Frau mit Tennisarm
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Tennisarm (Tennisellenbogen): Symptome und Behandlung

Von: Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.12.2022 - 15:19 Uhr

An einem Tennisarm, genauer gesagt einem Tennisellenbogen, leiden nicht nur Menschen, die viel Sport treiben. Alle, die eintönige Tätigkeiten mit den Armen und Händen ausführen und die Unterarmmuskulatur stark belasten, können sich einen Tennisarm zuziehen. Zu den typischen Symptomen gehören unter anderem Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Tennisarm zu behandeln, unter anderem spezielle Bandagen oder Übungen, um die Schmerzen zu lindern. Was aber am dringendsten benötigt wird, ist Geduld. Denn bis der Tennisarm ganz ausgeheilt ist, kann es mehrere Monate dauern.

Was ist ein Tennisarm?

Ein Tennisarm oder Tennisellenbogen (Epicondylitis humeri radialis) ist ein Reizzustand des Ellenbogens, der durch Schmerzen gekennzeichnet ist. Er entsteht durch eine Überbelastung der Unterarmmuskulatur, die am Ellenbogen beginnt. Die Sehnenansätze der Muskeln im Unterarm werden durch immer gleiche oder ungewohnt intensive Bewegungsabläufe gereizt und verletzt. Dadurch kann es zu einer Entzündung und zu Schmerzen an der äußeren Seite des Ellenbogens oder sogar im ganzen Arm kommen.

Ein Tennisarm tritt ungefähr bei zwei Prozent der Bevölkerung auf und am häufigsten in einem Alter zwischen 40 und 60 Jahren.

Was sind die Ursachen für einen Tennisellenbogen?

Einseitige Bewegungen des Unterarms und der Hände können die Muskeln und Sehnen am Ellenbogen stark belasten. Dazu gehören beispielsweise:

  • Sportarten wie Tennis, Rudern, Badminton oder Krafttraining
  • handwerkliche Tätigkeiten wie Schraubendrehen, Abschleifen, Malern oder Hämmern
  • Bedienung von Computermaus, Tastatur oder Supermarktkasse
  • Heben von schweren Gegenständen, beispielsweise bei einem Umzug
  • Spielen von Musikinstrumenten wie Klavier, Schlagzeug oder Streichinstrumente

Dies kann zu kleinen Verletzungen am Ansatz der Muskelsehnen führen. Bei dauerhafter Über- oder Fehlbelastung kommt es außerdem zu Verschleißerscheinungen. All dies führt schließlich zu Entzündungen und zu einem Tennisarm.

Neben diesen Ursachen kann ein Tennisarm auch durch falsches Schlafen, das heißt durch eine falsche Schlafposition ausgelöst werden. Dies geschieht beispielsweise beim Schlafen in Seitenlage, wenn der Arm stark gebeugt und als Kopfstütze verwendet wird.

Zudem wird angenommen, dass auch eingeklemmte Nerven oder Probleme mit der Bandscheibe in der Halswirbelsäule einen Reizzustand am Ellenbogen auslösen können. Auch muskuläre Auslöser sind möglich. Kommt es in Rücken, Nacken oder den Schultern zu einer andauernden Spannung der Muskeln, dann kann sich diese bis in den Arm fortsetzen. Dadurch werden die Sehnenansätze am Ellenbogen gereizt und es entstehen die typischen Schmerzen.

Welche Symptome gibt es beim Tennisarm?

Folgende Symptome sind charakteristisch für einen Tennisarm:

  • ziehende oder brennende Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens (oft nur bei Bewegung oder Berührung des Ellenbogens)
  • ausstrahlende Schmerzen in den restlichen Arm und die Hand
  • Kraftlosigkeit im Arm und dadurch Beeinträchtigung alltäglicher Tätigkeiten (beispielsweise beim Anziehen oder beim Heben von Gegenständen)

Wann sollte man mit einem Tennisarm zum Arzt?

