Zecke beim Stich als Überträger von FSME
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FSME: Frühsommer-Meningoenzephalitis durch Zecken

Von: Julia Heidorn (Medizinjournalistin, Ernährungsberaterin und Kosmetikerin)
Letzte Aktualisierung: 12.05.2022 - 12:07 Uhr

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird durch mit einem bestimmten Virus infizierte Zecken übertragen. In den meisten Fällen verläuft FSME glimpflich, dann ähneln die Symptome denen einer Grippe. Selten nimmt die Krankheit einen schweren Verlauf und kann sogar zum Tod führen. Doch was ist FSME eigentlich genau? Welche Risikogebiete gibt es, wann ist die Impfung sinnvoll und welche Nebenwirkungen gehen damit einher? Im Folgenden erfahren Sie alles Wichtige über die Frühsommer-Meningoenzephalitis und die FSME-Impfung.

Was ist FSME?

Die Abkürzung FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Bei der Krankheit handelt es sich um eine Entzündung von Gehirn, Hirnhaut und/oder Rückenmark. Die Bereiche können einzeln, aber auch alle zusammen betroffen sein.

Die FSME wird durch einen Viruserreger ausgelöst, der zu den Flaviviren gehört und mit den Erregern von Gelbfieber und dem Denguefieber verwandt ist. In den meisten Fällen wird das Virus durch Zeckenstiche (umgangssprachlich fälschlicherweise als Zeckenbisse bezeichnet) übertragen. Selten treten FSME-Infektionen nach dem Genuss von Rohmilch von Schaf, Ziege oder Kuh auf. Von Mensch zu Mensch kann FSME nicht übertragen werden, die Krankheit ist also nicht ansteckend.

Je älter die betroffene Person ist, desto höher ist das Risiko eines schweren Verlaufs der Erkrankung. Eine Infektion mit FSME kann bleibende Schäden hinterlassen und sogar tödlich enden.

FSME: Symptome und erste Anzeichen

Nicht jede infizierte Zecke überträgt den Erreger auch auf den Menschen. Ist es zu einer Übertragung gekommen, dauert es eine bis zwei – höchstens aber vier – Wochen, ehe Symptome auftreten. Diese Phase nennt sich Inkubationszeit.

Die ersten Symptome einer FSME sind mit denen einer Grippe zu vergleichen:

Bei etwa neun von zehn Erkrankten treten entweder gar keine Symptome auf oder die Beschwerden dauern nur ein paar Tage an – die Infektion ist dann nach etwa einer Woche ausgestanden. Vor allem bei Kindern klingt sie meist ohne Komplikationen ab.

Schwerer Verlauf von FSME

Bei circa zehn Prozent der FSME-Betroffenen steigt das Fieber jedoch nach einer symptomfreien Zeit wieder an, es kommt zu einer zweiten Krankheitsphase. In diesen Fällen kann das Virus in unterschiedlichen Bereichen des zentralen Nervensystems Beeinträchtigungen verursachen. Meist kommt es nun zu einer Meningitis (Hirnhautentzündung), einer Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder einer Meningoenzephalitis (Hirnhaut- und Gehirnentzündung).

In seltenen Fällen ist auch das Rückenmark betroffen. Dann spricht man von einer Meningoenzephalomyelitis. Eine isolierte Entzündung des Rückenmarks ist extrem selten.

Schwere Verläufe betreffen vor allem ältere Menschen.

Welche Symptome treten beim schweren Verlauf der FSME auf?

