Frau an lauter Straße
© ohurtsov

Lärm macht krank

Von: Gesundheit-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 07.11.2019 - 15:09 Uhr

Eine Studienauswertung im Forschungsverbund "Lärm & Gesundheit" im Auftrag der WHO belegt: Bei Menschen, die durch Lärmbelästigung unter Schlafstörungen leiden, steigt das Risiko für Allergien, Herzkreislauferkrankungen, Bluthochdruck und Migräne erheblich. Neben dem Sehen ist das Hören ein weiteres wichtiges Sinnesorgan, denn das Gehör ist für unser soziales Miteinander unerlässlich.

Hörsinn in stets lauter Umwelt

Wer schlecht hört, kann auch schlecht mit anderen kommunizieren. Dadurch wird die Möglichkeit, soziale Kontakte aufzunehmen und zu pflegen, eingeschränkt. Vereinsamung und Isolation können drohen. Der Hörsinn warnt und alarmiert uns außerdem, wenn Gefahren auftauchen.

Aber: Das Gehör ist bedroht, denn unsere Umwelt ist heutzutage nicht mehr still. Straßenverkehrslärm, Fluglärm selbst der allgegenwärtige Gewerbe- oder Nachbarschaftslärm schallt auf unsere Ohren. Inzwischen prasseln nahezu rund um die Uhr Geräusche auf uns ein – und das kann auf Dauer krank machen.

Lärm als doppelte Gefahr

Dabei sind zwei Gefahren zu unterscheiden, nämlich die Schäden am Gehör selbst und die psychischen Auswirkungen einer dauernden Lärmbelästigung. Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Tinnitus und Schwerhörigkeit sind zur Volkskrankheit geworden. Das Beunruhigende daran: Bereits 15 Prozent der Jugendlichen hören bereits so schlecht wie 50-Jährige. Pro Jahr gibt es 6.000 neue Fälle von "lärmbedingter Schwerhörigkeit", die als Berufskrankheit anerkannt werden.

Die psychischen Folgen sind teilweise noch weitreichender:

  • Konzentrationsmangel
  • Kreislauferkrankungen
  • Bluthochdruck
  • Lernbehinderungen bei Kindern
  • Schlafstörungen
  • psychiatrische Erkrankungen
  • und weitere Folgen bis hin zum Herzinfarkt

Wirkung von Lärm

Die krankmachende Wirkung von Lärm ist nicht so einfach zu beurteilen wie bei einer Infektionskrankheit, bei der die Ursache gefunden und mit einem Erregerbefund nachweisbar ist. Die gesundheitsbeeinträchtigende Wirkung von Lärm ist – von den Hörschäden einmal abgesehen – meistens ein langer, schwer überschaubarer Prozess, der von zahlreichen anderen Faktoren mit beeinflusst werden kann.

Was ist Lärm eigentlich?

Unsere Augen können wir schließen – unsere Ohren nicht. Lärm aus dem Weg zu gehen ist deshalb nicht immer einfach. Lärm ist ein unerwünschter, unangenehmer oder schädlicher Schall. Schall als physikalische Größe ist genau messbar – Lärm jedoch ist eine ganz individuelle Angelegenheit. Dabei spielen Größen wie Empfindlichkeit sowie die innere Beurteilung, was als Lärm empfunden wird eine entscheidende Rolle.

Wichtig ist außerdem, ob der Lärm permanent vorkommt oder ob er nur vorübergehend auf unser Gehör prasselt. Die Schmerzgrenze für unsere Ohren liegt bei 120 Dezibel, aber auch Straßenlärm mit rund 80 Dezibel kann auf Dauer krank machen.

LautstärkeGeräusch
1 DezibelHörschwelle – der Mensch kann Geräusche wahrnehmen
10 DezibelRaschelndes Blatt
60 DezibelNormales Geräusch
80 DezibelVerkehrsreiche Straße, Autobahn
85 DezibelDie Schallwellen können die Gehörzellen schwächen und bei dauernder Belastung zerstören.
90 DezibelSchwerer Lkw
110 DezibelDiskothek
120 DezibelSchallwellen werden als Schmerz empfunden
130 DezibelFlugzeuglärm
Leiden Sie an einer Laktoseintoleranz?
Ja.
13%
Vermutlich.
16%
Nein, definitiv nicht.
72%
Mehr Umfragen

Ruhe und Stille – nicht einfach zu finden

Ein beständig hoher Geräuschpegel im Lebensumfeld ist Risikofaktor für viele körperliche Beschwerden. Dauernde Lärmbelastungen haben aber auch soziale Folgen: Lärm kann zu Schlafstörungen führen, die sich wiederum auf die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz oder in der Schule auswirken. Lärm auf stark befahrenen Strassen stört auch die Verständigung in der Familie oder mit den Nachbarn und schränkt die Spielmöglichkeiten für Kinder ein. Dies kann zur Isolierung führen und damit letztendlich zu einer Vereinsamung der Menschen.

9 Strategien für mehr Stille

Die Deutsche Gesellschaft für Akustik (DEGA) gibt 9 Tipps, wie Sie mehr Ruhe in Ihren Alltag bringen können:

  1. Rücksicht: Machen Sie nicht mehr Lärm als unbedingt erforderlich und unter gegebenen Umständen vermeidbar ist.
  2. Schützen Sie sich: Tragen Sie immer Gehörschutz, wenn es vorgeschrieben oder ratsam ist. Benutzen Sie dafür ausschließlich Produkte mit optimaler Schutzfunktion.
  3. Schützen Sie Ihre Kinder: Überprüfen Sie das Spielzeug Ihrer Kinder! Knackfrösche und Schreckschusspistolen können auch bei kurzzeitiger Einwirkung erhebliche Gehörschäden nach sich ziehen!
  4. Ohrschutz bereit halten: Überprüfen Sie vor jeder Tätigkeit, ob ein Hörschutz notwendig ist: zum Beispiel beim Rasen mähen, Hecke schneiden oder beim Heimwerken.
  5. Denken Sie an Ihre Freunde: Ermutigen Sie Freunde und Bekannte, es Ihnen gleich zu tun und obige Punkte jeden Tag neu zu überdenken und zu beachten.
  6. Ruhige Freizeitgestaltung: Unterlassen Sie Freizeitaktivitäten, die mit viel Lärm verbunden sind.
  7. Zimmerlautstärke: Überprüfen Sie kritisch die Lautstärkeeinstellung an Ihren Radio- und Fernsehgeräten, von denen Sie täglich beschallt werden.
  8. Kontrolluntersuchungen: Lassen Sie in regelmäßigen Abständen Ihr Gehör von Fachleuten überprüfen.
  9. Öfter mal Stille: Überdenken Sie Ihre Gewohnheiten: Muss der CD-Player, das Radio oder Fernsehgerät im Hintergrund laufen? Den ersten Schritt gegen die Belästigung durch zuviel Lärm kann jeder selber unternehmen, nämlich eigenen Lärm vermeiden. Das heißt, den CD-Player oder das Fernsehgerät einfach mal abschalten und die Ruhe auf sich wirken lassen. Denn: Wir entscheiden uns durch unser Verhalten und unseren Lebensstil, ob es um uns herum leiser wird oder nicht.