Treten die typischen Beschwerden eines Tennisarms auf, insbesondere Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens bei Bewegung des Arms oder Berührung, sollte mit dem Besuch einer Arztpraxis nicht zu lange gewartet werden. Denn je früher die Diagnose gestellt und mit einer angemessenen Behandlung begonnen wird, desto besser sind die Chancen auf eine schnelle Heilung.

Wie wird ein Tennisellenbogen diagnostiziert?

Zunächst macht sich der*die Arzt*Ärztin ein genaues Bild von den Symptomen. Es werden verschiedene Fragen gestellt, beispielsweise:

  • Wann traten die Beschwerden zum ersten Mal auf und wie fühlen sie sich genau an?
  • In welchen Situationen kommt es zu Schmerzen: in Ruhe oder nur bei Belastung?
  • Welche berufliche und sportliche Tätigkeit wird ausgeführt?
  • Gab es in der Vergangenheit Verletzungen oder Erkrankungen an den Knochen von Armen, Händen oder an der Wirbelsäule?

Insbesondere die Art der Schmerzen ist wichtig, um den Tennisarm von anderen Krankheiten zu unterscheiden. So macht sich eine Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen durch ein pralles und schmerzhaftes Gefühl am gesamten Gelenk bemerkbar. Es kann zudem zu einer Schwellung und Rötung der Haut kommen.

Stechende Schmerzen sowie ein knirschendes Geräusch bei Bewegung des Gelenks sind dagegen charakteristisch für eine Sehnenscheidenentzündung. Auch diese Erkrankung kann durch wiederholte, gleichförmige Bewegungen ausgelöst werden.

Außerdem umfasst der Arztbesuch eine körperliche Untersuchung. Der Arm wird abgetastet und auf Druckschmerz rund um den Ellenbogen getestet. Es wird auch geprüft, welche Bewegungen Schmerzen auslösen. Dabei können verschiedene Tests zum Einsatz kommen, mit denen Dehnungsschmerz oder Anspannungsschmerz der Muskulatur ausgelöst werden.

Zwei einfache, häufig durchgeführte Tests laufen folgendermaßen ab:

  • Den Arm mit der Handfläche nach unten gerade ausstrecken. Mit der Hand gegen einen Widerstand nach oben drücken.
  • Den Arm ausstrecken und die Unterseite des Arms nach innen drehen. Dann wird ein Stuhl an der Lehne (oder ein ähnlicher Gegenstand) mit der Hand angehoben.

Kommt es dabei zu Schmerzen am Ellenbogen, deutet das auf einen Tennisarm hin.

Oft kann eine eindeutige Diagnose schon auf Basis dieser Untersuchungen gestellt werden. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder Magnetresonanztomografie (MRT) kommen eher selten zum Einsatz. Sie sind dann erforderlich, wenn andere Krankheiten, zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall, Arthrose oder eine Schleimbeutelentzündung, als Ursache für die Beschwerden ausgeschlossen werden sollen.

Bandage, Hausmittel & Co.: Welche Behandlung gibt es bei einem Tennisarm?

Ziel jeder Behandlung eines Tennisarms ist es, die Schmerzen zu lindern und eine gewisse Beweglichkeit und Belastbarkeit des Arms zu erreichen. In den allermeisten Fällen reicht eine konservative Behandlung aus. Die konservative Therapie steht der operativen Behandlung (OP) gegenüber und umfasst folgende Methoden, die häufig miteinander kombiniert werden:

