Leukämie als Form von Blutkrebs
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Leukämie (Blutkrebs) – Ursachen und Entstehung

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.03.2016 - 14:17 Uhr

Leukämie, umgangssprachlich auch Blutkrebs genannt, bezeichnet verschiedene Arten von Krebserkrankungen, die durch bösartige Veränderungen der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) im Knochenmark oder Lymphsystem entstehen. In der Folge ist die Blutbildung gestört und es werden zunehmend nicht funktionsfähige Leukozyten gebildet, welche die gesunden Blutzellen verdrängen. In Deutschland erkranken pro Jahr mehr als 11.400 Menschen an Leukämie – von kleinen Kindern bis zu alten Menschen kann jeder betroffen sein.

Welche Leukämiearten gibt es?

Es werden verschiedene Leukämiearten unterschieden. Die wichtigsten sind:

  • akute lymphatische Leukämie (ALL)
  • akute myeloische Leukämie (AML)
  • chronisch lymphatische Leukämie (CLL)
  • chronisch myeloische Leukämie (CML)

Daneben existiert eine ganze Reihe verwandter Formen. Die Abgrenzung der chronischen Formen der Leukämie zu den "Non-Hodgkin-Lymphomen", also verschiedenen Formen des bösartigen Lymphknotenkrebses, ist fließend.

Leukämie: Ursachen und Risikofaktoren

Bis heute ist noch nicht genau klar, was die Ursachen von Blutkrebs sind. Allerdings sind einige Risikofaktoren dafür bekannt oder stehen im Verdacht, das Risiko für bestimmte Formen von Leukämie zu erhöhen:

  • Ionisierende Strahlung
  • Medikamente bzw. Chemikalien (z. B. Zytostatika als Krebsmittel für die Chemotherapie, Benzol)
  • Bestimmte Viren (z. B. Human T-cell Leukemia Virus = HTLV, ein Verwandter des HIV, dem AIDS-Erreger)
  • Genetische Veranlagung (z. B. erkranken Zwillingsgeschwister häufiger; bei der CML - chronisch myeloische Leukämie - kann oft das "Philadelphia-Chromosom" gefunden werden)

Wie funktioniert die Blutbildung?

Um zu verstehen, was Leukämie ist, hilft es, zunächst die Vorgänge bei der Blutbildung zu betrachten. Im Knochenmark und Lymphsystem, also den blutbildenden Organen, werden aus gemeinsamen Vorläuferzellen, den Stammzellen, über mehrere Reifungsstufen die verschiedenen Blutzellen produziert:

  • rote Blutkörperchen (Erythrozyten) für den Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport
  • weiße Blutkörperchen (Leukozyten) für die Immunabwehr
  • Blutplättchen (Thrombozyten) für die Blutgerinnung

Die Leukozyten unterteilen sich in drei Untergruppen:

Was passiert bei Leukämie im Körper?

Die drei Untergruppen der weißen Blutkörperchen haben unterschiedliche Aufgaben und werden im gesunden Körper genau in der Menge neu produziert und ins zirkulierende Blut abgegeben, in der sie zugrunde gehen. Dieser fein ausbalancierte Mechanismus bedarf einiger Steuer- und Kontrollfunktionen. Unter anderem gibt es Hemmmechanismen, die eine Überproduktion verhindern.

Bei den verschiedenen Formen der Leukämie ist nun diese Hemmfunktion gestört und bösartige Zellen können sich ungehindert teilen. Im Gegensatz zu den gesunden Zellen entwickeln sich diese Leukozyten aber nicht soweit, dass sie ihre normale Funktion erfüllen könnten.

Stattdessen werden unreife Vorstufen der Leukozyten ins Blut abgegeben, die auch als Blasten bezeichnet werden. Diese verdrängen durch ihre enorme Anzahl die normale Blutbildung im Knochenmark, was zu den typischen Symptomen führt. Die Menge dieser Zellen kann so groß sein, dass das Blut der Patienten weißlich statt rot erscheint – daher auch der Name Leukämie (= weißes Blut).

Warum gibt es verschiedene Leukämiearten?

Die Unterscheidung der verschiedenen Arten von Blutkrebs erfolgt anhand verschiedener Kriterien:

  • Je nachdem, welche Zellart betroffen ist, unterscheidet man myeloische und lymphatische Leukämien. Diese werden mittels mikroskopischer, zytochemischer (z. B. Zellfärbung) und immunologischer Untersuchungen weiter in einzelne Formen unterteilt.
  • Je nachdem wie reif die gebildeten Zellen sind, unterteilt man in reifzellige und unreifzellige Leukämien.
  • In Abhängigkeit von der Leukozytenzahl im Blut spricht man von einer subleukämischen bzw. aleukämischen (normale bzw. verringerte Anzahl) oder leukämischen Form (Anzahl erhöht).
  • Je nach klinischem Verlauf lassen sich akute und chronische Formen unterscheiden.
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Akute und chronische Leukämie: Unterschiede

Die akuten Formen der Leukämie sind dadurch gekennzeichnet, dass viele unreife Zellen ins Blut abgegeben werden, sodass sie ohne Therapie schnell tödlich verlaufen. Auf der anderen Seite sind sie durch eine Behandlung besser heilbar. Akute Leukämie kann bereits bei Kindern auftreten.

Bei den chronischen Formen hingegen finden sich vor allem reife Zellen im Blut. Die chronischen Formen von Blutkrebs verlaufen schleichend und häufig über Jahre bis Jahrzehnte, daher werden sie oft nur zufällig entdeckt. Eine Heilung oft nicht möglich. Die chronische Leukämie tritt vor allem im mittleren und späten Erwachsenenalter auf.