Mann mit Zungenkrebs
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Zungenkrebs (Zungenkarzinom): Anzeichen und Behandlung

Von: Carina Lang (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 07.05.2021 - 09:49 Uhr

Jährlich erkranken etwa 10.000 Menschen in Deutschland an Zungenkrebs, Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen. Damit ist diese Krebsart zwar im Vergleich zu Brustkrebs oder bösartigen Veränderungen der Prostata eine eher seltene Erkrankung, jedoch sollte sie nicht unterschätzt werden. Die Prognose des Zungenkarzinoms, wie der Krebs der Zunge in der Fachsprache genannt wird, ist nämlich eher schlecht. Was Zungenkrebs ist, woran man Zungenkrebs erkennt, wie man ihn behandelt und wie die Heilungschancen aussehen, erfahren Sie im Folgenden.

Zungenkrebs – was ist das eigentlich und wie entsteht er?

Als Zungenkrebs oder Zungenkarzinom wird eine bösartige Veränderung der Zunge bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Form des Mundhöhlenkrebs. In den meisten Fällen handelt es sich bei den Tumoren um sogenannte Plattenepithelkarzinome.

Krebs entsteht im Körper, wenn die Erbinformation bestimmter Zellen verändert ist und diese sich dann schneller und unkontrollierter als andere teilen. Normalerweise werden Zellteilung und Zelltod von körpereigenen Mechanismen streng kontrolliert, die Erneuerung der Zellen ist also ein ganz normaler Prozess. Jedoch sind Krebszellen mitunter in der Lage, sich dieser Kontrolle zu entziehen und sich unkontrolliert zu vermehren.

Bösartige Tumoren, auch Karzinome genannt, entstehen in der Folge. Kennzeichnend für sie ist außerdem, dass sie in Nachbargewebe eindringen und sich im Körper ausbreiten – sie bilden sogenannte Metastasen. Ist dies geschehen, ist der Zungenkrebs meist inoperabel und die Lebenserwartung deutlich verringert im Vergleich zu früheren Stadien.

Was sind Risikofaktoren und Ursachen für Zungenkrebs?

Von Zungenkrebs sind mehr Männer als Frauen betroffen, meist sind Betroffene dabei über 60 Jahre alt. Wie bei vielen anderen Krebserkrankungen auch tragen bestimmte Risikofaktoren zur Entstehung des Zungenkarzinoms bei:

  • So stehen Rauchen und Alkoholkonsum eindeutig mit dem Auftreten von Zungenkrebs und anderen Krebserkrankungen der Mundhöhle und des Rachens in Zusammenhang.
  • Auch schlechte Mundhygiene kann zur Krebsentstehung beitragen.
  • Zudem spielt das Humane Papillomavirus (HPV), das man vielleicht sonst eher mit dem Gebärmutterhalskrebs in Verbindung bringt, eine große Rolle.

Auch genetische Faktoren können Ursache eines Zungenkrebs sein.

Erste Anzeichen: Wie sieht Zungenkrebs aus?

Auch im Anfangsstadium ist Zungenkrebs oft an typischen Anzeichen zu erkennen: Im Frühstadium ist oft ein weißlicher oder gräulicher Fleck zu sehen, der meist am Rand der Zunge oder an deren Unterseite auftritt, selten auch an der Zungenspitze. Dieser ist meist leicht erhaben (also ein "Knubbel"), rau, weist eine Einziehung auf und lässt sich weder abwischen noch abkratzen. Dieses Symptom wird in der Fachsprache als Leukoplakie bezeichnet.

Ebenso können diese Stellen leicht gerötet aussehen und leicht anfangen zu bluten. Diese Veränderungen sind zu Beginn meist schmerzlos und verursachen keine Beschwerden. Sie werden von Betroffenen oft für Druckstellen oder Bissverletzungen gehalten.

Generell gilt: Bei Veränderungen der Zunge oder der Mundschleimhaut, die länger als zwei Wochen bestehen und den genannten Anzeichen ähneln, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Dies kann zu Beginn der Hausarzt oder der Zahnarzt sein, der dann im Zweifelsfall zum Spezialisten überweisen sollte. Dies ist in den meisten Fällen der Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO). Gehen Sie im Zweifel lieber einmal zu viel als zu wenig zum Arzt, denn es ist maßgeblich für die Heilungschancen, dass das Zungenkarzinom im Anfangsstadium diagnostiziert wird.

Symptome: Wie äußert sich Zungenkrebs?

Zusätzlich zu den bereits genannten ersten Anzeichen, die meist bei den Vorstufen des Zungenkarzinoms und in frühen Stadien auftreten, gibt es weitere Symptome, die oft erst mit dem Wachstum des Tumors auftreten und daher für das Vorhandensein eines bösartigen Tumors im Mundraum sprechen. Dazu zählen:

  • Schwellungen im Bereich von Mund und Hals
  • Fremdkörpergefühl, besonders, wenn es einseitig auftritt
  • Schluckstörungen
  • vermehrter Speichelfluss
  • Mundgeruch
  • Schmerzen an der Zunge oder beim Schlucken oder Sprechen
  • Schwierigkeiten beim Sprechen
  • verminderte Beweglichkeit der Zunge
  • Taubheitsgefühl der Zunge, der Lippen oder der Mundhöhle
  • Zungenbrennen
  • verminderte Fähigkeit, den Mund zu öffnen
  • Zahnlockerungen
  • Blutungen unklarer Ursache

Sollten Sie eines oder mehrere dieser Symptome bei sich bemerken, sollten Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Besonders Schwellungen am Hals sprechen in Kombination mit den typischen Symptomen im Mundraum dafür, dass die dortigen Lymphknoten betroffen sind. Das könnte bedeuten, dass der Krebs dorthin bereits gestreut hat und es keine Zeit zu verlieren gilt. Ein unbehandelter Tumor an der Zunge wächst immer weiter und kann nicht nur streuen, sondern im Endstadium auch zur Folge haben, dass Betroffene nicht mehr richtig essen können und abmagern.