  • Schonung des Arms beziehungsweise Verzicht auf Sport: Die gereizten Sehnen und Muskeln sollen in den ersten Wochen nach Beginn der Beschwerden zur Ruhe kommen, etwaige Verletzungen können heilen.
  • Schmerzlinderung durch Kälte- oder Wärmeanwendungen: Dieses Hausmittel ist sehr einfach anzuwenden. Bei akuten Schmerzen kann es helfen, den betroffenen Bereich zu kühlen. Besteht der Tennisarm schon länger, hat es sich bewährt, diesen zu wärmen. Dadurch wird die Durchblutung gefördert und die Muskeln können entspannen.
  • Medikamentöse Schmerzlinderung: Schmerzmittel wie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), dazu gehören Ibuprofen und Diclofenac, können kurzzeitig eingenommen werden, um die Schmerzen zu lindern und eine Entzündung zu hemmen.
  • Salbenverbände: Auch mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Salben kann ein Tennisarm behandelt werden. Die Salben können einmassiert oder in Form eines Salbenverbands über Nacht aufgebracht werden.
  • Spange: Die sogenannte Epicondylitis-Spange ist ein elastisches Band mit einem Druckpolster. Dieses wird auf den schmerzenden Bereich der Außenseite des Ellenbogens angebracht. Es kann die Durchblutung fördern und zu einer schnelleren Heilung beitragen.
  • Manschette: Ähnlich wie die Spange wird eine Manschette am Ellenbogen mit Klettversschlüssen angebracht. Die Manschette soll den Ellenbogen entlasten und die Heilung unterstützen.
  • Tapen: Mithilfe eines Tapes (Kinesiotape), das auf den Arm geklebt wird, sollen die überlastete Unterarmmuskulatur und die Sehnenstränge entlastet und stabilisiert werden.
  • Bandage: Die Tennisarm-Bandage (Ellenbogenbandage, auch Orthese genannt) kann zur Vorbeugung des Tennisarms und zur Vermeidung eines Rückfalls getragen werden. Sie stabilisiert und entlastet den Ellenbogen – ob sie bei akuten Beschwerden hilfreich ist, ist aber wissenschaftlich umstritten.
  • Massage: Mit einer speziellen Massagetechnik, der sogenannten Quermassage (Querfriktion), werden in der Physiotherapie die Muskeln und Sehnen mobilisiert und Verklebungen gelöst.
  • Ultraschallbehandlung: Durch Bestrahlung des Arms mit Ultraschallwellen wird das Gewebe erwärmt, wodurch die Durchblutung angeregt und der Heilungsprozess unterstützt werden sollen.
  • Extrakorporale Stoßwellentherapie (EWST): Mit kurzen, energiereichen Stoßwellen soll die Durchblutung und die körpereigene Heilung der Sehnen angeregt werden.
  • Reizstrombehandlung (Iontophorese): Eine weitere Möglichkeit ist die Behandlung der Schmerzen mit Reizstrom. Möglicherweise hemmt der Strom die Weiterleitung des Schmerzreizes von Entstehungsort zum Gehirn.
  • Injektionen: In der Arztpraxis können entzündungshemmende Medikamente wie Kortison oder Schmerzmittel direkt in den betroffenen Bereich des Arms gespritzt werden. Oft bessern sich die Beschwerden sofort. Die Behandlung ist jedoch schmerzhaft. Zudem kann es zu Infektionen oder Sehnenschäden kommen.

Eine OP wird nur dann empfohlen, wenn die konservative Behandlung auch nach einem halben Jahr keine Besserung der Beschwerden gebracht hat. Zur Entlastung der Sehne kann diese eingekerbt werden. Zusätzlich ist es möglich, den Nerv zu durchtrennen, der für die Schmerzen verantwortlich ist. Es wurde bisher jedoch kaum untersucht, ob eine OP am Tennisellenbogen wirklich nutzbringend ist.

Außerdem gibt es zahlreiche Übungen zur Dehnung und Kräftigung von Muskeln und Sehnen. Diese können nach Anleitung einfach zu Hause durchgeführt werden.

