird eine lokale Betäubung gegeben und das Lipom mithilfe eines Schnitts entfernt. Bei größeren oder tieferliegenden Lipomen kann eine Operation unter Vollnarkose notwendig sein. Diese wird meist von Chirurg*innen durchgeführt.

Nachsorge nach der Entfernung

Meist ist nach einer Lipomentfernung keine längere Krankschreibung nötig. Es ist jedoch wichtig

  • die Wundheilung nicht zu stören
  • die Operationswunde sauber zu halten, damit sie sich nicht entzündet
  • die Wunde nicht unter Spannung zu setzen
  • zu regelmäßigen Wundkontrollen bei der*dem Ärztin*Arzt zu gehen

Ist die Wunde verheilt, sind keine weiteren Kontrollen notwendig. Jedoch können Lipome wieder auftreten – an gleicher oder anderer Stelle – und eine erneute Behandlung erforderlich machen.

Therapie beim Liposarkom

Anders als beim Lipom ist bei einem Liposarkom die Behandlung unbedingt empfohlen, um eine Streuung zu verhindern. Die Therapie besteht in einer chirurgischen Entfernung des Liposarkoms. Hierbei wird ein Teil des umliegenden gesunden Gewebes mit weggenommen, um möglichst alle Tumorzellen zu entfernen. Im Anschluss erfolgt eine Strahlentherapie, die dazu dient, eventuell verbleibende Liposarkomzellen zu zerstören. In manchen Fällen ist auch eine Chemotherapie sinnvoll.

Ist diese sogenannte primäre Therapie abgeschlossen, müssen regelmäßige Nachkontrollen erfolgen, um ein Wiederauftreten (Rezidiv) des Liposarkoms schnell zu entdecken.

Prognose: Ist ein Liposarkom heilbar?

Grundsätzlich kann ein Liposarkom geheilt werden, wenn es rechtzeitig entdeckt und behandelt wird. Leider werden diese Sarkome jedoch häufig erst in einem späten Stadium diagnostiziert. Sie sind dann bereits sehr groß oder haben Metastasen gebildet, häufig in der Lunge. Dann können Liposarkome tödlich sein.

Trotzdem ist die Überlebenschance beim Liposarkom deutlich besser als bei anderen Weichteilsarkomen, sodass über 70 bis 90 Prozent der Menschen mit Liposarkom länger als 5 bis 10 Jahre nach der Diagnosestellung überleben.1 Die Überlebensrate variiert jedoch stark nach Untertyp des Liposarkoms.

Lipom oder Liposarkom – die Unterschiede auf einen Blick

Die folgende Tabelle zeigt den Unterschied der beiden Erkrankungen im Überblick:

 LipomLiposarkom
Artigkeitgutartigbösartig
Größemeist unter 5 Zentimeterhäufig deutlich größer als 5 Zentimeter
Lokalisationmeist obere Körperhälfteam häufigsten an den Beinen
Metastasierungkeineüber die Blutwege, häufig in die Lunge
Therapie

meist nicht erforderlich
gegebenenfalls operative Entfernung

operative Entfernung
gegebenenfalls Strahlentherapie und Chemotherapie

Rezidivemöglichmöglich – insbesondere in den ersten 2 Jahren
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