Adrenalinschub in der Achterbahn
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Was Adrenalin im Körper bewirkt

Von: Daniela Heinisch (Medizinautorin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 30.03.2022 - 18:10 Uhr

Adrenalin (auch Epinephrin) ist wie das ähnlich wirkende Noradrenalin ein Hormon, das man auch als Stresshormon bezeichnet. Es wird in Stresssituationen in der Nebenniere gebildet und ins Blut ausgeschüttet. Adrenalin hat zahlreiche verschiedene Effekte auf den Körper, die sich auch die Medizin zunutze macht. Welche sind das genau, wann wird Adrenalin medizinisch eingesetzt, was bedeuten die Adrenalinwerte und welche Ursachen kann ein dauerhaft hoher Adrenalinspiegel haben?

Was ist Adrenalin?

Adrenalin ist ein Hormon und gehört zur Gruppe der Katecholamine. Die Wirkung von Adrenalin auf den Organismus war für unsere Vorfahren von besonderer Wichtigkeit. Denn die Freisetzung von Adrenalin ermöglicht es dem Körper, schnell an Energiereserven heranzukommen, um rasch fliehen oder auch kämpfen zu können. Adrenalin wird aber auch bei psychischer Belastung gebildet, um Herz-Kreislauf-System und Stoffwechsel schnell an die jeweilige Situation anzupassen.

Die Freisetzung von Adrenalin bewirkt, dass sich unser Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen, während gleichzeitig die Bronchien erweitert und der Blutzuckerspiegel gesteigert werden. Letzteres kommt daher, dass Glykogen-Reserven in der Leber abgebaut werden und Glucose ins Blut gelangt. Zusätzlich werden durch die Freisetzung von Adrenalin Triglyceride im Fettgewebe abgebaut (Lipolyse).

Normalerweise wird das Adrenalin schnell wieder abgebaut; lässt jedoch der Stress nicht nach, werden Adrenalin und Noradrenalin dauerhaft überproduziert, was dem Herzen und dem Kreislauf langfristig schadet.

Adrenalin: Wirkung in der Medizin

Die Medizin hat sich die Wirkung von Adrenalin schon lange zu Nutzen gemacht. Ein wichtiges Einsatzgebiet ist hier besonders die Notfallmedizin. Häufig kommt Adrenalin infolge eines Kreislaufschocks oder im Zuge einer Herz-Lungen-Wiederbelebung zur Anwendung. Während der Reanimation kann Adrenalin eine lebensrettende Wirkung haben.

Die Dosierung richtet sich nach der Darreichungsform; wird das Adrenalin intravenös verabreicht, so wird es in der Regel in einem Verhältnis von 1:10 mit einer 0,9 prozentigen Natriumchloridlösung verdünnt. Die Dosierung ist höher bei einer endobronchialen Anwendung: Hier ist das Verhältnis 3:10. Die Dosierung ist in jedem Fall abhängig vom Anwendungsfall. Bei Medikamenten sollte die Packungsbeilage beachtet werden.

Außer in der Reanimation wird Adrenalin beispielsweise als zusätzliches Mittel in der lokalen Anästhesie benutzt, um die betäubende Wirkung zu verlängern und Blutungen zu stillen.

Künstliches Adrenalin: Epinephrin

Zudem ist Adrenalin aufgrund seiner gefäßverengenden Wirkung häufig in Nasensprays enthalten. Auf die Bronchien hat Adrenalin eine entkrampfende Wirkung, weshalb es auch zur Behandlung von Asthma bronchiale eingesetzt wird – diese Medikamente wurden aufgrund eines 2002 erlassenen FCKW-Gesetzes zeitweise nicht mehr zugelassen. Mittlerweile nutzen die meisten Hersteller von Asthmasprays aber Fluorkohlenstoff sowie Pulverinhalatoren als Ersatz.

Adrenalin wird bei Medikamenten oft als Epinephrin angegeben, weshalb Epinephrin bisweilen als künstliches Adrenalin bezeichnet wird. Sportler sollten bei der Einnahme von Mitteln mit Adrenalin Vorsicht walten lassen, da die leistungssteigernde Wirkung als Doping gelten kann.

Adrenalin: Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen von Medikamenten mit Adrenalin stimmen insgesamt mit jener Wirkung überein, die das Stresshormon in einer Extremsituation hervorrufen soll. Jedoch kann die systematische Anwendung je nach Dosierung und Zustand der betroffenen Person zu schwerwiegenden und gesundheitsgefährdenden Nebenwirkungen führen. Zu diesen gehören Herzinsuffizienz, Durchblutungsstörungen am Herzen, Herzinfarkt bis hin zum Herzstillstand.

