Brennnessel - Heilpflanze mit Tradition

Brennnessel
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Die Brennnessel ist eher unbeliebt, weil sie sich massenhaft vermehrt und bei Berührung unangenehm schmerzt. Doch als Heilpflanze hat sie eine lange Tradition und hilft bei Rheuma, Blasenentzündungen und Prostatabeschwerden. Historisch gesehen ist die Brennnessel eine Pflanze mit einer durchaus imponierenden Laufbahn: Das erste dichterische Loblied wird der Brennnessel durch den römischen Dichter Catull im 1. Jahrhundert vor Christus zuteil, der diese Pflanze pries, nachdem sie seinen Schnupfen und Husten heilte. Dioskurides, ein griechischer Arzt des 1. Jahrhunderts nach Christus, behandelte mit der Brennnessel Krankheiten, bei denen sie auch heute noch Anwendung findet.

Brennnessel als Messwerkzeug

Im Mittelalter diente die Nessel im Krankheitsfall zur Probe, wie ernst es um den Patienten bestellt war. Dazu legte man die Pflanze in den Harn des Kranken. Blieb die Brennnessel Tag und Nacht grün, sprach dies für baldige Genesung, schrumpfte sie aber, zeigte das die Ernsthaftigkeit der Erkrankung.

Verbreitung und Arten von Brennnesseln

Zur Familie der Brennnessel, den Urticaceen, gehören mehr als 30 Arten. Die große Brennnessel (Urtica dioica) wird 60 cm bis 150 cm hoch und ist aus botanischer Sicht eine Besonderheit: Sie ist eine so genannte zweihäusige Pflanze, d.h. sie besitzt nur männliche oder weibliche Blüten. Die kleine Brennnessel (Urtica urens) wird nur 15 cm bis 45 cm hoch und jede Pflanze hat vereint in der Blüte weibliche und männliche Anteile.

Der Gattungsname Urtica stammt vom lateinischen "urere", was übersetzt "brennen" bedeutet, dioica heißt das besagte "zweihäusig". Beide Arten sind auf der ganzen Erde in den gemäßigten Zonen verbreitet. Vor allem die kleine Brennnessel wächst fast überall – auf Wegen, Feldern, Wiesen, Schutthalden und in Gärten. Die Pflanze blüht von Frühjahr bis in den späten Herbst mit Ähren aus kleinen grünlichen Blüten und wird – blühend oder nicht – von Mai bis Ende Juli gesammelt.

Stängel und Blätter sind mit Brennhaaren besetzt, deren kugelförmige Spitzen bei Berührung der frischen Pflanze abbrechen. Dabei werden ihre Inhaltsstoffe (Ameisensäure sowie entzündungsfördernde Substanzen) in die Haut freigesetzt und lösen das typische Brennen und die Quaddelbildung aus. Angesichts dieser Wirkung hat die Brennnessel einer allergischen Reaktion der Haut ihren Namen gegeben: der Nesselsucht oder Urtikaria.

Brennnesseln für Blase und Nieren

In der Medizin finden überwiegend die Pflanzenteile der großen Brennnessel Verwendung. Die Zubereitungen aus den Blättern und dem Kraut wirken leicht wassertreibend, was auf den hohen Gehalt an Mineralstoffen, vor allem Kalium, zurückgeführt wird. Deshalb eignen sich die Teezubereitungen aus Brennnesselblättern und -kraut als wasserausscheidendes Mittel (Diuretikum) zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrießbildung.

Brennnesseln gegen Rheuma

Ihre heilende Wirkung bei Rheuma und entzündlichen Gelenkerkrankungen verdankt die Brennnessel ihrem Gehalt an Caffeoyläpfelsäure und ungesättigten Fettsäuren, die antientzündliche Eigenschaften besitzen. Dabei sind standardisierte Fertigpräparate oft hochwertiger als die lose Teedroge. Denn das Kraut ist häufig mit Stängelstücken versetzt, die weniger Inhaltsstoffe enthalten. Brennnesselextrakt ist gut verträglich und kann auch langfristig eingenommen werden, um eine antirheumatische Behandlung zu unterstützen.

Brennnessel zur Behandlung der Prostata

Die Wurzel der Brennnessel eignet sich zur Behandlung von Beschwerden bei beginnender gutartiger Prostatavergrößerung. Unklar ist, welche Inhaltsstoffe hier wirken: Fettsäuren, Phytosterone oder Lekine. Meist werden dabei Fertigarzneimittel mit gleich bleibendem Wirkstoffgehalt eingesetzt. Diese beheben jedoch nur die Beschwerden, nicht aber die Vergrößerung der Prostata an sich. Regelmäßige Arztbesuche sind deshalb wichtig.

Zubereitung von Brennnesseltee

Brennnesseltee hilft, Blasenentzündungen und Nierengrieß vorzubeugen und unterstützend zu behandeln. Dazu 3 bis 4 Teelöffel Brennnesselkraut oder -blätter (circa 4 g) mit 150 ml heißem Wasser übergießen und nach 10 Minuten durch ein Teesieb geben. Drei- bis viermal täglich eine Tasse frisch bereiteten Tee trinken. Generell ist bei Beschwerden der ableitenden Harnwege auf eine reichliche Flüssigkeitszufuhr zu achten. Doch Vorsicht: Patienten mit Herz- oder Nierenschwäche oder Wassereinlagerungen im Gewebe dürfen nur eine begrenzte Flüssigkeitsmenge zu sich nehmen!

Aktualisiert: 12.09.2016
Autor*in: gesundheit.de

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