Pocken-Impfung
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Pocken als Gefahr für die Gesundheit

Von: Robert Koch-Institut
Letzte Aktualisierung: 31.08.2016 - 14:22 Uhr

Der letzte Fall von Pocken (lat. Variola) wurde Ende der 1970er Jahre in Somalia dokumentiert. 1967 hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO eine weltweite Impfaktion zur Ausrottung der Pocken gestartet, nachdem in Europa eine regelrechte Pockenepidemie ausgebrochen war. Da die Pocken-Impfung allerdings mit starken Risiken verbunden ist, wurde die Impfpflicht in Deutschland bereits im Folgejahrzehnt wieder aufgehoben. Am 8. Mai 1980 erklärte die WHO die Welt für pockenfrei.

Pockenepidemien weltweit

Noch im 18. und 19. Jahrhundert führten Pocken, auch Blattern genannt, zum Tod von ca. 70 Prozent der Infizierten. Die Überlebenden waren entstellt oder litten unter den Komplikationen wie Lähmungen, Erblindung und Taubheit. Die erste genaue Beschreibung der Erkrankung stammt aus Arabien (ca. 900 n.Chr.).

Aber schon viele Jahrhunderte vorher waren die Pocken bekannt. Davon zeugen Überlieferungen um 1.500 v.Chr. aus China. Mit den spanischen Eroberern kamen die Pocken nach Amerika und waren verantwortlich für den Untergang der Inka und Azteken - es soll über drei Millionen Tote gegeben haben. Auch berühmte Männer wie Stalin, Beethoven oder Mozart litten an den Pocken.

Krankheitsbilder der Pocken

Das Pockenvirus wird nach 8 bis 14 Tagen Inkubationszeit durch Tröpfchen- und Schmierinfektionen übertragen, z.B. über Niesen oder Kleidungsstücke. Die hochkomplexen Viren schützen ihre DNA, also ihre Erbinformation, mit einer sehr resistenten Eiweißhülle. Die gefährlichen echten Pocken beginnen ähnlich wie eine Grippe mit Fieber und Gliederschmerzen sowie Bronchitis und Schnupfen.

Nach etwa zwei Tagen kommt Hautausschlag hinzu. Das Fieber geht zunächst zurück, um dann immer wieder und weiter anzusteigen, Infizierte leiden unter Delirien und Desorientierung.

Dabei bilden sich anfangs fast am ganzen Körper blassrote Flecken, die jucken und zu Knoten anschwellen. Sie werden zu Eiterbläschen, die später eintrocknen, einen Schorf bilden, stark jucken und anschließend Narben bilden. Zwischen 20 und 50 Prozent der Patienten sterben.

Eine sehr schwere Verlaufsform der Pocken sind die "schwarzen Blattern" (Variola haemorrhogica): die Haut, Schleimhäute und inneren Organe bluten, schon nach wenigen Tagen sterben die meisten Patienten.

Die weißen Pocken (Variola minor) hingegen verlaufen weitaus weniger heftig, die Todesrate liegt bei einem bis fünf Prozent - doch ist man nach einer Infektion mit den weißen Pocken nicht vor einer Ansteckung mit den echten Pocken gefeit.

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Impfungen

Die ersten positiven Versuche, einen Impfstoff gegen die Viren zu erzielen, gelangen dem englischen Arzt E. Jenner 1798. Er führte seine Versuche unter der Genehmigung des Vaters an einem kleinen Jungen durch, indem er ihm zuerst eine geringe Dosis an Tierpocken injizierte. Nachdem die Infektion ausgeheilt war versuchte er es mit der Injektion von menschlichen krankmachenden Pocken - mit Erfolg.

Da ab 1975 in Deutschland keine Pockenimpfungen mehr stattgefunden haben sind alle später Geborenen völlig ungeschützt. Aber auch die Geimpften haben, so vermuten die Ärzte, keinen ausreichenden Impfschutz mehr, da die Impfungen alle fünf bis zehn Jahre aufgefrischt werden müssen.

Bei einer Impfung in den Oberarm gibt es nur an dieser Stelle eine Hautreaktion mit Pustelbildung, die meist ohne Komplikationen abheilt. Doch es gibt auch Impfschäden: Statistisch stirbt eine von 800.000 geimpften Personen, bei einer Immunisierung aller 80 Millionen Bundesbürger gäbe es 100 Tote. Schwere Impfschäden wie Hirnhautentzündung würden mehrere Hundert Personen treffen.