Weitere Nebenwirkungen können eine Verringerung des Magnesium- und Kaliumspiegels oder ein überhöhter Blutzuckerspiegel sein. Kopfschmerzen, Krämpfe, Übelkeit und Erbrechen sowie Schwindel hingegen gehören zu den harmloseren Nebenwirkungen. Auch die normale Wirkung von Adrenalin auf die Psyche kann zu einer Übersteigerung in Form von nervöser Unruhe, Angst, Halluzinationen und sogar Psychosen führen.

Mögliche Wechselwirkungen

Nicht nur die Nebenwirkungen, auch die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten geben Anlass zur Vorsicht. Die Wirkung und Nebenwirkungen von Adrenalin werden besonders verstärkt durch die gleichzeitige Einnahme trizyklischer Antidepressiva, nicht-selektiver Beta-Rezeptorenblocker, Alpha-Rezeptorenblocker und MAO-Hemmern. Wechselwirkungen können auch im Zusammenhang mit blutdrucksenkenden Medikamenten, Antidiabetika und Pharmazeutika auftreten.

Insgesamt sind Wechselwirkungen mit einer Vielzahl von Medikamenten möglich, sodass diesbezüglich immer ärztlicher Rat gesucht werden sollte.

Adrenalinwerte: Normalwerte

Der Adrenalinwert kann im Blutserum oder im Urin bestimmt werden. Um das Ergebnis nicht zu verfälschen, sollte der Blutentnahme eine mindestens 20-minütige Ruhepause voraus gehen. Zudem sollten 12 Stunden vor der Untersuchung kein Alkohol, kein Nikotin, kein Kaffee und kein Tee konsumiert werden.

Der Normalwert für Adrenalin liegt unter 50 Pikogramm pro Milliliter Blut.

Alternativ kann der Wert über den Urin bestimmt werden, der über 24 Stunden gesammelt werden muss. Bei Erwachsenen sollte der Adrenalinwert im Urin 20 Milligramm pro Tag nicht überschreiten.

Zu viel Adrenalin: Symptome und Ursachen

Ist der Adrenalinspiegel dauerhaft erhöht, können Stress, eine Hypoglykämie oder Bluthochdruck dahinterstecken. Weitere mögliche Ursachen sind ein Geschwulst oder Tumor in der Nebennierenrinde. Diese Tumoren sind häufig gutartig, können in seltenen Fällen aber auch bösartig sein.

Folgende Symptome können auf einen zu hohen Adrenalinspiegel hinweisen:

  • Schwitzen
  • blasse Haut
  • Kopfschmerzen
  • hoher Blutdruck

Die Symptome treten oftmals anfallsartig auf und können dann auch mit Angst- und Panikgefühlen verbunden sein.

Zu niedrige Adrenalinwerte?

In der Nebennierenrinde werden die Katecholamine Adrenalin, Noradreanlin und Dopamin gebildet. Ist das Nebennierenmark geschädigt, beispielsweise durch eine Alkoholsucht, Diabetes mellitus eine Operation oder einen Tumor, kann die Produktion dieser Hormone gestört sein. Dies wirkt sich auf den Blutdruck aus. Bei einer Unterproduktion wird Betroffenen schwindelig, sie leiden unter Schmerzen in der Herzgegend, Ohrensausen oder Kopfschmerzen. Ein Verdacht sollte ärztlich abgeklärt werden.

Adrenalinstoß: Sucht nach dem Adrenalinkick

Einen Adrenalinstoß nennt man die vermehrte Ausschüttung von Adrenalin. Vor allem Sportler*innen nutzen den Adrenalinstoß, um Höchstleistungen zu erzielen. Umgekehrt ist Sport wichtig, um Adrenalin abzubauen und dadurch den Hormonhaushalt auszugleichen, denn da wir uns viel weniger bewegen als unsere Vorfahren, wird die Energie nicht in ausreichendem Maße in Bewegungsenergie umgewandelt.

Manche Menschen werden regelrecht süchtig nach diesem Adrenalinstoß, der sie in eine Art Rauschzustand versetzt. Die Sucht nach dem Kick treibt sie zu ausgefallenen Hobbies und Sportarten wie etwa Bungee-Jumping, Fallschirmspringen, Rafting oder Kite-Surfing. Dabei sind auch manche Leistungssportler einer enormen Belastung durch den Adrenalinstoß ausgesetzt, wie etwa die Skispringer.

Zwar hält sich die körperliche Anstrengung beim Skispringen im Vergleich zu anderen Sportarten in Grenzen, doch stehen die Sportler*innen unter hoher Anspannung und teilweise auch Angst. Da Adrenalin Fettreserven freisetzt, um schnell handeln zu können, kann ein*e Skispringer*in an einem Turniertag schon mal zwei Kilo abnehmen. Zu den Nebenwirkungen zählt aber auch, dass der Körper stark erschöpft und ermüdet wird.