Arzt tastet Lymphom am Hals einer Frau ab
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Lymphom: Symptome und Formen

Von: Dr. med. Silvana Schönit (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 29.03.2022 - 10:22 Uhr

Unter dem Begriff "Lymphom" lassen sich verschiedene bösartige (maligne) und gutartige (benigne) Tumorerkrankungen zusammenfassen. Diese betreffen das sogenannte lymphatische System, zu dem unter anderem die Lymphknoten gehören. Was genau ist ein Lymphom und wie gefährlich ist es? Lesen Sie hier, in welche Unterformen sich Lymphome unterteilen lassen und wie sich die verschiedenen Arten in Bezug auf Symptome, Therapie und Lebenserwartung unterscheiden.

Was ist ein Lymphom?

Lymphome sind Tumorerkrankungen, die das lymphatische System betreffen. Dieses ist dafür zuständig, Krankheitserreger ausfindig zu machen und zu eliminieren, es gehört also zum Immunsystem. Das lymphatische System besteht aus den Lymphgefäßen, Lymphknoten und den Lymphorganen, wie der Milz oder den Rachenmandeln. Klassischerweise zeigt sich ein Lymphom durch vergrößerte Lymphknoten.

Welche verschiedenen Formen von Lymphomen gibt es?

Man unterteilt die Lymphome in benigne, also gutartige, und maligne, also bösartige Lymphome.

Zu der Gruppe der gutartigen Lymphome zählt beispielsweise das Borrelien-Lymphozytom, welches durch die von der Zecke übertragenen Bakterien Borrelien ausgelöst wird. Gekennzeichnet ist das Krankheitsbild durch vereinzelte blaurote Schwellungen der Haut. Typischerweise sind die Brustwarzen, Ohrläppchen oder der Genitalbereich von den Schwellungen betroffen. Außerdem zählen die gutartigen Lymphknotenvergrößerungen im Rahmen des Pfeiffer'schen Drüsenfiebers ("Kissing disease") im weiteren Sinne ebenfalls zu dieser Gruppe.

Infektionskrankheiten im Allgemeinen gehen gehäuft mit vergrößerten Lymphknoten einher. Dabei deutet die Vergrößerung auf eine gesteigerte Tätigkeit des Immunsystems im Rahmen der Infektionskrankheit hin. Auch wenn diese gutartigen, entzündlichen Veränderungen in der Fachliteratur mitunter ebenfalls den Lymphomen zugeordnet werden, handelt es sich hierbei nur im weitesten Sinne um ein Lymphom.

Die malignen Lymphome lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Die Hodgkin-Lymphome und die Non-Hodgkin-Lymphome, wobei sich letztere in viele weitere Untergruppen und -formen unterteilen lassen. Eine Gemeinsamkeit beider Gruppen ist, dass ihre Ursache in entarteten Lymphzellen liegt, die sich unkontrolliert vermehren. Die Unterscheidung zwischen den beiden Gruppen und deren Unterformen erfolgt durch die Entnahme von Gewebsproben (Biopsien) und deren Beurteilung unter dem Mikroskop. Das betroffene Gewebe kann dabei beispielsweise ein Lymphknoten sein oder die Magenschleimhaut. Maligne Lymphome werden umgangssprachlich auch als Lymphdrüsenkrebs bezeichnet, wobei dieser Name mitunter auch nur für das Hodgkin-Lymphom verwendet wird.

Hodgkin-Lymphom (Morbus Hodgkin)

Das Hodgkin-Lymphom, auch bekannt als Morbus Hodgkin, wird nicht weiter in Unterformen eingeteilt. Die genaue Ursache für die Krankheitsentstehung ist bisher ungeklärt. Die seltene Erkrankung betrifft vor allem junge Erwachsene zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr und Personen, die älter als 55 Jahre alt sind.

Detailliere Informationen über das Krankheitsbild Morbus Hodgkin finden Sie hier.

Non-Hodgkin-Lymphome (NHL)

Die malignen Non-Hodgkin-Lymphome kommen in Deutschland deutlich häufiger vor als der Morbus Hodgkin und können weiter in die T-Zell-Lymphome und die B-Zell-Lymphome unterteilt werden. Betroffen sind dabei die T- oder B-Lymphozyten, deren Zusammenspiel eine entscheidende Rolle bei der Immunantwort unseres Körpers einnimmt – es handelt sich also um wichtige Bestandteile des Immunsystems. Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Bei der Einteilung wird unterschieden, welcher Typ der beiden Immunzellen betroffen ist.