Tennisarm mit Übungen behandeln

Regelmäßige Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie des Tennisellenbogens. Ein leichtes, exzentrisches Training (also eine Dehnung und Verlängerung der Muskulatur) sollte jeden Tag über einen Zeitraum von drei Monaten durchgeführt werden, ohne den Arm zu stark zu belasten. Es dient dazu, die Streckmuskulatur im Unterarm – die bei einem Tennisarm nicht nur gereizt, sondern meistens auch durch das Zusammenwachsen der Sehnen verkürzt ist – zu dehnen und gleichzeitig zu kräftigen. Dadurch können die Schmerzen verringert und der Heilungsprozess kann beschleunigt werden. Reine Dehnübungen helfen dabei, die Beweglichkeit von Arm und Handgelenk zu verbessern.

Übung 1: exzentrisches Training

Folgenende Übung kann bei einem Tennisarm helfen:

  1. Nehmen Sie eine kleine, leichte Hantel oder eine entsprechend gefüllte Wasserflasche in die Hand.
  2. Legen Sie den betroffenen Arm auf einen Tisch und lassen die Hand mit der Hantel über die Tischkante hängen. Der Handrücken sollte nach oben zeigen.
  3. Helfen Sie mit der anderen, freien Hand, die Hantel soweit es geht nach oben anzuheben.
  4. Dann senken Sie die Hand mit der Hantel langsam ab.

Diese Übung sollten Sie 10 bis 15 Mal wiederholen und nach einer kleinen Pause zwei weitere Durchgänge ausführen. Achten Sie darauf, Überanstrengungen Ihres Armes zu vermeiden.

Übung 2: Dehnen

Auch diese Übung ist zur Verbesserung der Symptome geeignet:

  1. Strecken Sie den betroffenen Arm gerade nach vorne aus, sodass der Handrücken nach oben zeigt.
  2. Lassen Sie das Handgelenk locker, sodass die Hand nach unten fällt.
  3. Ziehen Sie mit der anderen Hand die Hand des betroffenen Arms sanft Richtung Körper. Der Arm bleibt gestreckt.
  4. Sie sollten eine Dehnung an der Oberseite des Unterarms spüren.
  5. Halten Sie diese Dehnung für etwa 30 bis 45 Sekunden.

Nach der Übung sollten Sie 30 Sekunden Pause machen und danach drei Wiederholungen durchführen.

Krankmeldung: Darf man mit Tennisarm arbeiten?

Ob man mit einem Tennisarm arbeiten kann und darf, hängt von verschiedenen Faktoren ab – unter anderem davon, welchen Beruf man ausübt und wie stark die Beschwerden sind. Diese sind individuell sehr unterschiedlich, daher kann zur Dauer einer Krankmeldung keine pauschale Aussage getroffen werden.

Meist ist es so, dass Tätigkeiten und Bewegungen, die den Arm belasten, nach Möglichkeit für eine gewisse Zeit vermieden werden sollten, bis die akuten Beschwerden sich gebessert haben. Das ist vor allem bei Personengruppen wichtig, die viel mit ihren Händen und Armen arbeiten, oder bei denen die Symptome des Tennisellenbogens erst durch eine Überlastung am Arbeitsplatz zustande gekommen sind.

Am besten ist es, einen Termin in einer Arztpraxis zu vereinbaren, um die Behandlungsoptionen und die weitere Vorgehensweise zu besprechen.

Tennisarm, Golferarm oder Mausarm: Was ist der Unterschied?

Im Gegensatz zum Tennisellenbogen, bei dem die Schmerzen vor allem an der Außenseite des Ellenbogens auftreten, kommt es beim sogenannten Golferarm, beziehungsweise Golferellenbogen, zu Symptomen an der Innenseite des Ellenbogens. Die Therapie beider Erkrankungen ist jedoch sehr ähnlich.

Beim Mausarm treten die Schmerzen vor allem in der Hand, im Handgelenk und im Unterarm auf. Ein Mausarm ist unter anderem auf sich ständig wiederholende Bewegungsabläufe bei der Arbeit an der Computermaus zurückzuführen. Er wird auch als RSI-Syndrom bezeichnet (RSI = Repetitive-Strain-Injury).