Die Symptome eines schweren Verlaufs hängen davon ab, welche Bereiche von der Entzündung betroffen sind:

  • Manche Symptome einer Hirnhautentzündung sind eher diffus, dazu gehören Fieber, Kopfschmerzen und Übelkeit. Charakteristisch sind eine erhöhte Lichtempfindlichkeit und die Nackenstarre. Letztere ist typisch für Hirnhautentzündungen. Die Muskulatur des Nackens ist verspannt und schmerzt. Deshalb lässt sich das Kinn nicht auf die Brust senken. Eine Hirnhautentzündung, die durch das FSME-Virus verursacht wird, hat in der Regel stark ausgeprägte Symptome.
  • In Kombination mit einer Gehirnentzündung werden die Symptome noch schwerwiegender. Es kann zu Koordinations- und Lähmungserscheinungen sowie zu Zittern und Krampfanfällen kommen. Auch Hör- und Schluckbeschwerden sind möglich.
  • Ist zusätzlich das Rückenmark betroffen, fallen die Beschwerden noch gravierender aus. In diesem Fall kann es zu einer Lähmung der Muskulatur von Armen, Beinen, Hals und Gesicht kommen. Die ebenfalls mögliche Atemlähmung ist lebensgefährlich.

Wie erfolgt die Diagnose der Frühsommer-Meningoenzephalitis?

Erster Schritt bei der Diagnostik ist zunächst ein Anamnese-Gespräch. Dabei wird durch den*die Arzt*Ärztin abgefragt, ob es einen Zeckenstich gab und ob eine FSME-Impfung vorliegt. In der Regel wird FSME mithilfe von Blutuntersuchungen diagnostiziert, denn neben verschiedenen Entzündungsparametern finden sich im Blut meist spezifische Antikörper gegen FSME.

Üblicherweise handelt es sich dabei um Immunglobulin M, kurz IgM, eine spezielle Antikörper-Untergruppe. In seltenen Fällen können die IgM-Antikörper trotz einer Infektion aber auch nicht erhöht sein. Dann wird bei Verdacht auf FSME ein möglicher Anstieg von IgG-Antikörpern über den Verlauf von zwei Wochen kontrolliert. Ergänzend können auch eine Untersuchung der Rückenmarks- und Gehirnflüssigkeit erfolgen und bildgebende Verfahren eingesetzt werden.

Eine frühzeitige Diagnose von FSME ist von Vorteil, da eine rechtzeitig eingeleitete Behandlung dazu beitragen kann, Langzeitschäden und Spätfolgen zu verhindern.

Jede FSME-Infektion ist meldepflichtig. Spätestens 24 Stunden nach der Diagnose muss das Gesundheitsamt über die Erkrankung informiert werden.

Behandlung von FSME

Es gibt keine Medikamente, die die FSME-Viren bekämpfen. Das erschwert die Behandlung. Im Gegensatz zur Borreliose, die ebenfalls durch Zecken übertragen wird, ist FSME daher nicht medikamentös heilbar.

Die Therapie erfolgt lediglich symptomatisch. Neben Medikamenten wie Krampflösern und Schmerzmitteln kommen, je nach Ausprägung der Symptome, auch nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Krankengymnastik oder Logopädie zum Einsatz.

Betroffenen wird – ergänzend zu anderen Maßnahmen – zu strikter Bettruhe geraten. In schweren Fällen kann sogar eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich sein.

Wie gefährlich ist FSME wirklich?

Ist die eigentliche Infektion überstanden, kann es in Einzelfällen zu Spätfolgen kommen. Manche klingen im Laufe von einigen Wochen oder Monaten ab, manche sind dauerhaft. Das können Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit, aber auch neurologische Probleme wie Sprachstörungen, Konzentrationsprobleme, Lähmungen und Anfallsleiden sein.

Das Sterberisiko bei einer Frühsommer-Meningoenzephalitis liegt im Durchschnitt bei etwa einem Prozent. Wenn Gehirn, Hirnhäute und Rückenmark gemeinsam betroffen sind, ist das Risiko mitunter deutlich höher.

Wie viele Zecken haben FSME?

Längst nicht jede Zecke überträgt das FSME-Virus. Zudem ist das Risiko, dass eine Zecke das FSME-Virus übertragen kann, in bestimmten Gegenden höher als in anderen – man spricht von FSME-Risikogebieten. Aber auch dort sind es laut Robert Koch-Institut (RKI) lediglich eine bis fünfzig von eintausend Zecken.

