Mann will inneres Bauchfett mit Maßband messen
© Getty Images/AHMET YARALI

Inneres Bauchfett (viszerales Fett) erkennen & messen

Von: Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 23.10.2018 - 11:22 Uhr

Nahezu jeder zweite Deutsche im Alter von 18 bis 79 Jahren ist übergewichtig, bis zu ein Viertel dieser Altersgruppe sind sogar fettleibig (adipös). Daher gewinnt Übergewicht im Hinblick auf das Herz-Kreislauf-Risiko immer mehr an Bedeutung. Aber: Ein zu hohes Gewicht ist nicht für jeden gleich gefährlich. Denn die Fettverteilung ist entscheidend. So gilt inneres Bauchfett (auch: viszerales Fett oder Viszeralfett) als besonders gefährlich für die Gesundheit. Was steckt dahinter und wie kann man sein inneres Bauchfett messen?

Verteilung des Körperfetts: inneres Bauchfett besonders riskant

Der Body Mass Index (BMI) gibt das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße an. Er ist ein Maß für die Körperfettmasse und dient der Einteilung in Übergewicht (BMI über 25) und Adipositas (BMI über 30). Wo das Fett sitzt, berücksichtigt er nicht. Doch gerade die Verteilung des Körperfetts ist wichtig, um sowohl das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als auch für Diabetes zu beurteilen.

Noch vor wenigen Jahren wurde die Bedeutung der abdominalen Adipositas mit zu viel "innerem Bauchfett" häufig unterschätzt. Jetzt ist klar: Ein übermäßiges inneres Bauchfett steigert das Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Dagegen treten bei kräftigen Fettansammlungen an Gesäß, Hüften und Oberschenkel Gefäßerkrankungen und Stoffwechselstörungen nur geringfügig häufiger auf als bei Normalgewicht.

Das Gewicht allein reicht also nicht aus, um das Risiko für Herz und Kreislauf zu ermitteln. Es sollte auch die Fettverteilung erfasst werden.

Fettverteilung: Apfeltyp und Birnentyp

Beim Apfeltyp (abdominale Adipositas) sammelt sich das Fett in drei Körperbereichen:

  1. an der Bauchhaut
  2. an Rücken und Seiten
  3. an den inneren Organen (zum Beispiel Magen, Darm, Leber).

Hauptrisikofaktor für Herz und Kreislauf ist hier das Fett an den inneren Organen, das sogenannte intraabdominale Fett (inneres Bauchfett). Äußerlich sichtbares Symptom des inneren Bauchfett ist der Bauchumfang. Betroffen sind in vielen Fällen Männer – aber auch Frauen in höherem Lebensalter.

Beim Birnentyp (periphere Adipositas) füllen sich die Fettzellen vorwiegend im Bereich von Hüften, Gesäß und Oberschenkel. Bei dieser Fettverteilung treten Gefäßerkrankungen und Stoffwechselstörungen nur geringfügig häufiger auf als bei Normalgewicht.

Durch die höhere statische Belastung auftretende Krankheiten, wie degenerative Erkrankungen des Kniegelenks, sind jedoch genau so häufig wie beim abdominalen Fettverteilungstyp. Der Birnentyp kommt besonders häufig bei adipösen Frauen vor.

Fettzellen beeinflussen den Stoffwechsel

Das unterschiedliche Gesundheitsrisiko bei verschiedenen Fettansammlungen beruht auf deren Stoffwechselaktivität. Früher galt Fettgewebe als inaktive Masse, heute weiß man: Fettgewebe ist nicht einfach nur ein passiver Fettspeicher.

Besondere Fettzellen beteiligen sich aktiv am Stoffwechsel, was vor allem auf das im Bauchraum liegende Fett zutrifft. Dieses innere Bauchfett unterliegt besonderen biochemischen, hormonellen und molekularbiologischen Prozessen und wirkt sich ungünstig auf den Fettstoffwechsel aus.

Inneres Bauchfett erkennen

Ein erhöhter Bauchumfang ist das äußerlich sichtbare Zeichen für zu viel inneres Bauchfett und damit das wichtigste Symptom, um viszerales Fett zu erkennen.

Daher gilt die Bauchumfangsmessung als einfache Methode, um übermäßiges inneres Bauchfett zu erfassen. Bis zu 75 Prozent dieses Fettanteils können so ermittelt werden. Im Gegensatz zum BMI gibt die Bauchumfangsmessung also einen Einblick in die Fettverteilung und die damit verbundene gesundheitliche Gefährdung.

Inneres Bauchfett: Bauchumfang messen

Wie Sie Ihren Bauchumfang selbst richtig messen können, erklären wir im Folgenden:

  1. Stellen Sie sich mit freiem Oberkörper aufrecht hin.
  2. Legen Sie das Maßband in der Mitte zwischen dem unteren Rippenbogen und dem Beckenkamm an.
  3. Führen Sie das Maßband in gerader Linie zwischen den beiden Punkten um Ihren Bauch herum.
  4. Lesen Sie den Bauchumfang in leicht ausgeatmetem Zustand ab.

Ein Bauchumfang von mehr als 88 Zentimeter bei Frauen und 102 Zentimeter bei Männern erhöhen deutlich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Dieser von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierte Richtwert ist wichtig. Denn Menschen mit gleichem Gewicht können aufgrund der Fettverteilung einem unterschiedlichen Risiko für Stoffwechsel-Erkrankungen ausgesetzt sein.

Wann eine regelmäßige Bauchfettmessung nötig ist

In ihren Leitlinien empfiehlt die Deutsche Adipositas-Gesellschaft eine regelmäßige Messung des Bauchumfangs schon bei einem BMI von über 25. Die Bauchumfangsmessung sollte Standard zur Bestimmung des inneren Bauchfetts in den Arztpraxen werden, kann aber auch von jedem selbst durchgeführt werden.

Inneres Bauchfett erhöht das Risiko des Metabolischen Syndroms

Bei den Ursachen für Stoffwechsel- und Gefäßerkrankungen haben neben zu viel innerem Bauchfett auch Veränderungen des Blutdrucks, Blutzuckers und früher oder später des Insulinspiegels einen festen Platz. Diese Veränderungen können sich unabhängig entwickeln, aber auch durch übermäßiges inneres Bauchfett hervorgerufen werden.

Daraus wird schließlich ein gefährliches Risikobündel, das man als Metabolisches Syndrom bezeichnet, wenn mindestens drei der folgenden fünf Kriterien erfüllt sind:

RisikofaktorWerte
BauchumfangFrauen über 88 cm,
Männer über 102 cm
Triglyzerideüber 150 mg/dl bzw. 1,7 mmol/l
HDL-CholesterinFrauen unter 50 mg/dl bzw. 1,30 mmol/l,
Männer unter 40 mg/dl bzw. 1,03 mmol/l
Blutzuckerüber 110mg/dl bzw. 6,1 mmol/l (nüchtern)
Blutdrucküber 130 zu 85 mmHg

Die abdominale Adipositas mit übermäßigem inneren Bauchfett ist die Form der Adipositas, bei der die Wahrscheinlichkeit für ein Metabolisches Syndrom am größten ist. Die Konstellation von Risikofaktoren des Metabolischen Syndroms über viele Jahre führt nahezu unmerklich zu Schädigungen an großen und kleinen Blutgefäßen, was zu Konsequenzen an den versorgten Organen führt.

Die häufigsten Folgen betreffen die Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit, Angina pectoris, Herzinfarkt) und die das Gehirn versorgenden Gefäße (Schlaganfall).

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