Wie wird Zungenkrebs diagnostiziert?

Grundsätzlich ist es wichtig, dass bei Verdacht auf Zungenkrebs ein Spezialist die weitere Diagnostik und Behandlung übernimmt. Dies ist in den meisten Fälle der Hals-Nasen-Ohren-Arzt.

Nach einer ausführlichen Anamnese (Patientengespräch) erfolgt zunächst eine gründliche Untersuchung der Zunge sowie des Mund- und Rachenraums. Dies kann zum Beispiel als Erstes durch genaues Anschauen und Abtasten der verdächtigen Läsion geschehen. Anschließend folgt eine Untersuchung mithilfe eines Spiegels oder eines Endoskops, also eines kleinen Schlauch mit einer Kamera daran. Vor der Untersuchung wird der Mund- und Rachenraum mithilfe eines Sprays betäubt.

Eine ganzheitliche Untersuchung dieses Bereiches ist wichtig, da es vorkommen kann, dass neben dem Zungenkarzinom weitere Tumoren in der Umgebung vorhanden sein können. Wichtig ist es auch, eine Gewebeprobe (Biopsie) von der verdächtigen Stelle an der Zunge zu entnehmen, um sicher feststellen zu können, ob es sich um eine bösartige Wucherung handelt.

Weiterhin ist es wichtig, zu untersuchen, ob der Krebs sich bereits ausgebreitet hat. Hierzu kann eine Ultraschalluntersuchung der Halslymphknoten nützlich sein. Außerdem sollte eine bildgebende Untersuchung des Kopfes, des Halses und des Brustkorbs erfolgen, da das Zungenkarzinom im fortgeschrittenen Stadium besonders in diese Körperbereiche streut. Die Untersuchung kann mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) geschehen.

Wie wird das Zungenkarzinom behandelt?

An der Behandlung des Zungenkarzinoms sind meist mehrere Fachrichtungen beteiligt. Dabei können Ärzte der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Onkologie, der Strahlentherapie, der Zahnheilkunde, der Radiologie, der plastischen Chirurgie oder der Neurochirurgie beteiligt sein. Ebenso gibt es hierfür Spezialkliniken, die alle Fachgebiete miteinander vereinen.

Im Anfangsstadium, wenn der Krebs noch nicht gestreut hat, ist eine Operation mit vollständiger Entfernung des Tumors sowie einer Rekonstruktion des Defektes meist die geeignete Therapie. Bei der Operation wird der Teil der Zunge, der vom Krebs betroffen ist, entfernt und anschließend durch plastische Chirurgie wieder aufgebaut. Für den Aufbau wird meist körpereigenes Gewebe, wie zum Beispiel ein Stück aus der Oberschenkelmuskulatur, verwendet.

In fortgeschritteneren Stadien kann eine zusätzliche Entfernung der betroffenen Lymphknoten (eine sogenannte Neck Dissection) notwendig sein. Bei Lymphknotenbefall und fortgeschrittenem Tumor wird das betroffene Gebiet nach der OP meist bestrahlt, eine Chemotherapie kann ebenso sinnvoll sein.

Hat der Tumor bereits sehr weit gestreut, ist er sehr groß, sodass er Nachbargewebe befallen hat, oder kann man ihn nicht operieren, wird eine Strahlentherapie in Kombination mit einer Chemotherapie angestrebt. Ist dieses Stadium erreicht, spricht man von einer palliativen Therapie. Sie zielt nicht mehr auf Heilung, sondern eher auf Linderung der Beschwerden ab. Im Anfangsstadium hingegen spricht man von einer kurativen Therapie, hier kann noch eher von einer Heilung ausgegangen werden.

Prognose: Ist Zungenkrebs tödlich?

Die durchschnittliche Prognose einer Krebserkrankung ist generell mit Vorsicht zu betrachten. Die Heilungschancen hängen stark vom Tumorstadium, der Krebsart und vom Patienten ab und sind daher individuell unterschiedlich. Auch sind die Zahlen, die sich im Zusammenhang mit der Prognose von Krebserkrankungen finden, lediglich statistische Werte, die oft im Einzelfall nicht zutreffen.

Generell ist das Zungenkarzinom eine Erkrankung mit einer sehr schlechten Prognose und Überlebenschance. Dies liegt unter anderem daran, dass der Krebs oft spät bemerkt und erkannt wird. Zusätzlich treten nach überstandener Krebserkrankung in vielen Fällen Zweittumore auf. Diese können an derselben Stelle oder aber an sämtlichen anderen Lokalisationen im Mund zu finden sein.

Umso wichtiger ist es, auffällige Befunde an der Zunge im Zweifelsfall immer frühzeitig abklären zu lassen, um die Überlebens- und Heilungschancen zu verbessern. Darüber hinaus können auch eine gute Mundhygiene sowie der Verzicht auf Alkohol und Zigaretten dazu beitragen, Zungenkrebs vorzubeugen.

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