FSME-Risikogebiete: Welche Gebiete sind betroffen?

Das RKI bietet eine aktuelle Karte der FSME-Gebiete, aufgeteilt nach Landkreisen. In Deutschland sind vor allem Bayern und Baden-Württemberg sowie der Süden von Hessen, Thüringen und Sachsen betroffen, aber auch Teile anderer Bundesländer.

Andere betroffene Länder in Europa sind beispielsweise Österreich, Polen, Dänemark, Schweden und Norwegen. Informieren Sie sich vor einem Urlaub, ob Ihr Reiseziel zu den Risikogebieten zählt.

Wie kann ich mich vor FSME schützen?

Um einer Übertragung von Krankheiten durch Zeckenstiche vorzubeugen, ist es ratsam, geeignete Maßnahmen zur Abwehr von Zecken zu ergreifen, insbesondere während der Zeckensaison im Zeitraum von März bis November. Wie Sie sich vor Zeckenstichen schützen können, erfahren Sie hier.

Der einzige sichere Schutz ist jedoch eine FSME-Impfung, umgangssprachlich auch Zeckenimpfung genannt. Doch Achtung: Die Impfung beugt ausschließlich einer Frühsommer-Meningoenzephalitis vor. Es handelt sich nicht um eine Borreliose-Impfung! Gegen diese ebenfalls durch Zeckenstiche übertragbare Erkrankung ist der Impfstoff wirkungslos.

Auch wenn nur ein geringer Anteil aller Zecken tatsächlich FSME überträgt, ist die Impfung sinnvoll. Die Krankheit kann mitunter zum Tode führen und es gibt keinen zur Behandlung einsetzbaren Wirkstoff gegen den Erreger.

Die Impfung muss jedoch vorbeugend erfolgen: Eine nachträgliche Impfung im Anschluss an den Biss einer mit Viren infizierten Zecke ist wirkungslos.

FSME-Impfung: Wer sollte sich impfen lassen?

Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt die Impfung gegen FSME allen Menschen, die in einem Risikogebiet leben und oft in der Natur sind, etwa Personen, die ihre Freizeit gern im Freien verbringen. Forstarbeiter*innen und Angehörigen ähnlicher Berufe wird die Impfung generell empfohlen. Auch Personen, die in entsprechenden Laboren arbeiten, sollten sich impfen lassen.

Für Menschen, die in Risikogebieten leben, werden die Kosten für die FSME-Impfung von den Krankenkassen übernommen. Ausgenommen sind hier Personengruppen, die die Impfung aus beruflichen Gründen benötigen. Hier übernimmt der Arbeitgeber die Kosten.

Urlaub in FSME-Risikogebiet

Vor dem Urlaub in einem Risikogebiet sollten Sie sich reisemedizinisch beraten lassen. Empfohlen wird die Impfung auch bei Reisen mit möglicher Zeckenexposition in deutsche oder ausländische FSME-Risikogebiete. Falls Sie wegen einer privaten Reise eine Impfung benötigen, kann es sein, dass Sie die Kosten selbst tragen müssen. Sprechen Sie dies aber im Einzelfall mit Ihrer Krankenkasse ab.

FSME-Impfung für Kinder

Weil sie besonders häufig von Zecken gestochen werden, empfiehlt sich die FSME-Impfung für Kinder nach individueller Abwägung in der Regel ganz besonders. Für sie wird ein spezieller Impfstoff verwendet. Kinder können ab der Vollendung des ersten Lebensjahres geimpft werden.

Impfung nach überstandener FSME-Infektion

Höchstwahrscheinlich ist man nach einer überstandenen Erkrankung gegen den Erreger immun. Allerdings ist noch nicht ausreichend erforscht, ob diese Immunität tatsächlich lebenslang anhält. Daher sollten sich auch diese Personen impfen lassen, wenn sie zur Risikogruppe gehören.