Die Gruppe der B-Zell-Lymphome besteht – ebenso wie die der T-Zell-Lymphome – aus niedrig-malignen Unterformen, die langsamer wachsen, und sogenannten hoch-malignen Unterformen, die sich schnell und aggressiv verbreiten. Insgesamt gibt es sehr viele Unterformen, von denen im Folgenden nur einige Beispiele genannt werden.

Hier können Sie sich ausführlich über Non-Hodgkin-Lymphome informieren.

B-Zell-Lymphome

Zu den niedrig-malignen B-Zell-Lymphomen zählen unter anderem:

  • Die chronisch-lymphatische Leukämie (CLL), die vor allem im mittleren bis höheren Lebensalter auftritt, mit einem Häufigkeitsgipfel zwischen 70 und 75 Jahren. Aufgrund höherer Zahlen weißer Blutkörperchen (Leukozytose) im Blut wird sie sowohl der Gruppe der Lymphome als auch den Leukämien (Blutkrebs) zugeordnet.
  • Die Haarzellleukämie, die ihren Namen durch ihr typisches Erscheinungsbild im Blutausstrich erlangt. Bei einem Blutausstrich wird ein Blutstropfen auf einen Objektträger aufgetragen und gleichmäßig verstrichen. Anschließend wird das Blut mikroskopiert, wobei man im Fall der Haarzellleukämie charakteristische Immunzellen mit haarförmigen Ausläufern sehen kann.
  • Das MALT-Lymphom, dem häufig eine Magenentzündung mit dem Bakterium Helicobacter pylori vorausgeht. Meist betrifft es die Magenschleimhaut, selten (aber sehr gefährlich) ist das Auftreten dieser Krebsform in der Lunge.
  • Das follikuläre Lymphom als zweithäufigstes malignes Lymphom, welches ebenfalls häufig im Magen-Darm-Trakt zu finden ist.
  • Das Mantelzell-Lymphom, das seinen Namen aufgrund der Ähnlichkeit der entarteten Zellen zu gesunden Immunzellen der Mantelzone lymphatischer Gewebe erhält. Die Mantelzone ist ein Bereich im lymphatischen Gewebe, der unter dem Mikroskop sichtbar wird.
  • Das Multiple Myelom, bei dem sich häufig bestimmte Eiweiße, die Bence-Jones-Proteine, im Urin nachweisen lassen. Diese werden durch die entarteten Tumorzellen produziert. Das Ausscheiden der Proteine über den Harn kann sich durch einen schäumenden Urin zeigen.

Zu den hoch-malignen Unterformen der B-Zell-Lymphome zählen unter anderem:

  • Das Burkitt-Lymphom, welches vor allem im Kindesalter oder in Verbindung mit HIV in Afrika und Südamerika auftritt.
  • Das diffus-großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) als häufigstes malignes Lymphom.

T-Zell-Lymphome

Wie die B-Zell-Lymphome, so kann man auch die T-Zell-Lymphome in niedrig- und hochmaligne Unterformen einteilen.

Zu den niedrig-malignen Tumoren zählen unter anderem:

  • Das kutane T-Zell-Lymphom (Mycosis fungoides), welches die Haut betrifft. Es zeigen sich schuppende, juckende Stellen auf der Haut, in die im Verlauf bräunliche Flecken einwachsen können. Daraufhin können sich halbkugelförmige Tumoren ausbilden.
  • Die adulte T-Zell-Leukämie, eine seltene Sonderform, die vor allem Erwachsene betrifft.

In die Gruppe der hoch-malignen T-Zell-Lymphome zählt unter anderem:

  • Das anaplastisch-großzellige Lymphom, welches vor allem im Kindes- und Jugendalter auftritt.

Symptome: Wie macht sich ein Lymphom bemerkbar?

