EMDR als Traumatherapie – Auge
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EMDR als Traumatherapie

Von: Eva Wölbert
Letzte Aktualisierung: 22.06.2011 - 11:38 Uhr

Die Abkürzung EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing. EMDR wurde Ende der 80er Jahre von der amerikanischen Psychologin Francine Shapiro erfunden. Damit ist EMDR eine relativ neue Methode in der Traumatherapie. Die Wirksamkeit von EMDR in der Traumatherapie ist wissenschaftlich bestätigt.

Was passiert bei EMDR?

Der Patient soll bei einer EMDR Therapie unter Anleitung des Psychotherapeuten Erinnerungen an das Trauma wachrufen. Dabei folgt er mit den Augen den Fingern des Therapeuten, der diese schnell und rhythmisch nach links und rechts bewegt. EMDR sollte nur im Rahmen einer umfassenderen Traumatherapie durch einen entsprechend geschulten Arzt oder Psychologen durchgeführt werden.

Sinn einer EMDR Therapie

Normale Erfahrungen speichern wir im Gedächtnis, indem sie sortiert und mit bisherigen Inhalten verknüpft werden. Ein Trauma hingegen wird vermutlich nicht normal einsortiert, sondern mitsamt allen dazu gehörenden Sinneseindrücken und Gedanken separat gespeichert. Später kann alles was an das Trauma erinnert – ein lauter Knall, ein Geruch, eine Berührung – dazu führen, dass der Betroffene das Gefühl hat, die Situation nochmals zu durchleben. Angst, Hilflosigkeit und körperliche Reaktionen wie Atemnot und Herzrasen sind die Folge. Ziel einer EMDR Therapie ist deshalb, die Erinnerung an das Trauma wie eine ganz normale Erinnerung ins Gedächtnis einzusortieren. Betroffene sollen sich nicht mehr wehrlos in die Situation zurückversetzt fühlen, sondern im Anschluss an eine Traumatherapie die Erinnerungen normal wahrnehmen und aushalten können.

EMDR: Wirkung der Methode

Eine Traumatherapie mit EMDR soll über drei Mechanismen bewirken, dass der Betroffene die Erinnerungen an das Trauma nicht mehr als bedrohlich erfährt:

  • Bei EMDR werden Erinnerungen an das Trauma wiederholt in der sicheren Umgebung der Therapie hervorgeholt und so mit dem Gefühl relativer Sicherheit verknüpft. So lernt der Betroffene, dass die Erinnerungen nicht bedrohlich sind. Das liegt daran, dass das Gedächtnis alles miteinander verknüpft was häufig gepaart auftritt. Ähnlich wie bei Höhenangst oder Flugangst wird die Angst immer geringer, je öfter man sich ihr stellt.
  • Forscher gehen davon aus, dass im Traum Erinnerungen sortiert und im Langzeitgedächtnis gespeichert werden. Die schnellen Augenbewegungen während der EMDR Therapie sollen die Augenbewegungen simulieren, die wir machen, wenn wir träumen. EMDR soll so Gedächtnisprozesse anregen und eine schnellere Heilung mittels Traumatherapie ermöglichen.
  • Die rhythmische Stimulierung durch die Augenbewegungen soll dem Patienten außerdem erleichtern, sich zu entspannen und die bedrohlichen Erinnerungen an neutrale Reize zu koppeln. Deshalb setzen manche Therapeuten zusätzlich auch beidseitige Berührungen an den Armen ein.

Hilft EMDR den Betroffenen?

Wissenschaftliche Untersuchungen an vielen Patienten mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) haben gezeigt, dass eine EMDR Therapie ebenso gute Effekte erzielt wie andere psychotherapeutische Verfahren der Traumatherapie. Dazu gehört die einfache Expositionstherapie, ein Standardverfahren in der Verhaltenstherapie. Ähnlich wie bei der EMDR Methode erinnert sich der Patient mit Unterstützung des Therapeuten kontrolliert an das Trauma – allerdings ohne besondere Augenbewegungen. Da EMDR in vergleichenden Studien nicht besser abschneidet als die einfache Expositionsbehandlung ist es fraglich, ob die Augenbewegungen tatsächlich einen Effekt auf den Behandlungserfolg haben.

Was muss man bei EMDR beachten?

Bevor der Therapeut mit der EMDR Therapie beginnt, sollte er sich ein Bild machen, ob der Betroffene für eine EMDR Therapie geeignet ist. Der Patient sollte vorher Stabilisierungstechniken üben. Diese geben während der intensiven und angstauslösenden Erinnerungen an das Trauma ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle. EMDR Therapie ist seit 2006 vom wissenschaftlichen Beirat für Psychotherapie als wirksames Verfahren zur Traumatherapie bei Erwachsenen anerkannt. Obwohl damit die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind, werden die Kosten für eine EMDR Behandlung derzeit (Stand Ende 2010) nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.