Zeckenimpfung in Schwangerschaft und Stillzeit

Beim FSME-Impfstoff handelt es sich um ein inaktiviertes Virus. Deshalb ist eine Impfung während der Schwangerschaft grundsätzlich möglich, sollte aber nur nach Nutzen-Risiko-Abwägung und sicherheitshalber erst ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel erfolgen. Auch in der Stillzeit kann die FSME-Impfung erfolgen.

Wie oft muss die FSME-Impfung erfolgen?

Um eine Grundimmunisierung zu erreichen, sind drei Impfungen notwendig. Das Impfschema ist abhängig vom verwendeten Impfstoff. In Deutschland werden die Impfstoffe FSME-Immun® und Encepur® eingesetzt.

Um den vollen Schutz zu erreichen, wird die Impfung im Abstand von mehreren Monaten wiederholt. Bei Erwachsenen ergibt sich folgender Plan für das Impfschema:

  1. Die erste Dosis wird verabreicht.
  2. Ein bis drei Monate später folgt die zweite Dosis.
  3. Die dritte Dosis wird fünf bis zwölf (FSME-Immun®) beziehungsweise neun bis zwölf (Encepur®) Monate nach der zweiten verabreicht.

Wenn zeitnah ein Impfschutz erreicht werden soll, etwa weil kurzfristig eine Reise in ein Gebiet mit FSME-Verbreitung ansteht, können die einzelnen Dosen in kürzeren Abständen verabreicht werden.

Auffrischung: Wie lange hält die FSME-Impfung?

Die erste Auffrischung sollte nach drei Jahren erfolgen, im Anschluss daran im Rhythmus von fünf Jahren. Menschen über sechzig Jahre hingegen sollten sich weiterhin alle drei Jahre gegen FSME impfen lassen.

Wann sollte man mit der FSME-Impfung beginnen?

Grundsätzlich kann die erste Dosis der FSME-Impfung jederzeit verabreicht werden. Damit man aber bereits zu Beginn der Zeckensaison geschützt ist, ist es ratsam, die erste Spritze in den Wintermonaten zu verabreichen.

Zwei Wochen nach der zweiten Impfdosis besteht bei den meisten Menschen bereits ein vorläufiger Schutz – die langfristige Schutzwirkung wird jedoch erst durch die dritte Impfung sichergestellt.

FSME-Impfung: Nebenwirkungen

Alle Impfungen können lokale Impfreaktionen wie Schwellungen, Rötungen oder Schmerzen an der Einstichstelle verursachen. Das gilt auch für die FSME-Impfung.

Weitere Nebenwirkungen der Impfung, die in den ersten Tagen nach der Verabreichung auftreten können, sind diffuse Symptome wie:

  • erhöhte Temperatur oder Fieber
  • Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen
  • Magen-Darm-Probleme
  • ein allgemeines Krankheitsgefühl, Mattigkeit
  • Schmerzen und Rötungen an der Einstichstelle

In den meisten Fällen klingen diese Impfreaktionen nach kurzer Zeit von selbst ab. Sehr selten treten darüber hinaus Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle auf.

In Einzelfällen kann die FSME-Impfung vor allem bei Erwachsenen Nebenwirkungen in Form von schweren und dauerhaften Schädigungen des Nervensystems zur Folge haben. Diese zeigen sich insbesondere durch Lähmungen. Das Risiko für solche Spätfolgen ist jedoch äußerst gering.

Bei einer Allergie auf Hühnereiweiß sollte die FSME-Impfung nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiken erfolgen.

Bis 2003 war zudem eine passive Impfung gegen FSME in Deutschland verfügbar. Nach Verabreichung dieser Impfung kam es vereinzelt zu schweren FSME-Krankheitsverläufen. Da auch die Schutzwirkung nicht eindeutig belegt war, gibt es diese Impfung mittlerweile nicht mehr.

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