Ein malignes Lymphom kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen, die der*die Arzt*Ärztin beim Stellen der Diagnose teils nur mit entsprechenden Untersuchungen feststellen kann:

  • Durch die sogenannte B-Symptomatik, die aus ungewolltem Gewichtsverlust, starkem nächtlichem Schwitzen (mit notwendigem Wechsel der Bekleidung in der Nacht) und Fieber besteht. Von einer B-Symptomatik spricht man bereits, wenn eines der drei Symptome vorliegt.
  • Die Lymphknoten können schmerzlos vergrößert sein. Besonders gut kann man diese am Hals ertasten.
  • Im Ultraschall kann eine Vergrößerung der Milz auffallen, die als Organ dem lymphatischen System angehört.
  • Durch die Erkrankung fehlerhaft und in großen Mengen produzierte Lymphozyten können andere Zellarten aus dem Knochenmark verdrängt werden, so unter anderem die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die Blutplättchen (Thrombozyten) und die Blutzellen des Immunsystems (Leukozyten):
    • Der Mangel an roten Blutkörperchen kann zu einer Blutarmut führen, die sich unter anderem durch Blässe und Erschöpfung äußern kann.
    • Das Fehlen der Blutplättchen zeigt sich durch eine vermehrte Blutungsneigung mit stärkeren und länger andauernden Blutungen nach Verletzungen.
    • Das Fehlen der Immunzellen führt dazu, dass Betroffene anfälliger für Infekte sein können und somit häufiger krank werden.
    • Diese Blutbildveränderungen, sowie mögliche Infektionskrankheiten, kann der*die Arzt*Ärztin durch Blutentnahmen feststellen.
  • Des Weiteren haben manche Untergruppen der Lymphome besondere Erkennungsmerkmale, wie beispielweise das klassische Hautbild des kutanen Lymphoms, welches bereits beschrieben wurde.

Die genannten Symptome gelten vor allem für bösartige Lymphome. Gutartige Lymphome machen sich meist nur durch vergrößerte, druckempfindliche Lymphknoten aufgrund von Infektionen bemerkbar.

Was ist die Ursache für Lymphome?

Gutartigen Lymphomen liegt meist eine Infektionskrankheit zugrunde. Diese kann beispielsweise durch Zecken übertragen werden (Borrelien), aber auch durch den Kontakt zwischen Menschen – im Fall des Pfeiffer'schen Drüsenfiebers meist durch Speichel ("kissing disease").

Infektionskrankheiten können auch die Entstehung von malignen Lymphomen begünstigen. So wird beispielsweise das Burkitt-Lymphom mit HIV und dem Epstein-Barr-Virus, welches das Pfeiffer'sche Drüsenfieber auslösen kann, in Verbindung gebracht. Dem MALT-Lymphom des Magens geht häufig eine Entzündung des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori voraus. Außerdem schwächt eine Infektion mit HIV das Immunsystem, was die Entstehung von Krankheiten im Allgemeinen begünstigt.

Außerdem können auch weitere Faktoren, wie giftige Substanzen oder eine vorangegangene Strahlen- oder Chemotherapie, das Risiko für die Krebsentstehung begünstigen.

Wie behandelt man ein Lymphom?

Bei der Therapie von Non-Hodgkin-Lymphomen unterscheidet man zwischen den niedrig-malignen und den hoch-malignen Tumorerkrankungen. Ein niedrig-maligner, geringer Befall des Lymphsystems kann teilweise noch mit einer Strahlentherapie geheilt werden. Bei größerem Tumorbefall oder hoch-malignem Krebs kommt die Chemotherapie zum Einsatz.

In der Therapie des Hodgkin-Lymphoms wird die Chemotherapie mit anschließender Bestrahlung kombiniert.

Gutartige Lymphome bedürfen meist keiner Therapie. Da ihnen in der Regel eine Infektionskrankheit zugrunde liegt, kann diese gegebenenfalls behandelt werden. Mit Abheilung der zugrundeliegenden Erkrankung heilt schließlich auch das benigne Lymphom ab.

Wie gefährlich ist ein malignes Lymphom?

Das Hodgkin-Lymphom hat eine sehr gute Prognose. Es beinhaltet jedoch ein erhöhtes Risiko für weitere Krebserkrankungen, die im Verlauf auftreten können, wie beispielsweise Schilddrüsen- oder Brustkrebs.

Die Heilungschance des Non-Hodgkin-Lymphoms ist schlechter als die des Morbus Hodgkin. Circa 70 Prozent der Betroffenen überleben die ersten fünf Jahre, wohingegen die Lebenserwartung bei Morbus Hodgkin mit circa 90 Prozent deutlich höher ist.

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